Landtagswahl in Niedersachsen 1955

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1951Landtagswahl 19551959
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10
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1,1
0,7
Gewinne und Verluste
im Vergleich zu 1951
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   2
   0
  -2
  -4
  -6
  -8
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+1,5
+2,9
−11,3
−3,9
−0,4
+1,6
−0,5
−2,2
−0,2
Vorlage:Wahldiagramm/Wartung/Anmerkungen
Anmerkungen:
b 1951: zusammen mit der DP als Niederdeutscher Bund (23,7 %)
c 1951: zusammen mit der CDU als Niederdeutscher Bund (23,7 %)
        
Insgesamt 159 Sitze

Die Wahl zum 3. Niedersächsischen Landtag fand am 24. April 1955 statt. Die Wahlbeteiligung betrug 77,5 % und war damit etwas höher als bei der vorherigen Landtagswahl 1951.

Ausgangslage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bei der vergangenen Wahl wurde die SPD trotz eines Verlusts von fast zehn Prozentpunkten erneut stärkste Kraft und bildete zusammen mit der GB/BHE und der Zentrumspartei die Regierungskoalition. Für Ministerpräsidenten Hinrich Wilhelm Kopf war es die vierte Wiederwahl als Regierungschef in Folge.

Obwohl die CDU und die DP zusammen als Niederdeutscher Bund kandidierten, verloren sie noch stärker als die SPD an Wählerstimmen. Die erstmals angetretene Vertriebenenpartei Gesamtdeutscher Block/Bund der Heimatvertriebenen und Entrechteten (GB/BHE) erreichte fast 15 Prozent der Stimmen.

Im Verlauf der Legislaturperiode kam es zudem zum Verbot der Sozialistische Reichspartei (SRP), was in einer Neufeststellung des Wahlergebnisses von 1951 ohne Berücksichtigung der Stimmen für die SRP resultierte.

Ergebnis[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bei der Landtagswahl 1955 ergab sich folgendes Ergebnis:

Partei Stimmen Anteil
(%)
± (%) Direkt-
man-
date
Sitze ±
Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD) 1.181.963 35,2 +1,5 59 59 +5
Christlich Demokratische Union Deutschlands (CDU) 894.018 26,6 +2,9 20 43 +8
Deutsche Partei (DP) 415.183 12,4 −11,3 15 19 +19
Gesamtdeutscher Block/Bund der Heimatvertriebenen und Entrechteten (GB/BHE) 370.407 11,0 −3,9 0 17 −4
Freie Demokratische Partei (FDP) 264.841 7,9 −0,4 1 12 ±0
Deutsche Reichspartei (DRP) 126.692 3,8 +1,6 0 6 +3
Kommunistische Partei Deutschlands (KPD) 44.788 1,3 −0,5 0 2 ±0
Deutsche Zentrumspartei (DZP) 37.563 1,1 −2,2 0 1 −3
Deutsch-Hannoversche Partei (DHP) 10.823 0,3 neu 0 0 neu
Bund der Deutschen (BdD) 8600 0,3 neu 0 0 neu
Landwirte-Partei (LP) 2768 0,1 neu 0 0 neu
Einzelbewerber 132 0,0 0 0
Gültig 3.357.778 198,5
Ungültig 0.052.552 101,5
Gesamt 3.410.330 100,0 95 159 +1
Wahlberechtigte/Wahlbeteiligung 4.400.635 177,5 +1,7

Die SPD erhielt fünf Überhangmandate, die übrigen Parteien erhielten fünf Ausgleichsmandate (CDU drei, GB/BHE und DRP je eins). Dadurch vergrößerte sich der Landtag von 149 auf 159 Abgeordnete.

Da bei dieser Wahl die Fünf-Prozent-Hürde noch nicht angewandt wurde, erhielten drei Parteien mit weniger als fünf Prozent Stimmanteil Sitze im Landtag. Dies gilt auch für die KPD, die ihre Sitze allerdings nach ihrem Verbot im August 1956 durch das Bundesverfassungsgericht wieder verlor. Die für sie gewählten Abgeordneten Ludwig Landwehr und Heinz Zscherpe verblieben als Fraktionslose jedoch im Landtag.

Regierungsbildung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach der Landtagswahl bildeten die CDU, die DP, die FDP und der GB/BHE eine Koalitionsregierung unter Heinrich Hellwege. Damit wurde zum ersten Mal in der Geschichte des Bundeslandes eine Regierung gegen die SPD unter Hinrich Wilhelm Kopf gebildet, der seit Gründung des Landes 1946 Ministerpräsident gewesen war.[1][2][3]

Im November 1957 zerbrach die Regierung an der Hospitantenaffäre. FDP und BHE bildeten damals eine gemeinsame Fraktion im Landtag. Die niedersächsische FDP gehörte zu den eher nationalliberal ausgerichteten Landesverbänden. Die Gemeinschaftsfraktion hatte die sechs Abgeordneten der rechtsextremen Deutschen Reichspartei als Hospitanten in ihre Fraktion aufgenommen. Heinrich Hellwege hatte die Koalition beendet, da die Gemeinschaftsfraktion nicht bereit gewesen war diesen Schritt rückgängig zu machen.[4][5][6]

Hellwege wandte sich dann mit Erfolg an die SPD. Es wurde eine neue Koalitionsregierung unter Beteiligung von DP, CDU und SPD gebildet, Ministerpräsident blieb Heinrich Hellwege. Die SPD erhielt vier Ministerposten. Der ehemalige Ministerpräsident Hinrich Wilhelm Kopf wurde Innenminister.[7]

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Claus A. Fischer (Hrsg.): Wahlhandbuch für die Bundesrepublik Deutschland. Daten zu Bundestags-, Landtags- und Europawahlen in der Bundesrepublik Deutschland, in den Ländern und in den Kreisen 1946–1989, 2. Halbband. Paderborn 1990.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Hinrich Kopf in der Krise. In: Die Zeit. Nr. 17/1955 (online).
  2. Stop in Hannover. In: Die Zeit. Nr. 18/1955 (online).
  3. Regierungschef Hellwege. In: Die Zeit. Nr. 20/1955 (online).
  4. Zwischen Elbe und Ems. In: Die Zeit. Nr. 13/1959 (online).
  5. Günter Pifke: FDP-Waschküche in Wolfenbüttel. In: Die Zeit. Nr. 06/1958 (online).
  6. Hellweges Erfolg. In: Die Zeit. Nr. 48/1957 (online).
  7. Der FDP ins Stammbuch. In: Die Zeit. Nr. 46/1957 (online).