Medienwirtschaft

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Die Medienwirtschaft ist ein Wirtschaftszweig, der die Aktivitäten aller Marktteilnehmer im Hinblick auf die Produktion, den Vertrieb, Handel und Konsum von Medien umfasst.

Allgemeines[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ein Medium ist im kommunikationswissenschaftlichen Sinne der Träger und Übermittler von Medieninhalten, also von Informationen, Nachrichten oder Unterhaltung.[1] Wird es als Hilfsmittel (Kommunikationsmittel) eingesetzt, erfolgt die Kommunikation zwischen Absender und Empfänger nicht direkt, sondern indirekt über das Medium als Vermittler.[2] Die Medienwirtschaft beschäftigt sich mit der Herstellung und Verwendung dieser Medien, um den Bedarf der Nachfrager zu befriedigen.[3]

Die Medienwirtschaft ist mit der Wertschöpfung bei der Publikation und Übermittlung von Medieninhalten verschiedenster Art und Darstellungsweisen verbunden.[4] Wegen der zunehmenden Medialisierung können sich auch Teilbereiche anderer Wirtschaftszweige zu Teilen der Medienwirtschaft entwickeln.[5]

Zweige der Medienwirtschaft[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kern der Medienwirtschaft bilden Fernsehen, Filmwirtschaft, Radio und Printmedien.[6] Sie sind die wesentlichen Erkenntnisobjekte der Medienbetriebslehre:

Wirtschaftszweig Medienunternehmen Medienprodukte
Rundfunk Rundfunkveranstalter (Fernsehen und Radio) Fernsehsendung, Radiosendung
Filmproduktion Filmproduktionsgesellschaften Fernsehfilme, Kinofilme, Videogames
Internet Internetdienstanbieter Datenträger, elektronischer Handel, Suchmaschinen,
soziale Netzwerke, Instant Messaging, Streaming Media,
Video-on-Demand
Musikindustrie Tonträgerunternehmen Tonträger (Compact Discs, Schallplatten),
Musikdownloads, Musikstreaming
Telekommunikation Telekommunikationsunternehmen Internetdienste, Mobilfunk, Telefonie
Verlagswesen Buchverlage
Fachverlage
Musikverlage
Zeitungsverlage
Bücher, E-Books
Fachliteratur
Management von Urheberrechten
Zeitungen, Zeitschriften

Die Musikverlage beispielsweise gehören formell und statistisch zum Verlagswesen, wirtschaftlich werden sie zur Musikindustrie gerechnet. Keine Medienunternehmen der Medienwirtschaft sind unter anderem Film- und Musikproduzenten, Künstleragenturen, Nachrichtenagenturen, Tonstudios oder Verwertungsgesellschaften, weil sie lediglich Vorleistungen oder Vorleistungsgüter erbringen.[7]

Medienmarkt[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Medienmarkt ist der wirtschaftlich wichtigste Teil der Medienwirtschaft und ein Teil des Gütermarktes, da den Medienprodukten in der Fachliteratur ihr Gütercharakter zugestanden wird.[8] In der Medienwissenschaft werden sie auch als Informationsgüter bezeichnet.[9]

Auf dem Medienmarkt treffen Angebot und Nachfrage nach Medienprodukten aufeinander. Medienprodukte im Sinne der ökonomischen Gütertypologie sind Leistungsergebnisse von Medienunternehmen, die Kommunikationsinhalte kreieren, sammeln und bündeln, Kommunikationsmittel produzieren oder Kommunikationsträger bereitstellen.[10] Medienprodukte bestehen aus einem Träger (etwa Papier, Radiowellen, Vinyl oder Zelluloid), auf dem der Medieninhalt (englisch content) als wesentlicher Teil des Medienprodukts im Hinblick auf den Kundennutzen enthalten ist.[11] Auch Bildträger, Tonträger oder sonstige Datenträger sind Medienprodukte. Zu den Medienprodukten gehören insbesondere Printprodukte (Zeitungen. Zeitschriften), Rundfunkprogramme für Fernsehen und Radio in analoger und digitaler Form sowie Angebote des Internets.[12] Sie bestehen aus dem Medieninhalt und dem Träger, der diese Inhalte transportiert und haltbar macht. In der Medienwissenschaft werden digitale Medienprodukte als Informationsgüter bezeichnet.[13] Schallplatten sind demnach Medienprodukte, Audio-CDs mit gleichem Inhalt dagegen Informationsgüter.

Das Medienmarketing fragt nach den Gründen für die Mediennutzung, den Präferenzen der Rezipienten (MedienNutzerTypologie) und den bei diesen ablaufenden Entscheidungsprozessen.[14]

Studium[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Studiengänge

Medienwirtschaft ist ein Studiengang, der z. B. an der Hochschule RheinMain, der Hochschule der Medien Stuttgart, der Technischen Universität Ilmenau, der Universität Bayreuth, der Jade Hochschule, der DHBW Ravensburg, der privaten Hochschule Fresenius wie auch der privaten Rheinische Fachhochschule Köln und der privaten Fachhochschule des Mittelstands Bielefeld mit den Abschlüssen Bachelor und Master angeboten wird. Häufig wird der Studiengang auch als Media Management deklariert. Damit ist er dem in Deutschland weiter verbreiteteren Studiengang Medienmanagement sehr ähnlich und soll den Studenten sowohl betriebswirtschaftliche als auch medientechnische Inhalte vermitteln.

Studieninhalte

Das besondere dieses Studiengangs liegt in der Vermittlung von Kenntnissen, Fähigkeiten und praktischen Fertigkeiten auf den Gebieten der Wirtschafts- und Rechtswissenschaften, der Medientechnologie sowie der Medienwissenschaft. Dieser interdisziplinäre Ansatz soll die Absolventen befähigen, in eigener Verantwortung und in fachübergreifender Zusammenarbeit mit Betriebswirten, Medientechnologen, Medienwissenschaftlern sowie Partnern anderer Fachrichtungen betriebswirtschaftliche Abläufe unter Berücksichtigung insbesondere medienspezifischer Fragestellungen zu gestalten und zu steuern.

Im Rahmen des Bachelorstudiums werden grundlegende Fachkenntnisse vermittelt. In den höheren Semestern werden einführende Lehrveranstaltungen in fachliche Vertiefungsfächer insbesondere der Betriebswirtschaftslehre angeboten. Eine Spezialisierung entsprechend den persönlichen Interessen erfolgt im Hauptstudium des Bachelor-Studiengangs und im Masterstudium, das Inhabern eines ersten berufsqualifizierenden Hochschulabschlusses (Bachelor, Diplom) offensteht.

Mit Blick auf die Internationalisierung von Studium und Arbeitswelt ist die Verbesserung von Fremdsprachenkenntnissen Bestandteil des Studiums. Ein Auslandsaufenthalt an einer Universität oder im Rahmen des Praktikums wird empfohlen.[15]

Die Universität Bayreuth bietet seit dem Sommersemester 2009 einen Masterstudiengang Medienkultur und Medienwirtschaft. Dabei handelt es sich um ein interdisziplinäres Studium, in dem Medien-, Geschichts-, Rechts-, Wirtschafts- und Informationswissenschaft kombiniert werden. Ab dem Sommersemester 2010 begann auch das gleichnamige Promotionsprogramm. Die Master- und Promotionsstudenten erhalten eine fundierte forschungsorientierte Ausbildung. Im Verlauf ihres Studiums erlangen sie vielseitige Kompetenzen in unterschiedlichen Bereichen der Medienwelt. Ihnen eröffnen sich zahlreiche Berufsmöglichkeiten in Wissenschaft und Praxis. Wichtige Forschungsschwerpunkte stellen dabei die aktuelle sowie zukünftige Entwicklung und Anwendung der Neuen Medien wie Internet und Mobile TV dar. Internationale Gastwissenschaftler und erfahrene Praktiker komplettieren den neuen Studiengang.[16]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Michael Schenk/Matthias Hensel/Frank Decker, Medienwirtschaft: Eine kommentierte Auswahlbibliographie. Baden-Baden, Nomos, 1986; ISBN 3789012831.
  • Insa Sjurts, Gabler-Lexikon Medienwirtschaft. Wiesbaden : Gabler Verlag / Springer Fachmedien Wiesbaden, Wiesbaden, 2., aktualisierte und erweiterte Auflage 2011, ISBN 978-3834901408.
  • Thomas Dreiskämper, Medienökonomie I: Lehrbuch für Studiengänge medienorientierter Berufe. Konzeptionsansätze und theoretische Fundierungen der Medienökonomie. Lit Verlag, Münster 2013, ISBN 978-3-643-10167-9.
  • Martin Gläser, Medienmanagement. 2. Aufl. Vahlen, München 2010, ISBN 978-3-8006-3762-1.
  • Christian Scholz (Hrsg.), Handbuch Medienmanagement. Springer, Berlin 2006, ISBN 978-3-540-23540-8 (auch online verfügbar).
  • Andrea Beyer/Petra Carl, Einführung in die Medienökonomie. 3. Aufl., UVK Verlagsgesellschaft, Konstanz und München, 2012. ISBN 978-3-8252-3846-9

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Hans H Hiebel, Vorwort, in: Hans H Hiebel/Heinz Hiebler/Karl Kogler (Hrsg.), Die Medien: Logik – Leistung – Geschichte, 1998, S. 12; ISBN 978-3825220297
  2. Matthias Schumann/Thomas Hess, Grundfragen der Medienwirtschaft, 2000, S. 6
  3. Ansgar Dorenkamp, Blockierte Clusterbildung, 2010, S. 27
  4. Christoph Zydorek, Grundlagen der Medienwirtschaft, 2018, S. 4
  5. Stefan Krätke, Medienstadt: Urbane Cluster und globale Zentren der Kulturproduktion, 2002, S. 14; ISBN 978-3810034045
  6. Petra Geschwandtner-Andreß, Medienwirtschaft in Köln, in: Arbeitspapiere des Instituts für Rundfunkökonomie an der Universität zu Köln 116, 1999, S. 3; ISBN 978-3934156050
  7. Insa Sjurts, Strategien in der Medienbranche, 2005, S. 6
  8. Marie Luise Kiefer, Medienökonomik, 2001, S. 142 f.; ISBN 978-3486779110
  9. Frank Linde, Ökonomie der Information, 2008, S. 7
  10. Thomas Dreiskämper, Grundfragen der Medienbetriebslehre, 2018, S. 35
  11. Insa Sjurts, Gabler Lexikon Medien Wirtschaft, 2004, S. 375
  12. Insa Sjurts, Gabler Kompakt-Lexikon Medien, 2006, S. 135 f.
  13. Carl Shapiro/Hal R. Varian, The Information Economy, in: John R M Hand/Baruch Lev, Intangible Assets, Values, Measures and Risks, 2003, S. 48 ff.
  14. Christoph Zydorek, Grundlagen der Medienwirtschaft, 2018, S. 6
  15. Angewandte Medienwissenschaft, Medienwirtschaft, Wirtschaftsinformatik, Wirtschaftsingenieurwesen. (Memento vom 21. November 2008 im Internet Archive) TU Ilmenau
  16. Medienkultur und Medienwirtschaft. Universität Bayreuth