Johann Diedrich Schaffshausen

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Johann Diedrich Schaffshausen (Porträt von Herman Hendrik de Quiter)

Johann Diedrich Schaffshausen (* 26. März 1643 in Hamburg; † 10. November 1697 ebenda) war ein deutscher Jurist, Amtmann in Ritzebüttel, Ratsherr und Bürgermeister von Hamburg.

Leben und Wirken[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach seiner Schulbildung an der Gelehrtenschule des Johanneums und dem Akademischen Gymnasium in Hamburg studierte Schaffshausen, nachdem er bereits im Juni 1658 an der Universität Rostock immatrikuliert wurde,[1] ab 1663 Jurisprudenz an der Universität Helmstedt, wo er 1666 unter Enoch Gläser (1628–1668) eine Disputation hielt. Im folgenden Jahr promovierte er zum Doktor der Rechte an der Universität Basel. Nach seinem Studium bereiste er Italien, Frankreich und die Niederlande.

Am 17. März 1677 wurde Schaffshausen zum Hamburger Ratsherrn gewählt und wurde als solcher noch im selben Jahr Amtmann in Ritzebüttel. Der Amtmann des Hamburger Außenpostens wurde auf sechs Jahre gewählt, doch bereits im nächsten Jahr wurde Schaffshausen mit dem Ratsherrn und späteren Bürgermeister Heinrich Meurer zu dem Friedenskongreß nach dem Holländischen Krieg nach Nimwegen geschickt. Er vertrat hier erfolgreich die Interessen Hamburgs und der weiteren Hansestädte, welche in einem Artikel des Friedens von Nimwegen festgeschrieben wurden.

Während der Unruhen um Hieronymus Snitger (1648–1686)[2] und Cord Jastram (1634–1686) reiste Schaffshausen im Jahr 1685 mit dem Ratsherrn und späteren Bürgermeister Hieronymus Hartwig Moller (1641–1702) an den kaiserlichen Hof nach Wien, um die Streitigkeiten zwischen der Hamburgischen Bürgerschaft und dem Hamburger Rat zu erläutern. Hier wurden beide von dem Cellischen Hofrat und Gesandten Asche Christoph von Marenholtz (1645–1713)[3] öffentlich beleidigt und angegriffen. Marenholtz fiel daraufhin bei Kaiser Leopold I. (1640–1705) in Ungnade und musste seine diplomatische Karriere beenden. Moller und Schaffshausen kehrten erst nach Hamburg zurück, als Dänemark am 26. August 1686 Hamburg angegriffen hatte, dieser Angriff aber mit Unterstützung von den Cellern abgewehrt werden konnte und nachdem die Unruhestifter Snitger und Jastram am 4. Oktober 1686 hingerichtet worden waren.[4]

Al-Coranus (1694)

Während seines Aufenthalts in Wien erwarb Schaffshausen eine arabische Handschrift des Korans und nahm diese mit nach Hamburg. Der Orientalist und Hauptpastor an der Hauptkirche Sankt Katharinen in Hamburg Abraham Hinckelmann (1652–1695) ließ 1694 diese Handschrift in lateinischer und arabischer Sprache drucken. Es handelt sich dabei um die allererste gedruckte vollständige Ausgabe des Korans.[5]

Am 22. Juli 1690 wurde Schaffshausen als Nachfolger des verstorbenen Heinrich Meurer zum Bürgermeister gewählt. Dieses Amt verwaltete er bis zu seinem Tod. Peter von Lengerke (1651–1709)[6] wurde sein Amtsnachfolger als Bürgermeister. Auf Schaffshausens Tod wurde ein Bürgermeisterpfennig geprägt.

Als Inhaber der großen Comitive hatte Graf Christian Wilhelm von Schwarzburg Schaffshausen im Jahr 1696 zum kaiserlichen Hofpfalzgrafen ernannt.

Familie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Schaffshausen war ein Sohn des sachsen-lauenburgischen Geheimrats und Kanzlers Nicolaus Schaffshausen (1599–1657)[7] aus dessen 1640 geschlossener zweiten Ehe mit Elisabeth Wetken (1621–1692), Tochter des Lizenziaten Erasmus Wetken (1589–1639).[8]

Schaffshausens Halbbruder aus der ersten Ehe seines Vaters mit Anna Elisabeth Beckmann († 1637), Tochter des Wittenberger Professors Lucas Beckmann (1571–1624), war der Hamburger Ratsherr Lucas Conrad Schaffshausen (1624–1657).[9]

Von seinen anderen Brüdern war Johann Wilhelm Schaffshausen († 1711, auch Johann Wilhad Schaffshausen) Major der Hamburger Garnison und heiratete 1694 in zweiter Ehe Anna Catharina geb. Wetken, die Witwe des 1686 hingerichteten Hieronymus Snitger. Ein weiterer Bruder Julius Hinrich Schaffshausen (1647–1715)[10] wurde erst Ratssekretär, später Ratssyndicus und Ratsherr in Hamburg.

Am 16. Februar 1674 heiratete Schaffshausen Agatha Beckmann, Tochter von Barthold Beckmann (1621–1672)[11] und Urenkelin des Bürgermeisters Barthold Beckmann (1549–1622).[12] Von den Kindern wurde Nicolaus Lucas Schaffshausen (1677–1747)[13] Hamburger Ratssekretär und Protonotar, Anna Catharina (1674–1729) heiratete 1693 den Ratsherrn Henning Lochau (1664–1722)[14] und Margaretha Elisabeth 1714 den Ratssyndicus Johann Schlüter (1682–1760).[15]

Werke[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Dissertatio juridica de Thesauro. Henning Müller, Helmstedt 1666, OCLC 45977189 (diglib.hab.de [abgerufen am 9. Januar 2015]).
  • Disputatio jurid. inauguralis de cessione bonorum. Johann Jacob Decker, Basel 1667, OCLC 609709654 (resolver.sub.uni-goettingen.de [abgerufen am 9. Januar 2015]).
  • Nobilißimo Consultißimo Viro Dn. Henrico Gieseberto, JCto Celeberrimo Justiniani Harmonice Auctori Fautori atque Amico honoratissimo. In: Heinrich Giesebert (Hrsg.): Justinianus Harmonicus. Gottfried Jäger, Lübeck 1670, OCLC 247443339 (books.google.de [abgerufen am 9. Januar 2015]).

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Georg Elieser Edzardi: Curriculum Vitae Viri Domini Johannis Dieterici Schaffshausen, I.U.D. Et Incl. Reipubl. Hamburg. Consulis Praesidis Multis Nominibus Opt. Meriti, Memoriae Conservandae Ergo Exhibet, Atque Ad Funus Eius D. XVII. Novembris Decenti Comitatu Deducendum Nomine Collegii Professorii Invitat Georgius Eliezer Edzardus, Gr. L. Atque Histor. Prof P. Et Hoc Anno Rector. Conrad Neumann, Hamburg 1697, OCLC 838963049 (resolver.sub.uni-goettingen.de [abgerufen am 9. Januar 2015]).
  • Johann Moller: Cimbria Literata. Tomus Primus. Scriptores universos Indigenas, hisque immistos complures, quorum Patria explorari necdum potuit, comprehendens. In: Cimbria literata, sive scriptorum ducatus utriusque Slesvicensis et Holsatici, quibus et alii vicini quidam accensentur, historia literaria tripartita. Orphanotrophium Regium, Kopenhagen 1744, S. 586 (books.google.de [abgerufen am 9. Januar 2015]).
  • Johann Paul Langermann: Eine Gedächtniß-Münze auf den Herrn Bürgermeister Johann Diterich Schafshausen, J. U. D. In: Hamburgisches Münz- und Medaillen-Vergnügen. Neuntes Stück. Hamburg 1752, S. 65–72 (books.google.de [abgerufen am 9. Januar 2015]).
  • Christian Daniel Anderson: Verzeichniß der Abhandlungen, wodurch das Hamburgische Stadtrecht bis itzt erläutert worden, nach den Titeln und Artikeln des Statuts von 1603. Nebst alphabetischem Namenregister der Verfasser. In: Hamburgisches Privatrecht. Zweiter Theil. Carl Wilhelm Meyn, Hamburg 1784, OCLC 311697180, S. 49 (books.google.de [abgerufen am 9. Januar 2015]).
  • Friedrich Georg Buek: Johann Diederich Schaffshausen, J. U. D. In: Genealogische und Biographische Notizen über die seit der Reformation verstorbenen hamburgischen Bürgermeister. Johann August Meißner, Hamburg 1840, OCLC 166067441, S. 138–149 (books.google.de [abgerufen am 9. Januar 2015]).
  • Hans Schröder: Schaffshausen (Johann Diederich). In: Lexikon der hamburgischen Schriftsteller bis zur Gegenwart. Band 6: Pauli–Schoff, Nr. 3381. W. Mauke’s Söhne, Hamburg 1873, S. 473–474 (books.google.de).
  • Otto BenekeSchaffshausen, Johann Diedrich. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 30, Duncker & Humblot, Leipzig 1890, S. 550 f.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Siehe dazu den Eintrag der Immatrikulation von Johann Dietrich Schaffshausen im Rostocker Matrikelportal
  2. Hieronymus Snitger im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek (abgerufen am 9. Januar 2015).
  3. Asche Christoph von Marenholtz im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek (abgerufen am 9. Januar 2015).
  4. vgl. hierzu: Wilhelm Sillem: Cordt Jastram und Hieronymus Snitger. In: Allgemeine Deutsche Biographie. Band 50. Leipzig 1905, S. 634–642 (daten.digitale-sammlungen.de [abgerufen am 9. Januar 2015]).
  5. Abraham Hinckelmann (Hrsg.): Al-Coranus sive Lex Islamitica Muhammedis, Filii Abdallae, Pseudoprophetae, ad optimorum Codd. Fidem edita ex museo Abr. Hincckelm. D. Schultz-Schiller, Hamburg 1694, OCLC 724185823 (resolver.sub.uni-hamburg.de [abgerufen am 9. Januar 2015]).
  6. Friedrich Georg Buek: Peter von Lengerke, J. U. L. In: Genealogische und Biographische Notizen über die seit der Reformation verstorbenen hamburgischen Bürgermeister. Johann August Meißner, Hamburg 1840, OCLC 166067441, S. 151–157 (books.google.de [abgerufen am 9. Januar 2015]).
  7. Hans Schröder: Schaffshausen (Nicolaus I.). In: Lexikon der hamburgischen Schriftsteller bis zur Gegenwart. Band 6: Pauli–Schoff, Nr. 3385. W. Mauke’s Söhne, Hamburg 1873, S. 476–477 (books.google.de).
  8. Anton Heinrich Kellinghusen: Wetken (Erasmus). In: Lexikon der hamburgischen Schriftsteller bis zur Gegenwart. Band 8: Westphalen–Zylius, Nr. 4322. Verein für hamburgische Geschichte, Hamburg 1883, S. 1–2 (books.google.de).
  9. Hans Schröder: Schaffshausen (Lucas Conrad). In: Lexikon der hamburgischen Schriftsteller bis zur Gegenwart. Band 6: Pauli–Schoff, Nr. 3383. W. Mauke’s Söhne, Hamburg 1873, S. 475–476 (books.google.de).
  10. Hans Schröder: Schaffshausen (Julius Hinrich). In: Lexikon der hamburgischen Schriftsteller bis zur Gegenwart. Band 6: Pauli–Schoff, Nr. 3382. W. Mauke’s Söhne, Hamburg 1873, S. 474–475 (books.google.de).
  11. Hans Schröder: Beckmann (Barthold I.). In: Lexikon der hamburgischen Schriftsteller bis zur Gegenwart. Band 1: Abatz–Dassovius, Nr. 216. Perthes-Besser & Mauke, Hamburg 1851, S. 188–189 (books.google.de).
  12. Johann Martin Lappenberg: Barthold Beckmann. In: Verein für Hamburgische Geschichte (Hrsg.): Die milden Privatstiftungen zu Hamburg. Perthes-Besser & Mauke, Hamburg 1845, OCLC 809464452, S. 262–263 (reader.digitale-sammlungen.de [abgerufen am 9. Januar 2015]).
  13. Hans Schröder: Schaffshausen (Nicolaus Lucas). In: Lexikon der hamburgischen Schriftsteller bis zur Gegenwart. Band 6: Pauli–Schoff, Nr. 3387. W. Mauke’s Söhne, Hamburg 1873, S. 478–479 (books.google.de).
  14. Hans Schröder: Lochau (Henning). In: Lexikon der hamburgischen Schriftsteller bis zur Gegenwart. Band 4: Klincker–Lyser, Nr. 2298. W. Mauke’s Söhne, Hamburg 1866, S. 517–518 (books.google.de).
  15. Hans Schröder: Schlüter (Johann II.). In: Lexikon der hamburgischen Schriftsteller bis zur Gegenwart. Band 6: Pauli–Schoff, Nr. 3480. W. Mauke’s Söhne, Hamburg 1873, S. 579–580 (books.google.de).