Preussische Spirituosen Manufaktur

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Biotechnologiezentrum Berlin,
Sitz der Preussischen Spirituosen Manufaktur
Gedenktafel für Ulf Stahl, Seestraße 13 in Berlin-Wedding
Denkmal für Max Delbrück vor dem aktuellen Zugang zur PSM
Verschiedene Produkte der Versuchslikörfabrik

Die Preußische Spirituosen-Manufaktur (Eigenschreibweise Preussische Spirituosen Manufaktur) (PSM) ist eine Manufaktur für Spirituosen- und Likör-Herstellung im Berliner Ortsteil Wedding und aktives Museum der Versuchs- und Lehranstalt für Spiritusfabrikation (VLSF). Ihr Name leitet sich von der Zugehörigkeit zum Staat Preußen in der Gründungszeit ab.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Preussische Spirituosen Manufaktur wurde am 28. September 1874 als eine Versuchsstation des Instituts für Gärungsgewerbe (IfG) unter Leitung von Max Delbrück in Betrieb genommen. Die Räumlichkeiten befanden sich ursprünglich in einem Gebäude zwischen Invaliden- und Dorotheenstraße. Ein Neubau auf dem Gelände der Landwirtschaftlichen Hochschule erweiterte 1884 die Arbeitsmöglichkeiten.

Im Gutsbezirk Plötzensee wurden 1897 Neubauten speziell für die Bedürfnisse des IfG und der mit ihr kooperierenden Einrichtungen geschaffen. Auf dem Gelände an der Seestraße entstanden eine Versuchsbrennerei, in der auch die Preussische Spirituosen Manufaktur ihre Produktionsstätte hatte, eine Versuchsessigfabrik, die Hochschulbrauerei sowie 1901 ein großes Ausstellungsgebäude. Zwischen 1907 und 1909 kamen weitere Stationen für die Trinkbranntwein- und Likörfabrikation hinzu.

Bereits in der Dorotheenstraße wurde auch eine Versuchslikörfabrik betrieben, deren Produkte unter der Marke Preussische Spirituosen Manufaktur vertrieben wurden. Die hierfür gegründete GmbH setzte nach der Auflösung der VLSF ihre Tätigkeit fort, musste aber 2005 Insolvenz anmelden. Um den Betrieb der Anlagen nicht vollständig aufzugeben, übernahm die als VLB-Dienstleister bereits bestehende Höbbel & Pukownick GmbH die Weiterführung. Die Produktion wurde von dem emeritierten TU- und IfG-Professor Ulf Stahl und dem Diplom-Hotelier Gerald Schroff organisiert. 2009 wurde von der Höbbel & Pukownick GmbH der PSM-Bereich wieder ausgegliedert und an die Schroff & Stahl GbR übergeben.[1]

Nach den Zerstörungen infolge des Zweiten Weltkriegs wurde im Gebäuderest der Alten Mälzerei eine neue Versuchslikörfabrik eingerichtet, deren Fassaden neu verklinkert wurden.[2] Die Produktion der Versuchslikörfabrik wurde erst in den 1950er Jahren durch den Einsatz von Ernst Dobislaw (1903–1984) wieder möglich.[3][4]

Im Hinblick auf die sich abzeichnende Aufhebung des Branntweinmonopols wurde 2001 der Brennereibetrieb eingestellt und die Versuchs- und Lehranstalt für Spiritusfabrikation löste sich 2002 unter Durchführung eines Insolvenzverfahrens auf, bei dem die Versuchs- und Lehranstalt für Brauerei alle Aktiva übernahm.

neue Brennanlage

Eine neue Brennanlage von der Firma Arnold Holstein wurde im Mai 2019 installiert.

Seit Sommer 2021 betreibt die Michelberger Gruppe die Preussische Spirituosen Manufaktur.[5]

Panorama des Inneren der ersten Etage

Ausbildung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das IfG nutzt in Kooperation mit der IHK Berlin die Räumlichkeiten der PSM für die Prüfungen zum Destillateurmeister. Dies ist die einzige derartige Qualifizierungs­möglichkeit in Deutschland.

Im Mai 2017 schloss die VLB mit den beiden Betreibern der PSM, Ulf Stahl und Gerald Schroff, einen langfristigen Kooperationsvertrag, um die Aus- und Weiterbildung von Brennern und Destillateuren zu verbessern und zu sichern. Dazu wird auch wieder eine Brennerei eingerichtet.[6]

Produkte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Klarer und Adler Dry Gin

Die Manufaktur beruft sich auf die Gründungen und Entwicklungen in Verantwortung von Max Delbrück und nahm dessen Likör- und Spirituosen-Marken in ihr Sortiment wieder auf.[7]

Adler-Spirituosen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Adler Spirituosen waren die erste eigenständige Spirituosenmarke, die insbesondere durch Adler Gin[8] und Kornbrände bekannt geworden ist. Der Adler-Gin begründete eine eigene Klasse in der Gin-Welt, den Berlin Dry Gin.[9]

Im 20. und 21. Jahrhundert kamen mit Adler Wodka, dem Kurfürstlichen Magenbitter, Waldhimbeergeist etc. weitere Destillate sowie viele unterschiedliche Liköre wie Senf-, Ingwer-, Holunder- und Eierlikör auf den Markt.[10] Außerdem gibt es den Adler-Gin in von der KPM hergestellten[11] Porzellan-Flaschen, die von der Designerin Trude Petri in den 1950er Jahren kreiert worden war.[12]

Das Korn und Sanssouci-Liköre[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Sanssouci-Liköre

In Kooperation mit der PSM betreibt Theo Ligthart seit 2008 das Kunstprojekt Das Korn.

Unter der Wortmarke Sanssouci werden Rosen-, Quitten-, Holunderblüten- und andere Aromen aus der eigenen Destillerie zu Likören verarbeitet und in einer von Bruni Glass in Italien speziell für diese Liköre entwickelten Designerflasche vertrieben.[13] Auf den Etiketten der Likörserie sind Zeichnungen der Bachantinnen von der Fassade des Schlosses Sanssouci zu sehen.[14]

Michelberger[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In Kooperation mit der Michelberger-Hotelkette[15] werden ein Kräutergeist und ein Kräuterlikör hergestellt und vertrieben.[16]

Museum[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Panorama mit Brenn- und Destillationsanlagen aus drei Jahrhunderten

Eine Vielzahl an Gerätschaften sind im Originalzustand von 1874 erhalten.[17] Zu den Besonderheiten gehört auch die von Ernst Dobislaw entwickelte Drogenduftorgel. Dabei handelt es sich um eine Sammlung von Duft- und Geschmacksstoffen aus Blüten, Kräutern, Wurzeln, Rinden und Samen, die für die Spirituosenherstellung genutzt werden. Weitere Originalgeräte aus der Geschichte der VLSF, wie z. B. der Vakuumdestillierapparat von 1952 kommen hinzu.

Alle musealen Einrichtungsgegenstände befinden sich in einem betriebsbereiten Zustand und werden sowohl für den Manufakturbetrieb als auch für Ausbildungszwecke benutzt.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • 125 Jahre Versuchs- und Lehranstalt für Spiritusfabrikation und Fermentationstechnologie in Berlin 1857–1982 – Festschrift. Versuchs- und Lehranstalt für Spiritusfabrikation und Fermentationstechnologie: Berlin 1982[18]
  • 100 Jahre Institut für Gärungsgewerbe und Biotechnologie zu Berlin 1874 bis 1974, Herausgeber: 1. Versuchs- und Lehranstalt für Spiritusfabrikation und Fermentationstechnologie in Berlin, 2. Versuchs- und Lehranstalt für Brauerei in Berlin und 3. Versuchsanstalt für Hefeindustrie e. V.; Berlin (1974)
  • Georg Foth: Handbuch der Spiritusfabrikation; Kartoffel-, Getreide- und Melassebrennerei und anderer Zweige der Spiritusindustrie – nebst Spiritus-Rektifikation. Für Brennereibesitzer, Brennerei-Ingenieure und fortgeschrittene Brennereibetriebsleiter. Verlag Paul Parey: Berlin 1929

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Preussische Spirituosen Manufaktur – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Schnapsmanufaktur – Gurus des Gärens. In: Der Tagesspiegel.
  2. 125 Jahre VLSF, S. 35.
  3. Der Destillateurmeister. Eine Informationsschrift der Vereinigung der Destillateurmeister. Nr. 36, Heilbronn April 1984.
  4. Josef Hausen: Komponisten für Zunge und Gaumen. Berliner Wissenschaftler erforschen den guten Tropfen.
  5. Impressum der PSM.
  6. VLB Berlin und preussische Spirituosen-Manufaktur besiegeln langfristige Kooperation (Memento vom 25. Juni 2018 im Internet Archive)
  7. Handwerk befriedigt eine Sehnsucht. In: Berliner Abendblatt, 2018.
  8. Adlergin
  9. Rum und Co.
  10. Eierlikör aus Berlin
  11. David Metz: Preußische Spirituosen Manufaktur. Der Gin im Bauhausstil. Auf: mixology.eu
  12. Gin aus KPM-Flaschen.
  13. Sanssouci-Liköre auf www.psm.berlin
  14. Sanssouci-Liköre
  15. Traumberuf Destillateur bei der Preussischen
  16. Michelberger Kräuterspirituosen
  17. PSM-Museum
  18. Geschichte der VLS

Koordinaten: 52° 32′ 43″ N, 13° 20′ 37″ O