Wolfgang Würfel

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Wolfgang Würfel, 2011

Wolfgang Würfel (* 31. März 1932 in Leipzig) ist ein deutscher Grafiker, Illustrator und Maler.

Leben und Werk[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Familie Würfels zog nach dem Zweiten Weltkrieg aus Leipzig nach Plaue wo sein Vater als Gutsverwalter arbeitete. Würfel besuchte die Grund- und Mittelschule in Flöha. Von 1946 bis 1949 absolvierte er eine Lehre im Malerhandwerk und schloss mit der Gesellenprüfung ab. Nebenher ging er zum abendlichen Aktzeichnen zur Volkshochschule in Chemnitz.

1949 wurde er an der Kunsthochschule Dresden (heute: Hochschule für Bildende Künste Dresden) angenommen. Das Studium konnte er aber aus finanziellen Gründen nicht aufnehmen, weil er wegen seiner „bürgerlichen“ Herkunft kein Stipendium bekam. Von 1950 bis 1955 studierte er an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee Hochschule für Gestaltung bei Arno Mohr und Ernst Rudolf Vogenauer. Hier belegte er auch Gastvorlesungen bei Werner Klemke, der ihn zur Illustration und den grafischen Techniken, wie Holzstich, anregte. Ab 1951 arbeitete Würfel erstmals im Rahmen der Weltfestspiele der Jugend für die DEWAG. Dort wurde er mit gebrauchsgrafischen Arbeiten betraut, womit er sein Studium finanzieren konnte. 1955 beendete er sein Studium mit einer Diplomarbeit zu Lion Feuchtwanger und begann eine freiberufliche Tätigkeit als Maler und Grafiker. Von 1977 bis 2023 lebte Wolfgang Würfel in Glienicke/Nordbahn und seitdem in Berlin - Oberschöneweide.

Würfel wurde einer der produktivsten Buchgraphiker der DDR. Er illustrierte über 200 Bücher mit Belletristik, Kinderbücher, Schul- und Lehrbücher. Dabei bediente er sich vor allem der Techniken des Holzstichs, der Schabkunst, Ölgrafik und Federzeichnung. Von 1968 bis 1991 illustrierte er um die tausend Feuilletons von Heinz Knobloch, die unter der Rubrik „Mit beiden Augen“ in der Wochenpost erschienen.

Holzstich von Wolfgang Würfel mit dem Titel: Geschichte des Schakals, der sich für einen Pfau ausgab.

Würfel ist zum zweiten Mal verheiratet. Aus der ersten Ehe hat er zwei Töchter und aus der zweiten Ehe einen Stiefsohn.

Rezeption[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

„Wolfgang Würfels Illustrationen sind von barocker Fülle, aber diese Fülle ist sorgsam durch die Zeichenfeder oder den Stichel diszipliniert und duldet keinen Überschwang. Auch in virtuosen Gesten verliert der Zeichner nicht die Konzentration, auch in der Fülle nicht das Gespür fürs Wesentliche.“

Bernd Küster: Marginalien, 1995

„Von Zeit zu Zeit verdient sich ein Illustrator eine Bühne, von der er einiges frisch und vital zu geben vermag, und, mit diesem bemerkenswerten Anspruch auf die Ausdruckskraft des Holzstiches, Wolfgang Würfel, im Herbst seiner Karriere, ist solch ein Künstler.“

Douglas Martin: The Private Library, 2001

„Märchenhafter Zauber und auch mal bittere Blicke auf menschliche Hässlichkeit, romantische, aber auch recht deftige Fantasien finden sich manchmal in einem einzigen Bild.Aber trotz aller Fülle sind seine Bilder niemals schwer. Immer begegnen sie dem Betrachter mit charmanter, ja spielerisch anmutender Leichtigkeit, so als wären die Linien, die Schatten, die Formen und Farbnuancen von selbst entstanden.“

Liane Bornhold: Volksstimme, 6. August 2003

Werke (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Buchillustrationen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Gottfried August Bürger: Wunderbare Reisen zu Wasser und Lande des Freyherrn von Münchhausen. Aufbau-Verlag, Berlin, 1958
  • Erich Kästner: Die verschwundene Miniatur oder auch Die Abenteuer eines empfindsamen Fleischermeisters. Eulenspiegel Verlag Berlin, 1965
  • Hanna-Heide Kraze: Heimliche Briefe. Union-Verlag, Berlin, 1965
  • Moritz August von Thümmel: Wilhelmine. Ein prosaisch-komisches Gedicht. Union-Verlag, Berlin, 1966
  • Theodor Storm: Renate. Historische Novellen. Buchverlag der Morgen, Berlin, 1966
  • Gottfried Keller: Das Sinngedicht. Verlag Neues Leben, Berlin, 1970
  • Heinz Knobloch: Rund um das Buch. Offizin Andersen Nexö, Leipzig, 1974 (Minibuch in zwei Bänden)
  • Conrad Ferdinand Meyer: Der Heilige. Novelle. Union-Verlag, Berlin, 1973
  • Jochen Hauser: Johannisnacht. Union Verlag Berlin. 1974
  • Manfred Blechschmidt (Hg.): Die silberne Rose. Europäische Bergmannssagen. Greifenverlag Rudolstadt, 1974
  • Rainer Kirsch: Wenn ich mein rotes Mützchen hab. Der Kinderbuchverlag Berlin, 1974
  • Regina Hänsel: Siebenschön und viele andere Märchen. Der Kinderbuchverlag Berlin, 1975
  • Heinz Knobloch: Das Lächeln der Zeitung; Mitteldeutscher Verlag, Halle, 1975
  • Ruth Werner: Der Gong des Porzellanhändlers. Verlag Neues Leben, Berlin, 1976
  • Vom pludrigen Hosenteufel. Buchverlag Der Morgen, Berlin, 1976
  • Wolf Spillner: Die Vogelinsel. Der Kinderbuchverlag Berlin, 1976
  • Ruth Werner: Vaters liebes gutes Bein. Der Kinderbuchverlag Berlin, 1977
  • Sonja Schnitzler und Werner Hirte: Verflucht und zugenäht. Schimpfwörter aus unserer lieben Muttersprache nebst einem Anhang. Eulenspiegel-Verlag, Berlin 1977
  • Frank Weymann: Der Erbe. Verlag Neues Leben, Berlin, 1978
  • Wolfgang Rincker: Verbrechen an einem Unschuldigen. Greifenverlag Rudolstadt, 1979
  • Allen Marshall: Erzähl uns doch vom Truthahn. Verlag Neues Leben, Berlin, 1979
  • Inge von Wangenheim: Spaal. Greifenverlag, Rudolstadt, 1981
  • Edith Bergner: Unterwegs mit Onkel Sigha. Der Kinderbuchverlag Berlin, 1981
  • Günter Görlich: Das Mädchen und der Junge. Der Kinderbuchverlag Berlin, 1981
  • Johann Wolfgang von Goethe: Der neue Paris. Märchen und Erzählungen. Der Kinderbuchverlag Berlin, 1982
  • Anneliese Probst: Unterwegs nach Gutwill. Union Verlag, Berlin, 1982
  • Horst Bastian: Drei Welten auf einem Stern. Verlag Junge Welt, 1983
  • Winfried Völlger: Der Honigtopf. Postreiter-Verlag, Halle, 1984
  • Günther Cwojdrak: Wortwechsel. Eulenspiegel Verlag Berlin, 1985
  • Anne Geelhaar: Die Puppe im Moos. Verlag Junge Welt, Berlin, 1986
  • Heinz Knobloch: Nicht zu verleugnen. Feuilletons. Mitteldeutscher Verlag, Leipzig, 1985
  • Gottfried Keller: Romeo und Julia auf dem Dorfe. Verlag Neues Leben, Berlin, 1986
  • Werner Heiduczek: Dulittls wundersame Reise. Der Kinderbuchverlag Berlin, 1986
  • Theodor Storm: Feuermann und Regentrude. Der Kinderbuchverlag Berlin, 1986
  • Werner Heiduczek: Der kleine hässliche Vogel. Eine Bilderbucherzählung. Der Kinderbuchverlag Berlin, 1987
  • Maria Seidemann: Rosalie. Der Kinderbuchverlag Berlin, 1988
  • Clara Asscher-Pinkhof: Sternkinder. Der Kinderbuchverlag Berlin, 1989
  • Joachim Ringelnatz: Kleine Wesen. Altberliner Verlag Lucie Groszer. 1989
  • Regina Hänsel: Märchenwelt. Viele schöne Märchen von bekannte und unbekannten Dichtern. Der Kinderbuchverlag Berlin, 1990
  • Eberhard Panitz: Das Lächeln des Herrn O. Hundert Geschichten zur Zeit. Dietz Verlag Berlin, 1994
  • Heinz Knobloch: Berlins alte Mitte. Rund um den Lustgarten. Geschichte zum Begehen. Jaron-Verlag Berlin 1996

Filmplakate[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • VEB Progress Film Vertrieb: Die Straße ist voller Überraschungen. LENFILM (UdSSR). Originaltitel: Uliza polna neoshidannostej DDR-Kinostart: 24. Oktober 1958, 69 Minuten; deutschsprachige Fassung: DEFA-Studio für Synchronisation mit den Sprechern Ulrich Thein, Horst Schäfer, Otto Dierichs, Otto Tausig, Christine Schwarze, Gina Pressgott, Charlotte Küter, Wolfgang Sörgel und andere.
  • VEB Progress Film Vertrieb: Die Höhe. Originaltitel Wysota (UdSSR).1957. Regie: Alexander Sarchi.
  • VEB Progress Film Vertrieb 1958: Sonntagsfreunde. Original-Titel Les Copains du dimanche. Frankreich 1957. Ein Film mit Jean-Paul Belmondo von Henri Aisner.

CD-Cover, Booklet[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • SEELENBINDER: Album The Happy Cadavres, 1993. Produziert von Danse-Macabre-Studios. Stilrichtung Gothic Rock. Coverartwork Würfel/Seipel/Martens.

Editionen von Originalgraphik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Heinrich Heine: Des Weibes Leib ist ein Gedicht. Mappe mit 5 Holzstichen (Kleingraphik). Verlag Karl Quarch, Leipzig, 1978
  • Hurtig! Hurtig schenkt mir ein. Mappe mit 5 Holzstichen (Kleingraphik) mit Versen von Gotthold Ephraim Lessing. Verlag Karl Quarch, Leipzig, 1978
  • Johann Wolfgang von Goethe: Chinesisch-Deutsche Jahres- und Tageszeiten. Mappe mit 11 Holzstichen. Verlag Karl Quarch, Leipzig, 1982

Tafelbilder[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Zirkuspferd (Öl auf Fotokarton, 40 × 51 cm, vor 1988)

Ausstellungen (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • 1957 und 1976: Bezirkskunstausstellungen Berlin
  • 1958/59, 1962/63, 1972/73 und 1977/78: Deutsche Kunstausstellungen bzw. Kunstausstellungen der DDR, Dresden
  • 1966: Graphik-Biennale, Brno, Tschechien (auch 1972, 1980)
  • 1969: Druckgrafik, Berliner Stadtbibliothek.
  • 1973: Galerie hl. Města Prahy, Městská knihovna v Praze, Prag, Tschechien.
  • 1975: Galerie am Prater, Berlin
  • 1976: Kreisheimatmuseum Perleberg.
  • 1977: Ausstellung anlässlich der Tage der Kinder- und Jugendliteratur, Leipzig, Pavillon am Sachsenplatz.
  • 1979: „Die Buchillustrationen in der DDR. 1949 – 1979“, Berlin, Ausstellungszentrum am Fernsehturm
  • 1978: Holzstiche und Ölgrafiken, Kleine Galerie, Wittenberg.
  • 1981: Buchkunstausstellung, Perleberg, mit Sonderstempel der Deutschen Post nach einem Motiv von Wolfgang Würfel
  • 1981: „Bilder zur Literatur“. Kreiskulturhaus Berlin-Lichtenberg und Galerie in der Sophienstraße, Berlin.
  • 1982: „Blätter zur Literatur“, Ölgrafiken und Zeichnungen, Fliesenwerke-Galerie, Boitzenburg/Elbe.
  • 1983: Sammlung der Deutschen Staatsbibliothek, Berlin
  • 1984: Biennal International d‘ il Lustració de Llibres per a infants. Barcelona, Spanien.
  • 1988: Georg-Maurer-Galerie, Leipzig.
  • 1988: Grafik zu Lyrik und Prosa, Boitzenburg/Elbe.
  • 1991: Wolfgang Würfel – Bilder & Bücher. Haus am Lützowplatz, Berlin.
  • 1992: Kreiskulturhaus Waren (Müritz).
  • 1993: Wanderausstellung: „Buchgrafik & Illustration“. Kunsthalle Wilhelmshaven, Bergisch Gladbach, Kunstverein Uelzen
  • 1994: „Buchgrafik und Illustration der späten DDR“. Galerie der Stadt Aschaffenburg, Kunstraum im Rathaus, Bibliothek der Hansestadt Lübeck.
  • 1994: Galerie am Domhof, Zwickau.
  • 1995: „Märchen und Mythen“, zeitgenössische Buch- und Druckgrafik. Gut Sandbeck, Osterholz-Scharmbeck.
  • 1997: „Bilder & Bücher“, Galerie des Kulturhauses Wittenberge.
  • 1997: Ausstellung zum 65. Geburtstag von Wolfgang Würfel. Dorotheenstädtische Kunststätte Dorothea, Berlin-Moabit
  • 2003: Bilder zu und in Büchern. Literaturhaus Magdeburg
  • 2005: „Quadrium“, Künstlern der Bundesländer Brandenburg, Niedersachsen, Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen-Anhalt. Galerie Rolandswurt, Cumlosen.
  • 2006: 7ème Triennale Mondiale d‘ Estampes petit format. Chamalieres, Frankreich.
  • 2007: Alte Bischofsburg, Wittstock.
  • 2007: „Würfeleien.“ Ausstellung zum 75. Geburtstag von Wolfgang Würfel. Dorotheenstädtische Buchhandlung, Berlin-Moabit.
  • 2008: Arbeiten von Berliner Studenten der Hochschule für bildende und angewandte Kunst in Berlin-Weißensee. Schloss Wolfshagen.
  • 2010: Galerie Rolandswurt, Cumlosen.[1]
  • 2020: Berlin, Galerie Wolf & Galentz („Holzstich – Ausgewählte Druckgrafik aus Russland und Deutschland“)[2]

Ehrungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Quelle: Wolfgang Würfel-Werkverzeichnis der Holzstiche 1951–2011. Edition Hüne, Berlin 2012.
  2. andreaspwolf: Wolfgang Würfel - wolf-galentz.de Holzstich Ausstellung Illustrator DDR. In: wolf-galentz.de. 3. Februar 2020, abgerufen am 21. Januar 2023 (deutsch).