Studiotheater Belvedere Weimar

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Studiotheater Belvedere Weimar

Das Studiotheater Belvedere Weimar (Haus Schloss Belvedere 14) ist auf Belvedere bei Weimar eine Einrichtung der Hochschule für Musik Franz Liszt. Es wird in Anlehnung an die anderen Kavaliershäuser, die nach Komponisten benannt werden, nach Richard Wagner Wagnerhaus genannt.[1] Es ist etwas abseits der als Kavaliershäuser bezeichneten Gebäude gelegen. Hier befanden sich einst Gehege der Menagerie.

Architekturgeschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das eigentliche Gebäudes des Studiotheaters hat einen H-förmigen Grundriss. Über dem Portal des Mittelrisaliten ist ein großes Bogenfenster und Dreiecksgiebel. Seine Gestaltung ist klassizistischen Charakters. Die Gebäudeteile haben Walmdächer. Das Gebäude entstand somit viel später als die übrigen. Das Studiotheater wird bei Hans-Joachim Leithner als ein „Henselmannbau“ bezeichnet, in Anlehnung an den Architekten Hermann Henselmann. Der Bezug aber von Henselmann zu diesem Bau wird bei Hans-Joachim Leithner jedoch nicht klar, da er auf entsprechende Erläuterungen hierzu verzichtete.[2] Allerdings wird es dadurch klar, weil Henselmann erster Direktor der Hochschule für Architektur und Bauwesen Weimar ab 1946 war und in architekturpolitischer Beziehung die stalinistischen Vorgaben des sozialistischen Realismus umsetzte, die dann für die Theaterausbildung hier Gültigkeit hatten.[3] Auf Befehl der SMAD wurde hier 1947 das Gebäude errichtet, besser um- und angebaut. Der Entwurf hierfür war von Henselmann. Zu dessen Vorgängerbauten an der Stelle ist ein Werkstattbau von 1855 zu nennen, der in den 1920er Jahren zu einer Turnhalle umgebaut wurde, als die Thüringer Polizei die Nachbargebäude (Gemeint sind die Kavaliershäuser. M.T.) des Schlosses nutzte. Der Turnhallenbau wiederum diente für den Umbau durch Henselmann als Grundlage.[4] Von dem Vorgängerbau von 1855, der in die Regierungszeit von Großherzog Carl Friedrich von Sachsen-Weimar Eisenach fällt, ist vermutlich der Bereich mit dem Portal übriggeblieben.

Geschichte des Instituts[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die erste Vorgängereinrichtung hieß Deutsches Theaterinstitut Schloß Belvedere (DTI). Diese war ursprünglich eine Einrichtung der Staatlichen Musikhochschule Franz Liszt. Am 28. Oktober 1947 erließ die SMAD den Befehl dieses Institut aus der Hochschule herauszulösen. Die von Ottofritz Gaillard, Otto Lang und Maxim Vallentin gegründete Schauspielabteilung an der Staatlichen Musikhochschule Franz Liszt sollte zu einem Institut zur methodischen Erneuerung des deutschen Theaters ausgebaut werden, aus dem 1948 das Deutsche Theaterinstitut Weimar Schloß Belvedere hervorging. Es galten ähnliche Zweijahrespläne, welche die Institute auf die Ziele des „Marxismus-Leninismus“ einschwören und Überbleibsel faschistischen bzw. (klein)bürgerlichen Denkens [Das meint ein Denken, das dem bürgerlichen Humanismus verpflichtet war. M.T.] beseitigen sollte.[5] Es wurde dem Institut Schloss Belvedere als Standort zugewiesen. An der Ausbildungsstätte war ein Internat angeschlossen. Das Institut bestand so mit dem Namen noch bis 1949. Es sollten nicht nur Ensembleschauspieler praktischen Unterricht erhalten, sondern auch die theoretische Weiterführung der Stanislawski'schen Theorie weitergeführt werden verbunden mit der Gründung einer Theaterwissenschaftlichen Abteilung, die 1949 ihren Betrieb aufnahm. Im Dezember wurde es als institutseigene Studiobühne eingeweiht. Die dogmatische Orientierung an Stanislawski ließ das Institut eine gänzlich konträre Grundauffassung und in Konkurrenz zum epischen Theater nach Bertolt Brecht verbunden mit der Gründung des Helene-Weigel-Ensembles in Berlin treten. Das ging sogar so weit, dass Studenten dieser Einrichtung Besuchsverbot für Brechts Inszenierung der Mutter Courage, die auch in Weimar bei einem Gastspiel 1949/50 zu sehen war, erteilt wurde. Im Jahre 1953 kam das Institut mit der Theaterhochschule Leipzig zum Zusammenschluss und hieß ab 1967 „Theaterhochschule Hans Otto“. Diese nahm November 1967 ihren Lehrbetrieb auf.[6][7][8] Dozent für Sprecherziehung am Deutschen Theater-Institut war der Altphilologe Oskar Werner (1885–unbekannt).

Es ist das Studiotheater Belvedere wieder in die Hochschule Franz Liszt eingebunden als Institut für Gesang|Musiktheater.[9] Das Institut selbst geht auf das Jahr 1886 zurück als es an der damaligen Orchesterschule gegründet wurde. Es finden am Studiotheater auch öffentliche Veranstaltungen statt. Es gab zudem Premieren unter Mitwirkung der Studierenden.

Inszenierungen des Ensembles des DTI[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Premieren des Institutsensembles („Das Junge Ensemble“) fanden zunächst im kleinen Saal der Weimarhalle statt; Gastspiele gab es auf verschiedenen Thüringer Bühnen sowie in den neuen „Kulturhäusern“ von Industriebetrieben wie der Buna-Werke oder der Maxhütte Unterwellenborn.

Nach Fertigstellung der institutseigenen Studiobühne in der oben beschriebenen Remise des Schlosses Belvedere fanden die Premieren hier statt:

Inszenierungen des Studiotheaters Belvedere Weimar (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Otto Ludwig Sckell: Erinnerungen an Alt-Belvedere. ca. 1900.
  • Otto Ludwig Sckell: 200 Jahre Belvedere. Ein Rückblick auf seine Entwicklung unter besonderer Berücksichtigung seiner Gartenkunst. Selbstverlag, Weimar 1928.
  • Reinhard Schau: Das Weimarer Belvedere. Eine Bildungsstätte zwischen Goethezeit und Gegenwart. Böhlau Verlag, Köln/Weimar 2006, ISBN 3-412-31205-3.
  • Wolfram Huschke: Zukunft Musik. Eine Geschichte der Hochschule für Musik Franz Liszt Weimar. Böhlau Verlag, Wien/Köln/Weimar 2006.
  • Christiane Weber: Musiktheater in Weimar: von den Anfängen bis 1959, Verlag René Burkhardt, 2008.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Studiotheater Belvedere Weimar – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. https://www.hfm-weimar.de/besuchen/veranstaltungen/veranstaltungsorte
  2. Hans-Joachim Leithner: Gestaltete Landschaften (= WeimarWissen, 2: Teilband 2.1.: Parkanlagen in Weimar). Hrsg. von Hans-Joachim Leithner. Weimar 2021, S. 82 und S. 275 f. Anm. 26.
  3. Art. Hochschule für Architektur und Bauwesen Weimar, in: in: Gitta Günther, Wolfram Huschke, Walter Steiner (Hrsg.): Weimar. Lexikon zur Stadtgeschichte. Hermann Böhlaus Nachfolger, Weimar 1998, S. 207ff. Hier S. 208.
  4. Gert-Dieter Ulferts u. a.: Schloß Belvedere: Schloß, Park und Sammlung. Deutscher Kunstverlag, München / Berlin / Weimar 1998, S. 20 und S. 38.
  5. Annette Seemann: Weimar. Eine Kulturgeschichte, Beck Verlag, München 2012, S. 351. ISBN 978-3-406-63030-9.
  6. Hans-Joachim Leithner: Gestaltete Landschaften (= WeimarWissen, 2: Teilband 2.1.: Parkanlagen in Weimar). Hrsg. von Hans-Joachim Leithner. Weimar 2021, S. 80 ff.
  7. Art. Hochschule für Musik "Franz Liszt" Weimar, in: in: Gitta Günther, Wolfram Huschke, Walter Steiner (Hrsg.): Weimar. Lexikon zur Stadtgeschichte. Hermann Böhlaus Nachfolger, Weimar 1998, S. 209 ff. Hier S. 210.
  8. Leipzig-Lexikon: Die Theaterhochschule
  9. hfm-weimar.de

Koordinaten: 50° 56′ 56,8″ N, 11° 20′ 59,2″ O