Jürgen Johannesdotter

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Jürgen Johannesdotter (* 6. Oktober 1943 in Bramsche) ist ein deutscher evangelisch-lutherischer Theologe und war 2001 bis 2009 Landesbischof der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Schaumburg-Lippe mit Sitz in Bückeburg.

Johannesdotter ist verheiratet und hat mit seiner Ehefrau fünf Söhne.

Leben und Wirken[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Johannesdotter war Sohn eines Weltkriegsinvaliden und einer Fabrikarbeiterin und wuchs gemeinsam mit vier Geschwistern auf. Die Mutter ernährte die Familie mit ihrer Arbeit in einer Drahtlackiererei. Auch Jürgen musste mit Botengängen, als Hilfsarbeiter in der Drahtfabrik und später als Arbeiter auf dem Bau, mit einem Stundeneinkommen von 2,72 DM, zum Familieneinkommen beitragen. Beide Eltern verstarben bereits früh. Während seines Soziologie- und Theologiestudium in Göttingen und Marburg war er Stipendiat der Stiftung Mitbestimmung und damit der erste von dieser Stiftung geförderte Theologie-Student.[1] Danach wurde er von 1972 bis 1982 Pastor einer Kirchengemeinde in Bingum (Ostfriesland). Der seit Jahrzehnten der IG Metall angehörende Geistliche wurde später Studiendirektor am Kloster Loccum, dem ältesten evangelischen Predigerseminar Deutschlands. Von 1992 bis zu seiner Wahl zum Landesbischof im Jahr 2001 stand Johannesdotter als Landessuperintendent dem Sprengel Stade vor. Dieser umfasst den gesamten Elbe-Weser-Raum und ist mit über 600.000 Gläubigen der größte der hannoverschen Landeskirche. Bevor Johannesdotter Bischof von Schaumburg-Lippe wurde, bewarb er sich im Jahr 1999 vergeblich um das Amt des Landesbischofs der hannoverschen Landeskirche. Bei der Abstimmung unterlag er knapp gegen Margot Käßmann.[2][3]

Auf der Ebene der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) hatte Johannesdotter von 2002 bis 2009 den Vorsitz der Meißen-Kommission inne, die sich um die Beziehungen zur Kirche von England kümmert.

Am 23. Juni 2009 wählte die Synode der Landeskirche den Auricher Superintendenten Karl-Hinrich Manzke, dessen Vater Karl Manzke Vorgänger von Johannesdotter als Landessuperintendent des Sprengels Stade gewesen war, zum Nachfolger von Jürgen Johannesdotter, der im Oktober 2009 als Landesbischof in den Ruhestand trat. 2011 trat er noch einmal als Mitunterzeichner eines offenen Briefes mehrerer Altbischöfe der evangelischen Landeskirchen, der sich deutlich gegen die Ordination von Pfarrern ausspricht, die in gleichgeschlechtlichen Partnerschaften leben, an die Öffentlichkeit. Die weiteren Unterzeichner waren Eduard Berger, Heinrich Herrmanns, Werner Leich, Gerhard Maier, Gerhard Müller, Theo Sorg und Ulrich Wilckens.[4]

Johannesdotter blieb Beauftragter des Rates der EKD für den Kontakt zu den Kommunitäten, eine Aufgabe, die er bereits als Landesbischof innehatte.[5][6]

Seit längerem lebt Johannesdotter mit seiner Frau Johanna abwechselnd in Bückeburg und auf Norderney, wo er zuweilen noch als Vertretung Gottesdienste hält.[7][1]

Auszeichnungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Joachim F. Tornau: Der Bischof. In: Mitbestimmung. Magazin der Hans-Böckler-Stiftung. Bund-Verlag GmbH, Dezember 2022, ISSN 0723-5984, S. 52.
  2. Biografische Daten von / über Jürgen Johannesdotter. In: Gesprächsprotokolle des DGB Niedersachsen-Bremen-Sachsen-Anhalt. 2. Dezember 2008, abgerufen am 16. Juli 2019.
  3. Bischof und Gewerkschafter. In: www.noz.de/archiv. 16. Oktober 2009, abgerufen am 16. Juli 2019.
  4. Ulrich Wilckens u. a.: Der offene Brief der Altbischöfe gegen homosexuelle Pfarrerspaare. In: evangelisch.de. 13. Januar 2011, abgerufen am 18. Dezember 2022.
  5. Archivlink (Memento des Originals vom 10. August 2011 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.ekd.de EKD & Kirchen > Gremien > Beauftragte des Rates > Landesbischof i. R. Jürgen Johannesdotter
  6. Jürgen Johannesdotter im Gespräch mit Dominik Klenk, Salzkorn 2007/1, Offensive Junger Christen
  7. Späterer Bischof war Handlanger beim Bau der Kirche in Bramsche. In: www.noz.de. 14. Oktober 2011, abgerufen am 16. Juli 2019.
  8. a b Josef Kalkusch: Ehrung durch die Bundeswehr für Landesbischof i.R. Jürgen Johannesdotter@1@2Vorlage:Toter Link/www.ekd.de (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im April 2018. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis., Pressemeldung der EKD vom 2. November 2009, abgerufen am 20. Mai 2010