Victor Schiff

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Grab auf dem Nichtkatholischen (Protestantischen) Friedhof Rom

Victor Schiff (* 21. Februar 1895 in Paris; † 14. Juni 1953 in Rom) war ein deutscher sozialdemokratisch eingestellter Journalist und Autor.

Leben bis 1933[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Schiff war während des Ersten Weltkrieges Soldat in der Armee von Österreich-Ungarn. Im Jahr 1917 trat er in Berlin der SPD bei. Schiff war 1919 Mitglied der deutschen Delegation bei den Friedensverhandlungen in Versailles.

Zwischen 1920 und 1933 arbeitete er als außenpolitischer Redakteur für die sozialdemokratische Tageszeitung Vorwärts. Er war einer der engsten Mitarbeiter von Friedrich Stampfer und hatte ausgezeichnete Kontakte ins Ausland.

Im Jahr 1931 sprach er sich dafür aus, bei allen Vorbehalten die Regierung von Heinrich Brüning zu unterstützen. Er hoffte so den deutschen Parlamentarismus über die Weltwirtschaftskrise hinweg zu helfen und ihn vor einer drohenden Diktatur zu retten.[1]

Exil[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach dem Beginn der nationalsozialistischen Herrschaft wurde er zweimal verhaftet. Darauf emigrierte er zunächst nach Großbritannien und noch 1933 nach Frankreich. In Paris war Schiff Vertrauensmann der Sopade. Seinen Lebensunterhalt verdiente er sich als Korrespondent für den Daily Herald. Daneben arbeitete er auch für verschiedene deutsche Exilzeitungen.

Obwohl er bisher eher auf dem rechten Flügel der SPD stand, trat er 1935 als Befürworter eines Volksfrontbündnisses mit den Kommunisten hervor. Mit Willi Münzenberg und im Hintergrund unterstützt von sowjetischen Kreisen gründete er als Reaktion auf den Abessinienkrieg außerdem die sogenannte „Weltfriedensbewegung.“[2]

Während der beiden ersten Jahre des spanischen Bürgerkriegs hielt sich Schiff als Korrespondent des Daily Herald in Spanien auf.

1940 emigrierte er nach London. Dort war er ab 1942 Ausschussmitglied der Londoner SPD-Ortsgruppe. Er war in dieser Zeit Anhänger eines „sozialpatriotischen“ Flügels wie in auch Friedrich Stampfer vertrat. Schiff sprach sich gegen einen „Diktatfrieden“ mit ausländischer Kontrolle aus. Er war Gegner von Gebietsabtretungen und einer einseitigen Abrüstung Deutschlands nach dem Krieg. Zwischen 1943 und 1944 verließ er die sozialdemokratische Exilgruppe und schloss sich der kommunistisch dominierten „Freien deutschen Bewegung“ an. Im Jahr 1944 kehrte er wieder zur Sozialdemokratie zurück.

Ab 1946 arbeitete er als Korrespondent des Daily Herald in Rom und hielt enge Verbindungen zur SPD.

Neben seinen tagesaktuellen Artikel verfasste er einige größere Schriften und war als Herausgeber tätig. Er gab etwa die Reden von Jean Jaurès in Deutschland heraus. Außerdem verfasste Schiff die Schrift „So war es in Versailles,“ in der er über die Zeit der Versailler Konferenz berichtete.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Viktor Schiff. In: Franz Osterroth: Biographisches Lexikon des Sozialismus. Verstorbene Persönlichkeiten. Bd. 1. J. H. W. Dietz Nachf., Hannover 1960, S. 266.
  • Reiner Möckelmann: "Wartesaal Ankara. Ernst Reuter – Exil und Rückkehr nach Berlin", Berliner Wissenschaftsverlag 2013, ISBN 978-3-8305-3143-2, S. 220–223, S. 247–251
  • Schiff, Victor, in: Werner Röder, Herbert A. Strauss (Hrsg.): Biographisches Handbuch der deutschsprachigen Emigration nach 1933. Band 1: Politik, Wirtschaft, Öffentliches Leben. München : Saur 1980, S. 645

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Eberhard Kolb: Die sozialdemokratische Strategie in der Ära Brüning - Strategie ohne Alternative? In: Ders.: Umbrüche deutscher Geschichte 1866/71, 1918/19, 1929/33. München, 1993. S. 307
  2. Bernd-Rainer Barth u. a.: Der Fall Noel Field: Schlüsselfigur der Schauprozesse in Osteuropa. Basisdruck-Verlag, 2005 S.411