Schieferplattenidol

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geritztes Schieferplattenidol aus Granja de Céspedes bei Badajoz
reliefiertes Augenidol aus Garrovillas de Alconétar
Schieferplattenidol aus dem Museu Nacional de Arqueologia
Schieferplattenidol aus Valencina

Schieferplattenidole (englisch Schist idol plaques oder engraved slate plaques; portugiesisch Placas de xisto; spanisch Alentejas oder Ídolo placa en pizarra bzw. Idolos Megaliticos) sind kleine, dünne an den Ecken meist abgerundete trapezoide Platten aus amphibolischem Schiefer (sehr selten auch aus hartem Sandstein), die in den jüngeren Schichten südportugiesischer bzw. südwestspanischer Megalithanlagen und Kuppelgräbern gefunden wurden. Da sie verziert sind und am oberen Ende eine Bohrung für eine Befestigung haben, wurden sie vermutlich – ob sichtbar oder unter der Kleidung verborgen ist unklar – um den Hals getragen.

Fundorte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die oft beidseitig verzierten, anthropomorphen oder mit Augenmotiven versehenen ritzverzierten Schieferplatten stammen aus dem Chalkolithikum und kommen im Südwesten Spaniens (Dolmen von Alcántara) und im Süden Portugals vor. Nördlich des 40. Breitengrades treten sie nicht mehr auf.

Beschreibung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die meisten Ritzdekore an den zwischen 10 und 20 cm hohen aber nur ca. 5 bis 10 mm dicken Idolen sind geradlinig; gebogene oder geschwungene Formen sind dagegen eher selten, was sehr wahrscheinlich auf das verwendete Material (Schiefer) zurückzuführen ist. Derartige geometrische Verzierungen sind in der klassischen Megalithkultur eher selten und verweisen somit wahrscheinlich auf eine späte Anfertigung (um 3000 bis 2500 v. Chr.).

Zum Spektrum der Funde in lange genutzten Anlagen im Süden Portugals und in Teilen Spaniens gehören auch: Báculos, Beile, Flintklingen, Kalksteinidole, Kämme, Keramik, Knochengeräte, Lunulae, Nadelköpfe, Perlen, Pfeilspitzen, Sandalen- und Stabidole, Steingefäße, -kugeln und -platten.

Funktion[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Schieferplattenidole gehören zu den Pektoralen und dienten ihren – lebenden oder verstorbenen – Trägern als Amulette mit unheilabwehrender Funktion. In der mittelgroßen polygonalen Anta von Pedra Branca, bei Monturn, Melides (Concelho Grändola, Distrikt Senibal), scheint den Toten zumeist ein Schieferplattenidol, in wenigen Fällen auch zwei oder drei mitgegeben worden zu sein.

Typen in Spanien[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Semi-anthropomorphe in 7 Varianten
  • trapezoid, abstrakt, anthropomorph in 17 Varianten

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Dekormotive einiger weniger Schieferplattenidole haben eine gewisse Ähnlichkeit zu denen der Statuenmenhire, doch sind die jeweiligen Verbreitungsgebiete nicht identisch.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Andreas Gut: Die Schieferplattenidole Portugals anhand des Nachlasses von Vera Leisner. Unpublizierte Magisterarbeit Universität Tübingen 1990
  • Martín Almagro Gorbea: Los Idolos del Bronce Hispano. Consejo Superior de Investigaciones Científicas, Madrid 1973
  • Philine Kalb: Großsteingräber und Menhire. In: Hermanfrid Schubart et al. (Hrsg.): Funde in Portugal. Muster-Schmidt, Göttingen/Zürich 1993, ISBN 3-7881-1512-2
  • Jürgen E. Walkowitz: Das Megalithsyndrom. Europäische Kultplätze der Steinzeit (= Beiträge zur Ur- und Frühgeschichte Mitteleuropas. Bd. 36). Beier & Beran, Langenweißbach 2003, ISBN 3-930036-70-3.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]