Lutz Brandt

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Warschauer Straße Berlin, Brandwand-Malerei von Lutz Brandt 1979 Foto Lutz Brandt

Lutz-Werner Brandt (* 7. August 1938 in Berlin; † 29. Januar 2024[1][2] ebenda) war ein deutscher Architekt, Designer, Gebrauchsgrafiker, Bühnenbildner und Maler.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach einer Maurerlehre und vorübergehender Übersiedlung von Ost-Berlin nach Westdeutschland zwischen 1959 und 1961 begann Brandt von 1964 bis 1970 ein Studium an der Hochschule für bildende und angewandte Kunst Berlin-Weißensee in den Fächern der industriellen Formgestaltung bei Rudi Högner und Architektur bei Selman Selmanagić. Danach war er an der Hochschule von 1972 bis 1980 Assistent von Walter Womacka und Lehrbeauftragter für Perspektive und ab 1982 Meisterschüler für Malerei bei Womacka.

Freiberuflich arbeitete Brandt als Grafiker, Illustrator und Kunstmaler bis 1984. In dieser Zeit hatte er unter anderem eine Mitarbeit im Ostberliner Beirat für Stadtgestaltung beim Chefarchitekten, hier neben kollektiven Entwurfsarbeiten im Rahmen der Umweltgestaltung für den neu entstehenden Großplatten-Stadtbezirk Berlin-Marzahn auch als Leiter einer Arbeitsgruppe U- und S-Bahnhöfe der DDR-Hauptstadt. Er trat in dieser Zeit öffentlich vor allem auch durch architekturgebundene Wandmalereien (Wandbilder in Berlin) in der Ostberliner Innenstadt, als Kulturplakatgestalter u. a. für das Kabarett Die Distel und als Illustrator für Das Magazin, Neue Berliner Illustrierte, Neues Leben hervor. Eine Poster-Serie mit persiflierenden Fantasie-Mutanten des Kleinwagens Trabant entstand für den Staatlichen Kunsthandel der DDR.

Brandt war u. a. 1982/1983 auf der Kunstausstellung der DDR in Dresden und von 1976 bis 1983 auf sechs Berliner Bezirkskunstausstellungen vertreten.

Nachdem Brandt 1982/83 als DDR-Künstler den Auftrag erhielt, in der West-Berliner City die Ausstattung des U-Bahnhofs Wittenbergplatz mit Motiven nach historischen Reklame-Vorlagen vorzunehmen und er mit Giebelwandgestaltungen an weiteren öffentlichen Bauten in West-Berlin beauftragt wurde,[3] entschloss er sich 1984 – mit der ihn zunehmend frustrierenden kulturpolitischen Schulmeisterei durch die SED – der DDR den Rücken zu kehren und siedelte nach West-Berlin über. Hier und nach dem Fall der Mauer auch wieder im Osten Berlins sowie in Brandenburg realisierte er bis über die Jahrtausendwende hinweg Arbeiten im öffentlichen Raum und widmete sich verstärkt großformatiger realistischer Malerei, Bühnen- und Filmausstattungen sowie Wandbildern.

Die Zusammenarbeit mit Oscar-Preisträger Ken Adam für eine amerikanische Filmproduktion bildet einen Höhepunkt Anfang der 1990er Jahre. Es folgten eine Zusammenarbeit mit Manfred Gruber am deutschen Pavillon der Expo 92 in Sevilla, Installationen und Wandbilder für die Firma Dussmann sowie Wettbewerbsteilnahmen für die Expo 98 in Lissabon und in Hannover 2000.

Brandt arbeitete an Film- und Theaterproduktionen mit und schuf innenarchitektonische Arbeiten, Möbeldesign und Fassadengestaltungen. Er lebte als freiberuflicher Künstler in Berlin.[4]

Arbeiten im öffentlichen Raum[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bühnenbild, Filmausstattung und Innenarchitektonische Arbeiten (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Zusammenarbeit mit Oscar-Preisträger Ken Adam, Ausstattung der Filmproduktion Dinosaurs, 1990
  • Entwurfs- und Mitarbeit am Deutschen Pavillon, Weltausstellung EXPO 1992, Sevilla
  • Konzeption und Mitarbeit am Symposium Windland Kap Arkona, 1993
  • International Artist Symposium, Expeditions, The Baltic Sea, 1994
  • Wettbewerbsteilnahme 1996 für Projekt Deutscher Pavillon Expo 1998, Lissabon
  • Innenarchitektonische Arbeit im Fernsehsender ntv, 2000
  • Bühnenbild vom Geist der Weihnacht, Theater des Westens, Berlin, 2002
  • Bankhaus Merck-Finck Berlin, Innenarchitektonische Arbeit, 2003
  • Flugbilder Airport World Schönefeld, 2004
  • Möbeldesign Sitzmaschine, 2007
  • Bühnenbild und Ausstattung 2010 für Rolf Hochhuth: Inselkomödie oder Lysistrate und die Nato, Theater am Schiffbauerdamm, Berlin

Ausstellungen (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • 1990: FBK (Freie Berliner Kunstausstellung)
  • 1998: Mach das Tor auf, Galerie am Neuen Palais, Potsdam
  • 1999: Projekt Himmel-Fahrt, Parochialkirche, Berlin[8]
  • 2001: Kleine Himmelfahrt, Starsurfer Berlin
  • 2001: Himmel-Fahrt, Technik-Museum Speyer
  • 2008: Malerei von Lutz Brandt, Volksbank Trossingen
  • 2008: Flug-Schau, Galerie Frenhofer
  • 2009: Durch die Wüste, Buchhändlerkeller Berlin
  • 2011: Stadlandfluss. Aussicht auf Bilder, Kunsthalle Brennabor, Brandenburg[9] (Katalog zur Ausstellung)

Literatur (chronologisch)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Lutz Brandt – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Traueranzeigen von Lutz Brandt | Tagesspiegel Trauer. Abgerufen am 21. Februar 2024 (deutsch).
  2. Günter Höhne: Nachruf Lutz Brandt in Archiv Newsletter, 01-2024. Industrieform-DDR, Dipl.-Journ. Günter Höhne, 30. Januar 2024, abgerufen am 4. Februar 2024 (deutsch).
  3. Günter Höhne: „Aus der Reihe getanzt“ - Gespräch mit Lutz Brandt. In: Die geteilte Form. Fackelträger-Verlag, Köln 2009, ISBN 978-3-7716-4421-5, S. 202–211 (amazon.de [abgerufen am 10. Februar 2024]).
  4. Ingeborg Ruthe: DDR-Maler Lutz Brandt ist tot: Berliner Brandmauern und Häuserwände tragen seine „Akzente“. 8. Februar 2024, abgerufen am 10. Februar 2024.
  5. Von Tobias Reichelt: Die Teltower Rübe wächst langsam. In: Der Tagesspiegel Online. ISSN 1865-2263 (tagesspiegel.de [abgerufen am 10. Februar 2024]).
  6. Potsdam-Mittelmark: Rübchen mit festen Wurzeln. In: Der Tagesspiegel Online. ISSN 1865-2263 (tagesspiegel.de [abgerufen am 4. Februar 2024]).
  7. Kultur&Freizeit: Teltower-Rübchen-Stele. Abgerufen am 4. Februar 2024.
  8. Berlin: Lutz Brandt malt Flugzeuge im Endstadium - als Sondermüll. In: Der Tagesspiegel Online. ISSN 1865-2263 (tagesspiegel.de [abgerufen am 10. Februar 2024]).
  9. Brandenburg: Maler Lutz Brandt präsentiert Werke in der Kunsthalle Brennabor, in: Märkische Oderzeitung, 8. Juli 2011