Scorpène-Klasse

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Scorpène-Klasse
Tunku Abdul Rahman in Lorient bei einer Erprobungsfahrt im März 2008
Tunku Abdul Rahman in Lorient bei einer Erprobungsfahrt im März 2008
Schiffsdaten
Land Chile Chile (seit 2005)
Malaysia Malaysia (seit 2009)
Indien Indien (seit 2017)
Brasilien Brasilien (seit 2023)
Schiffsart U-Boot

Bauwerften

Gebaute Einheiten 14 (geplant)
Schiffsmaße und Besatzung
Länge 66,4 m/ Boote für BRA abweichend 71,6 m (Lüa)
Breite 6,2 m
Tiefgang (max.) 5,5 m
Verdrängung
  • aufgetaucht: 1.550 ts (BRA k. A.)
  • getaucht: 1.700 ts (BRA 2.010 ts)
 
Besatzung 31 Mann
Maschinenanlage
Maschine Dieselelektrischer- oder MESMA-Antrieb
Einsatzdaten U-Boot
Aktionsradius aufgetaucht: 12.000 km/ 6.500 sm

getaucht: 1.020 km/ 550 sm

Tauchtiefe, max. >300 m
Höchst-
geschwindigkeit
getaucht
20+ kn (37+ km/h)
Höchst-
geschwindigkeit
aufgetaucht
12 kn (22 km/h)
Bewaffnung

6 × 533-mm-Torpedorohre

Die Scorpène-Klasse ist eine Schiffsklasse von konventionell diesel-elektrisch angetriebenen U-Booten. Die Konstruktion ist ein gemeinsamer Entwurf des französischen Rüstungskonzerns DCN und des spanischen Rüstungskonzerns Navantia. Die U-Boote sind exklusiv für den Export vorgesehen und werden weder von der spanischen noch der französischen Marine eingesetzt.

Chile ist der erste Nutzer und betreibt zwei Einheiten. Malaysia hat zwei U-Boote der Klasse bestellt, die inzwischen ausgeliefert sind. Indien bestellte sechs Boote, die im Land als Kalvari-Klasse bezeichnet und in Lizenz gebaut werden.

Brasilien beschafft zunächst vier Boote, die wie die übrigen exportierten Boote konventionell diesel-elektrisch angetrieben werden. Sie werden lokal als Riachuelo-Klasse bezeichnet und ebenfalls größtenteils im eigenen Land gebaut. Hinzu kommt mit einer deutlichen längeren Bauphase auf der gleichen Bauwerft eine atomar angetriebene Einheit.

Auch Venezuela zeigte zwischenzeitlich Interesse an einem Kauf, hat sich aber nach neuesten Meldungen inzwischen für die russische Kilo-Klasse entschieden.[1]

Konstruktive Merkmale[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Scorpène-Klasse wurde aus der Agosta-Klasse weiterentwickelt. Bei der Konstruktion wurden aber auch Entwicklungen der aktuellen französischen Atom-U-Boote, wie zum Beispiel die Stahllegierung des Rumpfes, genutzt.

Der modulare Entwurf sieht drei Bauformen vor. Zusätzlich zum Basis-Konzept wird ein größeres Modell, das mit dem außenluftunabhängigen MESMA-Antrieb ausgestattet ist, angeboten. U-Boote mit diesem Antrieb sollen ohne Einsatz des Schnorchels drei- bis viermal länger als die Boote der Basis-Variante unter Wasser operieren können. Als kostengünstige Alternative zur Grundversion wird als dritte Variante eine kleinere und leistungsschwächere Version angeboten.

Bisher wurde nur die Basisversion gebaut und ausgeliefert. Indien plant den Bau von drei MESMA-Booten.[2]

Geplante Varianten
Basis-Version MESMA-Version Kompakt-Version
Länge: 66,4 m 76,2 m 59,4 m
Verdrängung (über Wasser): 1,700 ts 2000 ts 1450 ts
Geschwindigkeit (unter Wasser): >20 kn >20 kn >14 kn
Tauchtiefe: >300 m >300 m >200 m
Besatzung: 30 Mann 30 Mann 22 Mann
Seeausdauer: 50 Tage 71 Tage 45 Tage

Einheiten der Klasse[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Chilenische Marine[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

U-Boot der Scorpène-Klasse in der Bucht von Valparaíso, Chile

Am 18. Dezember 1997 beauftragte die chilenische Regierung den Bau zweier U-Boote der neuen Klasse. Die Neubauten ersetzten die veralteten Boote der Oberon-Klasse. Das erste Boot wurde am 23. Oktober 2003 zu Wasser gelassen und am 1. November auf den Namen O’Higgins getauft. Bernardo O’Higgins war ein General im chilenischen Unabhängigkeitskrieg und ein wichtiger Wegbereiter der chilenischen Marine.[3][4] 2004 lief die zweite Einheit vom Stapel, wurde ebenfalls nach einem chilenischen Nationalhelden des Unabhängigkeitskrieges benannt und 2006 in Dienst gestellt.

Kennung Name Bauwerft Kiellegung Stapellauf Indienststellung Einheit Verbleib
SS 22[5] O’Higgins
(Q 279)
FrankreichFrankreich DCN, Cherbourg[6] ? 23. Oktober 2003 9. September 2005 Fuerza de Submarinos in Talcahuano aktiv
SS 23[5] Carrera
(Q 280)
SpanienSpanien Bazan, Cartagena[6] ? 24. November 2004 20. Juli 2006 Fuerza de Submarinos in Talcahuano aktiv

Malaysische Marine[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Tunku Abdul Rahman bei ihrer Ankunft in Malaysia

Am 5. Juni 2002 gab die malaysische Regierung den Bau von zwei U-Booten der Scorpène-Klasse in Auftrag. Die Einheiten werden nach den ersten beiden Premierministern des Landes, Tunku Abdul Rahman (* 1903  † 1990) und Tun Abdul Razak (* 1922  † 1976) benannt.[7][8] Zeitgleich mit dem Bau werden malaysische Besatzungen ausgebildet, um sie bei der voraussichtlichen Indienststellung im Laufe des Jahres 2009 sofort einsetzen zu können. Da die malaysische Marine zuvor über kein einziges U-Boot verfügte, wurde die 2005 bereits stillgelegte französische Ouessant, ein Boot der Agosta-Klasse, reaktiviert und als Schulschiff an Malaysia verleast.[9] Die Tunku Abdul Rahman verließ am 11. Juni 2009 den französischen Hafen Toulon und erreichte am 3. September 2009 den malaysischen Marinestützpunkt in Port Klang.[10] Das zweite Schiff, die Tun Abdul Razak, soll voraussichtlich im Juni 2010 in Malaysia ankommen.[11]

Kennung Name Bauwerft Kiellegung Stapellauf Indienststellung Einheit Verbleib
- Tunku Abdul Rahman FrankreichFrankreich DCN, Cherbourg[12] ? 23. Oktober 2007 27. Januar 2009[13] ? in Sepanggar, Sabah[14] aktiv
- Tun Abdul Razak SpanienSpanien Navantia, Cartagena[12] ? 8. Oktober 2008 5. November 2009 ? in Sepanggar, Sabah[14] aktiv

Indische Marine[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Am 7. Oktober 2005 wurde in Delhi ein Vertrag über den Bau von sechs U-Booten unterzeichnet. Das Rüstungsprojekt hat einen Wert von 3,5 Mrd. US-Dollar und soll die veralteten indischen U-Boote der sowjetischen Foxtrot-Klasse ersetzen. Die Boote der Scorpène-Klasse erhalten dabei traditionsgemäß die Namen der Foxtrot-Boote, die sie ersetzten.[15] Für den Bau der U-Boote ist ein Zeitraum von zwölf Jahren vorgesehen, wobei die letzten drei Einheiten mit MESMA-Antrieben ausgestattet werden sollen.[2] Die Indienststellung der ersten Einheit war ursprünglich für 2012 geplant,[16][17] würde sich aber nach Angaben des indischen Verteidigungsministeriums vom April 2010 um drei Jahre verzögern; letztendlich waren es fünf Jahre Verzug. Alle Einheiten sollten bis 2020 in Dienst gestellt werden[18], auch dieser Meilenstein verzögerte sich.

Alle Boote werden in Lizenz auf der Werft Mazagon Dock Shipbuilders Limited in Mumbai gebaut.[19]

Kennung Name Kiellegung Stapellauf Indienststellung Heimathafen Verbleib
S21 INS Kalvari[15] 1. April 2009 6. April 2015 14. Dezember 2017[20] INS Kadamba, Karwar[15] aktiv
S22 INS Khanderi[15] Oktober 2011 12. Januar 2017[21] 19. September 2019[22] INS Kadamba, Karwar[15] aktiv
S23 INS Karanj Dezember 2012 31. Januar 2018[23] 10. März 2021[24] INS Kadamba, Karwar[15] aktiv
S24 INS Vela ? 6. Mai 2019[25] 25. November 2021[26] INS Kadamba, Karwar[15] aktiv
S25 INS Vagir ? 12. November 2020[27] 23. Januar 2023[28] INS Kadamba, Karwar[15] aktiv
S26 INS Vagsheer ? 20. April 2022 ? INS Kadamba, Karwar[15] in Ausrüstung

Brasilianische Marine[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Am 23. Dezember 2008 hat die brasilianische Marine vier Boote bestellt. Am 3. September 2009 wurde die Bereitstellung der Gelder bewilligt. Zusätzlich wurde zu diesem Zweck auch eine strategische Verteidigungsvereinbarung zwischen Brasilien und Frankreich vereinbart: Frankreich wird beim Bau eines Marinestützpunktes und der U-Boot-Marinewerft helfen.

Darüber hinaus unterstützen die Franzosen die Brasilianer beim Bau eines Atom-U-Bootes (SN 10, Almirante Álvaro Alberto[29]), das nach Verzögerungen des Gesamtprogramms frühestens Ende der 2020er Jahre in Dienst gestellt werden soll, da die nuklearen Bauteile aufgrund des Atomwaffensperrvertrag lokal entwickelt werden müssen.

Sämtliche U-Boote werden, bis auf den vorderen Druckrumpf von Boot 1, der bei DCNS in Cherbourg gebaut wird, in Brasilien bei der Itaguai Construcoes Navais Werft gebaut. Es wurde dazu ein Joint Venture durch die DCNS (41 %) aus Frankreich und der brasilianischen Odebrecht (59 %) gegründet.

Kennung Name Kiellegung Stapellauf Indienststellung Einheit/Heimathafen Verbleib
S40 Riachuelo 27. Mai 2010 14. Dezember 2018[30] 1. September 2022[31] U-Boot-Stützpunkt Ilha da Madeira in Itaguaí aktiv
S41 Humaitá 1. September 2013 11. Dezember 2020 12. Januar 2023[32] U-Boot-Stützpunkt Ilha da Madeira in Itaguaí aktiv
S42 Tonelero 13. Januar 2015 26. März 2024[33] (Mai 2025, geplant) in Bau
S43 Angostura 2018 in Bau
SN10 Álvaro Alberto 2018 in Bau

Indonesische Marine[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Indonesiens PT PAL und die französische Naval Group unterzeichneten am 28. April 2024 für den gemeinsamen Bau von zunächst zwei Booten, die von der Naval Group als „Scorpene Evolved Full LiB“ bezeichnet und mit Lithium-Ionen-Akkumulatoren ausgerüstet sind. Das französische Design hatte zuvor die indonesische Ausschreibung gegen Wettbewerber aus Deutschland und Südkorea gewonnen. Die beiden Industriepartner hatten im Vorfeld des Zuschlags im Februar 2022 bereits ein MoU unterzeichnet, nachdem die beiden Regierungen Indonesiens und Frankreichs im August 2021 ein Rüstungskooperationsabkommen eingegangen sind.[34]

Die Boote werden auf der PT PAL Schiffswerft in Surabaya gebaut.

Kennung Name Kiellegung Stapellauf Indienststellung Einheit Verbleib
geplant
geplant

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Scorpène-Klasse – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. www.welt.de - Venezuela provoziert USA mit U-Boot-Deal.
  2. a b http://www.defenseindustrydaily.com/ - India Looks to Modify Scorpene Subs With MESMA AIP Propulsion. (englisch)
  3. www.armada.cl - Seite der chilenischen Marine über die O’Higgins (Memento vom 15. Mai 2009 im Internet Archive) (englisch)
  4. www.dcn.fr - Scorpene O’Higgins launching (Memento vom 25. September 2006 im Internet Archive) (PDF, engl.)
  5. a b Werner Globke (Hrsg.): Weyers Flottentaschenbuch 2008/2010. Bernhard & Graefe Verlag, Bonn 2008, S. 459.
  6. a b Werner Globke (Hrsg.): Weyers Flottentaschenbuch 2008/2010. Bernhard & Graefe Verlag, Bonn 2008, S. 35.
  7. dcnsgroup.com - First Scorpene for Malaysia named (Presseveröffentlichung von DCN)@1@2Vorlage:Toter Link/www.dcnsgroup.com (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im März 2018. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. (englisch)
  8. www.bernama.com - First-Time Submariners, But Adapting Well (Memento vom 7. Juni 2007 im Internet Archive) (englisch)
  9. www.themalaysianinsider.com - First Scorpene submarine arrives in Port Klang. (Memento vom 5. September 2009 im Internet Archive) 3. September 2009. (englisch)
  10. The Star (13. Januar 2010): Second Scorpene submarine to arrive in early June.
  11. a b Werner Globke (Hrsg.): Weyers Flottentaschenbuch 2008/2010. Bernhard & Graefe Verlag, Bonn 2008, S. 202.
  12. KD Tunku Abdul Rahman - Scorpene submarines. www.globalsecurity.org, abgerufen am 12. Juli 2013.
  13. a b KD Tunku Abdul Rahman submarine proves RMN's capabilities. Archiviert vom Original am 6. Oktober 2014; abgerufen am 15. März 2024.
  14. a b c d e f g h i - First Scorpene submarine to become reality soon (englisch)
  15. www.marinelink.com - Indian Navy Orders Six Subs. (englisch)
  16. www.india-defence.com - India Begins Construction Of Scorpene Submarines At Mazgon Dock. (englisch)
  17. Scorpenes no more. 16. März 2017, abgerufen am 8. Juni 2017.
  18. Werner Globke (Hrsg.): Weyers Flottentaschenbuch 2008/2010. Bernhard & Graefe Verlag, Bonn 2008, S. 122.
  19. Indian Navy commissions first licence-built Scorpène-class submarine, Janes, 14. Dezember 2017
  20. L'Inde met à l'eau son second Scorpene. 13. Januar 2017, abgerufen am 13. Januar 2017.
  21. https://www.janes.com/article/91423/mdl-delivers-second-scorp%E8ne-submarine-to-indian-navy
  22. http://www.janes.com/article/77488/india-launches-third-scorpene-class-submarine
  23. India commissions third Kalvari-class submarine. Janes, 11. März 2021
  24. https://www.janes.com/article/88326/india-launches-fourth-scorpene-class-submarine
  25. https://twitter.com/livefist/status/1460190610699141127
  26. https://www.janes.com/defence-news/news-detail/india-launches-fifth-scorpene-class-submarine
  27. https://www.janes.com/defence-news/naval-weapons/latest/india-commissions-fifth-kalvari-class-submarine-with-expanded-local-content
  28. Jane’s Information Group: First steel cut for third Brazilian submarine. (Memento vom 19. Januar 2015 im Internet Archive) (englisch), abgerufen am 19. Januar 2015
  29. PROSUB achieves key milestone with launch of first S-BR submarine, Janes, 18. Dezember 2018
  30. Indienststellung Riachuelo, Bericht auf marinha.mil.br vom 1. September 2022, Seite auf portug., abgerufen am 2. Januar 2023
  31. Brazil commissions second Riachuelo-class SSK, Janes, 9. Januar 2024
  32. Brazil launches third Riachuelo-class SSK, Janes, 3. April 2024
  33. Indonesia turns to France’s Naval Group for submarines. Defense News, 4. April 2024