Sindur

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Loses Sindur-Pulver auf einem Markt
Sindur-Dose aus Edelstahlblech
Auftragen von Sindur bei einer indischen Hochzeit

Sindur (Hindi सिन्दूर IAST sindūr) ist ein traditionelles, zinnoberrot oder orangerot gefärbtes Kosmetikpulver, das auf dem indischen Subkontinent von verheirateten Hindu-Frauen zur Kennzeichnung ihres Status verwendet wird. Die Markierung erfolgt auf der Stirn oder am Haaransatz. Hauptbestandteile des traditionellen Sindurs sind in der Regel Cinnabarit (Quecksilbersulfid), Kurkuma (Gelbwurz) und Kalk.[1]

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Verwendung von Sindur hat eine etwa 5000 Jahre dauernde Tradition und eine tiefe religiöse und soziale Bedeutung in der hinduistischen Gesellschaft. Ausgrabungen in Mehrgarh im heutigen Belutschistan bezeugen die Anwendung von Sindur im Bereich des Haaransatzes schon in der frühen Harappa-Zeit.[2] Sindur wird als letzte der 16 Verzierungskünste (Solah Shringar) der verheirateten Hindu-Frau angewendet.[3][4] Die Verzierung ist ein sichtbarer Ausdruck des Wunsches der Frau nach der Langlebigkeit ihres Mannes.[2]

Anwendung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Sindur wird traditionell am Anfang oder entlang der ganzen Scheitellinie des Haares einer Frau (mang, Hindi माँग IAST mā̃g) aufgebracht oder als Punkt auf der Stirn appliziert. Die rote Farbe ist im Hinduismus das Zeichen für eine verheiratete Frau. Wenn eine Frau kein Sindur mehr aufträgt, bedeutet dies, dass ihr Mann gestorben ist, sie also Witwe ist.[2]

Der erste Auftrag mit Sindur erfolgt am Tag der Hochzeit durch den Bräutigam. Dieser Brauch wird auch Sindur Dana genannt. Das spätere, tägliche Erneuern der Farbe wird von der Frau selbst vorgenommen.[5] Neben der Pulverform wird Sindur auch als Flüssigkeit oder in Form eines Stifts (ähnlich einem Lippenstift) angeboten, was ein Auftragen der Farbe erleichtert.[6]

Zusammensetzung und Gesundheitsgefahren[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kinderarbeit zur Herstellung von Sindur in Bangladesch

Während die indischen Frauen das Pulver früher meist selbst zubereiteten und fein mahlten, wird Sindur heute häufig als loses Pulver auf Märkten angeboten. Da die Rezeptur nicht vorgegeben ist, variieren die Inhaltsstoffe des Pigments deutlich und sind außerdem häufig nicht deklariert. Dieses führt dazu, dass insbesondere auf Märkten, aber auch bei No-Name-Produkten im Einzelhandel gesundheitsschädliche Stoffe verarbeitet sein können, die Hautreizungen oder Haarausfall bewirken oder sogar krebserregend sind.[7] Zu diesen gefährlichen Inhaltsstoffen zählt auch das billig herzustellende Bleioxid. Gefährdet werden nicht nur Frauen, die die Farbe anwenden, sondern auch die Gesundheit der Arbeiter bei der Herstellung des Pulvers.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Sindur – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Ken Taylor, Victoria Williams Ph.D: Etiquette and Taboos around the World: A Geographic Encyclopedia of Social and Cultural Customs. ABC-CLIO, 2017, ISBN 978-1-4408-3821-7, S. 113 (google.de [abgerufen am 28. November 2018]).
  2. a b c History Of Sindoor In India. Abgerufen am 28. November 2018 (englisch).
  3. Traditional Sindoor. Abgerufen am 28. November 2018 (englisch).
  4. Pooja Bhushan: What is the Importance of Solah Shringar for an Indian Bride. In: FashionFundas. SpiderWorks Technologies, Kochi - India, 29. Oktober 2012, abgerufen am 15. Januar 2019 (englisch).
  5. Indian Sindoor. Abgerufen am 28. November 2018 (englisch).
  6. Contemporary Sindoor. Abgerufen am 28. November 2018 (englisch).
  7. Sindoor Experts Advice. Abgerufen am 28. November 2018 (englisch).