Sylke von Gaza

Sylke von Gaza (* 1. Juli 1966 in Hamburg als Sylke von Gazen genannt Gaza) ist eine deutsche Künstlerin. Sie beschäftigt sich neben ihrem abstrakten malerischen Hauptwerk in zahlreichen Projekten mit der Wirkung von Malerei im architektonischen Raum und dem Prozess des Malens unter Einbezug der Umgebung. Von Gaza lebt und arbeitet in München, Venedig und Zürich.

Beruflicher Werdegang[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Sylke von Gaza wurde schon als Dreijährige von ihrer Urgroßmutter auf lange Reisen nach Italien, insbesondere Venedig und der Emilia-Romagna, mitgenommen. Sie erlebte bei Besuchen in den zahlreichen Kirchen, beispielsweise in Ravenna, Assisi und Venedig, zum ersten Mal Architektur und Malerei. Das hinterließ bleibende Eindrücke und ist heute noch Inspiration für ihr Schaffen.^[1]

Mit ihrem Erststudium erwarb von Gaza ein Diplom als Ingenieurin. Während ihres Studiums der Freien Malerei an der Akademie der Bildenden Künste München von 2002 bis 2007 bei dem irischen Maler Sean Scully beschäftigte von Gaza sich intensiv mit der Malerei alter Meister und dem Abstrakten Expressionismus.^[2] 2007 schloss von Gaza ihr Studium an der Akademie der Bildenden Künste München mit der Auszeichnung Meisterschülerin ab.^[3]

Künstlerisches Schaffen und Werk[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die niederländische und italienische Renaissancemalerei ist als Inspirationsquelle ein zentrales Element in Sylke von Gazas Werk. Mit ihren meist großformatigen, abstrakten Ölgemälden stellt sie sich in die Tradition der alten Meister, ohne in ihrer Formensprache selbst darauf zu verweisen.^[2] In Venedig bietet sich im Spannungsfeld von Geschichte und Gegenwart ein idealer Schaffensraum für die Künstlerin.^[4] In ihren Arbeiten stellt von Gaza die Frage nach Tradition und Identität in der Malerei und provoziert durch diese Position die Diskussion über Werthaltigkeit in der Kunst und Gesellschaft.^[5]

Ihr bisheriges Werk lässt sich in verschiedene Schaffensstränge aufteilen. Ihr malerisches Hauptwerk setzt sich zusammen aus Early Works, Einzelwerken, thematischen Werkgruppen, ortsspezifischen Arbeiten und den Veil Paintings-Serien, wovon die bekanntesten die Grey Veil Paintings und Red Veil Paintings sind.^[2]

Der Schleier (Veil) als abstrakte Metapher für Transzendenz und Durchlässigkeit nimmt in von Gazas Werk eine zentrale Rolle ein.^[6][7] Aufzeigen durch Verdecken und sichtbar machen durch Verhüllen als Kerngestus der Malerei sind charakteristisch für das Schaffen der Künstlerin.^[8]

Eine Einordnung ins kunsthistorischen Narrativ erfolgte 2016 anlässlich der Museumsausstellung Hinter dem Vorhang - Verhüllung und Enthüllung seit der Renaissance im Museum Kunstpalast Düsseldorf, kuratiert von Beat Wismer und Prof. Claudia Blümle. In der thematischen Schau wurden zwei große Veil-Paintings der Künstlerin gezeigt.^[8] Weitere Werke von Sylke von Gaza befinden sich unter anderem in Museumssammlungen des Sprengel Museum Hannover, der Städtischen Galerie im Lenbachhaus München und im Museum der Diözese Venedig.^[9]

Seit 2012 beschäftigt sich die Künstlerin mit Malerei im sakralem Raum^[7], insbesondere bei Projekten in den Kirchen Venedigs. Seit 2013 hat von Gaza in Zusammenarbeit mit der Curia Patriarchale di Venezia in verschiedenen venezianischen Kirchen gemalt: Chiesa San Fantin (2014), Chiesa San Lio (2015), Cappella Santissima Trinità (2016).^[10]

Während der Kunstbiennale 2015 hat die venezianische Kurie von Gaza mit einem Werkbeitrag für die Gussoni Renaissance Kapelle der Kirche San Lio beauftragt. Im Rahmen des Projektes Beyond the Veil^[11] entstand vor Ort in dieser Kapelle das Gussoni Red Veil Paintings Triptych, welches zum dauerhaften Verbleib in der um 1479 von Tullio^[12] und Pietro Lombardo^[13] gestalteten Renaissance-Kapelle bestimmt ist. Die Gussoni Kapelle beherbergt zudem mitunter die Grablege des venezianischen Veduten-Malers Canaletto.^[10]

Auf Einladung des patriarchalen Priesterseminars Venedig stellte von Gaza ihr Projekt Il Nido. A Pilgrimage towards Equilibrium^[14] im Rahmen der Padiglioni Paralleli^[15] zur 57. Internationalen Kunstausstellung La Biennale di Venezia 2017 im Gebäudekomplex der Basilica Santa Maria della Salute vor.^[16] Im Frühjahr 2019 reiste die Installation Il Nido weiter zur Gedächtniskirche in Berlin.^[17]

Auszeichnungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

• 2007: Meisterschülerin im Bereich Bildende Kunst an der Akademie der Bildenden Künste München bei Sean Scully.^[3]
• 2015: Werkbeitrag für die Gussoni Renaissance Kapelle im Auftrag der venezianischen Kurie^[11]
• 2017: Teilnahme an den Padiglioni Paralleli der venezianischen Kurie zur 57. Kunstbiennale^[14]

Ausstellungen (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

• 2007: Diplomausstellung Abschlussklasse Sean Scully, Akademie der Bildenden Künste München, München
• 2007: Jahresausstellung, Kunstverein Traunstein, Traunstein
• 2008: Jahresausstellung des 15. Kunstpreises, Kunstverein Aichach, Aichach
• 2009: The Process of Creation^[18], Rich Gallery, London (solo)
• 2010: Jahresgaben, Kunstverein München, München
• 2011: Light & Painting, Palazzo Ca’ del Duca^[19], Venedig (solo)
• 2012: Positionswechsel, BayWa, München
• 2013: Handwerk und Kirche^[20], Galerie Handwerk der Handwerkskammer für München und Oberbayern in Zusammenarbeit mit dem Erzbischöflichen Ordinariat München, Karmelitenkirche, München
• 2013: Spirituality in Painting, Galerie Art Consult, München (solo)
• 2014: Power of Glass^[21], Hofglasmalerei Gustav van Treeck, München
• 2015: Beyond the Veil^[11], Projekt mit und Auftragsarbeit für Curia Patriarcale di Venezia während 56. Kunstbiennale Venedig, Chiesa San Lio, Venedig (solo)
• 2016/17: Behind the Curtain. Concealment and Revelation since the Renaissance. From Titian to Cristo^[22], kuratiert von Beat Wismer und Claudia Blümle, Museum Kunstpalast Düsseldorf
• 2016: Fabrica Ecclesiae^[23], Museo Diocesano d’Arte Sacra Sant’ Apollonia, San Marco, Venedig
• 2016: Private View Villa von Schulthess-Bodmer, Zürich (solo)
• 2017: 52. Art Cologne, Galerie Hans Strelow, Köln
• 2017: Summertime: Brüning, Erben, von Gaza, Huidobro, Merschmann, Münch^[24], Galerie Hans Strelow, Düsseldorf
• 2017: Il Nido. A Pilgrimage towards Equilibrium^[14], Projektstart für Padiglioni Paralleli^[15] der Curia Patriarcale di Venezia und Glasarbeit mit Berengo Studio^[25], Murano, während der 57. Kunstbiennale Venedig, im Osservatorio del Seminario Patriarcale bei der Basilica della Salute, Punta della Dogana, Venedig (solo)
• 2018: BIAS Biennale Internazionale 2018^[26], Museo Riso, Capella dell’ Incoronazione, Palermo
• 2018: Gabriel & Lucifero. The most precious Pigment of Renaissance Venice^[27], Palazzo Contarini Polignac, Venedig (solo)
• 2018: Il Nido in der Basilica Santa Maria della Salute, Venedig (solo)^[28]
• 2019: Velvet & Paper, Galerie Biedermann, München (solo)^[29]
• 2019: Il Nido in der Gedächtniskirche, Berlin, (solo)^[17]
• 2019: Early Works, Palazzo Martinengo Fortuny, Venedig (solo)^[30]
• 2021: BIG! Grossformate aus dem Sprengel Museum Hannover, kuratiert von Reinhard Spieler, Sprengel Museum Hannover^[9]
• 2023: INTRO | RETRO | SPECTIVE, Sotheby’s, Hamburg (solo)^[31]
• 2024: Colour Turns Me On, Galerie Beck & Eggeling International Fine Art, Düsseldorf^[32]

Permanente Installationen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

• seit 2015: Gussoni Red Veil Triptych^[11], Gussoni Renaissance Kapelle, Chiesa San Lio, Venedig

Öffentliche Sammlungen (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

• Städtische Galerie im Lenbachhaus, München
• Museo Diocesano d’Arte Sacra Sant’ Apollonia^[33], San Marco, Venedig
• Sammlung Schnetkamp^[34], Düsseldorf/Oldenburg
• Collezione Seminario Patriarcale di Venezia^[35], Venedig
• Sammlung Hackenberg^[36], Munich
• Sprengel Museum Hannover^[9], Hannover

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

• Reinhard Spieler: BIG! Grossformate aus dem Sprengel Museum Hannover, exhibition catalogue Sprengel Museum Hannover, Hannover 2021.^[9]
• Tim Ackermann: Eier und Eiermann - das Kunstwerk "Il Nido" gastiert in der Berliner Gedächtniskirche, Weltkunst 8. Juni 2019, Berlin/Hamburg 2019.^[37]
• Julian Bruno Vogel: Himmel über Berlin. Die Installation Il Nido der deutschen Künstlerin Sylke von Gaza macht Halt im Alten Turm der Gedächtniskirche zu Berlin, Zeitkunst (5/2019), Neu-Isenburg, 2019.^[38]
• Ein Nest für die Gedächtniskirche, Berliner Morgenpost 29/4/2019, Berlin 2019.^[39]
• Tim Jäger: Das Nest in der Gedächtniskirche, RBB Abendschau, ARD 27/4/2019, Berlin 2019.^[40]
• Tim Ackermann: Il Nido - Venedigs geheimes Nest, Weltkunst 8. Dezember 2017, Berlin/Hamburg 2017.^[41]
• Guido Brivio: Mysterium Coniunctionis. Gabriel & Lucifero by Sylke von Gaza, Venezia & Torino 2017.^[42]
• Alan Jones: „As High as the Eagle“ - Sylke von Gaza’s Installation „Il Nido“ in Venice, Venezia 2017.^[43]
• Petra Schaefer: Hoch über den Kirchendächern von Venedig. Die deutsche Künstlerin Sylke von Gaza präsentiert die Installation "Il Nido", Zeitkunst (11/2017), Neu-Isenburg 2017.^[44]
• Irmgard Bernrieder: Dem Blick entrückte Huldigung, Textcluster 29. November 2017, Brüggen 2017.^[45]
• Beat Wismer, Claudia Blümle (Hrsg.): Hinter dem Vorhang. Verhüllung und Enthüllung seit der Renaissance - von Tizian bis Christo, mit Texten von Horst Bredekamp, Georges Didi-Huberman, Wolfgang Kemp, Roland Krischel, Oskar Bätschmann, Lia Bertram, Dortje Fink, Vincent von Frankenberg, Klaus Krüger, Saskia C. Quené, Patrik Reuterswärd, Julia Ryll, Barbara Schnellewald, Beate Söntgen, Victor I. Stoichita und Gerhard Wolf, Ausstellungskatalog Museum Kunstpalast Düsseldorf, Hirmer, München 2016, ISBN 978-3-7774-2646-4.^[8]
• Helga Meister: Im Ehrenhof wird der Vorhang gelüftet, Westdeutsche Zeitung WZ 30/9/2017, Wuppertal, Krefeld, Düsseldorf 2016.^[4]
• Thomas Köster: "Hinter dem Vorhang" im Museum Kunstpalast, Westdeutscher Rundfunk WDR 30/9/2016, Köln 2016.^[46]
• Tim Ackermann: Venedig wird abstrakt, Weltkunst 106 (10/2015), Berlin/Hamburg 2015.^[47]
• Gianmatteo Caputo: Beyond the Veil: Red Veil Paintings nella Chiesa di San Lio, Pressemitteilung Uffici Beni Culturali & Turismo della Curia Patriarcale di Venezia UBC, Venezia 2015.^[11]
• Gustav van Treeck (Hrsg.): Power of Glass, Ausstellungskatalog, München 2014.^[21]
• Maurits J. Sinninghe Damsté: Sylke von Gaza’s paintings: Sacraments of a Deeper Reality, Groningen-Leeuwarden 2013.^[48]
• Laura Schwarz: Schichtarbeit, Architectural Digest AD (10/2013), München 2013.
• Jolanda Drexler: Sylke von Gaza in Conversation with Jolanda Drexler, Artology 2 (2013), München 2013.^[49]
• Florian Seidl (Hrsg.): Jahresgaben 2010, Kunstverein München e.V., München 2010.
• Steven Rich (Hrsg.): Sylke von Gaza: Red Veil Paintings. The Process of Creation, London 2009.^[18]
• Petra Giloy-Hirtz: From the Grey to the Colourful. Interview with Sylke von Gaza, München 2008.^[50]
• Martin H. Schmidt: Die Schleier der Sylke von Gaza - Who is afraid of grey, white and red?, Kronberg 2007.^[6]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

• Offizielle Website der Künstlerin Sylke von Gaza
• Ausstellung BIG! im Sprengel Museum Hannover
• Ausstellung Hinter dem Vorhang im Museum Kunstpalast Düsseldorf
• Projekt Beyond the Veil in der Gussoni Kapelle, Chiesa San Lio, Venedig
• Projekt Il Nido für die Padiglioni Paralleli der Curia Patriarcale di Venezia

Belege[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]