Infanterie-Regiment „Freiherr von Sparr“ (3. Westfälisches) Nr. 16

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Infanterie-Regiment „Freiherr von Sparr“ (3. Westfälisches) Nr. 16

Aktiv 1. Juli 1813 bis 1918
Staat Preussen Konigreich/Preussen Konigreich Preußen
Streitkräfte Preußische Armee
Truppengattung Infanterie
Unterstellung VII. Armee-Korps, X. Armee-Korps
Ehemalige Standorte u. a. Münster, Düsseldorf, Hannover, Oldenburg (Oldb), Köln
Farben Rot (Kragen, Aufschläge und Regimentsnummer); Gelb (Patte und Schulterklappe)

Das Infanterie-Regiment „Freiherr von Sparr“ (3. Westfälisches) Nr. 16 war ein Infanterieverband der Preußischen Armee.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Verband wurde am 1. Juli 1813 (Stiftungstag) als 4. Reserve-Regiment aus den Musketier-Reserve-Bataillonen des 3. Ostpreußischen Infanterie-Regiments gebildet.

Während der Schlacht bei Großbeeren hatten seinerzeit aufgrund anhaltend schwerer Regenfälle die Gewehre der Soldaten versagt. So waren sie im Nahkampf gezwungen den Gewehrkolben einsetzten. Hierbei riefen sie „HACKE TAU …“ (Schlag zu) „… es geit fort Vaterland“. Als Folge dessen erhielten die Angehörigen des Regiments den Beinamen: Hacketäuer.[1]

Es formierte sich zu drei Bataillonen mit einer Stärke von je 800 Mann. Nach der Teilnahme an den Befreiungskriegen führte es vom 25. März 1815 den Namen 16. Infanterie-Regiment und zusätzlich vom 5. November 1816 bis 9. März 1823 die landsmannschaftliche Bezeichnung 3. Westfälisches. Im Zuge der Heereserweiterung wurde der Verband am 4. Juli 1860 in 3. Westfälisches Infanterie-Regiment (Nr. 16) umbenannt. Die Klammer entfiel ab dem 7. Mai 1861. Eine letzte Veränderung trat am 27. Januar 1889 ein, als Kaiser Wilhelm II. das Regiment nach dem kurbrandenburgischen Feldmarschall Otto Christoph von Sparr benannte. Bis zur Auflösung 1919 führte der Verband daher den Namen Infanterie-Regiment „Freiherr von Sparr“ (3. Westfälisches) Nr. 16.

Befreiungskriege[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Deutscher Krieg[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Krieg gegen Österreich nahm das Regiment 1866 an den Schlachten bei Münchengrätz und Königgrätz teil. Insgesamt hatte es Verluste von fünf Offizieren sowie 141 Unteroffizieren und Mannschaften zu beklagen.[2]

Deutsch-Französischer Krieg[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Dem Führer des Regiments, Oberstleutnant Ferdinand Sannow wurde für sein Wirken in Schlacht bei Beaune-la-Rolande der Orden Pour le Mérite verliehen.

Während der Schlacht bei Mars-la-Tour gelang den französischen Truppen mit der Erbeutung der Fahne des 2. Bataillons des Regimentes die erste Eroberung einer preußischen Fahne im Deutsch-Französischen Krieg überhaupt. Die Fahne wurde durch die Franzosen später im Invalidendom in Paris aufbewahrt und durch deutsche Truppen erst nach der Einnahme von Paris im Zweiten Weltkrieg zurückerobert.[3]

Erster Weltkrieg[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Am 2. August 1914 wurde das Regiment gemäß dem Mobilmachungsplan mobilisiert. Neben dem ins Feld rückende Regiment stellte es ein Ersatzbataillon zu vier Kompanien sowie zwei Rekruten-Depots auf. Am 1. September 1918 erhielt das Regiment eine MW-Kompanie, die aus Teilen der Minenwerfer-Kompanie Nr. 14 gebildet wurde.

Verbleib[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach Kriegsende wurde das Regiment ab dem 12. Dezember 1918 in Coesfeld über die Abwicklungsstelle in Paderborn demobilisiert. Aus Teilen bildete sich im März 1919 das Freikorps „Hacketau“ und der ehemalige Stab wurde zum Stab des Freiwilligen-Regiments Abercron. Mit der Bildung der Vorläufigen Reichswehr ging das Freikorps „Haketau“ im I. Bataillon des Reichswehr-Infanterie-Regiments 14 auf.

Die Tradition übernahm in der Reichswehr durch Erlass des Chefs der Heeresleitung General der Infanterie Hans von Seeckt vom 24. August 1921 die in Münster stationierte 7. Kompanie des 18. Infanterie-Regiments.

Das Panzerbataillon 203 der Bundeswehr führt die Tradition des Infanterie-Regiment „Freiherr von Sparr“ (3. Westfälisches) Nr. 16 weiter. Im Wappen des Bataillons ist das Familienwappen der Familie von Sparr abgebildet und der offizielle Schlachtruf ist „Hacke Tau“.[4]

Regimentschef[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Dienstgrad Name Datum[5]
General der Infanterie Ludwig von Hessen-Homburg 25. September 1823 bis 19. Januar 1839
K.k. General der Kavallerie Johann von Österreich 12. September 1842 bis 11. Mai 1859
General der Infanterie Alexander von Preußen 18. Oktober 1861 bis 4. Januar 1895
General der Infanterie Richard von Seeckt 16. April 1901 bis 15. März 1909
Generalfeldmarschall Max von Bock und Polach 16. Juni 1913 bis 4. März 1915
Generaloberst Karl von Einem 09. Oktober 1918 bis 1919

Kommandeure[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Dienstgrad Name Datum
Major/Oberstleutnant/Oberst Karl von Uttenhoven 01. Juli 1813 bis 8. April 1817
Oberstleutnant/Oberst Ludwig von Sanitz 09. April 1817 bis 17. Juni 1825
Oberst Adolf Friedrich von Besser 18. Juni 1825 bis 13. November 1826 (mit der Führung beauftragt)
Oberst Adolf Friedrich von Besser 14. November 1826 bis 19. März 1834
Oberst Ewald von Busse 30. März 1834 bis 29. März 1835 (mit der Führung beauftragt)
Oberst Ewald von Busse 30. März 1835 bis 15. März 1839
Oberstleutnant August von Bockum 30. März 1839 bis 27. Januar 1840 (mit der Führung beauftragt)
Oberstleutnant/Oberst August von Bockum 28. Januar 1840 bis 9. August 1845
Oberstleutnant/Oberst Karl von Harder 01. September 1845 bis 4. Oktober 1846 (mit der Führung beauftragt)
Oberst Karl von Harder 05. Oktober 1846 bis 12. Februar 1849
Major/Oberstleutnant August Scheppe 17. Februar 1849 bis 9. Oktober 1850
Oberstleutnant/Oberst Karl Wilhelm Effnert 10. Oktober 1850 bis 7. März 1855
Oberstleutnant/Oberst Karl von Borcke 10. Mai 1855 bis 11. März 1857
Oberst Gustav von Manstein 12. März 1857 bis 21. November 1858
Oberstleutnant Heinrich Karl Schumann 22. November 1858 bis 30. Mai 1859 (mit der Führung beauftragt)
Oberst Heinrich Karl Schumann 31. Mai 1859 bis 12. Mai 1861
Oberstleutnant/Oberst Karl von Hanstein 22. Juni 1861 bis 10. Februar 1865
Oberstleutnant Theodor Karl Schwartz 18. April bis 15. Juni 1865 (mit der Führung beauftragt)
Oberstleutnant/Oberst Theodor Karl Schwartz 16. Juni 1865 bis 8. Mai 1868
Oberst Hans von Brixen 14. Mai 1868 bis 16. August 1870
Oberstleutnant Ferdinand Sannow 16. August 1870 bis 15. März 1872 (Führer)
Oberst Friedrich Hahn von Dorsche 23. August 1870 bis 19. März 1871 (für die Dauer des mobilen Verhältnisses)
Oberstleutnant/Oberst Ferdinand von Sannow 16. März 1872 bis 12. März 1875
Oberstleutnant Hans von Passow 16. März bis 18. Juni 1875 (mit der Führung beauftragt)
Oberstleutnant/Oberst Hans von Passow 19. Juni 1875 bis 3. Juni 1881
Oberst Eberhard von Mantey 04. Juni 1881 bis 10. März 1886
Oberst August Menner 11. März 1886 bis 12. Dezember 1888
Oberst Karl Georg von Schmidt 13. Dezember 1888 bis 19. Oktober 1891
Oberst Ernst von Bernuth 20. Oktober 1891 bis 21. März 1895
Oberst Heinrich Caspari 22. März 1895 bis 17. August 1897
Oberst Paul Stern 18. August 1897 bis 17. Mai 1901
Oberst August von Gabain 18. Mai 1901 bis 17. Juli 1902
Oberst Karl von Horn 18. Juli 1902 bis 26. Januar 1907
Oberst Arthur von Saucken 27. Januar 1907 bis 21. Februar 1911
Oberst Fritz von Versen 22. Februar 1911 bis 26. Januar 1914
Oberst Karl Eberhard Bober 27. Januar bis 16. November 1914
Oberstleutnant Friedrich von Hassel 17. November 1914 bis 10. März 1915
Oberstleutnant Anton von L’Estocq 20. März 1915 bis 6. August 1916
Oberstleutnant Ernst von Weltzien 07. August 1916 bis 23. Oktober 1917
Major Albert von Coburg 01. bis 18. November 1917
Oberstleutnant/Oberst Hugo von Abercron 19. November 1917 bis 10. Januar 1919

Sonstiges[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Umgangssprachlich wurde es „Regiment Hacke Tau“ genannt. Durch anhaltende Regenfälle während der Schlacht bei Großbeeren 1813 versagten die Gewehre der Soldaten, sodass sie im Nahkampf den Gewehrkolben einsetzten und dabei „Hacke tau…“ (Schlag zu) „…es geit fort Vaterland“ riefen. Als Folge erhielten die Angehörigen des Infanterie-Regiments den Beinamen Hacketäuer. Zahlreiche Straßen und Siedlungen in Nordrhein-Westfalen tragen in Erinnerung an dieses Infanterieregiment den Namen „Hacketäuer“. Auch bildeten sich im Rheinland und Westfalen zahlreiche „Hacketäuer-Vereine“, die zum 1. Oktober 1912 insgesamt 3421 Mitglieder umfasste.[6]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Geschichte des 3. Westfälischen Infanterie-Regiments Nr. 16. Mittler & Sohn, Berlin 1880 (Digitalisat)
  • Hans Feldt: Stamm- und Ranglisten der Offiziere des Infanterie Regiments Freiherr von Sparr (3. Westfälischen) Nr. 16. Von der Gründung des Regiments an. Abgeschlossen am 1. Juni 1905, Meisenbach, Berlin 1905.
  • Jürgen Kraus: Handbuch der Verbände und Truppen des deutschen Heeres 1914–1918. Teil VI: Infanterie. Band 1: Infanterie-Regimenter. Verlag Militaria, Wien 2007, ISBN 978-3-902526-14-4, S. 57.
  • Maximilian Schmidts: Geschichte des Infanterie-Regiments Freiherr von Sparr (3. Westfälisches) Nr. 16. Verlag Gerhard Stalling, Oldenburg 1913.
  • Günther Voigt.: Die Infanterie- bzw. Füsilierregimenter 13–60 der preussischen Armee. In: Dermot Bradley, Hans Bleckwenn (Hrsg.): Deutschlands Heere bis 1918. Ursprung und Entwicklung der einzelnen Formationen. Band 2. Biblio-Verlag, Osnabrück 1981, ISBN 3-7648-1199-4.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • IR 16. Infanterie-Regiment Freiherr von Sparr (3. Westfälisches) Nr. 16. In: wiki-de.genealogy.net. GenWiki, 2. März 2019, S. 6, abgerufen am 9. November 2018.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. General Stern †. In: Lübeckische Blätter. Jahrgang 1912, Nr. 49, Ausgabe vom 1. Dezember 1912, S. 726.
  2. Maximilian Schmidts: Geschichte des Infanterie-Regiments Freiherr von Sparr (3. Westfälisches) Nr. 16. Verlag Gerhard Stalling, Oldenburg 1913, S. 172.
  3. Eroberung einer Bataillonsfahne auf einer Seite zur Schlacht bei Mars-la-Tour
  4. Informationsschrift für Gäste und Soldaten. Standortältester Augustdorf, 2007, S. 12, abgerufen am 18. Juni 2022.
  5. Günter Wegmann (Hrsg.), Günter Wegner: Formationsgeschichte und Stellenbesetzung der deutschen Streitkräfte 1815–1990. Teil 1: Stellenbesetzung der deutschen Heere 1815–1939. Band 2: Die Stellenbesetzung der aktiven Infanterie-Regimenter sowie Jäger- und MG-Bataillone, Wehrbezirkskommandos und Ausbildungsleiter von der Stiftung bzw. Aufstellung bis 1939. Biblio Verlag, Osnabrück 1992, ISBN 3-7648-1782-8, S. 83.
  6. Maximilian Schmidts: Geschichte des Infanterie-Regiments Freiherr von Sparr (3. Westfälisches) Nr. 16. Verlag Gerhard Stalling, Oldenburg 1913, S. 176.