Schloss Pierrefonds

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Schloss Pierrefonds
Schloss Pierrefonds als Ruine um 1860
Blick von Südwest
Schlosshof
Gardesaal
Heldensaal

Schloss Pierrefonds ist eine ursprünglich aus dem Mittelalter stammende Schlossanlage, die im 19. Jahrhundert von Eugène Viollet-le-Duc für Napoleon III. als Privatresidenz rekonstruiert und ausgebaut wurde.

Das Schloss steht in Pierrefonds im Département Oise, am südöstlichen Rand des Waldes von Compiègne nördlich von Paris. Seit 1848 steht es als Monument historique unter Denkmalschutz.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Eine Burganlage ist an dieser Stelle im 12. Jahrhundert nachweisbar. 1392 erhob König Karl VI. die Grafschaft Valois, zu der Pierrefonds gehörte, zum Herzogtum und gab sie seinem Bruder Louis d’Orléans. 1393 bis 1407 wurde daraufhin für letzteren die Burg um- und ausgebaut. Leiter dieses Vorhabens war der Hofarchitekt Jean le Noir.

Im März 1617 wurde die Burg durch Truppen von Kardinal Richelieu belagert und eingenommen. Der damalige Burgherr François-Annibal d’Estrées, der Bruder Gabrielles d’Estrées, war Mitglied einer Gruppe unzufriedener französischer Adliger, die gegen den jungen König Ludwig XIII. aufbegehrten und von Henri II. de Bourbon angeführt wurden. Die Burg wurde daraufhin weitgehend, aber nicht vollständig zerstört.

Der Gebäudekomplex blieb über 200 Jahre Ruine. Napoleon Bonaparte erwarb ihn 1810 für weniger als 3000 Francs. Im August 1832 gab der Bürgerkönig Louis Philippe hier ein Bankett anlässlich der Heirat seiner Tochter Louise mit Leopold I. von Belgien. Jean-Baptiste Camille Corot malte die Ruine mehrfach zwischen 1834 und 1866.

Louis-Napoléon Bonaparte, der spätere Kaiser Napoleon III., besuchte die Burgruine 1850. 1857 gab er Eugène Viollet-le-Duc den Auftrag zur Rekonstruktion und Restaurierung. 1861 erweiterte er das Projekt. Auf der Basis der vorhandenen Ruinen sollte eine kaiserliche Residenz geschaffen werden. Im Sommer 1867 besuchte der bayerische König Ludwig II. anlässlich eines Aufenthaltes in Paris die Baustelle, um sich Anregungen für seinen geplanten Neubau in Neuschwanstein zu holen, nachdem er zwei Monate zuvor bereits die wiederaufgebaute Wartburg besichtigt hatte. Sechs Jahre nach dem Tod Viollet-le-Ducs 1885 kam es zum endgültigen Stillstand der Arbeiten, die schon durch den Sturz Napoléons III. 1871 unterbrochen worden waren.

Das denkmalgeschützte Schloss wird mitunter als Kulisse für Filmaufnahmen genutzt, zum Beispiel für den Film Der Mann in der eisernen Maske mit Leonardo DiCaprio, in den Jahren 2008 und 2010 für die BBC-Serie Merlin – Die neuen Abenteuer.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Amédée Boinet: Le Château de Pierrefonds: Champlieu, Morienval, Saint-Jean-aux-Bois. J. Lanore, Paris 1970.
  • Janine Ducrot: Château de Pierrefonds. Nouvelles Éditions latines, Paris 1983, ISBN 2-7233-0193-1.
  • Robert Dulau: Le château de Pierrefonds. ISBN 978-2-85822-192-9.
  • Louis Grodecki: La Restauration du château de Pierrefonds, 1857–1879. 1965.
  • Jacques Harmand: Pierrefonds, la forteresse d’Orléans. Les réalités. Éditions Jeanne d’Arc, Le Puy 1983.
  • Jacques Mayor: Pierrefonds le chateau de Louis d’Orléans. Éditions artistiques et scientifiques, Versailles [u. a.] 1912.
  • Jean Mesqui: Le château de Pierrefonds. Une nouvelle vision du monument. In: Bulletin Monumental. Nr. 166/3, 2008, ISSN 0007-473X, S. 197–246 (PDF; 3,3 MB).
  • Georges Poisson: Schlösser der Ile-de-France. Prestel, München 1968, S. 37–42.
  • Jürgen Strasser: Wenn Monarchen Mittelalter spielen ... Die Schlösser Pierrefonds und Neuschwanstein im Spiegel ihrer Zeit. Heinz, Stuttgart 1994, ISBN 3-88099-293-2.
  • Bernard Thaon: Pierrefonds ou l’impossible jardin. Nouvelles Éditions latines, Paris 1987, ISBN 2-7233-0360-8.
  • Eugène Viollet-le-Duc: Description du château de Pierrefonds. Bance, Paris 1857.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Schloss Pierrefonds – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikisource: Description du château de Pierrefonds – Quellen und Volltexte (französisch)


Koordinaten: 49° 20′ 49″ N, 2° 58′ 48″ O