Idarucizumab

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Idarucizumab
Bezeichner
Externe IDs
Arzneistoffangaben
ATC-Code V03AB37
DrugBank DB09264
Wirkstoffklasse Monoklonaler Antikörper

Idarucizumab (Handelsname: Praxbind) ist ein Arzneistoff, der als spezifisches Antidot zur Aufhebung der durch Dabigatran bedingten Gerinnungshemmung angewendet wird. Idarucizumab ist ein humanisierter monoklonaler Antikörper.

Pharmakologische Eigenschaften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Dabigatran wird von Idarucizumab mit einer im Vergleich zu Thrombin 350-fach höheren Affinität gebunden und neutralisiert.[1] Die terminale Halbwertszeit von Idarucizumab liegt im Mittel bei 10,3 Stunden.[2]

Herstellung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Idarucizumab wird mittels rekombinanter DNA-Technologie in Ovarialzellen des chinesischen Hamsters (CHO-Zellen) hergestellt. Bei dem Wirkstoff handelt es sich um ein humanisiertes, monoklonales Fab-Fragment mit einer relativen Molmasse von ca. 47,8 kDa, das aus einer κ-Leichtkette zu 219 Aminosäuren und einer γ-Schwerkette zu 225 Aminosäuren besteht. Das Molekül ist nicht glykosyliert.[3]

Klinische Angaben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Anwendung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Idarucizumab wird als Einmalgabe intravenös angewendet. In Einzelfällen kann eine weitere Dosis sinnvoll sein.[2]

Nebenwirkungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Für Behandelte besteht das Risiko von Thromboembolien infolge der mit Dabigatran behandelten Grunderkrankung (etwa Vorhofflimmern).[2]

Wechselwirkungen mit anderen Mitteln[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Aufgrund der spezifischen Bindung von Idarucizumab an Dabigatran werden relevante Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln als unwahrscheinlich eingeschätzt.[2]

Zulassung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Antikörper wurde von Boehringer Ingelheim entwickelt und 2015 unter dem Handelsnamen Praxbind sowohl von der Europäischen Kommission und der Food and Drug Administration (FDA) zugelassen. Das Arzneimittel ist zugelassen um die gerinnungshemmende Wirkung von Dabigatran bei lebensbedrohlichen bzw. nicht beherrschbaren Blutungen oder vor Notfalloperationen schnell aufzuheben.[2]

Bei Zulassung war Idarucizumab der einzige verfügbare Antidot für einen Wirkstoff aus der Gruppe der direkten oralen Antikoagulanzien (DOAK).[4]

Studien[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In einer zweiarmigen prospektiven Kohortenstudie (Phase 3, RE-VERSE AD) wurde 2015 eine fast vollständige Antagonisierung durch die intravenöse Bolus-Gabe von 5 g Idarucizumab nachgewiesen.[5] Die Ergebnisse der Gesamtkohorte wurden 2017 veröffentlicht.[6]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. F. Schiele, J. van Ryn, K. Canada, C. Newsome, E. Sepulveda, J. Park, H. Nar, T. Litzenburger: A specific antidote for dabigatran: functional and structural characterization. In: Blood. Band 121, Nummer 18, Mai 2013, S. 3554–3562, doi:10.1182/blood-2012-11-468207, PMID 23476049.
  2. a b c d e Europäische Arzneimittel-Agentur (EMA): Praxbind, Produktinformationstexte. Abgerufen am 12. Oktober 2020 (PDF).
  3. Europäische Arzneimittel-Agentur (EMA): Assessment report Praxbind. 24. September 2015, abgerufen am 13. Oktober 2020 (PDF).
  4. Pradaxa-Antidot ist zugelassen. In: Deutsche Apotheker-Zeitung. 26. November 2015.
  5. Charles V. Pollack, Paul A. Reilly, John Eikelboom, Stephan Glund, Peter Verhamme, Richard A. Bernstein, Robert Dubiel, Menno V. Huisman, Elaine M. Hylek, Pieter W. Kamphuisen, Jörg Kreuzer, Jerrold H. Levy, Frank W. Sellke, Joachim Stangier, Thorsten Steiner, Bushi Wang, Chak-Wah Kam, Jeffrey I. Weitz: Idarucizumab for Dabigatran Reversal. In: New England Journal of Medicine. 215, Band 373, Nr. 6, 6. August 2015, S. 511–520, doi:10.1056/NEJMoa1502000.
  6. C. V. Pollack, P. A. Reilly, J. van Ryn, J. W. Eikelboom, S. Glund, R. A. Bernstein, R. Dubiel, M. V. Huisman, E. M. Hylek, C. W. Kam, P. W. Kamphuisen, J. Kreuzer, J. H. Levy, G. Royle, F. W. Sellke, J. Stangier, T. Steiner, P. Verhamme, B. Wang, L. Young, J. I. Weitz: Idarucizumab for Dabigatran Reversal – Full Cohort Analysis. In: The New England Journal of Medicine. Band 377, Nummer 5, 08 2017, S. 431–441, doi:10.1056/NEJMoa1707278, PMID 28693366.