Schuberth GmbH

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Schuberth Holding GmbH

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Rechtsform GmbH
Gründung 1922
Sitz Magdeburg, Deutschland Deutschland
Leitung
  • Christoph Klotzbach
  • Maximilian Herberger
Mitarbeiterzahl 378 (2021)
Umsatz 58,0 Mio. Euro (2021)
Branche Kopfschutztechnologie
Website www.schuberth.com
Stand: 31. Dezember 2021

Die Schuberth Holding GmbH (vormals: Schuberth Helme GmbH) ist ein deutsches Unternehmen für Kopfschutztechnologie mit Sitz in Magdeburg.

Hauptprodukt sind diverse Kopfschutzsysteme für die Bereiche Motorrad, Motorsport, Arbeitsschutz, Feuerwehr, Polizei sowie Militär. Besonders bekannt ist das Unternehmen als Hersteller von Motorrad- und Motorsporthelmen.

Die Schuberth GmbH engagiert sich seit 1999 in der Formel 1, stattet diverse Teams mit Helmen aus und unterhält eine Sponsorpartnerschaft mit Mercedes. Aktuell produziert Schuberth pro Jahr etwa eine Million Helme.[1]

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Schuberth GmbH – Werk in Magdeburg

Im Jahr 1922 wurde die Firma Schuberth in Braunschweig als Möbeltischlerei in der Nachbarschaft einer Brauerei gegründet, um den dort ausgedienten Arbeitern eine Weiterbeschäftigung zu ermöglichen.

Während der Kriegsjahre fertigte die Schuberth-Werk K.G. Innenfutter für Stahlhelme des Typs M31-M35. Sie hielten beim D. R. P. (Deutsches Reichspatentamt) ein Patent für ein Aluminium-Innenfutter, welches das Tragen der Stahlhelme für die Soldaten bequemer machen sollte. Es wurden Innenfutter mit Größenangabe als Bruchzahl hergestellt und mit n.A. („neue Art“), sowie mit a.A. („alte Art“) geprägt.

In den frühen 1950er-Jahren nahm Schuberth die Entwicklung und Produktion von Kopfschutzsystemen auf. Bereits 1952 wurde der erste Arbeitsschutzhelm präsentiert sowie eine neue Innenausstattung für die Stahlhelme des Bundesgrenzschutzes und der Länderpolizeien. Im Jahr 1954 kam der erste Motorradhelm mit dem Namen „Aero“ auf den Markt. Seit 1956 produziert Schuberth auch Schutzhelme für das Militär, zunächst für die Besatzungsmächte Westdeutschlands, dann auch für die deutsche Bundeswehr. Unter der Führung des Unternehmers Christian Zahn (* 25. Dezember 1926 in Braunschweig), auch Geschäftsführer von Schuberth Sarl, Collegien (Frankreich), und Schuberth Corporation, Flowery Branch (GA./USA), wuchs das Unternehmen zum größten Helmproduzenten Europas. Im Jahr 1976 präsentierte die Schuberth GmbH den ersten Motorrad-Integralhelm. Seit 1985 nutzt das Unternehmen einen eigenen Windkanal und Klimaprüfstand bei der Entwicklung seiner Produkte. Unter (Christian-)Alexander Zahn, Sohn von Christian Zahn,[2] entwickelte sich das Familienunternehmen zu einem renommierten Premium-Anbieter. Unter seiner Leitung wurde 2003 die Helmproduktion von Braunschweig (Niedersachsen) nach Magdeburg (Sachsen-Anhalt) verlegt.[3] Im Jahr 2006 ging der Familienbesitz in das Eigentum eines US-amerikanischen Private-Equity-Fonds über.[3] 2008 wurden auch die Bereiche Forschung und Entwicklung, Marketing und Vertrieb von Braunschweig nach Magdeburg verlegt.[4] Endgültig abgeschlossen war die Unternehmensumsiedlung nach Magdeburg allerdings erst im Jahr 2015 mit dem Umzug des Schuberth Air & Acoustic Labs[5], dem eigenen Aerodynamik- und Aeroakustik-Windkanal mit Klimaprüfstand.

Im September 2013 erwarb der in München ansässige Perusa Fonds die Mehrheit der Geschäftsanteile an der Schuberth GmbH und deren Tochtergesellschaften (Schuberth Gruppe). Eine Minderheitsbeteiligung verblieb bei der Verkäuferin Susquehana International Group, LLC[6] Seit 2013 leitet Jan-Christian Becker das Unternehmen als Geschäftsführer. Im Jahr 2014 kaufte Schuberth das italienische Spezialunternehmen für Helminnenausstattungen Teca25 und integrierte es in die Schuberth Holding, im Jahr darauf wurde die italienische Vertriebsgesellschaft Schuberth Italia S.r.L. gegründet. 2014 führte Schuberth eine selbstentwickelte Helmtechnologie ein, das „Direct Fibre Processing“[7], das an die Fertigungsmethoden der Flugzeugindustrie angelehnt ist. Im selben Jahr ging Schuberth für die Entwicklung und den Vertrieb eines neuen Polizeischutzsystems (Helm-Maskenkombination HMK 150) eine Kooperation mit Avon Protection und Ceotronics ein, um neue technische Richtlinien der Polizei zu erfüllen.[8] Seit 2015 dient eine weitere Kooperation mit der 3M Gruppe der gemeinsamen Entwicklung und dem Vertrieb von Polizei- und Militärhelmen.[9] Aktuell exportiert Schuberth weltweit in 55 Länder und unterhält eine eigene Vertriebsgesellschaft in Nordamerika.

Produkte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Blick in die Fabrikation

Die Helme werden im betriebseigenen Wind- und Akustikkanal auf ihre Aerodynamik getestet.[10]

Schuberth gewann 2018 zum 13. Mal in Folge die Leserwahl „Best Brand“ von Europas größtem Motorrad-Magazin Motorrad in der Kategorie Helme.[11][12] Der Klapphelm C3 Pro wurde mit dem iF product design Award 2014 ausgezeichnet.[13] Der Nachfolger C4 wurde von der Zeitschrift Motorrad zum besten Klapphelm 2017 ausgezeichnet.[14] Dieser wurde ab 2019 in der überarbeiteten Variante C4 Pro angeboten, der nun neben der gewohnten Fiberglas-Helmschale auch in einer Ausführung mit Carbon-Helmschale erhältlich ist.[15] Seit 2021 ist das Nachfolgermodell C5 auf dem Markt, der nun auch nach der neuen europäischen Richtlinie für Motorradhelme ECE 22.06 geprüft wurde. Durch die Anwendung der neuen Prüfnorm ist der Helm P/J-homologiert, was bedeutet, dass der Helm sowohl mit geöffnetem, als auch geschlossenem Kinnteil geprüft wurde und somit auch in beiden Zuständen verwendet werden darf.[16]

Schuberth produziert zudem Schutzhelme für das Bau-, Stahl-, Chemie-, Energie- und Forstgewerbe.[17]

Seit ihrer Gründung stattet Schuberth die Bundeswehr aus und war maßgeblich an der Weiterentwicklung des Gefechtshelms beteiligt. Für Paraden und Postenstehen (Protokollhelm) wurde 1956 ein Helm der Firma aus Kunststoff eingesetzt, der nur 235 Gramm wog.[18] Auch das Schweizer Militär trägt Schuberth-Helme.[19] Neben der deutschen Polizei[20] und Feuerwehr[21] sind auch viele europäische Einsatzkräfte mit Helmen des Unternehmens ausgestattet. Die Grenzschutzgruppe 9 (GSG 9) stattete ihre Helme mit Helmfutter der modernen Variante der Firma Schuberth aus.[22]

Engagement im Motorsport[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1999 startete Schuberth sein Engagement als Sponsor in der Formel 1. Nick Heidfeld war in der Saison 2000 als erster Rennfahrer Werbeträger von Schuberth. Mit Rekord-Weltmeister Michael Schumacher entwickelte sich eine langjährige Verbindung, die auch nach dessen Ausstieg aus der Formel 1 andauerte. In der Saison 2015 trugen unter anderem Nico Rosberg (Rennstall Mercedes AMG Petronas), Felipe Massa (Rennstall Williams Martini Racing), Nico Hülkenberg (Rennstall Sahara Force India) und Sergio Pérez (Rennstall Sahara Force India)[23] den Schuberth-SF1-Helm,[24] der aus Kunststoff besteht, welcher mit 19 Lagen Kohlenstofffasern verstärkt ist. Die Partnerschaft mit Nico Rosberg und Felipe Massa besteht seit dem Jahr 2005.

Die Sicherheit des Formel-1-Helms wurde nach einem schweren Unfall von Felipe Massa beim Großen Preis von Ungarn 2009 positiv erwähnt.[25][26]

Schuberth rüstet nicht nur Formel-1-Piloten aus, sondern auch Fahrer der IndyCar Series, NASCAR, DTM sowie Nachwuchspiloten der Deutschen Formel-4-Meisterschaft und der Europäischen Formel-3-Meisterschaft. Zu den Fahrern zählen unter anderem Danica Patrick, Mick Schumacher und David Beckmann.[23]

2016 wurde der Helmhersteller Ausrüster des Red Bull MotoGP Rookies Cup[27], einer Rennserie für Nachwuchs-Motorradfahrer. Auch die Moto2-Fahrer Marcel Schrötter und Jesko Raffin tragen in der WM-Saison Helme von Schuberth.[28][29]

Trivia[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bekanntheit erlangte in den späten 1980er-Jahren der Motorradhelm Speed durch die Erwähnung in der Comicserie Werner. Der aus strömungstechnischen Gründen wie ein Golfball gestaltete Helm galt dort als ein Erkennungszeichen der ungeliebten, rollerfahrenden Popper. Obwohl das Design spaltete, war der 1983 vorgestellte Helm der erste Motorradhelm, bei dessen Entwicklung die Erkenntnisse der Aerodynamik Anwendung fanden. Der Helm genießt heute Kultstatus.[30]

Im Jahr 2001 kam es zu Problemen mit dem Feuerwehrhelm Typ H2 der Firma Schuberth. Dies hatte einen Beitrag im Fernsehmagazin Frontal21 am 22. Januar 2002 zur Folge,[31] und führte zu einer Anordnung zur Abwendung besonderer Unfall- und Gesundheitsgefahren nach § 17 Abs. 1 Nr. 2 SGB VII (Gesetzliche Unfallversicherung).[32]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Schuberth – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Alexander Walter: Schuberth investiert Millionen. Abgerufen am 28. Juni 2018.
  2. Vgl. Walter Habel (Hrsg.): Wer ist wer? Das deutsche Who’s who. 24. Ausgabe. Schmidt-Römhild, Lübeck 1985, ISBN 3-7950-2005-0, S. 1377.
  3. a b Schuberth verlagert Firmensitz. In: Motorrad online. 12. Juli 2006, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 25. Mai 2016; abgerufen am 25. Mai 2016.
  4. Schuberth verlässt Braunschweig. In: PS. Ehemals im Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 25. Mai 2016.@1@2Vorlage:Toter Link/www.motorradonline.de (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)
  5. Prüflabor für die Helmentwicklung. In: www.tourenfahrer.de. Abgerufen am 25. Mai 2016.
  6. Perusa Fonds erwirbt Mehrheit an Schuberth Gruppe. In: www.perusa-partners.de. 25. Mai 2016, abgerufen am 23. Januar 2020.
  7. Motorradhelme. Welt Online, 14. Juli 2015, abgerufen am 25. Mai 2016.
  8. VDP GmbH: Detailansicht Arbeitsschutz in der Polizei. In: www.polizeipraxis.de. 8. Mai 2014, abgerufen am 25. Mai 2016.
  9. Dirk Schäfer: 3M und Schuberth kooperieren. In: www.business-on.de. Abgerufen am 25. Mai 2016.
  10. Schuberth GmbH: Der Schritt in die Königsklasse (Memento vom 18. Dezember 2013 im Internet Archive)
  11. https://www.bikeundbusiness.de/zeitschrift-motorrad-best-brand-2018-stringenz-im-renitenz-a-695117/index11.html
  12. https://www.schuberth.com/presse/detail/schuberth-bleibt-sieger-motorrad-best-brand-geht-erneut-nach-magdeburg-1.html
  13. iF online exhibition, abgerufen am 4. Mai 2014.
  14. SCHUBERTH C4 setzt die Maßstäbe unter den modernen Klapphelmen. Jetzt gewinnt der expressiv gestylte C4 den großen Vergleichstest des Fachmagazins MOTORRAD.
  15. Klapphelme im Vergleich: Schuberth C4 vs. Schuberth C4 Pro. 6. Dezember 2018, abgerufen am 17. Juli 2019.
  16. Uli Baumann,uba: Schuberth C5 Klapphelm: Kommunikativ, doppelt homologiert und ECE 22.06 geprüft. 29. Oktober 2021, abgerufen am 3. April 2022.
  17. Arbeitsschutz Firmenhomepage.
  18. Die Zeit, 4. Oktober 1956 Nr. 40, S. 2.
  19. Militär Firmenhomepage.
  20. Polizei Firmenhomepage.
  21. Feuerwehr Firmenhomepage.
  22. Floyd R. Tubbs: Stahlhelm. Evolution of the German Steel Helmet. State University Press, Kent 2000, ISBN 0-87338-677-9, S. 114.
  23. a b Featured Drivers – Schuberth. In: www.schuberth.com. Abgerufen am 31. Mai 2016.
  24. Car Racing – Schuberth. In: www.schuberth.com. Abgerufen am 31. Mai 2016.
  25. Unfall von Felipe Massa – Schumis Helm rettete Massa. In: autobild.de. Abgerufen am 31. Mai 2016.
  26. Damon Lavrinc: Here’s What Makes F1 Helmets So Insanely Safe. In: WIRED. 4. September 2013, abgerufen am 31. Mai 2016 (englisch).
  27. Red Bull Rookies – Red Bull Rookies 2016 mit Schuberth-Helmen. Speedwerk, 1. Oktober 2015, abgerufen am 31. Mai 2016.
  28. Moto2 – Marcel Schrötter vertraut 2016 auf Schuberth-Helme. Speedwerk, 22. Januar 2016, abgerufen am 31. Mai 2016.
  29. Moto2-Fahrer Jesko Raffin und Schuberth gehen gemeinsam ins Rennen ... Burning Out – Eure Motorradzeitung, 20. März 2016, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 31. Mai 2016; abgerufen am 31. Mai 2016.
  30. Der Golfball. Motorrad. 6. Januar 2006, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 20. April 2016; abgerufen am 4. Mai 2016.
  31. Gemeinsamer Hinweis des Innenministeriums und der Landesfeuerwehrschule Baden-Württemberg (Memento vom 6. April 2016 im Internet Archive) UKBW, abgerufen am 6. April 2016.
  32. Anordnung gemäß § 17 Abs. 1 Nr. 2 SGB VII zu Feuerwehrhelmen (Memento vom 6. April 2016 im Internet Archive), Landesfeuerwehrverband Hessen, abgerufen am 6. April 2016.