IAAF Hall of Fame

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Der finnische Langstreckenläufer Paavo Nurmi (li.) und der US-amerikanische Sprinter und Weitspringer Jesse Owens gehörten 2012 zu den ersten zwölf ernannten Mitgliedern der IAAF Hall of Fame.

Die IAAF Hall of Fame ist eine virtuelle Ruhmeshalle, die im Jahr 2012 durch die International Association of Athletics Federations (IAAF, seit 2020: World Athletics) begründet wurde. Aufgenommen werden internationale, nicht mehr aktive Leichtathleten, die sich in ihrer Karriere durch besondere Leistungen hervorgetan haben. Die Aufnahme gilt als höchste Auszeichnung des internationalen Leichtathletikverbandes.[1]

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die ehemalige Weitspringerin und Sprinterin Heike Drechsler (li.) und ihre frühere Mannschaftskollegin Marita Koch waren 2014 die ersten deutschen Leichtathletinnen, die Aufnahme fanden.

Die Einrichtung einer „Hall of Fame“ wurde am 8. März 2012 – einen Tag vor Beginn der 14. Leichtathletik-Hallenweltmeisterschaften in Istanbul – durch Lamine Diack, Präsident der IAAF, bekanntgegeben. Im selben Jahr feiert der internationale Leichtathletikverband sein 100-jähriges Bestehen und es fanden die XXX. Olympischen Sommerspiele in London statt. Die IAAF Hall of Fame sei lange geplant gewesen und soll nach Diack nicht nur die Leistungen der besten Athleten ehren, sondern auch das öffentliche Bewusstsein für den Sport und dessen Geschichte erhöhen. Als erste zwölf Mitglieder wurden Jesse Owens, Abebe Bikila, Paavo Nurmi, Carl Lewis, Emil Zátopek, Al Oerter, Adhemar da Silva, Edwin Moses, Fanny Blankers-Koen, Betty Cuthbert, Jackie Joyner-Kersee und Wang Junxia benannt. Bis zur offiziellen Einweihungszeremonie während der IAAF Centenary Gala am 24. November 2012 in Barcelona wurden zwölf weitere Athleten benannt.[1] Die Aufnahme von zwölf weiteren Athleten folgte im November 2013.[2]

Für die Auswahl der Athleten zeichnet das eigens eingerichtete IAAF Hall of Fame Selection Panel, unter Vorsitz des US-amerikanischen IAAF Senior Vice President Bob Hersh, verantwortlich. Diesem gehören Leichtathletik-Experten sowie langjährige Mitglieder der Association of Track and Field Statisticians (ATFS) an. Hersh selbst war langjähriges Mitglied der ATFS.[1]

Seit 2014 sind keine neuen Mitglieder benannt worden. Die deutsche Hochspringerin Ulrike Nasse-Meyfarth lehnte 2015 wegen des Skandals um den ehemaligen IAAF-Präsidenten Lamine Diack eine Aufnahme in die Hall of Fame ab.[3]

Kriterien für eine Aufnahme[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Als Mindestkriterien legte die IAAF ursprünglich fest, dass ein Leichtathlet oder eine Leichtathletin während der aktiven Zeit wenigstens zwei olympische Goldmedaillen oder Weltmeisterschaftssiege errungen haben sollte. Leichtathletik-Wettbewerbe für Männer sind seit den ersten Olympischen Spielen 1896 in Athen im Programm, für Frauen seit den IX. Olympischen Sommerspielen 1928 in Amsterdam. Leichtathletik-Weltmeisterschaften werden seit 1983 (Freiluft) bzw. 1985 (Halle) ausgetragen. Auch sollten potentielle Kandidaten ursprünglich mindestens einen Weltrekord aufgestellt haben. Aufgenommen werden Sportler, die ihre Karriere seit mindestens zehn Jahren beendet haben.[4]

Ab 2013 war ursprünglich eine jährliche Aufnahme von bis zu vier Athleten geplant.[1] Tatsächlich wurden Mitte November 2013 aber zwölf neue Mitglieder ernannt.

Die strengen Kriterien für die Erstauswahl im Jahr 2012 sollen laut Angaben der IAAF ab 2013 ausgedehnt werden, damit auch Athleten Aufnahme finden, die ohne große Medaillenerfolge eine außergewöhnliche Bedeutung in der Geschichte der Leichtathletik erlangten.[4] Im November 2013 wurden die ersten Athletinnen ohne Olympiasieg (Grete Waitz) bzw. ohne aufgestellten Weltrekord (Marie-José Pérec) aufgenommen.

Mitglieder der „IAAF Hall of Fame“[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bisher am häufigsten aufgenommen wurden Leichtathleten aus den Vereinigten Staaten (14 Sportler), gefolgt von Sportlern aus der früheren Sowjetunion bzw. der heutigen Ukraine (sieben Athleten). Unter den bisher 48 aufgenommenen Sportlern befinden sich 17 Frauen. 32 der 48 Mitglieder gingen in Laufwettbewerben an den Start.

48 Mitglieder (Stand: 11. November 2014)
Name Land Disziplin Aufnahme-
Jahr
Karriere-
dauer
Olympia-
siege
WM-Titel
(Freiluft + Halle)
Weltrekorde
(Freiluft + Halle)
Anmerkungen
Iolanda Balaș Rumänien Rumänien Hochsprung 2012 1952–1967 2 14 Erste Frau über sechs Fuß (1,83 m). Blieb ab 1957 über einen Zeitraum von mehr als zehn Jahren in 140 Wettkämpfen ungeschlagen. Bei den Olympischen Sommerspielen 1960 in Rom sprang sie 14 cm höher als die Zweitplatzierte, der bislang größte Vorsprung in einem Hochsprung-Wettbewerb der Frauen bei Olympischen Spielen oder Weltmeisterschaften.
Abebe Bikila Athiopien Äthiopien Marathon 2012 1957–1969 2 2 Erste Afrikaner, der eine olympische Goldmedaille gewinnen konnte und erster Athlet, der seinen Marathon-Olympiasieg wiederholen konnte.
Fanny Blankers-Koen Niederlande Niederlande Sprint,
Hürdenlauf,
Hochsprung,
Weitsprung,
Fünfkampf
2012 1934–1953 4 12 Bekannt geworden als „fliegende Hausfrau“. Gilt als „erste große Figur der Frauen-Leichtathletik“.[5]
Sergei Bubka Sowjetunion Sowjetunion,
Ukraine Ukraine
Stabhochsprung 2012 1975–2001 1 10 35 Erster Stabhochspringer über 6,00 m.
Waleri Brumel Sowjetunion Sowjetunion Hochsprung 2014 1960–1965 1 6
Sebastian Coe Vereinigtes Konigreich Vereinigtes Königreich Mittelstreckenlauf 2012 1973–1990 2 12 Bislang einziger Athlet, der kurzzeitig (für etwa eine Stunde) im Besitz aller Weltrekorde über die Mittelstrecken war.
Betty Cuthbert Australien Australien Sprint 2012 1956–1964 4 16
Glenn Davis Vereinigte Staaten Vereinigte Staaten Hürdenlauf, Sprint 2014 1956–1960 3 2 Erster 400-Meter-Hürdenläufer unter 50 Sekunden.
Mildred Didrikson Vereinigte Staaten Vereinigte Staaten Hürdenlauf,
Speerwurf,
Hochsprung
2012 1930–1932 2 4 Damit ist Babe Didrikson gemeint.
Harrison Dillard Vereinigte Staaten Vereinigte Staaten Sprint,
Hürdenlauf
2013 1942–1956 4 18 Einziger Olympionike, der sowohl den 100-Meter-Lauf als auch den 110-Meter-Hürdenlauf gewann. Blieb von 1947 bis 1948 in 82 aufeinanderfolgenden Wettkämpfen ungeschlagen.
Heike Drechsler Deutschland Demokratische Republik 1949 Deutsche Demokratische Republik,
Deutschland Deutschland
Sprint,
Weitsprung
2014 1981–2004 2 4 15 Einzige Weitspringerin, die ihren Olympiasieg wiederholen konnte.
Hicham El Guerrouj Marokko Marokko Mittel-,
Langstreckenlauf
2014 1994–2004 2 7 6
Wladimir Golubnitschi Sowjetunion Sowjetunion Gehen 2012 1955–1976 2 2
Marjorie Jackson Australien Australien Sprint 2013 1949–1954 2 13
Michael Johnson Vereinigte Staaten Vereinigte Staaten Sprint 2012 1986–2001 4 8 8 Erster Athlet, der Weltmeistertitel über 200 m und 400 m erringen konnte. Erster Mensch, der in der Halle die 400 m unter 45 Sekunden lief.
Jackie Joyner-Kersee Vereinigte Staaten Vereinigte Staaten Siebenkampf,
Weitsprung
2012 1980–2000 3 4 7 Erste Athletin, die im Siebenkampf die Marke von 7000 Punkten übertraf.
Alberto Juantorena Kuba Kuba Sprint,
Mittelstreckenlauf
2012 1971–1985 2 0 2 Bislang einziger Olympionike, der sowohl im 400- als auch im 800-Meter-Lauf Gold gewann.
Kipchoge Keino Kenia Kenia Langstreckenlauf 2012 1958–1973 2 2 Erster afrikanischer Leichtathletik-Weltrekordler auf der Bahn.
Marita Koch Deutschland Demokratische Republik 1949 Deutsche Demokratische Republik Sprint 2014 1975–1986 1 4 33 Erste 400-Meter-Läuferin unter 49 Sekunden sowie amtierende Weltrekordhalterin seit 1985 über diese Strecke.
Hannes Kolehmainen Finnland Finnland Langstreckenlauf 2013 1907–1928 4 6 Erster „fliegender Finne“. Erster 5000-Meter-Läufer unter 15 min.
Robert Korzeniowski Polen Polen Gehen 2014 1990–2004 4 3 1 Erster Geher, der bei einer Olympiade sowohl über die Kurz- als auch die Langstrecke siegreich war. Dreimaliger Olympiasieger in Folge auf der Langstrecke.
Stefka Kostadinowa Bulgarien Bulgarien Hochsprung 2012 1980–1998 1 7 3 Wurde zwischen 1984 und 1989 in 54 aufeinanderfolgenden Wettkämpfen nur einmal besiegt. Gewann alle bedeutenden internationalen Meisterschaften und sprang 197 Mal erfolgreich über 2,00 m, so oft wie keine andere Hochspringerin vor ihr.
Carl Lewis Vereinigte Staaten Vereinigte Staaten Sprint,
Weitsprung
2012 1979–1997 9 8 12 Neben Al Oerter der einzige Olympionike, der bei vier aufeinander folgenden Spielen in einer Disziplin (Weitsprung) siegreich war
Natalja Lissowskaja Sowjetunion Sowjetunion Kugelstoßen 2013 1981–1992 1 3 3 Amtierende Weltrekordhalterin seit 1984, erzielte die bislang vier weitesten Stöße.
Jānis Lūsis Sowjetunion Sowjetunion Speerwurf 2014 1962–1976 1 2
Swetlana Masterkowa Russland Russland Mittelstreckenlauf 2013 1988–2000 2 1 2
Bob Mathias Vereinigte Staaten Vereinigte Staaten Zehnkampf 2014 1948–1952 2 2 Bis dahin jüngster Leichtathletik-Olympiasieger sowie erster Zehnkämpfer, der seinen Olympiasieg wiederholen konnte.
Noureddine Morceli Algerien Algerien Mittelstreckenlauf 2013 1988–2000 1 4 7
Edwin Moses Vereinigte Staaten Vereinigte Staaten Hürdenlauf 2012 1975–1988 2 2 4 Blieb im 400-Meter-Hürdenlauf zwischen 1977 und 1987 neun Jahre, neun Monate und 22 Tage – in 122 Rennen – ohne eine Niederlage.
Paavo Nurmi Finnland Finnland Langstreckenlauf 2012 1912–1932 9 22 Mit zwischen 1920 und 1928 errungenen 9 Gold- und 3 Silbermedaillen bislang erfolgreichster Leichtathlet in der Olympia-Geschichte.
Dan O’Brien Vereinigte Staaten Vereinigte Staaten Zehnkampf 2012 1983–1998 1 3 3
Parry O’Brien Vereinigte Staaten Vereinigte Staaten Kugelstoßen 2013 1949–1968 2 10 Blieb zwischen Juli 1952 und Juni 1956 in 116 Wettkämpfen ungeschlagen. Begründer einer nach ihm benannten Rückenstoß- bzw. Angleittechnik sowie erster Kugelstoßer über 60 Fuß (18,29 m).
Al Oerter Vereinigte Staaten Vereinigte Staaten Diskuswurf 2012 1955–1986 4 0 3 Erster Olympionike, der bei vier aufeinander folgenden Spielen in einer Disziplin siegreich war.
Jesse Owens Vereinigte Staaten Vereinigte Staaten Sprint,
Weitsprung
2012 1933–1936 4 6 Erster Weitspringer über 8,00 m. Stellte 1935 in den Vereinigten Staaten bei einer Sportveranstaltung innerhalb von 80 Minuten vier Weltrekorde auf bzw. ein.
Marie-José Pérec Frankreich Frankreich Sprint 2013 1988–2000 3 2 0 Erste und bislang einzige Athletin, die ihren 400-Meter-Olympiasieg wiederholen konnte
Wilma Rudolph Vereinigte Staaten Vereinigte Staaten Sprint 2014 1956–1962 3 5
Wiktor Sanejew Sowjetunion Sowjetunion Dreisprung 2013 1964–1980 3 3
Jurij Sedych Sowjetunion Sowjetunion Hammerwurf 2013 1973–1991 2 1 6 Amtierender Weltrekordhalter seit 1984, erzielte die bislang drei weitesten Würfe.
Adhemar da Silva Brasilien Brasilien Dreisprung 2012 1947–1960 2 5 Erster Dreispringer über 16,00 m.
Peter Snell Neuseeland Neuseeland Mittelstreckenlauf 2012 1954–1965 3 12
Shirley Strickland de la Hunty Australien Australien Sprint, Hürdenlauf 2014 1947–1956 3 9 Erste Hürdensprinterin, die ihren Olympiasieg wiederholen konnte.
Irena Szewińska Polen Polen Sprint,
Weitsprung
2012 1960–1980 3 10 Bisher einzige Athletin bei Männern und Frauen, die Weltrekorde über 100 m, 200 m und 400 m aufstellen konnte.
Daley Thompson Vereinigtes Konigreich Vereinigtes Königreich Zehnkampf 2013 1976–1992 2 1 4 Einziger Zehnkämpfer der gleichzeitig den Olympia-, Weltmeister, Europameister- und Commonwealth-Games-Titel hielt. Blieb zwischen 1978 und 1987 bei 26 Wettkämpfen ungeschlagen.
Lasse Virén Finnland Finnland Langstreckenlauf 2014 1971–1980 4 3
Grete Waitz Norwegen Norwegen Langstreckenlauf 2013 1971–1988 0 1 10 Erste Marathonläuferin unter 2:30 Stunden, erste Marathonlaufweltmeisterin und neunfache Siegerin des New-York-City-Marathons. Crosslauf-Weltmeisterin 1978–1981 und 1983, zwölf Jahre in Crossläufen ungeschlagen.
Wang Junxia China Volksrepublik Volksrepublik China Langstreckenlauf 2012 1991–1996 1 1 3 Als „Laufwunder“ betitelt,[6] dominierte Wang 1993 die Strecken von 3000 m bis zum Marathon.
Cornelius Warmerdam Vereinigte Staaten Vereinigte Staaten Stabhochsprung 2014 1940–1948 0 11 Erster Stabhochspringer über 15 Fuß sowie 15 Jahre Weltrekordhalter.
Emil Zátopek Tschechoslowakei Tschechoslowakei Langstreckenlauf 2012 1940–1957 4 18 Erster Athlet, der mehr als 20 km (20,052 km) unter einer Stunde zurücklegte (59:51,8 min). Olympiasieger 1952 über 5000 m, 10.000 m und im Marathonlauf.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c d IAAF President’s Message (Memento vom 20. August 2012 im Internet Archive) bei iaaf.org (PDF-Datei, englisch; abgerufen am 22. September 2012).
  2. IAAF Council Meeting, Monaco, 14 Nov – NOTES: IAAF Hall of Fame – 12 legends to be inducted bei iaaf.org, 14. November 2013 (abgerufen am 7. August 2014).
  3. Nasse-Meyfarth lehnt Aufnahme in die Hall of Fame der Leichtathletik ab sports.yahoo.com 7. November 2015
  4. a b Minimum Criteria of Membership bei iaaf.org (PDF-Datei, englisch; abgerufen am 22. September 2012).
  5. Fanny Blankers-Koen. In: Internationales Sportarchiv 12/2004 vom 20. März 2004, ergänzt um Nachrichten durch MA-Journal bis KW 26/2012 (abgerufen via Munzinger Online).
  6. Wang Junxia. In: Internationales Sportarchiv 09/1994 vom 21. Februar 1994, ergänzt um Nachrichten durch MA-Journal bis KW 26/2012 (abgerufen via Munzinger Online).