Preußische Madonna

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Königin Luise mit dem Prinzen Wilhelm,[1][2] auch preußische Madonna genannt, war eine Statue der preußischen Königin Luise von Mecklenburg-Strelitz von Fritz Schaper (1841–1919), die im Zweiten Weltkrieg zerstört wurde.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zum Anlass des 100. Geburtstages von Kaiser Wilhelm I. am 22. März 1897 wurde die Akademie der Künste in Berlin mit einer neuen Fassade versehen. Dazu gab es eine Ausstellung, die von Kaiser Wilhelm II. eröffnet wurde. Dabei fiel dem Monarchen eine Statue seiner Urgroßmutter Luise auf. Der Bildhauer Fritz Schaper hatte sie zunächst nur in Gips ausgeführt. Sie zeigte Luise, wie sie das Kind – Wilhelm I. – demonstrativ hochhält und eine Treppe herunterschreitet.

Der Künstler wurde vom Kaiser beauftragt, die Statue in Marmor auszuführen. Der Auftrag wurde 1901 vollendet, die Statue am 10. November enthüllt.[3] Für die überlebensgroße Marmorstatue wurde Schaper auf der Berliner Kunstausstellung 1901 die Große Goldene Medaille verliehen.[4] Sie wurde im Treppenhaus des Pestalozzi-Fröbel-Hauses in Berlin-Schöneberg aufgestellt und in den Kriegswirren 1945 zerstört.

Die Berliner nannten die Darstellung, wegen ihrer starken Ähnlichkeit mit einer Madonnenstatue, schon 1897 die „preußische Madonna“.[1] Schaper stellte die Königin als „Preußens Mater Dolorosa“ dar, als Personifizierung der schmerzhaften deutschen Nationsbildung, als „Ideal der deutschen Frau und Vorbild weiblicher nationaler Identität“.[5]

Die Statue fand großen Anklang in der wilhelminischen Gesellschaft und stand als verkleinerter Abguss aus Bronze oder Gips, gefertigt aus Elfenbein oder Marmor, in zahlreichen Häusern.[6]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Jürgen Schütte, Peter Sprengel (Hrsg.): Die Berliner Moderne 1885–1914. Reclam-Verlag, Ditzingen 2000, UB 8359, ISBN 978-3-15-008359-8.
  • Otto Nagel: H. Zille. Veröffentlichung der Deutschen Akademie der Künste, Henschelverlag Berlin 1970.
  • Max Osborn: Berlin. Mit 179 Abbildungen. In der Reihe: Berühmte Kunststätten. Band 43. Verlag von Seemann, Leipzig 1909.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Jutta von Simson: Fritz Schaper. 1841–1919. Prestel, München 1976, ISBN 3-7913-0090-3, S. 84.
  2. Günter de Bruyn: Preußens Luise. Vom Entstehen und Vergehen einer Legende. Siedler, Berlin 2001, ISBN 3-88680-718-5, S. 61.
  3. Uwe Hinkfoth (Hrsg.): Fritz Schaper, die Wiederentdeckung des Denkmals. Katalogbuch zur Ausstellung im Museum Goch, 30. Juli bis 3. September 2000, Goch 2000, ISBN 3-926245-47-6, S. 116.
  4. Statue Königin Luise, „Preußische Madonna“ (zerstört), 1897-1901, Fritz Schaper (Memento vom 15. Juni 2014 im Webarchiv archive.today) mit Abbildung, auf bildhauerei-in-berlin.de.
  5. Edgar Wolfrum: Geschichte als Waffe. Vom Kaiserreich bis zur Wiedervereinigung. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2001, ISBN 3-525-34028-1, S. 18.
  6. Günter de Bruyn: Königin Luise. In: Etienne François, Hagen Schulze (Hrsg.): Deutsche Erinnerungsorte. Band 2, Beck, München 2003, ISBN 3-406-50988-6, S. 286–298, hier: S. 294.