Herzogtum Bar

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Territorium im Heiligen Römischen Reich
Grafschaft/Herzogtum Bar
955–1766
Wappen
Wappen Bar
Karte
Herzogtum Bar im 18. Jahrhundert
Das Herzogtum Bar im 18. Jahrhundert gegenübergestellt zu den heutigen Verwaltungsgrenzen
Lage im Reichskreis
Alternativnamen Duché de Lorraine et de Bar; Herzogtum Bar-Lothringen
Entstanden aus Lotharii Regnum Grafschaft Bar
Herrschaftsform Herzogtum
Herrscher/
Regierung
Herzog
Heutige Region/en FR-54 FR-55 FR-88 FR-57 FR-52
Reichskreis Oberrheinischer Kreis als Teilgebiet des Herzogtums Lothringen
Kreistag Worms; Frankfurt am Main
Hauptstädte/
Residenzen
Bar-le-Duc
Dynastien Haus Scarponnois; Haus Anjou; Haus Habsburg-Lothringen
Konfession/
Religionen
römisch-katholisch
Sprache/n Französisch Lothringisch
Aufgegangen in 1480: Personalunion mit Herzogtum Lothringen
1506: dauerhafte Bindung an Lothringen
1766: Französisches Königreich

Das Herzogtum Bar (französisch: Duché de Bar) war ein historisches Territorium am Oberlauf der Maas in Lothringen im heutigen Frankreich mit dem Zentrum Bar-le-Duc.

Territoriale Ausdehnung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Territorium des Herzogtums zog sich entlang der Maas vom Bassigny im Süden bis Stenay im Norden und umfasste das Gebiet zwischen Argonnen und Mosel, die Woëvre und das Gebiet nördlich Toul.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bar-le-Duc war bereits um 955 Mittelpunkt einer Grafschaft, als Friedrich I., der spätere Herzog von Oberlothringen, diese Ländereien durch einen Gebietstausch mit dem Bischof von Toul erwarb.

Das Gebiet gehörte teilweise zu Frankreich und teilweise zum Heiligen Römischen Reich. Das im Westen der Grafschaft gelegene Barrois mouvant wurde 1301 vom römisch-deutschen König Albrecht von Habsburg an Philip den Schönen abgetreten. Es erhielt seinen Namen von der Übergabe (mouvance, terre mouvante) der Lehnsherrschaft durch den französischen König an den Landesfürsten.

Graf Robert nahm im Jahr 1354 den Herzogstitel an und wurde daraufhin als Pair de France anerkannt.[1] Die Herrscher von Bar wurden nicht durch kaiserliche Ernennung zu Herzögen ernannt, sondern hatten 1354 vom Kaiser für ihre weiter zum Reich gehörenden Gebiete den Titel eines Markgrafen von Pont-à-Mousson erhalten.[2] Der Markgrafentitel wurde häufig von den Herzögen von Bar an ihren vorgesehenen Erben verliehen. Der Herzogstitel wurde jedoch schließlich von den Kaisern akzeptiert, und die Reichsmatrikel zur Reichstürkenhilfe von 1532 verzeichnen das Herzogtum von der Maß als eigenen Reichsstand.[3]

Im Jahr 1430 starb der letzte Herzog aus der männlichen Linie des Herrscherhauses, Ludwig von Bar.[4] Bar hatte er bereits 1419 seinem Großneffen René I. überlassen, der mit Herzogin Isabella von Lothringen verheiratet war. Im Jahr 1431 erbte das Paar Lothringen. Nach Renés Tod im Jahr 1480 ging Bar an seine Tochter Jolande und deren Sohn René II. aus dem Haus Châtenois über, der bereits Herzog von Lothringen war.[5] In seinem 1506 veröffentlichten letzten Testament verfügte René II., dass die beiden Herzogtümer Bar und Lothringen niemals getrennt werden sollten. Die beiden Herzogtümer blieben dauerhaft in Personalunion verbunden.[6]

Bei seiner Heirat mit Maria Theresia von Österreich 1736 musste Herzog Franz Stephan von Lothringen, der spätere Römisch-deutsche Kaiser Franz I., seine Stammlande gegen die Anwartschaft auf das Großherzogtum Toskana nach dem Tod des letzten Großherzogs Gian Gastone de’ Medici tauschen.

Der im Polnischen Thronfolgekrieg unterlegene Stanislaus Leszczyński, der von Frankreich unterstützt worden war, wurde in das Herzogtum Bar eingesetzt. Nach dem Tod von Gian Gastone de’ Medici 1737 wurde auch Lothringen an Frankreich übertragen, worauf Stanislaus seine Residenz in die Schlösser von Commercy und Lunéville verlagerte. Zur Verwaltung der Herzogtümer wurde ein französischer Intendant de Justice, Police et Finances mit Sitz in Nancy eingesetzt, der die vereinbarte Angliederung nach dem Tod von Stanislaus vorbereitete. Als Pension erhielt Stanislaus jährlich zwei Millionen Livres. In den folgenden Jahren entfaltete sich am Hof von Stanislaus in Lunéville ein bedeutendes kulturelles Leben.

Grabmal von Stanislaus Leszczyński in Nancy

Stanislaus Leszczyński starb unter tragischen Umständen. Am 5. Februar 1766 hatte sich seine Kleidung am Kamin entzündet und er erlitt schwere Verbrennungen. Noch im selben Jahr wurde Bar zusammen mit dem Herzogtum Lothringen von Frankreich annektiert.

Grafen von Bar[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wigeriche[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Friedrich I., † 978, Sohn des Pfalzgrafen Wigerich von Lothringen, Graf von Bar und 959 Herzog von Oberlothringen
  • Dietrich I., † 1027/33, dessen Sohn, Graf von Bar und 978 Herzog von Oberlothringen
  • Friedrich II., † 1026, dessen Sohn, 1019 Graf von Bar und Mitregent in Oberlothringen
  • Friedrich III., † 1033, dessen Sohn, 1027 Graf von Bar und Herzog von Oberlothringen
  • Sophia, † 1093, dessen Schwester, erbt Bar, ⚭ um 1040 Ludwig von Mousson, Graf in Pfirt und Altkirch, † 1073/76

Haus Scarponnois[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Dietrich II., † 1105, deren Sohn, Graf in Altkirch und Pfirt, 1093 Graf von Bar
  • Rainald I. der Einäugige, † 1149, dessen jüngerer Sohn, Graf von Bar und Graf von Mousson
  • Rainald II., † 1170, dessen Sohn, Graf von Bar und Mousson 1149
  • Heinrich I., † 1190, dessen Sohn, Graf von Bar und Mousson 1170
  • Theobald I., † 1214, dessen Bruder, Graf von Bar und Mousson 1191, 1198 Graf von Luxemburg (uxor nomine)
  • Heinrich II., † 1239, dessen Sohn, Graf von Bar und Mousson 1214
  • Theobald II., † 1291, dessen Sohn, Graf von Bar und Mousson 1240
  • Heinrich III., † 1302, dessen Sohn, Graf von Bar und Mousson 1291
  • Eduard I., † 1336, dessen Sohn, Graf von Bar und Mousson 1302
  • Heinrich IV., † 1344, dessen Sohn, Graf von Bar und Mousson 1337
  • Eduard II., † 1352, dessen Sohn, Graf von Bar und Mousson 1349
  • Robert I., † 1411, dessen Bruder, Graf von Bar und Mousson 1352, Herzog von Bar 1354

Herzöge von Bar[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Haus Scarponnois[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Robert I. † 1411, Herzog von Bar 1354
  • Eduard III., † 1415, dessen Sohn, Herzog von Bar 1411
  • Ludwig, † 1431, dessen Bruder, Bischof von Langres, Bischof von Chalon-sur-Marne, Bischof von Verdun, Kardinal, 1415 Herzog von Bar, 1419 verzichtet er zugunsten seines Großneffen René I. von Anjou auf das Herzogtum (Vertrag von Saint-Mihiel)

Jüngeres Haus Anjou[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • René I. der Gute, † 1480, Titularkönig von Jerusalem und Neapel, Graf von Provence, Herzog von Lothringen, 1419 Herzog von Bar als Großneffe Ludwigs
  • Jolande, † 1483, dessen Tochter, ⚭ 1445 Friedrich II. von Vaudémont, † 1470

Haus Châtenois[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • René II., † 1508, deren Sohn, 1473 Herzog von Lothringen, 1480 Herzog von Bar

Das Herzogtum Bar wurde fortan in dauerhafter Personalunion mit Lothringen regiert. (siehe Liste der Herzöge von Lothringen)

Weitere Nutzung des Titels[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Otto von Habsburg benutzte den Titel eines "Herzogs von Bar" als Inkognito während seines Studiums an der Universität Löwen.

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Gerhard Köbler: Historisches Lexikon der Deutschen Länder. Die deutschen Territorien vom Mittelalter bis zur Gegenwart. 7., vollständig überarbeitete Auflage. C. H. Beck, München 2007, ISBN 978-3-406-54986-1, S. 42 und S. 391 f.
  • Heinz Thomas: Zwischen Regnum und Imperium. Die Fürstentümer Bar und Lothringen zur Zeit Kaiser Karls IV. (= Bonner historische Forschungen. Bd. 40). Ludwig Röhrscheid, Bonn 1973, ISBN 3-7928-0339-9 (Zugleich: Bonn, Universität, Habilitations-Schrift, 1972).

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Theodore Evergates: Bar-le-Duc. In William W. Kibler, Grover A. Zinn, John Bell Henneman Jr, Lawrence Earp: Medieval France. Taylor & Francis, London 1995. S. 96.
  2. Benjamin Arnold: Princes and Territories in Medieval Germany. Cambridge University Press, 1991. S. 100.
  3. Jonathan Spangler: The Society of Princes: The Lorraine-Guise and the Conservation of Power and Wealth in Seventeenth-Century France. Ashgate, Farnham 2009. S. 56.
  4. Benjamin Arnold: Princes and Territories in Medieval Germany. Cambridge University Press, 1991. S. 263.
  5. E. William Monter: A Bewitched Duchy: Lorraine and Its Dukes, 1477–1736. Librairie Droz, Paris 2007. S. 23–24.
  6. E. William Monter: A Bewitched Duchy: Lorraine and Its Dukes, 1477–1736. Librairie Droz, Paris 2007. S. 15–16.