Sifan Hassan

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Sifan Hassan

Sifan Hassan (2018)
Sifan Hassan bei der EM in Berlin 2018

Nation Niederlande Niederlande
Geburtstag 1. Januar 1993 (31 Jahre)
Geburtsort NazretAthiopien Äthiopien
Größe 170 cm
Gewicht 49 kg
Karriere
Disziplin Mittel- und Langstreckenlauf
Verein Eindhoven Atletiek
Trainer Tim RowBerry
Nationalkader seit 2013
Status aktiv
Medaillenspiegel
Olympische Spiele 2 × Goldmedaille 0 × Silbermedaille 1 × Bronzemedaille
Weltmeisterschaften 2 × Goldmedaille 1 × Silbermedaille 3 × Bronzemedaille
Europameisterschaften 2 × Goldmedaille 2 × Silbermedaille 0 × Bronzemedaille
Hallenweltmeisterschaften 1 × Goldmedaille 1 × Silbermedaille 1 × Bronzemedaille
Halleneuropameisterschaften 1 × Goldmedaille 0 × Silbermedaille 0 × Bronzemedaille
Crosslauf-Europameisterschaften 2 × Goldmedaille 0 × Silbermedaille 0 × Bronzemedaille
World Marathon Majors 2 × Goldmedaille 0 × Silbermedaille 0 × Bronzemedaille
Olympische Ringe Olympische Spiele
Gold Tokio 2020 5000 m
Gold Tokio 2020 10.000 m
Bronze Tokio 2020 1500 m
Logo der World Athletics Weltmeisterschaften
Bronze Peking 2015 1500 m
Bronze London 2017 5000 m
Gold Doha 2019 1500 m
Gold Doha 2019 10.000 m
Bronze Budapest 2023 1500 m
Silber Budapest 2023 5000 m
Logo der World Athletics Hallenweltmeisterschaften
Gold Portland 2016 1500 m
Silber Birmingham 2018 3000 m
Bronze Birmingham 2018 1500 m
Logo der EAA Europameisterschaften
Gold Zürich 2014 1500 m
Silber Zürich 2014 5000 m
Silber Amsterdam 2016 1500 m
Gold Berlin 2018 5000 m
Logo der EAA Halleneuropameisterschaften
Gold Prag 2015 1500 m
Logo der EAA Crosslauf-Europameisterschaften
Gold Hyères 2015 8 km
Gold Belgrad 2013 6 km (U23)
 World Marathon Majors
Gold London 2023 Marathon
Gold Chicago 2023 Marathon
letzte Änderung: 26. August 2023

Sifan Hassan (* 1. Januar 1993 in Nazret, Äthiopien) ist eine niederländische Leichtathletin äthiopischer Herkunft, die im Mittel- und Langstreckenlauf antritt und Olympiasiegerin sowie Welt- und Europameisterin wurde.

Sportliche Laufbahn[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Hassan kam 2008 im Alter von 15 Jahren als Flüchtling aus Äthiopien in die Niederlande.[1] Nach Stationen in Zuidlaren und Leeuwarden zog sie nach Eindhoven, wo sie bei Eindhoven Atletiek unter Aiduna Aitnafa zu trainieren begann.[2] Nach ersten Erfolgen bei kleineren Meetings absolvierte sie 2013 ihre ersten Starts in der Diamond League. Bei der Athletissima in Lausanne wurde sie Zweite über 1500 Meter, bei der DN Galan in Stockholm Dritte über 3000 Meter. Am 22. November 2013 nahm Hassan die niederländische Staatsbürgerschaft an. In ihrem ersten Wettkampf für die Niederlande siegte sie Anfang Dezember im U23-Rennen bei den Crosslauf-Europameisterschaften in Belgrad.[3]

In der Saison 2014 etablierte sich Hassan in der Weltspitze. Bei den Hallenweltmeisterschaften in Sopot belegte sie den fünften Platz im 3000-Meter-Lauf. Im Mai verbesserte sie beim Shanghai Golden Grand Prix den fast 27 Jahre alten niederländischen Rekord von Elly van Hulst im 1500-Meter-Lauf um 2,44 Sekunden auf 4:01,19 Minuten. Nur zwei Wochen später unterbot sie auf derselben Distanz beim Prefontaine Classic in Eugene mit 3:59,38 min als erste Niederländerin die 4-Minuten-Marke.[4] Im Juli setzte sie sich bei ihrem Sieg beim Meeting Areva in Paris mit einer Zeit von 3:57,00 min an die Spitze der Weltjahresbestenliste.[5] Bei den Europameisterschaften in Zürich behauptete sie sich gegen die Mitfavoritin Abeba Aregawi aus Schweden und lief in 4:04,18 min zum Titelgewinn. Darüber hinaus errang sie die Silbermedaille im 5000-Meter-Lauf. Beim Memorial Van Damme in Brüssel verbesserte sie den niederländischen Rekord im 3000-Meter-Lauf auf 8:29,38 Minuten.[6]

Ende Januar 2015 verbesserte Hassan in Karlsruhe den niederländischen Hallenrekord über 1500 Meter auf 4:02,57 min.[7] Im Februar gelang ihr bei der XL-Galan in Stockholm eine weitere Steigerung auf 4:00,46 Minuten.[8] So reiste sie als klare Favoritin zu den Halleneuropameisterschaften in Prag an, wo sie in 4:09,04 Minuten von der Spitze weg zu einem ungefährdeten Sieg lief. Die Freiluftsaison eröffnete sie mit einem zweiten Platz im 1500-Meter-Rennen beim Qatar Athletic Super Grand Prix in Doha. Bei den FBK-Games in Hengelo siegte sie über 1000 Meter in 2:34,68 Minuten, der schnellsten Zeit, die in den letzten sechs Jahren auf dieser Distanz erzielt worden war.[9] Im weiteren Verlauf der Saison gewann sie unter anderem die 1500-Meter-Läufe beim British Athletics Birmingham Grand Prix und bei der Athletissima in Lausanne. Im Juli steigerte sie ihre Bestzeit über 1500 Meter beim Herculis in Monaco auf 3:56,05 Minuten. Diese Leistung reichte allerdings nur für den zweiten Platz, da die Äthiopierin Genzebe Dibaba im selben Rennen mit 3:50,07 min einen Weltrekord aufstellte.[10] Über dieselbe Distanz gewann sie bei den Weltmeisterschaften in Peking die Bronzemedaille hinter Dibaba und der Kenianerin Faith Kipyegon.[11] Hassan schloss die Saison im Dezember mit dem Sieg bei Crosslauf-Europameisterschaften in Hyères ab. 2015 wurde Hassan zudem niederländische Hallenmeisterin im 1500-Meter-Lauf sowie 2016 über 800 Meter.

Bei den Hallenweltmeisterschaften 2016 in Portland siegte Hassan über 1500 Meter in 4:04,96 Minuten vor den Äthiopierinnen Dawit Seyaum und Gudaf Tsegay.[12] Bei den Europameisterschaften in Amsterdam wurde sie Zweite hinter der Siegerin Angelika Cichocka aus Polen. Hingegen verpasste sie bei den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro einen weiteren Medaillengewinn und belegte im 1500-Meter-Lauf den fünften Platz. Außerdem trat sie auch über 800 Meter an, konnte sich aber auf dieser Distanz nicht für das Finale qualifizieren.

Seit Ende 2016 trainiert Hassan im Rahmen des Nike Oregon Projects unter Alberto Salazar.[13] 2017 reiste sie als Weltjahresbeste über 1500 Meter zu den Weltmeisterschaften 2017 in London, verpasste über diese Strecke aber als Fünfte eine Medaille. Im weiteren Verlauf der Weltmeisterschaften trat sie außerdem über 5000 Meter an und konnte sich dort die Bronzemedaille sichern. Im März 2018 startete Hassan bei den Hallenweltmeisterschaften in Birmingham erneut doppelt, dieses Mal gewann sie Silber über 3000 Meter und Bronze im 1500-Meter-Lauf. Bei den Europameisterschaften 2018 in Berlin gewann sie die Goldmedaille im 5000-Meter-Lauf. Vier Wochen zuvor hatte sie beim Europa-League-Meeting in Rabat den Europarekord auf 14:22,34 Minuten verbessert.[14] Einen weiteren Europarekord stellte Hassan am 16. September 2018 in Kopenhagen über die Halbmarathon-Distanz mit 1:05:15 h auf.[15]

Im Februar 2019 gewann Hassan das Rennen 5km Herculis in Monaco und erzielte mit ihrer Siegerzeit von 14:44 Minuten den ersten von der IAAF anerkannten Weltrekord im 5-Kilometer-Straßenlauf.[16] Im April siegte sie beim Berliner Halbmarathon in der Streckenrekordzeit von 1:05:45 Stunden. Im Juli verbesserte sie beim Herculis in Monaco den Meilen-Weltrekord der Russin Swetlana Masterkowa auf 4:12,33 Minuten und sicherte sich in der IAAF-Diamond-League-Gesamtwertung die Titel über 1500 und 5000 Meter. Bei den Weltmeisterschaften in Doha siegte sie in ihrem erst zweiten Rennen über 10.000 Meter mit neuer Bestleistung von 30:17,62 Minuten. Eine Woche später gewann sie über 1500 Meter in 3:51,95 Minuten, einem neuen Europarekord, ebenfalls Gold.

Nachdem bedingt durch die COVID-19-Pandemie die Saison 2020 von zahlreichen Wettbewerbsabsagen und einer Verschiebung der Olympischen Spiele in Tokio um ein Jahr geprägt war, gelang Hassan am 4. September 2020 beim Diamond-League-Meeting in Brüssel ein Stundenweltrekord. Sie lief 18.930 Meter und übertraf die frühere Rekordmarke der Äthiopierin Dire Tune um 413 Meter sowie auch den Europarekord der Italienerin Silvana Cruciata (18.084 Meter) aus dem Jahr 1981.[17] Am 10. Oktober 2020 lief Hassan in Hengelo mit 29:36,67 Minuten als erste Europäerin die 10.000 Meter in unter 30 Minuten.[18] Am 6. Juni 2021 stellte sie in Hengelo mit 29:06,82 min über die 10.000 Meter einen neuen Weltrekord auf, den die Äthiopierin Letesenbet Gidey bereits zwei Tage später weiter auf 29:01,03 min verbesserte.[19] Kurz darauf siegte sie in 3:53,63 min über 1500 Meter bei der Golden Gala in Rom und wurde beim Herculis in Monaco in 3:53,60 Minuten Zweite.

Bei den Leichtathletik-Weltmeisterschaften 2023 in Budapest eroberte sie die Bronzemedaille im 1500-Meter-Lauf.

Bei ihrem Sieg beim Chicago-Marathon 2023 verbesserte sie den Marathon Europarekord auf 2:13:44 h.

Olympische Spiele 2020[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bei den Olympischen Spielen in Tokio versuchte Hassan die erste Athletin jemals zu werden, die Gold sowohl die 1500 als auch die 5000 und die 10.000 Meter gewann. Sie siegte dort zu Beginn in 14:36,79 Minuten über 5000 Meter, gewann in 3:55,86 Minuten die Bronzemedaille über 1500 Meter hinter der Kenianerin Faith Kipyegon und Laura Muir aus dem Vereinigten Königreich. Zum Schluss siegte sie dann in 29:55,32 Minuten auch über 10.000 Meter und ist damit die erste Athletin, die drei Medaillen bei gleichen Spielen über diese drei Distanzen gewinnen konnte, konnte ihr zuvor ausgerufenes Ziel von drei Goldmedaillen aber nicht erreichen.[20] Während der Schlussfeier war sie die Fahnenträgerin ihrer Nation.

2022 erreichte Hassan bei den Weltmeisterschaften in Eugene das Finale über 5000 Meter und belegte dort in 14:48,12 Minuten den sechsten Platz. Zudem gelangte sie über 10.000 Meter mit 30:10,56 min auf Rang vier. Anschließend siegte sie in 8:39,27 Minuten über 3000 Meter beim Memoriał Kamili Skolimowskiej.

2023 kündigte Hassan bei den Weltmeisterschaften in Budapest einen Dreifachstart über die 1500 Meter, die 5000 Meter und die 10.000 Meter hinlegen zu wollen. In ihrem ersten Finale über die 10.000 Meter lag sie bis kurz vor dem Ziel in Führung, ehe sie nach einem Zweikampf mit der späteren Siegerin Gudaf Tsegay stürzte und daraufhin nur noch als Elfte das Ziel erreichte.[21] Im Anschluss erhob Hassan Vorwürfe von Tsegay geschubst worden zu sein.[22]

Persönliche Bestleistungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Sifan Hassan – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Sifan Hassen. Global Sports Communication, archiviert vom Original am 8. Juni 2021; abgerufen am 22. August 2014 (englisch).  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.globalsportscommunication.nl
  2. Dick Leseman: Bijna-Nederlandse Sifan Hassan naar de wereldtop. Atletiek Week, 18. Juli 2013, abgerufen am 22. August 2014 (niederländisch).
  3. Sifan Hassen. European Athletics, abgerufen am 22. August 2014 (englisch).
  4. Sifan Hassan duikt onder 4 minuten op 1500. De Telegraaf, 1. Juni 2014, abgerufen am 7. September 2014 (niederländisch).
  5. Phil Minshull: Hassan upsets the formbook with record-breaking run in Paris – IAAF Diamond League. IAAF, 5. Juli 2014, abgerufen am 7. September 2014 (englisch).
  6. Mercy Cherono pips Genzebe Dibaba to win diamond trophy in Brussels. Athletics Africa, 6. September 2014, abgerufen am 8. März 2015 (englisch).
  7. Phil Minshull: Hassan the star on a night of six world leads in Karlsruhe. IAAF, 31. Januar 2015, abgerufen am 8. März 2015 (englisch).
  8. Hassan is digging for more gold. European Athletics, 20. Februar 2015, abgerufen am 8. März 2015 (englisch).
  9. Cors van den Brink: Schippers storms to Dutch 100m record of 10.94 in Hengelo. IAAF, 24. Mai 2015, abgerufen am 25. Mai 2015 (englisch).
  10. Jon Mulkeen: Dibaba breaks 1500m world record in Monaco with 3:50.07 – IAAF Diamond League. IAAF, 17. Juli 2015, abgerufen am 18. Juli 2015 (englisch).
  11. Jon Mulkeen: Report: women’s 1500m final – IAAF World Championships, Beijing. IAAF, 25. August 2015, abgerufen am 25. August 2015 (englisch).
  12. Cathal Dennehy: Report: Women's 1500 metres final – IAAF World Indoor Championships Portland 2016. IAAF, 20. März 2016, abgerufen am 20. März 2016 (englisch).
  13. Atlete Hassan kiest voor omstreden topcoach Salazar. In: nos.nl. 6. Dezember 2016, abgerufen am 6. März 2018 (niederländisch).
  14. Sifan Hassan läuft Europarekord über 5000 m. In: run.hwinter.de, 15. Juli 2018.
  15. Überragender Halbmarathon – Sifan Hassan läuft Europarekord. In: leichtathletik.de, 16. September 2018.
  16. Nicole Jeffery: Wanders and Hassan set world 5km records in Monaco. IAAF, 17. Februar 2019, abgerufen am 7. April 2019 (englisch).
  17. So weit wie nie zuvor. In: spiegel.de, 5. September 2020 (abgerufen am 5. September 2020).
  18. Sifan Hassan bricht 10.000 Meter-Europarekord von Paula Radcliffe. In: leichtathletik.de. 11. Oktober 2020, abgerufen am 9. Juni 2021.
  19. Gidey breaks 10,000m world record in Hengelo. In: worldathletics.org. 8. Juni 2021, abgerufen am 9. Juni 2021 (englisch).
  20. Cathal Dennehy: We Still Are Not Over Sifan Hassan Doing 24,500 Meters in Her Attempt to Rewrite the Olympic Record Books. 10. August 2021, abgerufen am 12. Februar 2022 (amerikanisches Englisch).
  21. Thomas Bauer (HDsports): Unfassbares Drama bei Leichtathletik-WM. 19. August 2023, abgerufen am 19. August 2023 (deutsch).
  22. 10.000 m der Frauen: Hassan stürzt und erhebt Vorwürfe - Dreifach-Sieg für Äthiopien. In: sportschau.de. 19. August 2023, abgerufen am 19. August 2023.