Wehrenfennig (Theologengeschlecht)

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Wehrenfennig, auch Wehrenpfennig, ist ein aus Halberstadt stammendes[1] Theologengeschlecht, das vornehmlich in Österreich und in den Sudetenländern wirkte. Sie sind durch Heirat dem ebenfalls in der Zeit der ersten Duldung des Protestantismus Ende des 18./Anfang des 19. Jahrhunderts in Österreich tätigen Zweig des Geschlechts Overbeck verbunden.

Stammfolge (Auszug)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Gabriel Gottlieb Wehrenfennig (1704–1764), Cancellarius des fränkisch-westfälischen Gesandten bei dem Immerwährenden Reichstag in Regensburg[2]
    1. Julius Theodor Wehrenfennig (1753–1834), erster evangelischer Pfarrer der Toleranzgemeinde Gosau – das Haus Wehrenfennig ist heute eines der ältesten erhaltenen Holzhäuser im Gosautal und dient als Haus der Begegnung[3]
      1. Johann Theodor Wehrenfennig (1794–1856), 1816–1819 Pastor in Schladming, 1819–1856 Pastor in der Toleranzgemeinde Goisern, 1833 Senior der evangelischen Kirchengemeinden in Oberösterreich. 1855 wurde er Superintendent der Superintendenz A.B. Oberösterreich,[4][5] ⚭ Maria Theresa Overbeck (1705–1855), Tochter des Johann Georg Overbeck, Pfarrer der Toleranzgemeinde Goisern, Senior der Evangelischen Kirche in Oberösterreich → Sohn der Eleonora Maria Jauch (1732–1797) verheiratete Overbeck
        1. Adolf Wilhelm Wehrenfennig (1819–1882), Pfarrer in Neukematen und Gosau, Senior
          1. Wilhelm Johann Theodor Wehrenfennig (1864–1945), Pfarrer der Toleranzgemeinde Neukematen
          2. Arnold Wehrenfennig (1867–1937), Pfarrer in Innsbruck
            1. Walter Wehrenfennig (* 1898), Pfarrer der Toleranzgemeinde Goisern
              1. Werner Wehrenfennig (1932–2021), Pfarrer in Reutte
        2. Karl Hermann Wehrenfennig (1822–1881), Architekt, erbaute die Kirchen in Gosau, Gmunden und Vöcklabruck
        3. Moritz Conrad Ernst Wehrenfennig (1826–1895), Pfarrer und Senior in Goisern, ⚭ Luise Hertlein (1821–1897), weit über die Grenzen des Landes hinaus bekannt für ihr caritatives Wirken,[6] gründete und leitete eine Kleinkinderschule und ein evangelisches Erziehungsheim in Goisern, heute „Luise-Wehrenfennig-Haus“[7]
      2. Bernhard Friedrich Wehrenfennig (1805–1855), Pfarrer und Senior in Gosau
        1. Gustav Theodor Constantin Wehrenfennig (1842–1926), Pfarrer der Toleranzgemeinden Klein Bressel, Gnesau und Eferding
          1. Erich Edmund Wehrenfennig (1872–1968), Pfarrer in Trautenau und Gablonz, Senior und Kirchenpräsident (Landesbischof) der Deutschen Evangelischen Kirche in Böhmen, Mähren und Schlesien
          2. Friedrich Wehrenfennig (1875–1953), Vikar in Hotzendorf und Neutitschein, Pfarrer in Morchenstern, Iglau und Aussig
          3. Martha Wehrenberg (1878–1956) ⚭ Adolf Heller (1875–1958), Kirchenrat in Bamberg

Gottfried Paulus Wehrenfennig (1873–1950)[8] Vikar in Meran, Reiseprediger in Pilsen, Prag und Aussig, Pfarrer im Ortsteil Turn in Teplitz[9], langjähriger Bundesführer des Bundes der Deutschen,[10] enger Freund des Reichsstatthalters im Sudetenland Konrad Henlein und erster Träger des Goldenen Ehrenzeichens des Bundes der Deutschen in Böhmen.[11] „Gottfried Wehrenfennig … war der Obmann des Bundes der Deutschen, der die Sudetendeutschen zuerst auf unpolitischem Gebiete geeinigt hat, ehe Konrad Henlein ihre politische Einigung zustande gebracht hat …“[12]

Charitas Marie Wehrenfennig (1887–1917) ⚭ Alfred Strenger (* 1880)

Manfred Apollos Strenger-Wehrenfennig (1905–1988), Bischof der Hochkirche in Österreich[13]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Heimat und Kirche. Festschrift für Kirchenpräsident D. Wehrenfennig. Heidelberg und Wien 1963 (Beilage: Stammtafel der Familie Wehrenfennig), Porträts aller Theologen S. 133ff.
  • Erika Schumann und Walter Wehrenfennig: Zur Genealogietafel der Familie Wehrenfennig, in: Heimat und Kirche, S. 126.
  • Isabel Sellheim: Die Familie des Malers Friedrich Overbeck (1789–1869) in genealogischen Übersichten. Neustadt an der Aisch 1989, ISBN 3-7686-5091-X.
  • Bernhard Friedrich Wehrenfennig, Dankbares Andenken an Julius Theodor Wehrenfennig, durch 50 Jahre evangelischen Seelsorger in Oberösterreich. Linz 1935.
  • Erich Wehrenfennig: Mein Leben und Wirken. Beihefte zu Glaube und Heimat, Zeitschrift der Gemeinschaft evangelischer Sudetendeutscher e.V., Heft 2, Melsungen 1956 (Online-Textversion).
  • Julius Theodor Wehrenfennig, die Lebensgeschichte des ersten evangelischen Predigers in Gosau 1784–1834, Oskar Sakrausy (Hrsg.), Wien o. J.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Bernhard Friedrich Wehrenfennig: Dankbares Andenken an Julius Theodor Wehrenfennig, durch 50 Jahre evangelischen Seelsorger in Oberösterreich. Linz 1935, S. 5
  2. Acta comitialia publica de Anno 1742 Ausgabe 2 Seite 720
  3. Haus der Begegnung (Memento vom 22. September 2013 im Internet Archive)
  4. Leopold Temmel: Evangelisch in Oberösterreich. Werdegang und Bestand der Evangelischen Kirche, Linz 1982, S. 81 (Online (Memento vom 22. September 2013 im Internet Archive))
  5. Waltraud Heindl: Die Protokolle des österreichischen Ministerrates, 1848–1867, 1987, S. 43 Fn. 7
  6. World’s evangelical alliance (J. M. Mitchell, Hrsg.): The religious condition of Christendom, described in a series of papers presented to the seventh general conference, 1879, S. 121: „The wife of Pastor Wehrenpfennig, at Goisern, in Upper Austria, deserves special mention for her zealous care for the young“
  7. www.lwfh.at
  8. Erika Kalkofen-Frahne: Artikel Wehrenfennig, Gottfried Paulus, in: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon / Begr. u. hrsg. von Friedrich Wilhelm Bautz. Fortgeführt von Traugott Bautz, Bd. 19 (2001) Sp. 1511–1516
  9. Die Rede, die Wehrenfennig als Turner Pfarrer auf der Lutherfeier des Evangelischen Bundes am 10. November 1910 in Wittenberg hielt, wurde in der katholischen Presse als „eine schwere Störung des konfessionellen Friedens“ verurteilt (vgl. Eine Hetzrede gegen die katholische Kirche, in: Germania Nr. 267, 20. November 1910, S. 1). Wehrenfennig sagte darin: „Rom ist in permanentem Kriegszustande, es wird nicht eher ruhen, bis es die Weltherrschaft errungen hat. Alle Arbeit Roms geht darauf hinaus, Gott vom Throne zu stoßen und einen Menschen an seine Stelle zu setzen. Die Lage ist ernst, und ich möchte Sie zum Kampfe gegen Rom aufrufen von ganzem Herzen.“
  10. Junge Kirche, Band 8, 1940, S. 110
  11. Gerhard Zauner: Verschollene Schätze im Salzkammergut: Die Suche nach dem geheimnisumwitterten Nazi-Gold, 2003
  12. Evangelischer Verein für Deutsche Ansiedler und Auswanderer: Der Deutsche Auswanderer, Bände 32–36, S. 192
  13. Vgl. „Hochkirche“ in: Österreich-Lexikon, Band 1, 1966, S. 506