Hans-Stieber-Preis

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Der Hans-Stieber-Preis ist ein Förderpreis für Komponisten ernster Musik, der von der nicht rechtsfähigen Hans-Stieber-Stiftung des Landesverbandes Sachsen-Anhalt Deutscher Komponisten e. V. (LVDK) mit Sitz in Halle (Saale) vergeben wird. Namensgeber und Widmungsträger ist Hans Stieber (1886–1969), Komponist und Gründungsdirektor der Staatlichen Hochschule für Theater und Musik Halle.

Er wurde nach Stiebers Tod von seiner Witwe Gertl Stieber 1977 aus dessen Erbschaft gestiftet und alljährlich bis 1989 an vor allem Nachwuchskomponisten der DDR vergeben.[1] Nach der politischen Wende machten die Erben Stiebers einen Herausgabeanspruch bezüglich des Stiftungsvermögens geltend, wodurch die Preisvergabe zunächst ausgesetzt werden musste.[2]

Ein Urteil des Oberlandesgerichts Naumburg und eine finanzielle Aufstockung durch die Saalesparkasse in Halle machte im Jahr 2000 die Wiederbelebung des Preises durch den LVDK unter der Leitung von Thomas Buchholz möglich.[2] Dieser schrieb den Preis nun aller zwei bis vier Jahre im Rahmen eines Wettbewerbs für junge Komponisten sowie für auf dem Gebiet der Neuen Musik publizierende Musikwissenschaftler aus.[3] Er wird seitdem im Rahmen des zeitgenössischen Musikfestivals Hallische Musiktage vergeben.

Wettbewerbsreglement[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Wettbewerbsbedingungen wurden im Laufe der 2000er Jahre angepasst. Teilnehmen können Bewerber bis zum 23.[3] bzw. 25. Lebensjahr mit Wohnsitz in der Bundesrepublik Deutschland. Zur Vertiefung der Beziehung Deutschlands zu Osteuropa und den GUS-Staaten entfiel bei diesen Teilnehmern sodann das Wohnsitzkriterium.

Eine unabhängige Jury wählt die Preisträger aus anonymen Partituren aus.[4] Sie setzt sich aus dem Kuratorium der Hans-Stieber-Stiftung (Vorsitz: Willi Vogl, später Bernhard Schneyer), weiteren berufenen Juroren und dem beratenden Jurymitglied Thomas Buchholz zusammen. Die Mitglieder sind in der Regel Komponisten (u. a. Günter Neubert) und Dirigenten.[4]

Das teilbare Preisgeld beläuft sich auf 1.000 Euro[3] (vorher 2.000 D-Mark[5]). Weiterhin werden Sachpreise vergeben, darunter die Teilnahme an einem Sommerkurs der Komponistenklasse Sachsen-Anhalt. Die Preisvergabe findet im Rahmen der Hallischen Musiktage statt.[6] Dazu werden im Händel-Haus in Halle ein Festkonzert veranstaltet.[7]

Die Partituren der Preisträgerwerke werden in die Archivbestände der Bibliothek der Stiftung Händel-Haus in Halle übernommen.[8]

Preisträger[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1977–1989[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Gerd Domhard (Preisträger 1978)
Ulrike Liedtke (Preisträgerin 1988)
Jahr Preisträger Herkunft
1977[9] Manfred Weiss Dresden
1978[10] Gerd Domhardt Halle (Saale)
1979[11] Wilfried Krätzschmar Dresden
1980[12] Reinhard Pfundt Leipzig
1981 Johannes Wallmann Berlin
1982 Thomas Hertel Dresden
1983[13] Ralf Hoyer Berlin
1984[14] Frank Petzold Magdeburg
1985[15] Juro Mětšk Bautzen
1986 Thomas Reuter Halle (Saale)
1987[16] Bernd Franke Leipzig
1988 Ulrike Liedtke Berlin
1989 Helmut Zapf Gera

Seit 2000[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Jahr Preisträger Herkunft Gewinnerstück(e) Interpret der Uraufführung
2000[2][8] Arno Lücker /
Johannes Kreidler
Langenhagen
Dornhan/Leinstetten
„Variationen über ein Thema von Sergej Prokofiew (aus Op. 39)“ für Oboe, Viola und Fagott /
„Baum und Landschaft“. Musik für Viola und Gitarre
Ensemble Sortisatio, Leipzig
2002 Jakob Neubauer Berlin „Stockungen“ für Flöte, Violine, Violoncello und Klavier Ralf Mielke (Flöte), Hendrik Hochschild (Violine), Hinnes Goudschaal (Violoncello) und Dirk Fischbeck (Klavier)
2005a Tobias Klich Weimar „Galgenliederbuch“ für Gesang, Bratsche und Klavier Mitglieder der Sinfonietta Dresden
2009b Johann Friedrich Röpke Magdeburg ensemble courage, Dresden
a 
Ein Anerkennungsdiplom erhielt Katharina Schmauder für ihr Werk „Zahnschmerzenblues“.[17]
b 
Einen Publikumspreis erhielt Adrian Laugsch für sein Werk „Mein Herz, mein Herz“.[4]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Axel Schiederjürgen (Red.): Kürschners Musiker-Handbuch. Solisten, Dirigenten, Komponisten, Hochschullehrer. 5. Ausgabe. Saur, München 2006, ISBN 3-598-24212-3, S. 631.
  • Manfred Weiss: Hallische Musikgeschichte: Erinnerungen an Hans Stieber. Festrede anlässlich der Verleihung des Hans-Stieber-Preises 2000 gehalten am 26.11.2000 im Händel-Haus von Prof. Manfred Weiss. In: Händel-Hausmitteilungen, 3/2000, S. 31–33.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Gilbert Stöck: Neue Musik in den Bezirken Halle und Magdeburg zur Zeit der DDR. Kompositionen, Politik, Institutionen. Schröder, Leipzig 2008, ISBN 978-3-926196-50-7, S. 179.
  2. a b c Andreas Hillger: Hallische Musiktage. Suche nach der Seele der Moderne. Komponistenverband belebt Hans-Stieber-Preis. In: Mitteldeutsche Zeitung, 28. November 2000.
  3. a b c Hans-Stieber-Preis. (Memento des Originals vom 22. Juni 2020 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.miz.org Website des Deutschen Musikinformationszentrums; abgerufen am 21. Juni 2020.
  4. a b c Zwei Dresdner Schüler unter den Gewinnern. In: Dresdner Neueste Nachrichten, 26. November 2009, S. 10.
  5. Andreas Hillger: Thomas Buchholz. Unerbittlicher Anwalt im Dienst der Moderne. Komponist kämpft um die Zukunft der Hallischen Musiktage. In: Mitteldeutsche Zeitung, 7. November 2000.
  6. Hallische Musiktage. Liebe zur Romantik, Mut zur Tradition. Morgen wird der Hans-Stieber-Preis verliehen. In: Mitteldeutsche Zeitung, 9. November 2002.
  7. Claudia Crodel: Hallische Musiktage. Zehn Konzerte mit Neuer Musik. 50 Werke von 43 Komponisten erklingen. In: Mitteldeutsche Zeitung, 4. November 2000.
  8. a b Kompositionspreis Hans Stieber. In: Händel-Hausmitteilungen 3/2000, S. 33.
  9. Manfred Weiss, komponistenlexikon.de; abgerufen am 21. Juni 2020.
  10. Ulrike LiedtkeDomhardt, Gerd. In: Ludwig Finscher (Hrsg.): Die Musik in Geschichte und Gegenwart. Zweite Ausgabe, Supplement für beide Teile. Bärenreiter/Metzler, Kassel u. a. 2008, ISBN 978-3-7618-1139-9 (Online-Ausgabe, für Vollzugriff Abonnement erforderlich)
  11. Stieber-Preis zum dritten Mal verliehen. In: Freiheit, 26. April 1979, S. 5.
  12. Hans Stieber gewürdigt. In: Freiheit, 24. Oktober 1980, S. 12.
  13. Hans-Stieber-Preis wurde verliehen. In: Neues Deutschland, 12. März 1983, Jg. 38, Ausgabe 60, S. 4.
  14. Auszeichnung mit Hans-Stieber-Preis. In: Neues Deutschland, 3. März 1984, Jg. 39, Ausgabe 54, S. 7.
  15. Junger Bautzener Komponist erhielt Hans-Stieber-Preis. In: Freiheit, 2. März 1985, S. 2.
  16. Bernd Franke, Webseite der Sächsischen Akademie der Künste; abgerufen am 21. Juni 2020.
  17. Katharina Schmauder, komponistenlexikon.de; abgerufen am 21. Juni 2020.