Philipp Nawrath

Van Wikipedia, de gratis encyclopedie

Philipp Nawrath
Philip Nawrath (2022)
Verband Deutschland Deutschland
Geburtstag 13. Februar 1993 (31 Jahre)
Geburtsort Füssen, Deutschland
Größe 183 cm
Gewicht 82 kg
Karriere
Beruf Polizist
Verein SK Nesselwang
Trainer Stützpunkt Ruhpolding:
Isidor Scheurl, Tobias Reiter
Nationalmannschaft:
Uroš Velepec, Jens Filbrich
Debüt im IBU-Cup 2014
IBU-Cup-Siege 8 (6 Einzelsiege)
Debüt im Weltcup 2017
Weltcupsiege 2 (1 Einzelsieg)
Status aktiv
Medaillenspiegel
EM-Medaillen 0 × Goldmedaille 1 × Silbermedaille 1 × Bronzemedaille
JWM-Medaillen 1 × Goldmedaille 0 × Silbermedaille 0 × Bronzemedaille
DM-Medaillen 1 × Goldmedaille 2 × Silbermedaille 0 × Bronzemedaille
 Biathlon-Europameisterschaften
Silber 2021 Duszniki-Zdrój Mixed-Staffel
Bronze 2023 Lenzerheide Sprint
 Biathlon-Juniorenweltmeisterschaften
Gold 2014 Presque Isle Staffel
 Deutsche Meisterschaften
Gold 2023 Ruhpolding Einzel
Silber 2023 Ruhpolding Sprint
Silber 2023 Ruhpolding Verfolgung
Weltcupbilanz
Gesamtweltcup 15. (2023/24)
Einzelweltcup 12. (2022/23)
Sprintweltcup 06. (2023/24)
Verfolgungsweltcup 12. (2023/24)
Massenstartweltcup 14. (2023/24)
 Podiumsplatzierungen 1. 2. 3.
Sprint 1 0 1
Verfolgung 0 1 0
Staffel 1 3 4
IBU-Cup-Bilanz
Gesamt-IBU-Cup 2. (2020/21)
letzte Änderung: 21. April 2024

Philipp Nawrath (* 13. Februar 1993 in Füssen) ist ein deutscher Biathlet. Er debütierte 2017 im Weltcup und feierte dort 2023 seinen ersten Sieg in einem Einzelrennen. 2022 nahm er an den Olympischen Winterspielen in Peking teil.

Karriere[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Anfänge und erste Einsätze im IBU-Cup und im Weltcup (bis 2018)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Philipp Nawrath wuchs in Nesselwang im Ostallgäu auf. Er begann Mitte der 2000er-Jahre mit dem Biathlon beim örtlichen Skiverein. Als einen Grund für sein Interesse an der Sportart nannte er später die Erfolge des ebenfalls aus Nesselwang stammenden Olympiasiegers von 2006 Michael Greis.[1] Nach dem Realschulabschluss 2011 trat Nawrath zunächst dem Skizug Mittenwald der Bundeswehr bei.[2] Später absolvierte er parallel zu seiner Laufbahn als Spitzensportler eine duale Ausbildung bei der Polizei Bayern, die er 2019 abschloss.[3] 2013 zog Nawrath nach Ruhpolding, wo er am Biathlonstützpunkt in den folgenden Jahren unter anderem gemeinsam mit den A-Kader-Athleten Andreas Birnbacher und Simon Schempp trainierte.[4]

Bei den Juniorenweltmeisterschaften 2014 in Presque Isle erreichte Nawrath zwei Top-Ten-Ergebnisse im Sprint und im Einzel. Zudem gewann er die Goldmedaille mit der Staffel an der Seite von Roman Rees, Alexander Ketzer und Matthias Dorfer. In den Saisons 2014/15 sowie 2016/17 erhielt er mehrere Einsätze im IBU-Cup. Dort stand er mit einem dritten Platz im Sprint in Obertilliach im Dezember 2016 zum ersten Mal auf dem Podest. Bei den Europameisterschaften 2017 in Duszniki-Zdrój gelangen Nawrath zwei Top-Ten-Platzierungen, eine davon in der Mixed-Staffel. Nach den Europameisterschaften gab er sein Weltcupdebüt im finnischen Kontiolahti und erzielte in seinem ersten Rennen mit einem 34. Platz seine ersten Weltcuppunkte. Ende 2017 erhielt er weitere Einsätze im Weltcup, bei denen er als bestes Ergebnis Rang neun im Sprint von Hochfilzen belegte,[5] sich aber nicht dauerhaft in der ersten deutschen Mannschaft etablieren konnte.

Aufstieg in die erste Mannschaft (seit 2018)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nawrath bei den Weltmeisterschaften 2023 in Oberhof

In den späten 2010er-Jahren gehörte Nawrath – neben Teamkollegen wie Philipp Horn und Johannes Kühn – zu den deutschen Biathleten, die hinter dem Spitzenquartett Benedikt Doll, Erik Lesser, Arnd Peiffer und Simon Schempp als Nachwuchs galten, obwohl sie das Juniorenalter schon deutlich überschritten hatten.[6] Ab dem Frühjahr 2019 war er mit Perspektivkaderstatus Teil der neunköpfigen Lehrgangsgruppe 1a des Deutschen Skiverbandes.[7] Nawrath wechselte in dieser Zeit zwischen IBU-Cup und Weltcup, wo er vereinzelt weitere Top-Ten-Ergebnisse erreichte, darunter einen vierten Rang im 20-Kilometer-Einzelrennen auf der Pokljuka im Januar 2020 nach einem fehlerfreien Schießen.[8] Er gehörte zum deutschen Aufgebot bei den Weltmeisterschaften 2019 und 2020.

In der Vorbereitung auf die Saison 2020/21 unterzog sich Nawrath zwei Leistenoperationen.[9] Im IBU-Cup entschied er zwischen Januar und März 2021 zwei Sprintrennen und eine Verfolgung für sich und hatte am Saisonende in der Gesamtwertung der Serie als Zweiter sechs Punkte Rückstand auf den Sieger Filip Fjeld Andersen.[10] Zudem feierte er im März 2021 in Nové Město na Moravě als Schlussläufer der deutschen Weltcupstaffel zusammen mit Erik Lesser, Benedikt Doll und Arnd Peiffer seinen ersten Weltcupsieg.

2021/22 war Nawrath fester Bestandteil der Weltcupmannschaft. Er erreichte fünf Top-Ten-Ergebnisse in Einzelrennen und belegte am Saisonende den 18. Rang im Gesamtklassement. Mit Laufzeiten, die im Schnitt drei Prozent schneller waren als der Schnitt des Feldes,[11] war er der schnellste Läufer im deutschen Team, während er im Stehendschießen mit einer durchschnittlichen Trefferquote von 72 Prozent zu den schwächeren Athleten zählte.[12] Bei den Olympischen Winterspielen 2022 in Peking schoss Nawrath in der Staffel im abschließenden Stehendschießen die einzige deutsche Strafrunde und belegte am Ende zusammen mit Erik Lesser, Roman Rees und Benedikt Doll den vierten Rang.[13] Sein bestes olympisches Einzelergebnis erzielte er als 19. in der Verfolgung.

Im Winter 2022/23 gewann Nawrath die Bronzemedaille im Sprint bei den Europameisterschaften in Lenzerheide und erhielt in der Folge einen Startplatz im sechsköpfigen deutschen WM-Team für die Titelkämpfe in Oberhof.[14] Dort belegte er im 20-Kilometer-Einzelrennen den neunten Platz und lief zusammen mit Sophia Schneider in der Single-Mixed-Staffel auf Rang sieben. Nach einem Bänderriss und Mittelfußbruch im Frühjahr 2023 wurde er wenige Monate später deutscher Meister im 15-Kilometer-Einzelrennen auf Skirollern vor Matthias Dorfer und Benedikt Doll.[15] Im Dezember 2023 feierte Nawrath beim Sprint in Östersund seinen ersten Weltcupsieg, stand bei zwei weiteren Einzelrennen auf dem Podest und führte vorübergehend den Gesamtweltcup an. Als einen Grund für seinen Erfolg machten Beobachter Nawraths Kraft im Oberkörper aus, die ihm angesichts des neuen Verbotes von Fluor-Wachsen besonders zupassgekommen sei.[16] Außerdem habe er sein Stehendschießen – vor allem die Schießgeschwindigkeit – unter Anleitung des neuen Bundestrainers Uroš Velepec verbessert.[17] Am Ende des Winters belegte Nawrath den 15. Platz im Gesamtklassement des Weltcups.

Statistiken[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelrennen Staffelrennen
Nr. Datum Ort Disziplin
1. 2. Dez. 2023 Schweden Östersund Sprint
Nr. Datum Ort Disziplin
1. 5. März 2021 Tschechien Nové Město na Moravě Staffel (4×7,5 km)1

Weltcupplatzierungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Tabelle zeigt alle Platzierungen (je nach Austragungsjahr einschließlich Olympische Spiele und Weltmeisterschaften).

  • 1.–3. Platz: Anzahl der Podiumsplatzierungen
  • Top 10: Anzahl der Platzierungen unter den ersten zehn (einschließlich Podium)
  • Punkteränge: Anzahl der Platzierungen innerhalb der Punkteränge (einschließlich Podium und Top 10)
  • Starts: Anzahl gelaufener Rennen in der jeweiligen Disziplin
  • Staffel: inklusive Mixed- und Single-Mixed-Staffeln
Platzierung Einzel Sprint Verfolgung Massenstart Staffel Gesamt
1. Platz 1 1 2
2. Platz 1 3 4
3. Platz 1 4 5
Top 10 2 9 1 3 16 31
Punkteränge 7 27 24 12 16 86
Starts 11 34 31 12 16 104
Stand: nach der Saison 2023/24

Olympische Winterspiele[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ergebnisse bei Olympischen Winterspielen:

Einzelwettbewerbe Staffelwettbewerbe
Sprint Verfolgung Einzel Massenstart Herrenstaffel Mixedstaffel
Olympische Winterspiele 2022 Olympische Winterspiele | China Volksrepublik Peking 22. 19. 23. 4. 5.

Weltmeisterschaften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelwettbewerbe Staffelwettbewerbe
Einzel Sprint Verfolgung Massenstart Herrenstaffel Mixedstaffel Single-Mixedstaffel
Weltmeisterschaften 2019
SchwedenSchweden Östersund
12. 21. 15.
Weltmeisterschaften 2020
ItalienItalien Antholz
47.
Weltmeisterschaften 2023
Deutschland Oberhof
9. 6.
Weltmeisterschaften 2024
Tschechien Nové Město
16. 21. 10. 4. 5.

Biathlon-Europameisterschaften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Europameisterschaften Einzelwettbewerbe Staffelwettbewerbe
Jahr Ort Einzel Sprint Verfolgung Mixedstaffel Single-Mixed-Staffel
2017 Polen Duszniki-Zdrój 28. 7. 10. 6.
2018 Italien Ridnaun 73. 17. 24.
2021 Polen Duszniki-Zdrój 11. 38. 32. 2.
2023 Schweiz Lenzerheide 5. 3. 5.

Juniorenweltmeisterschaften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weltmeisterschaften Einzel Sprint Verfolgung Staffel
Jahr Ort
2014 Vereinigte Staaten Presque Isle 9. 7. 19. 1.

IBU-Cup-Siege[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Datum Ort Disziplin
02. Dezember 2018 Schweden Idre Verfolgung
01. Dezember 2019 Norwegen Sjusjøen Verfolgung
12. Januar 2020 Slowakei Osrblie Sprint
17. Januar 2021 Deutschland Arber Staffel
14. Februar 2021 Slowakei Osrblie Verfolgung
18. Februar 2021 Slowakei Osrblie Staffel
20. Februar 2021 Slowakei Osrblie Sprint
12. März 2021 Osterreich Obertilliach Sprint

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Philipp Nawrath – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. dpa: Erster Einsatz für Nawrath in Antholz auf mz.de. 19. Februar 2020. Abgerufen am 18. Oktober 2023.
  2. Profil von Philipp Nawrath auf dsv-jahrbuch.de. Abgerufen am 18. Oktober 2023.
  3. Polizeiuniform statt Wettkampfanzug: Biathlet Philipp Nawrath verrichtet seine Dienst bei der Polizei Füssen auf merkur.de. 15. April 2022. Abgerufen am 18. Oktober 2023.
  4. »Die Leistungen stabilisieren« auf traunsteiner-tagblatt.de. 4. Februar 2020. Abgerufen am 18. Oktober 2023.
  5. Biathlet Nawrath im Jagdrennen im Blickpunkt auf zeit.de. 9. Dezember 2017. Abgerufen am 18. Oktober 2023.
  6. Volker Kreisl: Der Fels bewegt sich. In: Süddeutsche Zeitung, 18. Januar 2020, S. 40. Abgerufen am 18. Oktober 2023 via SZ LibraryNet.
  7. Ilka Schweikl: Biathlon: Kadereinteilung und Lehrgangsgruppierungen der deutschen Skijäger auf xc-ski.de. 20. Mai 2019. Abgerufen am 18. Oktober 2023.
  8. "Ich bin super überrascht und happy". In: FAZ.NET, 23. Januar 2020. Abgerufen am 18. Oktober 2023 via faz-biblionet.de.
  9. Franziska Müller: Verletzter Biathlet: Nawraths Schuss geht nach hinten los auf allgaeuer-zeitung.de. 5. September 2020. Abgerufen am 18. Oktober 2023.
  10. sid: Deutsche gewinnt IBU-Cup-Wertung auf sport1.de. 13. März 2021. Abgerufen am 18. Oktober 2023.
  11. 2021–22 Season statistics auf realbiathlon.com. Abgerufen am 18. Oktober 2023.
  12. Tobias Ruf: Biathlon: „Da lag ein großer Druck auf mir - Den habe ich jetzt nicht mehr“ auf chiemgau24.de. 11. August 2022. Abgerufen am 18. Oktober 2023.
  13. dpa: Nawrath verschießt Gold: "Hätte zum Superstar werden können" auf zeit.de. 15. Februar 2022. Abgerufen am 18. Oktober 2023.
  14. Nawrath sichert sich letztes WM-Ticket – Horn und Fratzscher gehen leer aus auf mdr.de. 30. Januar 2023. Abgerufen am 18. Oktober 2023.
  15. Nadine Gärtner: Biathlon: Philipp Nawrath holt Deutschen Meistertitel im Einzel auf xc-ski.de. 8. September 2023. Abgerufen am 18. Oktober 2023.
  16. Julia Basic: Biathlon-Weltcup: Das Kraftpaket Philipp Nawrath auf faz.net. 4. Dezember 2023. Abgerufen am 21. April 2024.
  17. Milan Sako: Philipp Nawraths langer Weg in die Weltspitze auf augsburger-allgemeine.de. 5. Dezember 2023. Abgerufen am 21. April 2024. „Das schnelle Schießen mit viel Risiko zahlte sich aus.“