Sabaudia

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Sabaudia
Sabaudia (Italien)
Sabaudia (Italien)
Staat Italien
Region Latium
Provinz Latina (LT)
Koordinaten 41° 18′ N, 13° 1′ OKoordinaten: 41° 18′ 0″ N, 13° 1′ 0″ O
Höhe 17 m s.l.m.
Fläche 144 km²
Einwohner 19.666 (31. Dez. 2022)[1]
Postleitzahl 04016
Vorwahl 0773
ISTAT-Nummer 059024
Bezeichnung der Bewohner Sabaudiesi
Schutzpatron SS. Annunziata
Website Sabaudia

Sabaudia ist eine während des italienischen Faschismus erbaute Retortenstadt in der italienischen Provinz Latina, Region Latium mit 19.666 Einwohnern (Stand 31. Dezember 2022).

Rathausturm
Strand mit Blick auf den Monte Circeo

Geographie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Sabaudia liegt 90 Kilometer südöstlich von Rom und 24 Kilometer von der Provinzhauptstadt Latina entfernt am Tyrrhenischen Meer. Die Kernstadt liegt umschlossen vom Küstensee Lago di Sabaudia wenige Meter hinter der Küste.

Die Region ist naturbelassen, was nicht zuletzt an dem 1934 eingerichteten Nationalpark Circeo liegt, zu dem der größte Teil des Gemeindegebiets gehört. Besondere Kennzeichen des Gebietes sind sandige Dünen an der Küste und vier nahegelegene Seen, der Lago di Sabaudia (auch Lago di Paola), der Lago dei Monaci, der Lago di Caprolace und der Lago di Fogliano.

Die Nachbargemeinden sind Latina, Pontinia, San Felice Circeo und Terracina.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Stadt wurde 1933 während des faschistischen Regimes von Benito Mussolini (Duce) gegründet und am 15. April 1934 eingeweiht.[2] Ihre Architektur ist ein typisches Beispiel für den italienischen Rationalismus.[3]

Sabaudia wurde nach dem zu dieser Zeit konstitutionell regierende Königshaus Savoyen benannt, Sabaudia bedeutet auch Savoyen.

Sabaudia ist eine der mit erheblichem propagandistischen Aufwand gegründeten faschistischen Idealstädte in den damals urbar gemachten Pontinischen Sümpfen südlich von Rom. Als einzige dieser Städte ist Sabaudia bis heute fast unverändert in seiner ursprünglichen Gestaltungsabsicht zu erleben, die zwischen wuchtigem Klassizismus und Moderne changiert.

Ein Quartett von jungen Architekten (Gino Cancelotti, Eugenio Montuori, Luigi Piccinato und Alfredo Scalpelli) hat zwischen 1932 und 1934 nicht nur den städtebaulichen Plan entworfen, sondern auch die meisten öffentlichen Bauten wie Rathaus, Kirche, Casa del Fascio, Hotel, aber auch Wasserturm und Busbahnhof umgesetzt. Ihre Planungen mussten sie Benito Mussolini vorlegen, der die Entwürfe persönlich begutachtete und beeinflusste.[4] Das Postamt von Angiolo Mazzoni ist einer der ungewöhnlichsten Bauten der italienischen Zwischenkriegsmoderne.

In Sabaudia erinnert man sich bis heute gern des verblichenen „Duce“. An den öffentlichen Monumenten finden sich keinerlei Hinweise auf die Verbrechen der faschistischen Diktatur Italiens und die Straßennamen beziehen sich weitgehend auf Angehörige der ehemaligen Königsdynastie bis hin zu den ersten Grafen von Savoyen.

Wirtschaft[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Sabaudia ist ein Zentrum des Tourismus, das von vielen Politikern und Kulturschaffenden besucht wird. Darüber hinaus wird Landwirtschaft betrieben, hauptsächlich Gemüse- und Blumenanbau. In der Kaserne Santa Barbara befindet sich das Luftabwehrkommando (Comando artiglieria controaerei).

Bevölkerungsentwicklung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Jahr 1881 1901 1921 1936 1951 1971 1991 2001
Einwohner 353 564 650 4.890 7.709 10.359 14.280 16.229

Quelle: ISTAT

Politik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bürgermeister und Gemeinderat[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Maurizio Lucci (Fratelli d’Italia) wurde im Juni 2009 zum Bürgermeister gewählt und 2013 nach seinem Übertritt vom PdL zu den nationalistischen Fratelli d’Italia mit 56,09 % gegen seinen Konkurrenten Giovanni Secci (PdL), 43,91 %, wiedergewählt. Sein Rechts-Bündnis stellt auch mit 10 von 16 Sitzen die Mehrheit im Gemeinderat. Im Gemeinderat sind ausschließlich rechte oder rechtsradikale Gemeinderäte vertreten.[5] Sein Vorgänger Alessandro Maracchioni (Forza Italia) setzte sich im Juni 2007 bei der Bürgermeisterwahl gegen seinen Amtsvorgänger Salvatore Schintu (Alleanza Nazionale) in der Stichwahl durch. Maracchioni starb jedoch unerwartet im Juli 2008. Am 11. Juni 2017 wurde Giada Gervasi (Lista Civica: I Giovani Cittadini) zur Bürgermeisterin gewählt und am 27. Juni bestätigt.

Sehenswürdigkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die völlig vom italienischen Razionalismo bestimmte Architektur Sabaudias hat ihre Hauptgebäude im Rathaus und der Pfarrkirche Ss. Annunziata, die beide durch ihre hohen Türme auffallen. Neben der Kirche steht das runde Baptisterium, und auch das nahe Postamt ist zu nennen.

Städtepartnerschaften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Sabaudia – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Bilancio demografico e popolazione residente per sesso al 31 dicembre 2022. ISTAT. (Bevölkerungsstatistiken des Istituto Nazionale di Statistica, Stand 31. Dezember 2022).
  2. Homepage der Gemeinde italienisch
  3. Sabine Gruber: Mussolinis Retortenstädte, zum Beispiel Sabaudia In: Neue Zürcher Zeitung vom 7. September 2018
  4. Paolo Nicoloso: Mussolini architetto. Propaganda e paesaggio urbano nell'Italia fascista. Torino: Giulio Einaudi 2011, S. 83.
  5. Italienisches Innenministerium, abgerufen am 13. August 2015.