Morihiro Hosokawa

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Morihiro Hosokawa (1993)

Morihiro Hosokawa (jap. 細川 護煕, Hosokawa Morihiro; * 14. Januar 1938 in Tokio) ist ein ehemaliger japanischer Politiker (parteilos→LDPJNPNFPFiveGGPDPJ→parteilos) und war von 1971 bis 1993 mit einer Unterbrechung (1983–1992) Abgeordneter im Oberhaus des japanischen Parlaments sowie von 1993 bis 1998 im Unterhaus. Von August 1993 bis April 1994 war er der 79. Premierminister Japans und führte mit seinem Koalitionskabinett die erste Nicht-LDP-Regierung seit 1955.

Frühe politische Laufbahn[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Hosokawa wurde am 14. Januar 1938 als Sohn des Politikers Hosokawa Morisada geboren.

1961 schloss Hosokawa sein Studium an der Sophia-Universität als Bachelor of Laws ab. Nachdem er mehrere Jahre für die Zeitung Asahi Shimbun gearbeitet hatte, wurde er 1971 als Mitglied der LDP für die Präfektur Kumamoto in das Japanische Oberhaus gewählt.

Nach zwei Amtszeiten im Japanischen Parlament verließ er dieses 1983, um Gouverneur der Präfektur Kumamoto zu werden, der er bis 1991 blieb.

1992 erklärte er, dass er die Korruption in der LDP nicht länger aushalten könne und trat aus, um die kurzlebige reformistische Neue Japan-Partei (日本新党, Nihon Shintō (JNP)) zu gründen.

Premierminister[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Hosokawa als Premierminister bei der Generalversammlung der Vereinten Nationen im UNO-Hauptquartier (1993)

Im Sommer 1993 war die LDP zum ersten Mal in 38 Jahren nicht mehr an der Regierung beteiligt und wurde durch eine Achtparteien-Koalitionsregierung ersetzt, die eine Reihe sozialer, politischer und wirtschaftlicher Reformen versprach. Außer von der Japanischen Kommunistischen Partei wurde die Koalition von allen früheren Oppositionsparteien und den LDP-Abspaltungen, die den Sturz der LDP-Regierung ausgelöst hatten, unterstützt. Zur Koalition gehörten die neu gegründete JNP, die Sozialistische Partei, der Erneuerungspartei, die Kōmeitō, die Demokratischen Sozialisten, die Neue Partei Sakigake, der „Sozialdemokratische Bund“ und der „Demokratische Reformbund“. Hosokawa wurde als tragbarer Kompromisskandidat für die vor allem zwischen Hosokawa, Ichirō Ozawa und Masayoshi Takemura ausgehandelte Regenbogenkoalition am 6. August 1993 zum neuen Premierminister gewählt. Sein Kabinett war mit einem Durchschnittsalter von 59,4 Jahren das jüngste seit 20 Jahren.[1]

Eine der ersten Handlungen des neuen Premierministers war, zu sagen, was kein anderer japanischer Führer, einschließlich des Kaisers, seit 48 Jahren gesagt hatte. In seiner Ansprache vom 15. August 1993 auf den jährlichen Gedenkfeiern zum Gedenken an den Zweiten Weltkrieg räumte er öffentlich ein, dass der Zweite Weltkrieg „ein Krieg der Aggression, ein falscher Krieg war“ und drückte Verantwortlichkeit und Mitgefühl mit dessen Opfern in Japan, bei den asiatischen Nachbarn und im Rest der Welt aus.

Am 19. März 1994 besuchte er China. Die zwei Regierungen unterzeichneten ein Abkommen zum Umweltschutz.

Obwohl seine Koalition seine Gesetze zur Reformierung des Wahlsystems, die bereits Thema einer langwierigen nationalen Debatte waren, 1994 durch das Gesetzgebungsverfahren brachte, war Hosokawas Zeit als Premierminister kurz. Unter Vorwürfen, dass er in den 1980ern persönliche Fonds missbraucht hätte, wurde er später in diesem Jahr zum Rücktritt gezwungen, nur acht Monate nach Amtsantritt. Nach seinem Rücktritt wurde die Koalition vom Präsidenten der Shinseito, Tsutomu Hata geführt.

Rückzug aus dem politischen Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Hosokawa trat 1996 der Shinshintō bei und ging 1998 zur Demokratischen Partei Japans (DPJ). Bereits im Mai des gleichen Jahres zog er sich aus der Politik zurück.

Danach beschäftigte er sich mit Töpferei. Seine Werke wurden in Japan und Europa ausgestellt. Er ist auch ein Berater der Zeitung The Japan Times.

Kandidatur zum Gouverneur der Präfektur Tokio[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Hosokawa (1. von rechts) bei einer Wahlkampfrede zur Gouverneurswahl auf einem Gaisensha-Lautsprecherwagen

Am 14. Januar 2014 gab Hosokawa im Alter von 75 Jahren trotz seines vorherigen Rückzugs aus der Politik seine Kandidatur für die Wahl zum Gouverneur der Präfektur Tokio am 9. Februar 2014 bekannt. Unterstützt wurde seine Kandidatur vom ehemaligen Premierminister Jun’ichirō Koizumi, der sich zusammen mit Hosokawa für einen Atomausstieg einsetzt, sowie ohne formale Wahlempfehlung aus Demokratischer Partei, Yui no Tō und Seikatsu no Tō.[2] Die Präfektur Tokio hält 1,2 % Prozent der Aktien von Tepco (Stand September 2013) und ist damit ihr viertgrößter Aktionär.[3] Hosokawa unterlag schließlich dem ehemaligen Gesundheitsminister Yōichi Masuzoe und landete hinter Kenji Utsunomiya auf dem dritten Platz (Masuzoe 43,4 %; Utsunomiya 20,2 %; Hosokawa 19,6 %).

Familie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Hosokawa fungiert derzeit als (18.) Chef des Hosokawa-Klans, als dessen Mitglied er über viele verwandtschaftliche Beziehungen zu Persönlichkeiten der japanischen Geschichte aufweist. Durch die patrilinearitäre Erbfolge der Hosokawas und deren Genji-Abstammung ist er ein Nachfahre Kaiser Seiwas (und damit theoretisch auch Kaiser Jimmus, dem mythologischen Staatsgründer Japans) und somit mit dem japanischen Kaiserhaus verwandt (zumal sein Bruder mit einer Tochter von Prinz Takahito von Mikasa verheiratet ist). Andere Vorfahren Hosokawas sind beispielsweise Hosokawa Fujitaka oder Akechi Mitsuhide. Darüber hinaus ist er mütterlicherseits Mitglied der Konoe-Familie, die wiederum vom Fujiwara-Klan abstammt, weshalb er z. B. auch ein Nachfahre Tokugawa Ienaris oder Sanjō Sanetomis ist. Sein derzeit bekanntester Vorfahre ist wahrscheinlich der ehemalige Premierminister und Gründer der Taisei Yokusankai, Konoe Fumimaro, dessen Regierung mit der Einführung der Großostasiatischen Wohlstandssphäre wesentlich zum Eintritt der USA in den Pazifikkrieg beitrug.

Stammbaum (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kaiser Meiji
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Konoe Atsumaro
 
Hosokawa Morihisa
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Kaiser Taishō
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Konoe Fumimaro
 
Hosokawa Moritatsu
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Takahito von Mikasa
 
Yuriko
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Yoshiko
 
Hosokawa Morisada
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Tomohito von Mikasa
 
Nobuko
 
Asō Tarō
 
Yasuko
 
Konoe Tadateru
 
Hosokawa Morihiro
 
Kayoko
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Akiko
 
Yōko
 
 
 
 
 
 
 
Konoe Tadahiro
 
Hosokawa Morimitsu
 
Satoko
 
Yūko

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Gerald L. Curtis: The Logic of Japanese Politics: Leaders, Institutions, and the Limits of Change. Columbia University Press, New York 1999, ISBN 0-231-10843-5, Kap. 3: The Rise and Fall of Coalition Government.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. [Koizumi cabinet has record no. of women, non-Diet members Kyodo, 30. April 2001: Koizumi cabinet has record no. of women, non-Diet members.]
  2. 都知事選告示、15新人届け出=原発・防災争点. In: Jiji Tsūshin. 23. Januar 2014, abgerufen am 23. Januar 2014 (japanisch).
  3. 都知事選、脱原発が争点に 細川・舛添氏が立候補表明. Asahi Shimbun, abgerufen am 15. Januar 2014 (japanisch).

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]