Hermann Horner

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Hermann Horner

Hermann Horner (30. Januar 1892 in Rzeszów[1] – vermutlich 1942 im Ghetto Reichshof oder im Vernichtungslager Belzec)[2][3] war ein aus Österreich-Ungarn stammender Opernsänger des Stimmfaches Bassbariton. Er trat an zahlreichen Bühnen Deutschlands und in der Tschechoslowakei auf und gastierte bei den Bayreuther Festspielen. Er wurde vom NS-Regime ermordet.

Leben und Werk[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Hermann Horner wurde als Sohn eines Hotelbesitzers in Rzeszów geboren. Von 1916 bis 1918 diente er als Unteroffizier in der Österreichischen Armee in Montenegro und Albanien.[1]

Horner absolvierte sein Gesangsstudium in Belgien und debütierte an der Flämischen Oper in Antwerpen.[4] Von 1919 bis 1923 war er am Stadttheater Lemberg engagiert.[1] Es folgten Anstellungen am Opernhaus Breslau (1923/24), der Berliner Staatsoper (1924/25), am Deutschen Theater in Prag (1925–27), am Opernhaus Nürnberg (1927–29) und der Staatsoper Stuttgart (1929–33).[4] In Stuttgart wirkte Horner auch als Gesangslehrer. Einer seiner Schüler war Gottlob Frick.[5] 1928 sang er bei den Bayreuther Festspielen den Titurel im Parsifal.

Am Tag des Judenboykotts, zwei Monate nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten im Jahr 1933, wurde dem Sänger mitgeteilt, dass er ab sofort nicht mehr auftreten darf.[6] Er wurde mit sofortiger Wirkung vom Dienst suspendiert. Er ging zuerst zurück nach Rzeszów und dann in die Tschechoslowakei, wo er zwei Jahre (1933–35) am Stadttheater von Aussig engagiert war.

Hermann Horner war mit Anna, geborene Koller, verheiratet, die 1892 in Lwiw geboren wurde.[7][8] Das Paar hatte zumindest drei Kinder, alle drei wurden in Stuttgart geboren: Mario (geboren 1925 oder 1926)[9][10], Eva (auch Ewa, geboren 1930)[11][12] und Ludwig (auch Ludvik, geboren 1931 oder 1932).[13][14]

Die gesamte Familie wurde ermordet. Laut Angaben von Danny Newman, eines angeheirateten Verwandten, soll Hermann Horner gemeinsam mit seinem jüngeren Sohn erschossen worden sein, als er versuchte, seinen Sohn vor den Nazis zu schützen, die die anderen Familienmitglieder in einem Gaswagen ermordet hatten.[15]

Repertoire (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Rollenverzeichnis wurde aufgrund von Kutsch/Riemens und des Vox-Aufnahmebuchs erstellt.

Beethoven:

Flotow:

Halévy:

Mozart:

Nicolai:

Offenbach:

Pfitzner:

 

Smetana:

Verdi:

Weber:

Wagner:

Wolf-Ferrari:

Tondokumente[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Stimme von Hermann Horner ist durch Vox-Tonaufnahmen aus dem Jahre 1923 überliefert, er sang Arien des Landgrafen und von König Heinrich (aus Tannhäuser und Lohengrin), sowie das Porterlied des Plumkett aus der Oper Martha und das Trinklied des Falstaff aus der Oper Die lustigen Weiber von Windsor.[17]

Gedenken[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Sein Name findet sich auf einer Gedenktafel für NS-Opfer in der Staatsoper Stuttgart, die am 7. April 2016 von Ministerin Theresia Bauer gemeinsam mit dem Intendanten der Staatstheater Stuttgart enthüllt wurde.[18]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c Landesarchiv Baden-Württemberg: Horner, Hermann Bild 3, abgerufen am 2. April 2019
  2. Deutscher Musikrat: Neue Wandtafel „Verstummte Stimmen“ im Opernhaus Stuttgart erinnert an Opfer des Nationalsozialismus, abgerufen am 3. April 2019.
  3. Universität Hamburg: Horner, Hermann, abgerufen am 3. April 2019
  4. a b Karl-Josef Kutsch, Leo Riemens: Großes Sängerlexikon, Band 4, S. 2145, 4. erweiterte und aktualisierte Auflage, München 2003
  5. Klaus Günther: Der Sängerfürst: Gottlob Frick und seine Zeit, S. 23, Stieglitz-Verlag 2007, ISBN 3-7987-0391-4
  6. Verfolgung jüdischer Künstler in Stuttgart: Tatort "Württembergisches Staatstheater", aus: Ingrid Bauz, Sigrid Brüggemann, Roland Maier: 'Sie brauchen nicht mehr zu kommen!' Die Verdrängung der Künstlerinnen und Künstler jüdischen Glaubens und jüdischer Abstammung aus dem Stuttgarter Theater- und Musikleben durch die Nationalsozialisten, 76 Seiten, abgerufen am 2. April 2019
  7. The Central Database of Shoah Victims' Names: ANNA KHANA HORNER, Gedenkblatt erstellt von Sofia Rachkovski, abgerufen am 2. April 2019
  8. The Central Database of Shoah Victims' Names: ANNA HORNER, beruhend auf dem GEDENKBUCH Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945, abgerufen am 2. April 2019
  9. The Central Database of Shoah Victims' Names: MARIO HORNER, beruhend auf dem GEDENKBUCH Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945, abgerufen am 2. April 2019
  10. The Central Database of Shoah Victims' Names: MARIO HORNER, Gedenkblatt erstellt von Sofia Rachkovski, abgerufen am 2. April 2019
  11. The Central Database of Shoah Victims' Names: EVA HORNER, beruhend auf dem GEDENKBUCH Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945, abgerufen am 2. April 2019
  12. The Central Database of Shoah Victims' Names: EWA HORNER, Gedenkblatt erstellt von Sofia Rachkovski, abgerufen am 2. April 2019
  13. The Central Database of Shoah Victims' Names: LUDWIG HORNER, beruhend auf dem GEDENKBUCH Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945, abgerufen am 2. April 2019
  14. The Central Database of Shoah Victims' Names: LUDVIK HORNER, Gedenkblatt erstellt von Sofia Rachkovski, abgerufen am 2. April 2019
  15. Danny Newman: Tales of a Theatrical Guru, abgerufen am 2. April 2019
  16. Musik in Baden-Württemberg, Jahrbuch 2001, S. 46
  17. Rainer E. Lotz: Vox Aufnahmebuch, abgerufen am 2. April 2019
  18. Landesarchiv Baden-Württemberg: Gedenktafel für NS-Opfer im Staatstheater Stuttgart enthüllt (Memento des Originals vom 1. April 2019 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.landesarchiv-bw.de, abgerufen am 2. April 2019