Steckenkräuter

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Steckenkräuter

Riesenfenchel (Ferula communis)

Systematik
Asteriden
Euasteriden II
Ordnung: Doldenblütlerartige (Apiales)
Familie: Doldenblütler (Apiaceae)
Unterfamilie: Apioideae
Gattung: Steckenkräuter
Wissenschaftlicher Name
Ferula
L.

Die Steckenkräuter (Ferula), auch Rutenkräuter oder Riesenfenchel genannt sind eine Pflanzengattung innerhalb der Familie der Doldenblütler (Apiaceae). Die 150 bis 185 Arten sind hauptsächlich im Mittelmeerraum von Nordafrika bis Südwest- und in Zentralasien verbreitet.

Namensgebung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ferula wird volksetymologisch von lateinisch: ferire für „schlagen“ hergeleitet, denn es ist verbürgt, dass der leichte, trockene Stecken zum Schlagen verwendet wurde; die wahre Herkunft des Namens ist jedoch nicht bekannt.[1]

Beschreibung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Habitus und Blätter des Riesenfenchels (Ferula communis)
Verzweigter Gesamtblütenstand, der aus doppeldoldigigen Teilblütenständen zusammengesetzt ist, des Riesenfenchels (Ferula communis)
Doppelachänen des Riesenfenchels (Ferula communis)

Erscheinungsbild und Blätter[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Steckenkraut-Arten sind mehrjährige bis ausdauernde krautige Pflanzen, es finden sich sowohl hapaxanthe Arten, die nur einmal in ihrem Leben blühen, wie auch pollakanthe Arten, die jährlich Blüten tragen. Einige Arten erreichen Wuchshöhen von bis zu 4 Metern. Auffällig ist der knoblauchähnliche Geruch der meisten Arten. Alle Steckenkraut-Arten haben Pfahlwurzeln, die zumeist verholzt sind. Der Stängel ist verzweigt und an der Basis häufig mit alten Fasern aus den Blattscheiden umhüllt.

Die wechselständig angeordneten Laubblätter sind in Blattscheide, Blattstiel und Blattspreite gegliedert.[2] Die oft breite Blattscheide umhüllt oft den Stängel; bei manchen Arten sind die Blattscheiden sehr haltbar und zerfasern. Die zusammengesetzten Blattspreiten sind zwei- bis vierfach gefiedert oder zwei- bis vierfach eingeschnitten.[2]

Blütenstände, Blüten und Früchte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In doppeldoldigen Blütenständen stehen viele Blüten zusammen. In der Regel sind keine Hüllblätter (Hüllchen) vorhanden, kommen aber bei einigen Arten vor.[2]

Bei einigen Arten gibt es an einem Exemplar eingeschlechtige (rein männliche) und zwittrige Blüten. Die Blüten sind fünfzählig und radiärsymmetrisch.[2] Die fünf Kronblätter sind gelb oder blassgelb (selten grünlich-gelb) und oval bis lanzettförmig mit einer angeschärften Spitze. Der Griffel ist konisch, zur Basis hin manchmal erweitert oder gelappt. Der unterständige Fruchtknoten ist zweikammerig.

Es werden zweiteilige Zerfallfrüchte (Doppelachänen) von elliptischer Form gebildet, bei denen die lateralen Rippen geflügelt sind. Die Samen sind abgeflacht oder leicht konkav.

Systematik und Verbreitung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Gattung Ferula wurde durch Carl von Linné aufgestellt. Synonyme für Ferula L. sind Buniotrinia Stapf & Wettst., Leutea Pimenov, Merwia B.Fedtsch., Narthex Falc., Schumannia Kuntze, Scorodosma Bunge, Soranthus Ledeb., Euryangium Kauffm., Sumbulus H.Reinsch, Talassia Korovin.[2][3][4]

Die Gattung Ferula gehört zur Subtribus Ferulinae aus der Tribus Scandiceae in der Unterfamilie Apioideae innerhalb der Familie Apiaceae.[5]

Steckenkraut-Arten sind in Nordafrika, Zentral- und Südwestasien sowie im Mittelmeerraum verbreitet. Es gibt auch Arten im nördlichen Indien. In der Volksrepublik China kommen 26 Arten vor, sieben davon nur dort.[2] In der Türkei kommen 20 Arten vor, elf davon nur dort. Das Zentrum der Artenvielfalt ist Zentral- sowie Südwestasien.

Asant (Ferula assa-foetida)
Riesenfenchel (Ferula communis)
Riesenfenchel (Ferula communis), fruchtend
Illustration von Ferula gummosa
Ferula jaeschkeana
Ferula lancerotensis
Habitus und doppeldoldige Blütenstände von Ferula linkii
Ferula longipes
Illustration von Ferula narthex
Habitus und doppeldoldige Blütenstände von Ferula ovina
Ferula penninervis
Ferula tingitana
Illustration von Ferula tunetana (1–13) und Ferula longipes (14–15)

Es gibt etwa 150 bis etwa 200 Ferula-Arten:[2][3][4]

Silphium auf einer Münze von Kyrene
  • Silphium, eine in Libyen vorkommende Pflanze, war vermutlich eine Art der Gattung Ferula (Ferula historica). Sie ist wohl ausgestorben.

Nutzung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ferula persica liefert das Serapinharz.[9] Aus Ferulastäben wurden auf Sizilien früher Bienenwohnungen hergestellt, Abbildung in: Walter Brinkmann, Bienenstock und Bienenstand in den romanischen Ländern; Hamburg 1938, Tafel VII,1.

Quellen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Renata Kurzyna-Młynik, Alexei A. Oskolski, Stephen R. Downie, Rafał Kopacz, Aneta Wojewódzka, Krzysztof Spalik: Phylogenetic position of the genus Ferula (Apiaceae) and its placement in tribe Scandiceae as inferred from nrDNA ITS sequence variation. In: Plant Systematics and Evolution, Volume 274, 2008, S. 47–66. doi:10.1007/s00606-008-0022-2 PDF. (Abschnitt Systematik)
  • She Menglan (佘孟兰 Sheh Meng-lan), Mark F. Watson: Ferula, S. 174 - textgleich online wie gedrucktes Werk, In: Wu Zheng-yi, Peter H. Raven (Hrsg.): Flora of China, Volume 14 – Apiaceae through Ericaceae, Science Press und Missouri Botanical Garden Press, Beijing und St. Louis, 2005, ISBN 1-930723-41-5. (Abschnitte Beschreibung und Systematik)
  • Zeynep Elibol, Yusuf Menemen, Mehmet Sağiroğlu, Hayri Duman, Fen Edebiyat: A molecular phylogenetic study on some Turkish Ferula L. (Apiaceae) species using nrDNA ITS sequences. In: Pakistan Journal of Botany, Volume 44, Issue 2, 2012, S. 589–594: Volltext-PDF. (Abschnitt Systematik)

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Helmut Genaust: Etymologisches Wörterbuch der botanischen Pflanzennamen. 3., vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage. Birkhäuser, Basel/Boston/Berlin 1996, ISBN 3-7643-2390-6, S. 247.
  2. a b c d e f g h i j k l m n o p q r s t u v w x y z aa ab ac ad ae af ag ah ai She Menglan (佘孟兰 Sheh Meng-lan), Mark F. Watson: Ferula, S. 174 - textgleich online wie gedrucktes Werk, In: Wu Zheng-yi, Peter H. Raven (Hrsg.): Flora of China, Volume 14 - Apiaceae through Ericaceae, Science Press und Missouri Botanical Garden Press, Beijing und St. Louis, 2005, ISBN 1-930723-41-5.
  3. a b c d e f g h i j k l m n o p q r s t u v w x y z aa ab ac Ferula im Germplasm Resources Information Network (GRIN), USDA, ARS, National Genetic Resources Program. National Germplasm Resources Laboratory, Beltsville, Maryland. Abgerufen am 25. Mai 2014.
  4. a b c d e f g h i j k l m n o p q r s t u v w x y z aa ab ac ad ae af ag ah ai aj ak al am an ao ap aq ar as at au av aw ax ay az ba bb bc bd be Ralf Hand (2011+): Apiaceae.: Ferula Datenblatt In: Euro+Med Plantbase - the information resource for Euro-Mediterranean plant diversity.
  5. Mehrnoush Panahi, Łukasz Banasiak, Marcin Piwczyński, Radosław Puchałka, Alexei A. Oskolski, Krzysztof Spalik: Phylogenetic relationships among Dorema, Ferula and Leutea (Apiaceae: Scandiceae: Ferulinae) inferred from nrDNA ITS and cpDNA noncoding sequences. In: Taxon, Volume 64, Issue 4, August 2015. doi:10.12705/644.8
  6. Wilhelm Hassenstein, Hermann Virl: Das Feuerwerkbuch von 1420. 600 Jahre deutsche Pulverwaffen und Büchsenmeisterei. Neudruck des Erstdruckes aus dem Jahr 1529 mit Übertragung ins Hochdeutsche und Erläuterungen von Wilhelm Hassenstein. Verlag der Deutschen Technik, München 1941, S. 110 f. (Sagapenum serapinum).
  7. Otto Zekert (Hrsg.): Dispensatorium pro pharmacopoeis Viennensibus in Austria 1570. Hrsg. vom österreichischen Apothekerverein und der Gesellschaft für Geschichte der Pharmazie. Deutscher Apotheker-Verlag Hans Hösel, Berlin 1938, S. 154 (Sagapenum: Gummiharz von Ferula-Artem).
  8. Eva Shenia Shemyakova: ‘Des Juden buch von kreuczenach’. Untersuchung und Edition des Rezeptteils des Heidelberger Cpg 786. In: Fachprosaforschung – Grenzüberschreitungen. Band 8/9, 2012/13, S. 207–265, hier: S. 2230; Jürgen Martin: Die ‚Ulmer Wundarznei‘. Einleitung – Text – Glossar zu einem Denkmal deutscher Fachprosa des 15. Jahrhunderts. Königshausen & Neumann, Würzburg 1991 (= Würzburger medizinhistorische Forschungen. Band 52), ISBN 3-88479-801-4 (zugleich Medizinische Dissertation Würzburg 1990), S. 170.
  9. Dieter Lehmann: Zwei wundärztliche Rezeptbücher des 15. Jahrhunderts vom Oberrhein. Teil I: Text und Glossar. Horst Wellm, Pattensen/Han. 1985, jetzt bei Königshausen & Neumann, Würzburg (= Würzburger medizinhistorische Forschungen, 34), ISBN 3-921456-63-0, S. 254.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Steckenkräuter (Ferula) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Weiterführende Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Marcin Piwczyński, Dominika WyborskaJoanna Gołębiewska, Radosław Puchałka: Phylogenetic positions of seven poorly known species of Ferula (Apiaceae) with remarks on the phylogenetic utility of the plastid trnH-psbA , trnS-trnG , and atpB-rbcL intergenic spacers. In: Systematics and Biodiversity, März 2018. doi:10.1080/14772000.2018.1442374