Michael Mendl

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Michael Mendl bei der Eröffnung des Boulevards der Stars, 2010

Michael Mendl (* 20. April 1944 in Lünen als Michael Sandrock)[1] ist ein deutscher Schauspieler. Er ist ein gefragter Charakterdarsteller.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Michael Mendl wurde als außerehelicher Sohn des katholischen Priesters Clemens Krosche und der Medizinstudentin Martha Sandrock geboren.[2][3][4] Die Eltern lernten sich in Duisburg kennen.[2] Die ersten fünf Jahre seiner Kindheit verbrachte er mit seiner Mutter und Anverwandten im Ruhrgebiet und in Wiesdorf bei Leverkusen.[3] 1949 heiratete seine Mutter den österreichischen Textilingenieur Ernst Mendl, der ihn adoptierte. Die ersten schulbildenden Jahre verbrachte Mendl in Krefeld, bis die Familie Mitte der 1950er Jahre nach Ludwigshafen am Rhein zog, wo sein Stiefvater bei der BASF arbeitete.[4] Mendl besuchte in Mannheim ein humanistisches Gymnasium und absolvierte dort 1965 sein Abitur. Im selben Jahr begann er sein Studium der Theaterwissenschaften und Kunstgeschichte in Wien, was er als Interimszeit betrachtete, denn er wollte Schauspielstudent des Max Reinhardt Seminars in Wien werden. 1966 ging er dann jedoch als Student an die Folkwang-Hochschule in Essen, an der er 1969 die Bühnenreifeprüfung ablegte.[5]

Mendl hat einen Sohn aus erster Ehe und zwei Kinder aus einer 20-jährigen Beziehung mit der Schauspielerin Carolin Fink, darunter die Schauspielerin Joana Mendl-Fink (* 1992)[6]. Seit dem einvernehmlichen Ende der Beziehung 2009[7] lebt er in Berlin.

Laufbahn[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Theater[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Seine Schauspielerkarriere begann er während seiner Schulzeit 14-jährig als Statist am Nationaltheater Mannheim. Es folgten Engagements an verschiedenen Theatern in Deutschland. Er hatte Festengagements am Staatstheater Darmstadt, am Staatstheater Stuttgart und am Bayerischen Staatsschauspiel in München.

In den 1980er Jahren spielte er am Staatstheater Stuttgart unter anderem Tillmann in Die Villa von Tankred Dorst (Uraufführung 1980; Regie: Günter Krämer), Lambacher in Der staubige Regenbogen von Hans Henny Jahnn (1982; Regie: Hansgünther Heyme), George in Wer hat Angst vor Virginia Woolf? (1983; Regie: Thomas Schulte-Michels) und den Hauptmann in Woyzeck (1986; Regie: Jossi Wieler). Von 1988 bis 1993 war er festes Ensemble-Mitglied am Bayerischen Staatsschauspiel. Zu seinen Rollen dort gehörten unter anderem Garcin in Geschlossene Gesellschaft (1988), Marat in Die Verfolgung und Ermordung Jean Paul Marats dargestellt durch die Schauspielgruppe des Hospizes zu Charenton unter Anleitung des Herrn de Sade (1988), Boris in Kinder der Sonne von Maxim Gorki (1989), Vater in Sechs Personen suchen einen Autor (1990), Saranieff in Der Marquis von Keith von Frank Wedekind (1991) und Burleigh in Maria Stuart (1991); alle jeweils unter der Regie von Thomas Schulte-Michels.

Er gastierte ebenfalls an den Münchner Kammerspielen (1981; als Ossip in Platonow; Regie: Thomas Langhoff) sowie am Düsseldorfer Schauspielhaus, am Schauspielhaus Hamburg und an der Volksbühne in West-Berlin; außerdem war er Gast bei den Salzburger Festspielen, so als Messala in Julius Caesar (1993; Regie: Peter Stein), als Caesar in Antonius und Cleopatra (1994/1995; Regie: Peter Stein), als Schuldknecht in Jedermann (1995; Regie: Gernot Friedel) und als Landstreicher in Der Kirschgarten (1995; Regie: Peter Stein). Nach langjähriger Bühnenabstinenz kehrt er im September 2013 mit dem Thomas-Bernhard-Stück Vor dem Ruhestand im Theater in der Josefstadt in Wien auf die Bühne zurück.

Film und Fernsehen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Seit den 1980er Jahren arbeitete er auch, zunächst eher vereinzelt, als Film- und Fernsehschauspieler, u. a. 1989 in dem Tatort-Krimi Die Neue mit Ulrike Folkerts. 1991 gelang ihm mit Sönke Wortmanns Kleine Haie der Durchbruch im Medium Film. Er spielte in dem Erstlingswerk von Sherry Hormann Leise Schatten (1992 mit dem Max-Ophüls-Preis ausgezeichnet). Kurz zuvor hatte ihm das Residenztheater München gekündigt. 1994 entschied er sich, nur noch als Film- und Fernsehschauspieler zu arbeiten.

Als Filmschauspieler spielte er im Genre Drama zum Beispiel Psychopathen, Kriminelle, Gefängnisinsassen, häufiger jedoch hohe Funktionäre, Ärzte und Offiziere, wie in dem oscar-nominierten Kinofilm Der Untergang den General der Artillerie Helmuth Weidling, in Die Gustloff Kapitän Johannsen, in So weit die Füße tragen (2001) den Lagerarzt und Fluchthelfer Dr. Stauffer, in Amen (Regie: Costa-Gavras) den hohen Kirchenfunktionär Kardinal Monsignore Hudal, den ehemaligen Bundeskanzler Willy Brandt in Im Schatten der Macht, (2004) und zuletzt in Karol Wojtyla – Geheimnisse eines Papstes (TV, Regie: Gero von Boehm, 2006) Papst Johannes Paul II.

Viel Lob erfuhr seine Interpretation von Willy Brandt in dem Fernsehmehrteiler Im Schatten der Macht über das Leben des ehemaligen Bundeskanzlers, für die Mendl 2004 mit der Goldenen Kamera als bester deutscher Schauspieler ausgezeichnet wurde. 1997 erhielt er eine Nominierung für den Deutschen Filmpreis, 1998 für den Bayerischen Filmpreis.

Oft spielt Mendl intelligente Führungspersönlichkeiten mit ehrenhaftem Charakterprofil, Identifikationsfiguren. Genauso verkörpert er bodenständige Charaktere wie den Bauern Moser in Es geschah am hellichten Tag (Regie: Nico Hofmann, 1997) oder den Nulf in Schlafes Bruder (Regie: Joseph Vilsmaier, 1995). In Komödien übernimmt er häufig die Rolle des charmanten älteren Ehemannes (Eine Chance für die Liebe, TV, 2006). Doch oftmals stellt er auch zwielichtige Charaktere dar, so etwa einen kriminellen Firmenchef, skrupellosen Behördenleiter oder einen SS-Offizier.

Um den Film-Nachwuchs zu unterstützen, übernahm Mendl eine der Hauptrollen in Moritz Bolls Roadmovie Elise und verzichtete auf jegliche Gage.[8]

Hörspiele und Synchronarbeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Michael Mendl wirkte in zahlreichen Hörspielen mit, in Krabat (2010 produziert vom WDR), Doktor Faustus nach Thomas Mann, in Karl May: Der Orientzyklus[9] und zuletzt im Hörbuch: Es wird Dich rufen von Simon Cross (veröffentlicht im Februar 2012).

2003 war er in Königin C[10], Autorin: Laura Ruohonen, zu hören. Regie führte: Annette Kurth (WDR).

2013 erschien der Animationsfilm: ‚Das kalte Herz‘ nach Wilhelm Hauff, in dem Mendl die englische Fassung sprach.

Als Synchronsprecher lieh er unter anderem F. Murray Abraham in Forrester: Gefunden, Rob Reiner in Schlaflos in Seattle, Stellan Skarsgård in King Arthur, Timothy Dalton in Die Hure des Königs und Rolf Lassgård in Ellas Geheimnis seine Stimme.

Soziales Engagement[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Seit 2000 engagiert sich Michael Mendl als Mentor für das Projekt LILALU.

Seit 2003 engagiert er sich für Faszination Regenwald e. V. u. a. in Französisch-Guayana.[11] Über dieses Engagement entstand 2007 eine WDR-Dokumentation mit dem Titel Mein Leben am seidenen Faden.

Seit November 2008 agiert Mendl außerdem als Schirmherr des Vereins Gegen Noma e. V. zur Bekämpfung der Kinderkrankheit Noma.[12]

Ab 2011 engagierte er sich auch in verschiedenen Aktionen für das Nachbarschaftszentrum „Suppenküche Lichtenrade e.V.“ in Berlin.[13]

Er ist Botschafter der SOS-Kinderdörfer.

Filmografie (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kinofilme[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Fernsehfilme[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Fernsehserien und Fernsehreihen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Hörspiele[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Offizielle Website von Michael Mendl (Memento vom 24. Juni 2021 im Internet Archive).
  2. a b Wir Wunderkinder (1/2). Abgerufen am 25. Dezember 2023.
  3. a b Michael Mendl lebt als glücklicher Single in Charlottenburg - B.Z. – Die Stimme Berlins. 10. Oktober 2021, abgerufen am 25. Dezember 2023 (deutsch).
  4. a b Michael Mendl - Munzinger Biographie. Abgerufen am 12. Dezember 2023.
  5. Michael Mendl bei filmportal.de , abgerufen am 6. Februar 2022
  6. u. a. Kommissarin Lucas (2003), Familie Sonnenfeld (2005), Der Froschkönig (2008) und Die Bergretter (2009)
  7. Carolin Fink: „Ich habe Michael sehr geliebt“, bunte.de, 19. August 2009
  8. Kieler Nachrichten / Gunda Meyer: "Elise" feierte Herzblut-Premiere. In: KN Online. Kieler Nachrichten, 20. März 2016, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 28. November 2018; abgerufen am 24. Mai 2020.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.kn-online.de
  9. Kurzporträt Michael Mendl auf wdr.de
  10. Hörspiel Königin C von Laura Ruohonen
  11. Faszination Regenwald e.V. Engagement von Michael Mendl für den Regenwald
  12. Gegen Noma e.V. Engagement von Michael Mendl als Schirmherr des Vereins Gegen Noma e.V.
  13. Hier kocht Mendl ein Chili con Held. B.Z. vom 16. März 2011.