Montanregion Erzgebirge/Krušnohoří

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Montanregion Erzgebirge/Krušnohoří
UNESCO-Welterbe UNESCO-Welterbe-Emblem

Siebenschlehener Pochwerk, Schneeberg
Vertragsstaat(en): Deutschland Deutschland
Tschechien Tschechien
Typ: Kultur
Kriterien: (ii)(iii)(iv)
Fläche: 6,766.057 ha
Pufferzone: 13,017.791 ha
Referenz-Nr.: 1478
UNESCO-Region: Europa und Nordamerika
Geschichte der Einschreibung
Einschreibung: 2019  (Sitzung 43)

Die Montanregion Erzgebirge/Krušnohoří ist eine seit dem 11. Jahrhundert entstandene Bergbaulandschaft im Erzgebirge, beiderseits der sächsisch/böhmischen Grenze. Sie ist von einer Vielzahl historisch weitgehend original erhaltener technischer Denkmäler sowie zahlreicher mit dem Montanwesen in Verbindung stehender Einzeldenkmale und Sachgesamtheiten geprägt. Seit 2019 gehört sie zum UNESCO-Welterbe.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Seit dem ersten Fund von Silbererz im Jahre 1168 in Christiansdorf auf dem Stadtgebiet des heutigen Freiberg, welches dem Freiberger Bergbaurevier zugerechnet wird, wurde im Erzgebirge ununterbrochen bis 1990 Bergbau betrieben. Zu den abgebauten Rohstoffen gehörten im Lauf der Jahrhunderte u. a. Silber, Zinn, Zink, Kobalt, Nickel, Kupfer und Blei, aber auch Steinkohle und Uran wurden bis ins 20. Jahrhundert gewonnen und waren Motoren für die wirtschaftliche Entwicklung Sachsens. Heute werden Vorkommen von Indium, Wolfram, Zinn und Lithium auf ihre Abbauwürdigkeit untersucht.

Projektfortschritt[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • 1999 (September) „Montan- und Kulturlandschaft Erzgebirge“ wird auf die Tentativliste für die Aufnahme in die Liste des UNESCO-Welterbes gesetzt
  • 2001 Machbarkeitsstudie für das Projekt
  • 2007 Realisierungsstudie
  • bis 2012 Untersuchung der Objekte durch Umsetzungsstudien
  • 2008 Pilotstudie Schneeberg
  • 2009 Pilotstudie Marienberg
  • 2010 Pilotstudie Olbernhau
  • 2011 (Mai) Umsetzungsstudie Annaberg-Buchholz
  • 2011 (Juli) Umsetzungsstudie Ehrenfriedersdorf
  • 2011 (Oktober) Umsetzungsstudie Oelsnitz/Erzgeb.
  • 2012 zahlreiche Umsetzungsstudien
  • 2012 (September) Der ursprüngliche Vorschlag auf der Tentativliste wird durch einen transnationalen Vorschlag ersetzt, der auch Komponenten auf tschechischem Gebiet enthält.
  • 2014 (Februar) Antragstellung und offizielle Annahme der Unterlagen durch das Welterbekomitee
  • 2015 (Februar) Beginn der Bewertung der eingereichten Unterlagen durch Experten des Internationalen Rates für Denkmalpflege (ICOMOS)
  • 2015 (Mai) Gründung des „Welterbe Montanregion Erzgebirge e. V.“ als Voraussetzung für die Trägerschaft, Vermittlung und Weiterentwicklung des künftigen Welterbes; Mitglieder des Vereins sind die Landkreise Erzgebirgskreis, Mittelsachsen und Sächsische Schweiz-Osterzgebirge sowie 33 Städte und Gemeinden
  • 2016 (April) Nach offizieller Empfehlung des ICOMOS, den Welterbeantrag vom Februar 2014 noch nicht dem Welterbekomitee zu präsentieren und das Konzept zu schärfen, Rücknahme des Antrags zur Überarbeitung und frühestmöglichen Neueinreichung
  • 2017 (Dezember) Unterzeichnung des überarbeiteten Antrages durch die Innenminister aus Sachsen und Tschechien
  • 2018 (Februar) erneute Einreichung der Nominierung beim Welterbekomitee
  • Am 6. Juli 2019 ernennt das UNESCO-Welterbekomitee die Montanregion Erzgebirge/Krušnohoří zum Welterbe.[1]

Das Projekt wurde durch die Projektgruppe Montanregion Erzgebirge der TU Bergakademie Freiberg unter der Federführung von Helmuth Albrecht wissenschaftlich vorbereitet. In gemeinsamen Arbeitsgruppen wurde mit jeder beteiligten Stadt bzw. Gemeinde eine Umsetzungsstudie erarbeitet. Die in der Realisierungsstudie vorgeschlagenen Objekte wurden geprüft und mit der jeweiligen Kommune abgestimmt. Die Studie beinhaltet eine Beschreibung des nominierten Gutes sowie die bisherigen Schutzmaßnahmen (Denkmalschutz, Naturschutz, Auflistung der Bauleitplanungen). Zudem werden im Rahmen der Untersuchung alle Planungen am und im unmittelbaren Umfeld des nominierten Gutes ermittelt. Damit wird der Forderung der Landesregierung des Freistaates Sachsen nachgekommen, das Projekt Montanregion Erzgebirge und die wirtschaftliche Entwicklung der Region in Einklang zu bringen.

Seit Juli 2010 wurde im Rahmen des EU-Förderprogramms Ziel3 das Projekt „Mitteleuropäische Kulturlandschaft Montanregion Erzgebirge/Krušnohoří -Weg zum UNESCO-Welterbe“ unter der Leitung des Bezirkes Ústí und den Partnern Regionalmuseum Most, Förderverein Montanregion Erzgebirge e. V. und der TU Bergakademie Freiberg durchgeführt. Dabei wurde das sächsische Verfahren der Umsetzungsstudien auch auf der tschechischen Seite des Erzgebirges angewandt. Zudem sollte aus der bereits bestehenden Datenbank MonTE[2] für montanhistorische Denkmale in der Montanregion Erzgebirge eine grenzüberschreitende Datenbank entwickelt werden. Im Jahr 2009 haben die Bezirke Ústí und Karlovy Vary parlamentarische Beschlüsse zur Beteiligung am Projekt Montanregion Erzgebirge herbeigeführt.

Im September 2010 wurde das Regionalmanagement Erzgebirge[3] durch die Landräte und Bürgermeister der Region mit der Projektsteuerung beauftragt.

Am 27. Juni 2011 fand die 1. Welterbekonferenz Erzgebirge[4] in Marienberg statt. Dabei übernahmen 31 Kommunen und 2 Landkreise (Erzgebirgskreis und Mittelsachsen) die Trägerschaft des Antrages. Am 17. August 2011 fanden sich die Mitglieder des Welterbekonventes der Montanregion zur konstituierenden Sitzung zusammen. Seit Januar 2012 sind 33 Städte und Gemeinden und die Landkreise Mittelsachsen, Erzgebirgskreis und Sächsische Schweiz-Osterzgebirge beteiligt.

Im Juli 2011 wurde bekannt, dass die sächsische Landesregierung die ausstehende offizielle Einladung der tschechischen Partner zur Beteiligung am Projekt von einem Bericht über den Stand des Projektes durch das Sächsische Innenministerium abhängig machte. Dieser sollte Ende 2011 fertiggestellt werden. Bei einer gemeinsamen Bewerbung müsste Tschechien ein Jahr vor Antragstellung, Februar 2012, die Montanregion Erzgebirge auf ihre Tentativliste setzen. Demnach käme die Einladung Sachsens zur Projektbeteiligung zu spät.[5] Im Juli 2011 veröffentlichten die Landtagsabgeordneten Tino Günther (FDP) und Alexander Krauß (CDU) eine Pressemitteilung[6] mit dem Vorschlag, das Erzgebirge als Immaterielles Erbe der Menschheit unter Schutz zu stellen.[7] Hingegen initiierten die Bündnis 90/Die Grünen Sachsen im August 2011 eine Petition zur Durchsetzung des Vorhabens Industrie-Kulturlandschaft Montanregion Erzgebirge. Die Petition richtet sich an den sächsischen Landtag, sich für das grenzüberschreitende Projekt als materielles UNESCO-Weltkulturerbe einzusetzen.[8][9]

Der im Februar 2014 gestellte Aufnahmeantrag wurde im April 2016 zur Überarbeitung zurückgezogen. Seitens des Internationalen Denkmalrates (ICOMOS) wurde eine Überarbeitung des Antrags in folgenden Bereichen angeregt:

  • Stärkung des Kulturlandschaftsansatzes durch die Zusammenfassung von Bestandteilen,
  • Konzentration auf die Epochen und das Verfahren des Erzbergbaus im Abgrenzung zu vergleichbaren Bergbaukulturlandschaften weltweit sowie bei der Objektauswahl und
  • Präzisierung der Beschreibung des sog. „außergewöhnlichen universellen Wertes“ (OUV) im Welterbeantrag durch die stärkere Bezugnahme auf wissenschaftliche, technologische und verwaltungsseitige Errungenschaften des erzgebirgischen Montanwesens.[10]

Im Zuge der Überarbeitung des Antrags wurde die Zahl der sächsischen Bestandteile von ehemals 79 auf 17 und die Zahl der tschechischen von 6 auf 5 reduziert. Nicht mehr antragsgegenständlich waren nun Objekte, die nicht unmittelbar mit dem Erzbergbau sowie den bergbaulichen Prozessen bzw. Bergbaulandschaften verbunden sind, wie z. B. das Schloss Schwarzenberg, die Bergkirche und das Reifendrehwerk in Seiffen, das Geotop „Roter Kamm“ in Bad Schlema und das Kalkwerk Lengefeld. Ein Großteil der gestrichenen Objekte sind als „assoziierte Stätten“ in die Welterbelandschaft eingebunden und stellen potentielle Erweiterungsvorschläge der künftigen Welterbelandschaft dar. Nach der Revision von 2018 wurde die Montanregion 2019 (mit 17 Sachgesamtheiten auf sächsischer und fünf auf tschechischer Seite) in die Liste des Welterbes eingetragen.

Bestandteile[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach den Hinweisen der Kommission wurde der Welterbeantrag auf den Erzbergbau konzentriert. Andere Objekte wurden als assoziierte Stätten definiert. Insgesamt umfasst der sächsische Teil 17 Bestandteile in 57 Hauptmerkmalen. Die Bestandteile belegen nicht nur Rohstoffgewinnung und -verarbeitung, sondern auch weitergehende Aspekte der wirtschaftlichen und kulturellen Entwicklung der Region.

Sachsen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Arno-Lippmann-Schacht Altenberg
Vereinigt Zwitterfeld zu Zinnwald
Huthaus Alte Mordgrube Fundgrube
Hüttenkomplex Muldenhütten
Kahnhebehaus im Verlauf des Erzkanals
Saigerhüttenkomplex Grünthal
Frohnauer Hammer
Fördergerüst des Schachtes 371 im Herbst 2004

Bergbaugebiet Altenberg[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bergbaugebiet Freiberg[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bergbaugebiet Schneeberg[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bergbaugebiet Annaberg[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bergbaugebiet Marienberg[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bergbaugebiet Schwarzenberg[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bergbaugebiet Uranerzbergbau[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Tschechien[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wolfspinge bei Horní Blatná
Der Gipfel des Medník
Burg Krupka
Alter Martin Stolln

Bergbaulandschaft Jáchymov[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bergbaulandschaft Abertamy–Boží Dar–Horní Blatná[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Städtische Denkmalschutzzone Horní Blatná
  • Wolfspinge
  • Grube Mauritius
  • Rote Grube
  • Zinn- und Eisenrevier Bludná
  • Skarnrevier Zlatý Kopec – Kaff
  • Zinnrevier Zlatý Kopec – Hrazený potok
  • Seifengelände bei Boží Dar
  • Plattner Kunstgraben

Bergbaulandschaft Vrch Mĕdník (Kupferberg)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Mariahilf-Stolln
  • Gelobtes Land Stolln
  • Kapelle „Unbefleckte Empfängnis Maria“

Roter Turm des Todes[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bergbaulandschaft Krupka[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Städtische Denkmalschutzzone Krupka
  • Burg Krupka
  • Bergbaurevier Knötel
  • Bergbaurevier Steinknochen und Alter Martin Stolln
  • Bergbaurevier Preisselberg
  • Große Pinge auf dem Mückenberg
  • Alter Bergsteig

Assoziierte Stätten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Harnischflächen am Geotop Roter Kamm in Bad Schlema
Schloss und Kirche auf Felsriegel über dem Schwarzwasser
Bergbaumuseum Oelsnitz/Erzgebirge
Deutschland
Tschechien

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Helmuth Albrecht, Jane Ehrentraut, Friederike Hansell: Eine Kulturlandschaft als UNESCO-Welterbe (= Themenbücher Montan). Freiberg 2011 (Online [abgerufen am 27. Oktober 2017]).
  • Helmuth Albrecht, Friederike Hansell: Die montane Kulturlandschaft Erzgebirge/Krušnohoří auf dem Weg zum Welterbe (= Mitteilungen des Landesvereins Sächsischer Heimatschutz. Nr. 2). 2015, S. 27–25.
  • Frank Hommel, Eva-Maria Hommel: Bergbau – Erde – Mensch. Welterbe mit Erz und Seele. Chemnitzer Verlag, Chemnitz 2019, ISBN 978-3-944509-63-1
  • Montanregion Krušné hory – Erzgebirge (Hrsg.): Hornické památky Montanregionu Krušné hory – Denkmale des Bergbaus in der Montanregion Erzgebirge. 2015 (montanregion.cz [PDF; abgerufen am 27. Oktober 2017]).
  • Region Ústí (Hrsg.): Ein Reiseführer durch die Montandenkmale des Mittel- und Osterzgebirges. Ústí nad Labem 2013 (Online [PDF; abgerufen am 27. Oktober 2017]).
  • Peter Rölke (Hg.): Montanregion Erzgebirge Band 1. Wanderungen und Exkursionen zwischen Freiberg, Halsbrücke, Brand-Erbisdorf, Altenberg, Zinnwald und Krupka. Berg- und Naturverlag Rölke, Dresden 2022, ISBN 978-3-934514-41-6
  • Peter Rölke (Hg.): Montanregion Erzgebirge Band 2. Wanderungen und Exkursionen zwischen Schneeberg, Jáchymov, Annaberg, Marienberg, Olbernhau und Seiffen. Berg- und Naturverlag Rölke, Dresden 2023, ISBN 978-3-934514-42-3
  • Rainer Sennewald, Wolfgang Barsch: Montanregion Erzgebirge: Eine faszinierende Fotodokumentation aus den Jahren 1906 bis 1944 von Markscheider Dr. Paul Schulz. Bildverlag Böttger GbR, Witzschdorf 2016, ISBN 978-3-937496-76-4.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Montanregion Erzgebirge/Krušnohoří – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Welterbe in Deutschland. In: unesco.de. Abgerufen am 8. Juli 2019.
  2. MonTE (Memento vom 21. Mai 2011 im Internet Archive)
  3. Ein Welterbetitel als Impulsgeber für die Wirtschaft im Erzgebirge? Website des Regionalmanagements Erzgebirge, abgerufen am 11. März 2015. Info: Nicht abrufbar am 22. März 2021.
  4. 1. Welterbekonferenz Erzgebirge (Memento vom 2. Januar 2012 im Internet Archive)
  5. Freie Presse Online: Rückschlag für Welterbe-Projekt (Memento vom 11. Juli 2011 im Internet Archive), abgerufen am 2. August 2011
  6. Erzgebirge soll in Liste des immateriellen UNESCO-Weltkulturerbes aufgenommen-werden, Internetpräsentation Tino Günther MdL (Memento vom 7. Juli 2018 im Internet Archive), abgerufen am 2. August 2011
  7. Freie Presse Online: Querschuss gegen die Montanregion (Memento vom 25. Juli 2011 im Internet Archive), abgerufen am 2. August 2011
  8. GRÜNE starten Petition für die Welterbe-Bewerbung-der-Montanregion Erzgebirge, Interpräsentation BÜNDNIS 90/Die GRÜNEN SACHSEN@1@2Vorlage:Toter Link/kv.gruene-sachsen.de (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im März 2018. Suche in Webarchiven), abgerufen am 2. August 2011
  9. Freie Presse Online: GRÜNE starten Petition für die Welterbe-Bewerbung-der-Montanregion Erzgebirge (Memento vom 12. September 2011 im Internet Archive), abgerufen am 2. August 2011
  10. Welterbeantrag „Montane Kulturlandschaft Erzgebirge/Krušnohoří“ ging Anfang 2018 erneut ins Rennen. Pressemitteilungen der Wirtschaftsförderung Erzgebirge GmbH. In: wfe-erzgebirge.de. 28. November 2016, abgerufen am 8. Juli 2019.