Nik Gugger

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Nik Gugger (2019)

Niklaus-Samuel «Nik» Gugger (* 1. Mai 1970 in Udupi, Indien) ist ein Schweizer Sozialunternehmer und Politiker (EVP). Seit der Wintersession 2017 ist er Mitglied des Schweizer Nationalrates.

Leben und Wirken[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nik Gugger wurde als Sohn einer Witwe geboren – „ein Tabu in der indischen Gesellschaft“ – und wurde von einem Schweizer Ehepaar adoptiert.[1] Seine Adoptiveltern waren als Mitarbeiter des Hilfswerks der Evangelischen Kirchen der Schweiz in Indien tätig. Seine leibliche Mutter kam zur Entbindung in das Basler Missionsspital in Thalassery (Indien) und gehörte nach eigenen Angaben zu einer Fischerfamilie in der brahmanischen Kaste.[2]

Die ersten Lebensjahre verbrachte Gugger in Thalassery. Als Gugger vier Jahre alt war, zog die Familie in die Schweiz nach Uetendorf im Kanton Bern. Er ist schweizerisch-indischer Doppelbürger.[3]

Durch die Arbeit seines Vaters in der Stiftung Uetendorfberg, die Wohn- und Arbeitsmöglichkeiten für Menschen mit Hör-, Sprach- und Mehrfachbeeinträchtigungen bietet, fand Gugger früh den Kontakt zu behinderten Menschen. Später übernahmen seine Eltern die Leitung des neuen Altersheims im Dorf, so dass Gugger im Umfeld von betagten Leuten aufwuchs. Erste Erfahrungen in der sozialen Arbeit machte Gugger als Leiter im CEVI und in der Kirchgemeinde Uetendorf.

Nik Gugger absolvierte nach seiner Schulzeit eine Berufslehre als Machinenmechaniker bei Studer in Steffisburg, welche er im Jahre 1991 abschloss.[4] Ein einjähriges Sozialpraktikum in Kolumbien führte ihn zum Beruf des Jugend- und Sozialarbeiters. Von 1995 bis im Jahre 1999 studierte er an der FH Nordwestschweiz Soziologie, Sozialpädagogik und Sozialmanagement.[4]

Für sein soziales Engagement für Kinder und Jugendliche wurde ihm 2019 der Ehrendoktortitel des Kalinga Institute of Industrial Technology in Odisha, Indien verliehen.[5]

Er ist Mitglied des Patronatskomitees von Aqua Viva.[6]

2023 veröffentlichte er ein autobiographisches Buch „Entgegen aller Widrigkeiten“ zusammen mit Hilmar Gernet.[2]

Nik Gugger ist seit 1994 verheiratet und hat mit seiner Frau drei Kinder. Er lebt mit seiner Familie in Veltheim-Winterthur.[7] Nik Gugger ist Inhaber des Winterthurer Restaurants Concordia in Veltheim, welches er im 2014 eröffnete.[4] Dazu vertreibt Gugger auch sein eigenes Ingwer-Getränk namens Zingi.[8]

Sozialunternehmer[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach einer ersten Anstellung als Jugendarbeiter in Lindau ZH wechselte Nik Gugger in die kirchliche Jugendarbeit nach Wülflingen, einem Stadtquartier von Winterthur. Dort leistete er Pionierarbeit im Aufbau der Schulsozialarbeit und war Mitglied der Arbeitsgruppe zur Ausarbeitung des Leitbildes für die Offene Jugendarbeit in Winterthur.[9][10] Es folgten Weiterbildungen in Organisationsentwicklung und Supervision von 2003 bis 2006 am Zentrum für Agogik ZAK in Basel/Uni Amsterdam[4] und in Politischer Kommunikation an der ZHAW von 2008 bis 2009.[4]

Von 2003 bis 2018 leitete Nik Gugger die Fabrikkirche Winterthur, eine von der evangelisch-reformierten Kirche des Kantons Zürich und dem reformierten Stadtverband Winterthur finanzierte Jugendkirche. Dem Rücktritt von Nik Gugger ging ein Zerwürfnis zwischen der Fabrikkirche und der evangelisch-reformierten Kirche des Kantons Zürich voraus, welches in der Kündigung des Leistungsvertrages mit der Fabrikkirche endete.[11]

Für das Versicherungsunternehmen Elvia war Gugger in verschiedenen Teilen der Welt im Einsatz, um Reisende sicher nach Hause zu bringen, so auch in Thailand nach dem Tsunami vom 26. Dezember 2004.

In Thalassery ist Gugger für das Hilfswerk der Gundert Stiftung zuständig, welches sich für eine moderne Ausbildung für Kinder aller Kasten einsetzt.[12]

Nik Gugger ist nebenberuflich Mitgründer und Verwaltungsrat des Beratungsunternehmens Herzkraftwerk AG in Winterthur, das Coachings für Entscheidungsträger aus Wirtschaft und Non-Profit-Organisationen anbietet.[13] Des Weiteren gehört er zu den Gründern des im Jahr 1998 aufgeschalteten unabhängigen Internetportals jugendarbeit.ch. Ausserdem ist er Vize-Präsident der Umweltorganisation BirdLife Schweiz.

Im Zuge der Covid-19-Pandemie lancierte Nik Gugger eine Fundraising-Kampagne, um in Odisha, Indien den Erwerb von Beatmungsgeräten zu ermöglichen.[14]

Politik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nik Gugger ist Mitglied des Zentralvorstandes der Evangelischen Volkspartei der Schweiz (EVP). Er war 2002 bis 2014 Mitglied im Grossen Gemeinderat der Stadt Winterthur.[15] Dort leitete er seit Mai 2008 als Fraktionspräsident die EVP-Fraktion. Bei der Stadtratswahl in Winterthur 2010 erreichte er das absolute Mehr und verpasste mit dem achten Rang knapp die Aufnahme in das siebenköpfige Gremium.[16][17][18][19]

Vom 2014 bis 2017 war er Mitglied des Zürcher Kantonsrats. Bei den Wahlen für den Regierungsrat des Kantons Zürich am 12. April 2015 trat Nik Gugger als Kandidat der EVP an, für einen Sitz reichte es aber nicht.

Bei den Nationalratswahlen 2015 schaffte es Nik Gugger auf den ersten Ersatzplatz nach Maja Ingold. Am 27. November 2017 ist er in den Nationalrat nachgerückt.[20] In den Parlamentswahlen 2019 und 2023[21] wurde er als Nationalrat wiedergewählt. Er ist Mitglied der Aussenpolitischen Kommission, Mitglied der Schweizer Delegation bei der parlamentarischen Versammlung des Europarates sowie Vize-Präsident der EVP Schweiz. Gugger ist ebenso Präsident der parlamentarischen Gruppe Schweiz-Indien[7] und Vizepräsident der parlamentarischen Gruppe Schweiz-Ukraine.

Nik Gugger wurde 2021 von CH Media als "grössten Brückenbauer" im Schweizer Nationalrat beschrieben.[22]

Die politischen Schwerpunkte von Nik Gugger liegen bei finanz- und sozialpolitischen Themen.[23][24]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Nik Gugger – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Beni Gafner: Diesen Schweizer Nationalrat kennen die Inder besser als wir. In: Tages-Anzeiger. Aktualisiert 8. Mai 2019, abgerufen am 26. September 2020.
  2. a b Nik Gugger, Hilmar Gernet: Entgegen aller Widrigkeiten. Weber Verlag, 2023, ISBN 978-3-03922-161-5.
  3. Einige Politikerinnen und Politiker mit zwei Staatsbürgerschaften. Abgerufen am 24. November 2021.
  4. a b c d e Nik Gugger - Winterthur Glossar. Abgerufen am 12. März 2024.
  5. Lisa Aeschlimann: Gugger ist indischer Ehrendoktor. In: Der Landbote. 9. Mai 2019 (Online [abgerufen am 22. Mai 2019]).
  6. Netzwerk. In: aquaviva.ch. Abgerufen am 4. Juni 2021.
  7. a b David Biner: Abkommen mit Indien: Die Rolle von EVP-Nationalrat Nik Gugger. In: Neue Zürcher Zeitung. 12. März 2024, ISSN 0376-6829 (nzz.ch [abgerufen am 12. März 2024]).
  8. Patrik Berger: Neu in der Migros: Dieser Nationalrat erfrischt nicht nur das Bundeshaus. In: Blick.ch. 18. März 2021, abgerufen am 18. März 2021.
  9. Marisa Eggli, Martin Freuler, Roger Tacheron: Ein Showman drängt auf die grosse Bühne. Landbote Online, 6. Februar 2010, abgerufen am 26. April 2011.
  10. Leitbild für die Offene Jugendarbeit in Winterthur. (PDF) Leitbildarbeitsgruppe der JugendarbeiterInnen der offenen Jugendarbeit, Winterthur, März 1999, abgerufen am 26. April 2011.
  11. Christian Gurtner: Zerwürfnis in der Fabrikkirche – Gugger tritt ab. In: Der Landbote vom 5. Juni 2018.
  12. Delegation from Switzerland visits Gundert school. The Hindu, 11. April 2006, abgerufen am 24. April 2011 (englisch).
  13. SHAB: Herzkraftwerk AG. moneyhouse Handelsregister- und Firmendaten, abgerufen am 26. April 2011.
  14. https://www.schweizer-illustrierte.ch/content/ein-himmel-voller-asche
  15. Protokoll der 6. und 7. Sitzung des Grossen Gemeinderates im Amtsjahr 2014/2015 vom 25. August 2014. (PDF) Grosser Gemeinderat Winterthur, 25. August 2014, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 6. November 2014; abgerufen am 6. November 2014.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/stadt.winterthur.ch
  16. flo: Nik Gugger will Winterthurer EVP-Stadtratssitz verteidigen. Neue Zürcher Zeitung, 25. März 2009, abgerufen am 24. April 2011.
  17. Martin Gmür: Winterthurs Mitte-Kandidaten flirten mit der Wirtschaft. Tages-Anzeiger Online, 20. August 2009, abgerufen am 24. April 2011.
  18. rd: Wirtschaft will zwei Stadträte abwählen. Tages-Anzeiger Online, 1. September 2009, abgerufen am 24. April 2011.
  19. sda/frua/weis: FDP gewinnt zweiten Sitz in Winterthurer Regierung. SFDRS, 7. März 2010, abgerufen am 24. April 2011.
  20. Vereidigungen. 17.211 Geschäft des Parlaments. Abgerufen am 1. Dezember 2017.
  21. Nik Gugger. Kanton Zürich, abgerufen am 25. Oktober 2023.
  22. Sven Altermatt: Das sind die erfolgreichsten Brückenbauer im Nationalrat. 20. August 2021, abgerufen am 1. Februar 2024.
  23. Adrian Schulthess: Ausgehverbot für unter 16-jährige ab 22 Uhr? 20 Minuten, 12. Juli 2006, abgerufen am 26. April 2011.
  24. tif: Christliche Krippe bekommt kein Geld. Tages-Anzeiger Online, 23. Dezember 2009, abgerufen am 26. April 2011.