SS-Standarte Kurt Eggers

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Ärmelstreifen der SS-Kriegsberichter

Die SS-Standarte Kurt Eggers war eine Propagandatruppe der Waffen-SS.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Einheit wurde im Januar 1940 als SS-Kriegsberichter-Kompanie aufgestellt. Ihre Züge, bestehend aus Kriegsberichtern, häufig gelernte Journalisten und auch Schriftsteller, waren den kämpfenden Einheiten der Waffen-SS zugeteilt. Im August 1941 wurde die Kompanie zur SS-Kriegsberichter-Abteilung. Seit dem Beginn des Russlandfeldzuges gab es zahlreiche Frontverbände der Waffen-SS; dafür wurden mehr Kriegsberichterstatter als zuvor benötigt.

Am 31. Oktober 1943 wurde die Einheit nach dem im August 1943 gefallenen Schriftsteller Kurt Eggers benannt.[1]

In der Standarte dienten auch ausländische Freiwillige der Waffen-SS, darunter der US-Amerikaner Martin James Monti sowie die Briten Benson Railton Metcalf Freeman, John Leister, der Sohn des Dichters Knut Hamsun, Arild Hamsun, der Sohn des isländischen Staatspräsidenten Björn Björnsson und Francis Paul Matton. Einheitsführer war SS-Standartenführer Gunter d’Alquen.

1943 betrug die Einheitsstärke 141 Mann und erhöhte sich bis 1944 auf 1180 Mann.

Ein Mitglied der SS-Standarte Kurt Eggers wurde wegen Kriegsverbrechen verurteilt: Karl Gustav Lerche wurde 1955 wegen der Erschießung eines britischen Kriegsgefangenen zu zehn Jahren Gefängnis verurteilt. Das Verbrechen ereignete sich am 24. September 1944 nach einem Trinkgelage von SS-Offizieren in der Unterkunft der SS-Einheit Skorpion-West in Arnhem.[2]

Zur Untereinheit Südstern der SS-Standarte Kurt Eggers, welche bis 1945 in Italien tätig war, gehörte der spätere Gründer und Chefredakteur des Magazins Stern, Henri Nannen.[3][4] Er verlegte, auch im eigenen Buchverlag, Produkte seines SS-Kameraden Paul Carell, z. B. 1964: „Die Wüstenfüchse. Mit Rommel in Afrika“, eine Verherrlichung von Erwin Rommel. Auch Willem Sassen, der in Argentinien Tonaufnahmen von Adolf Eichmann anfertigte und die Transkripte unter anderem dem Stern verkaufte, gehörte der Standarte an.[5]

Ebenfalls als Kriegsberichterstatter waren der Journalist Hermann Pirich, der Schriftsteller und Journalist Joachim Fernau sowie der Maler Wilhelm Petersen in der Standarte tätig.[6] Zur SS-Standarte gehörte auch der Reichsfilmdramaturg Carl-Dieter von Reichmeister.

Gliederung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Stab

  • Adjutant
  • Verbindungsoffizier bei SS-FHA und OKW
  • Ordonnanzoffizier
  • Standarteingenieur
  • Zensuroffizier
  • Gruppenleiter Ausland
  • Gruppenleiter Wort
  • Gruppenleiter Bild
  • Gruppenleiter Film
  • Referatsleiter Film
  • Gruppenleiter Rundfunk
  • Gruppenleiter RF Technik (RF = Rundfunk)
  • Gruppenleiter RF Sendung
  • Gruppenleiter Zeichen

Abteilung Verwaltung

  • Unterkunftsverwaltung

Gruppe Wort

  • Verbindungsführer Presse

Gruppe Bild

  • Referat Bildtechnik
  • Referat Bildschriftleitung
  • Referat Bildarchiv

Gruppe Rundfunk

  • Referat Rundfunktechnik
  • Referat Rundfunksendung
  • Abschnitt Rußland-Nord
  • Abschnitt Rußland-Süd
  • Abschnitt Lettland und Lettische Einheiten
  • Abschnitt Südost
  • Abschnitt West
  • Sonderunternehmen Südost
  • Kommando Oslo
  • Kommando Kopenhagen
  • Kommando Frankreich
  • Kommando Brüssel
  • Kommando Südost
  • Kommando Adria

Ersatz-Kompanie

  • Ausbildungsgruppe

Gruppe Kampfpropaganda

  • 2 × SS-Kampfpropaganda Zug

Sonderunternehmen "Südstern"

  • „Skorpion Ost“
  • „Skorpion West“ (Ober-Rhein)
  • Unternehmen „Wintermärchen“

Kennzeichnung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ärmelstreifen der SS-Standarte Kurt Eggers

Die Soldaten trugen am linken Arm den Ärmelstreifen Kurt Eggers.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Ortwin Buchbender: Das tönende Erz. Deutsche Propaganda gegen die Rote Armee im Zweiten Weltkrieg. Seewald-Verlag, Stuttgart 1978, ISBN 3-512-00473-3.
  • Georg Schmidt-Scheeder: Reporter der Hölle. Kriegsberichterstatter im 2. Weltkrieg. 2. Auflage, Stuttgart 1990. (Neuauflage, Stuttgart 2003, ISBN 3-613-02237-0.)
  • Miriam Y. Arani: „Und an den Fotos entzündete sich die Kritik“. Die „Wehrmachtsausstellung“, deren Kritiker und die Neukonzeption. Ein Beitrag aus fotohistorisch-quellenkritischer Sicht. In: Fotogeschichte. Beiträge zur Geschichte und Ästhetik der Fotografie. Heft 85/86 (2002). Jonas Verlag, Marburg 2002, S. 96–124. Online verfügbar: Archiv
  • Kurt Eggers. Vom Freikorps zur Waffen-SS. Winkelried-Verlag, Dresden 2008, ISBN 978-3-938392-00-3 (in Deutschland durch die BPjM indiziert).
  • Eric Kaden: Das Wort als Waffe. Der Propagandakrieg der Waffen-SS und die SS-Standarte „Kurt Eggers“. Winkelried-Verlag, Dresden 2009, ISBN 978-3-938392-19-5.
  • Werner H. Krause: SS-Standarte »Kurt Eggers« – Die Propagandaeinheit der Waffen-SS. Bericht und Dokumentation., Druffel & Vowinckel-Verlag, Stegen am Ammersee 2009.
  • Jochen Lehnhardt: Die Waffen-SS: Geburt einer Legende. Himmlers Krieger in der NS-Propaganda. Ferdinand Schöningh, Paderborn 2017, ISBN 978-3-506-78688-3.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Vgl. Eric Kaden: Das Wort als Waffe, Der Propagandakrieg der Waffen-SS und die SS-Standarte 'Kurt Eggers' , Dresden 2009, S. 57 f., 149
  2. Landgericht München I, 16. Dezember 1955. In: Justiz und NS-Verbrechen. Sammlung deutscher Strafurteile wegen nationalsozialistischer Tötungsverbrechen 1945–1966, Bd. XIII, bearbeitet von Irene Sagel-Grande, H. H. Fuchs, C. F. Rüter. Amsterdam : University Press, 1975, Nr. 424, S. 443–450 Verfahrensgegenstand: Erschiessung eines britischen Kriegsgefangenen nach einem Gelage mit SS-Offizieren in der Unterkunft der SS-Einheit 'Skorpion-West' in Arnheim (Memento vom 4. März 2016 im Internet Archive)
  3. Artikel in der Süddeutschen Zeitung
  4. @1@2Vorlage:Toter Link/www.sueddeutsche.de (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im Oktober 2018. Suche in Webarchiven) sueddeutsche.de
  5. Bettina Stangneth in taz.de
  6. Peter Wapnewski: Joachim Fernau und die deutsche Seele, in: Die Zeit, 3. Februar 1967