Klitzing (Adelsgeschlecht)

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Wappen derer von Klitzing
Schloss Demerthin, Prignitz (Brandenburg), 1468–1945 im Besitz der Familie

Klitzing ist der Name eines alten mittelmärkischen Adelsgeschlechts.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Geschlecht erscheint erstmals urkundlich im Jahr 1265 mit dominus Henricus Clizing[1] und beginnt 1371 die Stammreihe mit Beteke Clizing. Die anerkannte Familienforschung geht nach Ledebur und Kneschke von einer früheren Ankunft im ostelbischen Raum aus und bezeichnet sie als eines der ältesten märkischen Adelsgeschlechter.[2] Otto und Henning von Klitzing wurden 1492 noch als Ritter tituliert. Lupold von Klitzing war Amtshauptmann zu Jüterbog und Dahme (Mark) und Rat beim Erzbistum Magdeburg. Weitere Vertreter führten Ämter in Brandenburg, der Niederlausitz und Sachsen.[3] Seit dem späten Mittelalter bildete sich in Nordbrandenburg und dann in Ostbrandenburg ein umfangreicher Gutsbesitz heraus. Das Adelsgeschlecht stellte 1637 den ersten Offizier,[4] der in Brandenburg zum General ernannt wurde.[5] Ihm unterstanden 2900 Reiter sowie 8000 Mann Fußvolk mit der kleinen Leibgarde zu Fuß.[6]

Mit dem Kammerherrn Hans Caspar jun. von Klitzing als Ordenshauptmann zu Friedland und Komtur zu Werben beginnt auch eine weitgehende Tradition im direkten Bezug zum Johanniterorden. Klitzings Ernennung ist auf 1700 datiert und unter der Bezeichnung Kommendator geführt.[7] Seit dem 19. Jahrhundert sind Vertreter der Familie durchgehend in der Kongregation aktiv.[8]

Im 18. Jahrhundert bestehen genealogisch mehrere Familienlinien. Haus I. A. Sächsischer Stamm (Wedelwitz) mit Besitzungen und Ämtern in Sachsen, Haus II. B. (Märkischer Stamm), Demerthin und einer Unterlinie Klitzing genannt von Pestel. Die Namensform dazu erhielt Philipp von Klitzing in Potsdam 1847, das notwendige Diplom zu Berlin 1858.[9] Für Ende des 19. Jahrhunderts ist der größte Umfang des Grundbesitzes ausgewiesen. Im Deutschen Millionärs-Adressbuch sind gesamt neun Klitzings aufgeführt, darunter sechs als Rittergutsbesitzer.[10] Im 1879 erstmals amtlich publizierten General-Adressbuch der Rittergutsbesitzer für das Königreich Preußen werden die damaligen Güter der Familie mit Größenordnung aufgezeigt: Dieckow im Kreis Soldin mit 1303 ha, Demerthin mit 638 ha sowie Wilhelmsgrille, heute ein Ortsteil von Rehfeld bei Kyritz, mit 282 ha im Kreis Ostprignitz, im Landkreis Landsberg (Warthe) Diedersdorf-Alt mit Neu-Diedersdorf und Charlottenhof 2410 ha.[11]

Die ersten Schritten zur Ausbildung als Gutsherr, zur Militärkarriere oder im Beamtentum begannen die Klitzings[12] auf bekannten Adelsinternaten[13] wie unter anderem der Ritterakademie Brandenburg, dem Pädagogium zu Putbus und der Klosterschule Ilfeld.[14] Weitere Gymnasien waren schulischen Einrichtungen in Frankfurt an der Oder[15] und Potsdam.[16][17]

1886[18] gründete sich in Demerthin eine Familienstiftung mit der Namensgebung des von Klitzing-Familien-Verein, als Sitzungsort wurde Berlin festgelegt. Die Familie erhielt durch Geldgeschenke die besondere Berechtigung zur Aufnahme[19] am Klosterstift Marienfließ.

Mit Demerthin in der Prignitz und Charlottenhof, zu Diedersdorf im Landkreis Landsberg (Warthe) gehörig, konnten in Nord- und Ostbrandenburg wichtige Besitzungen bis 1945 gehalten werden. Beide Herrenhäuser wurden durch die Familie von Klitzing errichtet, auch das baulich etwas weniger bekannte Herrenhaus Charlottenhof. Nach den Angaben der Genealogischen Handbücher des Adels konnten die Begüterungen des Hauses B, Linie 2 Charlottenhof neben Charlottenhof auch das Restgut Pokrent in Westmecklenburg, Grassee, den Stammsitz Demerthin mit Rehfeld, Dieckow sowie Dziembowo halten. Die schlesische Unterlinie besaß bis 1945 u. a. Nieder-Zauche. Stellvertretend ist als letzte Gutsherrin bis zur Bodenreform, hier auf Demerthin zu nennen, die Witwe des preußischen Regierungsreferendars Werner von Klitzing (1857–1901) als Fideikommissherr, seine zweite Frau Adda von Klitzing, geborene von Rohr-Dannenwalde (1876–1956). Sie danach im Stift des Klosters Marienfließ.

Wappen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Stammwappen zeigt in Gold drei (2:1) silbern-gestulpte rote Tatarenmützen. Auf dem Helm mit rot-goldenen Decken steht ein wachsender Tatarenrumpf in rotem Gewand mit silbernen Aufschlägen und Mütze wie im Schild.

Bekannte Familienmitglieder[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Georg Schmidt: Die Familie von Klitzing.
    • 1, Urkundenbuch. Selbstverlag, Charlottenburg 1891.
    • 1, 2. Die Genealogie des Geschlechts. Selbstverlag, Charlottenhof 1903
    • 3. Der Güterbesitz des Geschlechts und 2. Abt. des Urkundenbuches. Selbstverlag, Charlottenhof und Berlin 1907.
  • Marcelli Janecki (Red. zug.): Jahrbuch des Deutschen Adels. Band 2, Hrsg. deutsche Adelsgenossenschaft, Verlag von W. T. Bruer, Berlin 1898, S. 266–289. (Digitalisat)
  • Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Adeligen Häuser. Der in Deutschland eingeborene Adel (Uradel), 1900, Erster Jahrgang, Justus Perthes, Gotha 1900.; ff. bis 1942.
  • Stammtafel des ganzen Geschlechts v. Klitzing. Mit 4 Nebentafel, Original 1902, (Reproduktion DNB, Frankfurt am Main, 2018.)
  • Die 700 [Siebenhundert]-Jahr-Feier der Familie von Klitzing am 22. Aug. 1937 in Demerthin. 1237-1937. Verlag H. Henning, Oppeln, Nieder-Zauche 1938, DNB
  • Hans Friedrich von Ehrenkrook, Jürgen Thiedicke von Flotow, Friedrich Wilhelm Euler: Genealogisches Handbuch der Adeligen Häuser A (Uradel) 1955, Band II, Band 11 der Gesamtreihe GHdA, C. A. Starke, Glücksburg/Ostsee 1955, S. 256–292. ISSN 0435-2408
  • Walter von Hueck, Friedrich Wilhelm Euler, Hans Friedrich von Ehrenkrook: Genealogisches Handbuch der Adeligen Häuser A (Uradel) 1966, Band VIII, Band 38 der Gesamtreihe GHdA, C. A. Starke, Limburg an der Lahn 1987, S. 256–292. ISSN 0435-2408
  • Walter von Hueck: Genealogisches Handbuch des Adels. Adelslexikon. Band VI, Band 91 der Gesamtreihe GHdA, Hrsg. Deutsches Adelsarchiv, C. A. Starke, Limburg an der Lahn 1987, S. 289. ISSN 0435-2408
  • Hans-Ulrich von Klitzing. Die Familie von Klitzing. Teil V: Menschen und Schicksale, v. Klitzing'sche Häuser im 19. und 20. Jahrhundert. v. Klitzing'scher Familienverein, Kassel, Niestetal 1990.
  • Friedrich von Klitzing (Hrsg.), Wolf-Dietrich Meyer-Rath: Demerthin. Das Dorf – die Kirche – das Schloss. Lukas Verlag, Berlin 2021. ISBN 978-3-86732-364-2.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Klitzing (Adelsgeschlecht) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Mecklenburgisches Urkundenbuch. Nr. 1054; Gercken: Codex diplomaticus Brandenburgensis. Band 1, Salzwedel 1769, S. 47.
  2. Ernst Heinrich Kneschke im Verein mit mehreren Historikern (Hrsg.): Neues allgemeines Deutsches Adels-Lexicon. 5. (Kalb - Loewenthal), Klitzing. Friedrich Voigt, Leipzig 1864, S. 139–140 (uni-duesseldorf.de [abgerufen am 8. Mai 2022]).
  3. Johann Friedrich Gauhe (Hrsg.): Des Heil. Röm. Reichs Genealogisch-Historisches Adels-Lexicon, Darinnen Die heut zu Tage florirende älteste und ansehnlichste Adeliche, Freyherrliche und Gräfliche Familien nach ihrem Alterthum und Ursprunge, Vertheilungen in unterschiedene Häuser etc. Klitzing. Johann Friedrich Gleditsch seel. Sohn, Leipzig 1719, S. 792 (uni-duesseldorf.de [abgerufen am 8. Mai 2022]).
  4. Karl Neumann-Strela: Das Haus Hohenzollern und das Deutsche Reich. 1. Die Kurfürsten, Kurfürst Georg Wilhelm. Aug. Gramsch, Berlin 1891, S. 313 (uni-duesseldorf.de [abgerufen am 8. Mai 2022]).
  5. Gustav Adolf Harald Stenzel: Geschichte des preussischen Staats. Vom Jahre 1191 bis 1640. In: A. H. L. Heeren, F. A. Ukert (Hrsg.): Geschichte der europäischen Staaten. Drittes Buch. Vom Anfange der Reformation bis zum Regierungsantritte des Großen Kurfürsten, Viertes Hauptstück. Der dreissigjährige Krieg. Friedrich Perthes, Hamburg 1830, S. 518–520 (uni-duesseldorf.de [abgerufen am 8. Mai 2022]).
  6. Ludwig F. von Ciriacy: Chronologische Übersicht der Geschichte des Preußischen Heers, dessen Stärke, Verfassung und Kriege seit den letzten Kurfürsten von Brandenburg bis auf die jetzigen Zeiten mit vielen erläuternden Zusätzen. Hrsg.: Ludwig F. von Ciriacy. Zusätze. Ernst Siegfried Mittler, Berlin, Posen 1820, S. 12–192 (uni-duesseldorf.de [abgerufen am 8. Mai 2022]).
  7. Adolf von Winterfeld: Geschichte des Ritterlichen Ordens St. Johannis vom Spital zu Jerusalem. Mit besonderer Berücksichtigung der Ballei Brandenburg oder des Herrenmeisterthums Sonnenburg. Band XII, 4. Die innere Organisation der Ballei Brandenburg. 2. Die Commenden. Martin Berendt, Berlin 27. Oktober 1859, S. 786–787 (uni-duesseldorf.de [abgerufen am 8. Mai 2022]).
  8. Ordens-Liste. 1845. (Königlicher) St. Johanniter-Orden, Nr. 1033, 1034. Decker`sche Geheime Ober-Hofbuchdruckerei, Berlin 1845, S. 327 (uni-duesseldorf.de [abgerufen am 8. Mai 2022]).
  9. Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Adeligen Häuser. 1900. In: "Der Gotha". Erster Jahrgang Auflage. Adelige Häuser nach alphabetischer Ordnung, Klitzing. Justus Perthes, Gotha 1900, S. 499–507 (uni-duesseldorf.de [abgerufen am 8. Mai 2022]).
  10. Albert Johannesson (Hrsg.): Deutsches Millionär-Adressbuch. von Klitzing, Rbs. Alb. Johannesson (Inh. Paul Grund). Selbstverlag des Ersten Berliner Reclame-Bureau, Centralstelle für die Verbreitung von Drucksachen, Berlin 1894, S. 101 (uni-duesseldorf.de [abgerufen am 8. Mai 2022]).
  11. P. Ellerholz, H. Lodemann, H. von Wedell: General-Adressbuch der Ritterguts- und Gutsbesitzer im Deutschen Reiche. 1. Band: Das Königreich Preussen, Lfg. 1: Die Provinz Brandenburg. Nicolaische Verlags-Buchhandlung R. Stricker, Berlin 1879, S. 114–165, doi:10.18452/377 (hu-berlin.de [abgerufen am 8. Mai 2022]).
  12. Ritter-Akademie zu Brandenburg. Zu der am 15. Oktober 1860 Vormittags im Festsaale der Ritter-Akademie stattfindenden Feier des Allerhöchsten Seiner Majestät des Königs ladet ehrerbietigst und ergebenst ein der Director Dr. ernst Köpke, Professor. IV. 1860. Bericht über das Schuljahr von Michaelis 1859 - 1860., B. Chronik. Adolph Müller, Brandenburg 1860, S. 27 (uni-duesseldorf.de [abgerufen am 8. Mai 2022]).
  13. Programm des Königlichen Pädagogiums zu Putbus, mit welchem zu der am 11. April 1870 im Hörsaale der Anstalt stattfindenden Schulfeierlichkeit im Namen des Lehrer-Collegiums ergebenst einladet Dr. Gustav Sorof, Director. Verzeichniss der Schüler, welche am Schlusse des Schuljahres der Anstalt angehört haben., II. Sekunda. 19. August Knaak, Putbus 1870, S. 15 (uni-duesseldorf.de [abgerufen am 8. Mai 2022]).
  14. Jahresbericht über das Königliche Pädagogium zu Ilfeld von Ostern 1872 bis Ostern 1873. Schulnachrichten, Secunda. 40. C. Kirchner, Nordhausen 1873, S. 62 (uni-duesseldorf.de [abgerufen am 8. Mai 2022]).
  15. Programm des Königl. Friedrichs-Gymnasiums zu Frankfurt an der Oder. Ostern 1894. Schulnachrichten. 1894. Progr. No. 74 Auflage. C. Übersicht über alle Abiturienten, Ostern 1894. 1. Königliche Hofbuchdruckerei Trowitzsch & Sohn, Frankfurt A. O. 1894, S. XX (uni-duesseldorf.de [abgerufen am 8. Mai 2022]).
  16. Zu der öffentlichen Prüfung der Zöglinge des hiesigen Gymnasiums am 7ten und 8ten April 1846 laden ehrerbietigst und ergebenst ein Director und Lehrercollegium. Verzeichnis, Secunda. Rudolf Ludwig Decker, Potsdam 1846, S. 38 (uni-duesseldorf.de [abgerufen am 8. Mai 2022]).
  17. Programm des Königlichen Viktoria-Gymnasiums zu Potsdam Ostern 1911. 1911. Programm Nr. 97 Auflage. Band IV., M. 15. Druck Robert Müller, Potsdam 1911, S. 32 (uni-duesseldorf.de [abgerufen am 8. Mai 2022]).
  18. von Eberstein: Handbuch für den Deutschen Adel. Bearbeitet in zwei Abtheilungen. Hrsg.: Emil von Maltitz. Theil I: Hand- und Adressbuch der Geschlechtsverbände, Verzeichniss der bekannt gewordenen Geschlechtsverbände. Mitscher & Röstell, Berlin 1892, S. 45 (uni-duesseldorf.de [abgerufen am 7. Mai 2022]).
  19. von Eberstein: Handbuch für den Deutschen Adel. Bearbeitet in zwei Abtheilungen. Hrsg.: Emil von Maltitz. II. Abtheilung. Hand- u. Adressbuch der Geschlechtsverbände u. Stiftungen Theil II. Hand- und Adressbuch der Stiftungen, II. Kloster-Stifte, Landschaftliche Stifte, anderweitige Stifte. 59. Marienfliess. Mitscher & Röstell, Berlin 1892, S. 195 (uni-duesseldorf.de [abgerufen am 7. Mai 2022]).