Heinrich Kunnert

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Heinrich Josef Rudolf Kunnert[1] (* 17. April 1904 in Mödling; † 27. April 1979 in Leoben) war Bibliothekar und Archivar im Burgenland und in der Steiermark. Vor seinem Ruhestand war der Hofrat Vorstand der Kulturabteilung des Amtes der Burgenländischen Landesregierung.

Leben und Wirken[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Grab der Familie Kunnert am Zentralfriedhof Leoben (2023).

Heinrich Kunnert wurde am 17. April 1904 als Sohn des aus Iglau an der böhmisch-mährischen Grenze stammenden Mittelschulprofessors und klassischen Philologen Heinrich Samuel Gustav Kunnert (* 25. Oktober 1874;[1] † ?) und dessen Ehefrau Anna (geborene Zahlbruckner; * 25.[2] oder 26. April 1884;[1] † ?) in deren Haus bei der Adresse Jasomirgottgasse 5 in Mödling geboren und am 1. Mai 1904 auf den Namen Heinrich Josef Rudolf getauft.[1] Die Eltern hatten am 26. Juli 1903 in der Pfarrkirche Tribuswinkel geheiratet.[1] In seiner Geburtsstadt besuchte Kunnert nach der Volksschule das Bundesgymnasium und Bundesrealgymnasium Keimgasse. Dort weckte für seinen künftigen Beruf sein aus Eisenstadt stammende Geschichte- und Geografielehrer Viktor Jovanovic, der ein Verfechter des Anschlusses des Burgenlandes an Österreich war.[3] Nach der Matura studierte er an der Universität Wien Geschichte und Geographie, sowie Archiv- und Bibliothekskunde. Seine Promotion erhielt er am 13. Dezember 1927; in seiner Dissertation befasste er sich mit Beiträgen zur Geschichte des Schladminger Bergbaus von 1304 bis 1616.[4] Sein Doktorvater war der Historiker und Archivar Oswald Redlich.[4]

Nach kurzer Tätigkeit am Historischen Seminar der Universität Wien begann er am 2. November 1928 als Sachbearbeiter für Bibliotheks- und Archivwesen in der Kulturabteilung des Amtes der Burgenländischen Landesregierung.[4] Der kleine Archivbestand des noch jungen Bundeslandes befand sich zum damaligen Zeitpunkt in Bad Sauerbrunn in einer Villa. Erst 1930 übersiedelte er mit Fertigstellung des neuen Landhauses nach Eisenstadt. Über die laufende positive Entwicklung des Archivs und der Landesbibliothek berichtete er in der Zeitschrift Burgenland, Vierteljahrshefte für Landeskunde, Heimatschutz und Denkmalpflege, die bis 1931 erschien, und ab 1932 in der Zeitschrift Burgenländische Heimatblätter, wo er auch zum Redaktionsstab zählte. Politisch gehörte Kunnert von 1923 bis 1933 der Großdeutschen Volkspartei an.[3] 1933 trat er der NSDAP bei (Mitgliedsnummer 1.629.643).[5]

Am 16. Dezember 1934 heiratete er in der Grabenkirche in Graz die rund vier Jahre ältere Handarbeitslehrererin Anna Schalk.[1][6] Kunnert lebte zu dieser Zeit in einer Beamtenwohnung in der damaligen Rheinlandstraße. Aus dieser Ehe stammt der Sohn Heinz (1935–2000). Sechs Jahre nach der Hochzeit trat er mit 28. Dezember 1940 aus der Kirche aus.[1]

Umfassend beteiligt war er auch an den Ausstellung 10 Jahre Burgenland sowie am Erscheinen des ersten Burgenlandführers. Von Bedeutung waren auch die Sicherung der Archive verschiedener Herrschaften im Burgenlandes. Unterstützung fand er dabei durch seinen späteren Nachfolger Karl Homma. In den Jahren 1935/36 schuf er auch das jüdische Zentralarchiv, das heute noch komplett ist.

Nach dem Anschluss konnte er ein Zerreißen des burgenländischen Archivs auf die Reichsgaue Niederdonau und Steiermark verhindern, indem er in Eisenstadt ein Filialarchiv einrichtete, dessen Leitung er weiter innehatte. Er war Kreis- und Hauptstellenleiter für Kultur der NSDAP und Beauftragter des Referates "Grenz- und Ausland". Ab 1943 war er aber auch Leiter der Außenstelle Eisenstadt des Sicherheitsdienstes der SS.[7]

Nach dem Krieg floh er vor der Roten Armee in die Britische Besatzungszone[7], wo er zuerst als Bibliothekar in Schladming arbeitete. Wegen seiner Tätigkeit in der NSDAP wurde er 1948 vor Gericht gestellt, wurde aber in den meisten Anklagepunkten freigesprochen und nur zu einer kurzen Haftstrafe verurteilt.[8]

Im Jahr 1950 bekam er die Aufgabe das Bildungsreferat der Kammer für Arbeiter und Angestellte in Leoben für die Obersteiermark aufzubauen und war somit nach dem Zweiten Weltkrieg Kulturreferent der AK in Leoben.[4]

Im Jahr 1958 kehrte er an seine alte Arbeitsstelle in Eisenstadt zurück, wo er 1962 Wirklicher Hofrat und Vorstand der Kulturabteilung wurde.[7] Diese Funktion übte er bis zur Pensionierung im Jahr 1967 aus.

In seiner Pension war Leoben sein Wohnort, wo er sich mit der Bergbaugeschichte beschäftigte. 1972 wurde Kunnert Honorarprofessor an der Montanuniversität Leoben.[8]

Am 27. April 1979 starb er in Leoben.

Publikationen (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Das Ennstal und seine Berge mit Ausseerland und Paltental (1949)

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c d e f g Taufbuch Mödling St. Othmar, tom. XXVIII, fol. 140 (Faksimile).
  2. Taufbuch Gettsdorf tom. VIII, fol. 103 (Faksimile).
  3. a b Wolfgang Neugebauer, Peter Schwarz: Der Wille zum aufrechten Gang. Abgerufen am 12. März 2017.
  4. a b c d Goldenes Doktordiplom für Kunnert. In: Stadt Leoben. Amtliche Nachrichten und Informationen. Nr. 8, 1977, S. 19.
  5. Bundesarchiv R 9361-V/7453
  6. Trauungsbuch Graz Graben, tom. VIII, fol. 148 (Faksimile).
  7. a b c Zeitgeschichte: Die rote Nazi-Waschmaschine. In: Profil vom 15. Jänner 2005, abgerufen am 12. März 2017.
  8. a b Dr. Heinrich Kunnert. In: Atlas Burgenland, abgerufen am 12. März 2017.