Präsidentschaftswahl in Guinea-Bissau 2019

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Die Präsidentschaftswahl in Guinea-Bissau 2019 fand am 24. November und 29. Dezember 2019 statt. Der Oppositionskandidat Umaro Sissoco Embaló gewann sie im zweiten Wahlgang. Seine Vereidigung gegen den Willen der Mehrheit des Parlaments löste eine Verfassungskrise aus. Die Wahlkommission Comissão Nacional de Eleições (CNE; deutsch: „Nationale Wahlkommission“) war für den Ablauf verantwortlich.

Verfahren[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Präsidentschaftswahl findet im fünfjährigen Turnus statt. Erreicht kein Kandidat die absolute Mehrheit, gibt es fünf Wochen später eine Stichwahl der beiden erfolgreichsten Kandidaten.

Vorgeschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bei der Wahl 2014 hatte José Mário Vaz (Partido Africano da Independência da Guiné e Cabo Verde, PAIGC) die Abstimmung gewonnen. Im Juni 2019 endete seine Amtsperiode, und er war nur noch geschäftsführend im Amt. Er war jedoch der erste Präsident in der Geschichte des Landes, der seine Amtszeit regulär beenden konnte.

Bei der Parlamentswahl am 10. März 2019 hatte die PAIGC 47 der 102 Mandate gewonnen und mit mehreren kleineren Parteien eine Koalitionsregierung gebildet. Die 2018 gegründete PAIGC-Abspaltung Movimento para Alternância Democrática (kurz Madem G15) hatte 27 Sitze erhalten.

Mehr als 760.000 Einwohner ließen sich vor der Wahl registrieren.[1]

Kandidaten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Vaz trat diesmal als Unabhängiger auf, da die PAIGC sich für den ehemaligen Premierminister Domingos Simões Pereira entschieden hatte. Zu den weiteren Kandidaten gehörte der Ex-General Umaro Sissoco Embaló, der Madem G15 angehört und ebenfalls bereits als Premierminister amtiert hatte. Er wurde vom Senegal unterstützt.[2] Neben weiteren Politikern kandidierte Nuno Gomes Nabiam von der Assembleia do Povo Unido – Partido Democrático da Guiné-Bissau (APU-PDGB), der bei der letzten Wahl 2014 den zweiten Wahlgang erreicht hatte. Alle zwölf Kandidaten waren männlich.[1]

Wahlergebnis[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mehrheiten im zweiten Wahlgang:
  • Domingos Simões Pereira
  • Umaro Sissoco Embaló
  • Nach der Wahl am 24. November ergab sich das folgende Ergebnis:[3]

    Kandidat Erster Wahlgang Zweiter Wahlgang
    Stimmen in Prozent Stimmen in Prozent
    Domingos Simões Pereira 222 870 40,13 % 254 468 46,45 %
    Umaro Sissoco Embaló 153 530 27,65 % 293 359 53,55 %
    Nuno Gomes Nabiam 73 063 13,16 %
    José Mário Vaz 68 933 12,41 %
    Carlos Gomes Júnior 14 766 2,66 %
    Baciro Djá 7 126 1,28 %
    Vicente Fernandes 4 250 0,77 %
    Mamadu Iaia Djaló 2 813 0,51 %
    Idriça Djaló 2 569 0,46 %
    Mutaro Intai Djabi 2 385 0,43 %
    Gabriel Fernando Indi 1 982 0,36 %
    António Afonso Té 1 061 0,19 %

    Die Wahlbeteiligung betrug im ersten Wahlgang 74,37 % und im zweiten Wahlgang 72,67 %. Domingos Simôes Pereira und Umaro Sissoco Embaló erreichten den zweiten Wahlgang.[4][5] Die Wahlen wurden von politischen Beobachtern als frei und transparent bezeichnet.[6]

    Geschehen nach der Wahl[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

    Pereira akzeptierte seine Niederlage im zweiten Wahlgang nicht und bezeichnete das Ergebnis als Wahlbetrug.[6] Die Westafrikanische Wirtschaftsgemeinschaft (CEDEAO) mahnte zur Zurückhaltung und schlug eine Verifizierung der Teilwahlergebnisse vor.[7] Die CNE bestätigte Embalós Wahlsieg, die PAIGC legte jedoch abermals Protest vor dem Obersten Gericht ein.[8]

    Embalós Amtseinführung fand am 27. Februar 2020 statt,[9] wobei er sich selbst vereidigte. Nur zwei ausländische Gäste nahmen teil, die Botschafter Senegals und Gambias. Am Folgetag ernannte Embaló den Drittplatzierten der ersten Wahlrunde, Nuno Gomes Nabiam, zum Premierminister. Die Nationalversammlung rief jedoch am 29. Februar ihren Präsidenten Cipriano Cassamá (PAIGC) zum Interimspräsidenten aus; außerdem betrachtet sie mehrheitlich Nabiams Vorgänger Aristides Gomes als Premierminister.[2] Cassamá trat bereits am 1. März zurück, da er Todesdrohungen erhalten habe.[10] Die ECOWAS ermahnte die Armee zu einer neutralen Haltung in dem Konflikt. Am 3. März forderte UN-Generalsekretär António Guterres alle Seiten zu äußerster Zurückhaltung und zum Abwarten der Entscheidung des Obersten Gerichts auf.[11]

    Am 23. April 2020 erkannte die CEDEAO Embalò als Präsidenten an.[12]

    Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

    1. a b Guinea-Bissau election: Former PMs advance to runoff vote. aljazeera.com vom 27. November 2019 (englisch), abgerufen am 5. Januar 2020
    2. a b Guinea-Bissau army deploys at state institutions as crisis deepens. africanews.com vom 1. März 2020 (englisch), abgerufen am 1. März 2020
    3. ELEIÇÕES PARA A PRESIDÊNCIA DA REPÚBLICA 2019. Wahlkommission von Guinea-Bissau (COMISSÃO NACIONAL DE ELEIÇÕES), abgerufen am 16. Juli 2023 (portugiesisch).
    4. CNE: Resultados provisorios presidenciais. cne.gw (portugiesisch), abgerufen am 5. Januar 2020
    5. ELEIÇÕES PARA A PRESIDÊNCIA DA REPÚBLICA 2019. Wahlkommission von Guinea-Bissau (COMISSÃO NACIONAL DE ELEIÇÕES), abgerufen am 16. Juli 2023 (portugiesisch).
    6. a b Abdur Rahman Alfa Shaban: Fraud trails a presidential poll loss, this time in Guinea-Bissau. africanews.com vom 4. Januar 2020 (englisch), abgerufen am 5. Januar 2020
    7. ECOWAS attempts to break political deadlock in Guinea-Bissau. africanews.com vom 31. Januar 2020 (englisch), abgerufen am 31. Januar 2020
    8. Antonio Cascais: Guinea-Bissau: Putsch oder rechtmäßiger Machtwechsel? dw.com vom 3. März 2020, abgerufen am 4. März 2020
    9. Guinea Bissau: presidential inauguration set for February 27. garda.com vom 25. Februar 2020 (englisch), abgerufen am 25. Februar 2020
    10. Guinée-Bissau: Cipriano Cassama demissionne après des menaces de mort. jeuneafrique.com vom 1. März 2020 (französisch), abgerufen am 1. März 2020
    11. Secretary-General Concerned by Institutional Crisis in Guinea-Bissau. un.org vom 3. März 2020 (englisch), abgerufen am 4. März 2020
    12. West African Bloc recognizes Guinea-Bissau’s disputed president. voanews.com vom 23. April 2020 (englisch), abgerufen am 24. April 2020