Grüne Liga

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Grüne Liga
(GL)
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Rechtsform eingetragener Verein
Gründung 3. Februar 1990
Sitz Berlin
Zweck Förderung des Natur- und Umweltschutzes und die aktive Beteiligung an der Gestaltung einer ökologischen und solidarischen Gesellschaft[1]
Vorsitz René Schuster
Mitglieder 30.000 (2020)
Website grueneliga.de

Die Grüne Liga (Eigenschreibweise GRÜNE LIGA) wurde am 18. November 1989 bzw. 3. Februar 1990 in der DDR als „Netzwerk ökologischer Bewegungen“ gegründet.

Gründungsmitglieder waren u. a. Reimar Gilsenbach, Matthias Platzeck und der erste Sprecher und langjährige Vorstandsvorsitzende Klaus Schlüter.

Die Wurzeln der Organisation liegen in der vom DDR-Staat teilweise heftig bekämpften kirchlichen Umweltbewegung der DDR und den staatlich geduldeten und kanalisierten Ökologiegruppen im Kulturbund der DDR.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Gründung erfolgte ausdrücklich als dezentrales Netzwerk und damit in Abgrenzung auch zu Parteienpolitik und dem aus dem Westen Deutschlands bekannten parteiförmig organisierten Weg eines Teils der Umweltbewegung in die Parlamente. Dem begegneten einige Umweltschützer jedoch auf dem am 18. November 1989 in der Bekenntniskirche in Alt-Treptow stattfindenden Treffen zur Gründung der Grünen Liga mit der Verteilung eines Gründungsaufrufs für die Grüne Partei in der DDR. Bereits im Mai 1989 hatte das Grün-Ökologische Netzwerk Arche beschlossen, für die nächste Volkskammerwahl eine Liste mit eigenen Kandidaten aufzustellen, und hatte den Gründungsaufruf nach den politischen Umbrüchen im Herbst 1989 am 5. November veröffentlicht.[2]

Die ursprüngliche Idee der Liga, möglichst alle ostdeutschen Umweltgruppen zu vernetzen, scheiterte an der Ausdehnung der großen westdeutschen Umweltorganisationen (DBV/NABU, BUND, WWF, Greenpeace) nach Osten. Eine enge und gleichberechtigte Kooperation gab es zunächst mit dem westdeutschen Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz (BBU), mit dem die Grüne Liga noch am ehesten vergleichbar ist; eine dauerhafte Ost-West-Vernetzung kam aber nur in einigen Teilbereichen zustande. Heute ist die Grüne Liga in den fünf neuen Bundesländern und Berlin unterschiedlich stark vertreten. In Sachsen und Berlin ist sie recht präsent und vielfältig, während sie in Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern nur noch wenige Aktive hat. Als Mitglied des Deutschen Naturschutzrings ist die Grüne Liga bundesweit vernetzt.[3]

Der Verein befasst sich mit vielen Themen aus dem Umweltbereich und teilweise auch darüber hinaus (Soziales, Wirtschaft, Frieden). Es gibt Bundeskontaktstellen und Facharbeitskreise zu den Bereichen Energie (Braunkohle, Erneuerbare Energien, Kernenergie), Gesteinsabbau, Internationales (Osteuropa), Landwirtschaft/Gentechnik, Nachhaltige Regionalentwicklung, Verkehr, Wasser (Flussausbau, Wasserrahmenrichtlinie).

Fahrraddemo der Grünen Liga in einem Aktionsbündnis mit der Grünen Partei, 1990

Das fachlich-politische Spektrum ist weit gefächert. Neben vielen kleineren, selbstständigen, aber gut vernetzten Gruppen, die vor allem Naturschutz- und Bildungsarbeit machen, aber auch effektive Aktionen und Kampagnen durchführen, stehen öko-anarchistische Theorie und Praxis in einigen Gruppen ebenso wie Großprojekte mit Firmensponsoring und staatlichen Geldern in einigen Landesverbänden. Die Grüne Liga in Brandenburg engagiert sich z. B. gegen neue Braunkohletagebaue und für einen nachhaltigen Umbau des Energiesystems, und die Grüne Liga Sachsen kritisiert die Auswirkungen der erneuerbaren Energien auf Natur und Landschaft.[4][5]

Struktur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Jahr 2003 hatte das Netzwerk etwa 29.000 Mitglieder. Aufgrund der offenen Netzwerkstruktur hat die Grüne Liga viele rechtlich selbstständige Mitgliedsvereine und -gruppen, sodass die Mitgliederzahl nicht genau angegeben werden kann. Für Beiträge und sonstige Finanzierung war jedes der Netzwerkmitglieder selbst zuständig, ebenso für die Inhalte. Es gab zunächst keine Zentrale, sondern lediglich einen ehrenamtlichen Bundessprecherrat und eine koordinierende Bundesgeschäftsstelle mit einer hauptamtlichen Mitarbeiterin.

Seit 2009 ist die Grüne Liga ein nach § 3 Umwelt-Rechtsbehelfsgesetz anerkannter Verband.[6] Sowohl die Landesverbände als auch der Bundesverband sind eingetragene Vereine und seit 2015 als gemeinnützig anerkannt.[7]

Gegenwärtig bestehen vier Landesverbände:

  • Berlin
  • Brandenburg, mit Sitz in Potsdam
  • Sachsen, mit Sitz in Dresden
  • Thüringen, mit Sitz in Weimar

Daneben gibt es mehrere Regionalverbände wie die GRÜNE LIGA Dresden/Oberes Elbtal e.V. oder die GRÜNE LIGA Osterzgebirge e.V., sowie 45 natürliche Personen als Einzelmitglieder.[7]

Der Verein ist Herausgeber der Umweltzeitschriften Alligator (bundesweit), Der Rabe Ralf (Berlin) und kleinerer regionaler Publikationen, die alle auch sozial- und wirtschaftspolitische Themen behandeln. Er organisiert darüber hinaus das jährliche Umweltfestival in Berlin.

Ab 1994 baute die Grüne Liga Berlin die Jugendnaturschutzakademie Brückentin mit Wohn- und Seminarhäusern am südöstlichen Rand des Müritz-Nationalparks in Mecklenburg auf, die inzwischen als eigenständiger Verein besteht.[8][9]

Juristische Auseinandersetzungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bundesweit bekannt wurde die Grüne Liga Sachsen aufgrund ihrer erfolgreichen Klage vor dem Bundesverwaltungsgericht gegen den Planfeststellungsbeschluss für die Waldschlößchenbrücke in Dresden, welcher laut Urteil vom 15. Juli 2016 rechtswidrig war.[10] Ebenso erzwang sie am 1. Juni 2017 per Urteil des Bundesverwaltungsgerichts ein vorläufiges Nutzungsverbot für einen Teilabschnitt des Elster-Radwegs, welcher ohne die erforderliche Genehmigung in einem Schutzgebiet gebaut wurde.[11][12][13] Außerdem erreichte sie vorläufig ihre Ziele mit Klagen vor dem Dresdner Verwaltungsgericht gegen die Abschussgenehmigung für den Wolf bei Ralbitz,[14] vor dem Chemnitzer Verwaltungsgericht gegen den Striegistalradweg[15] und vor dem Bundesverwaltungsgericht über die Zulässigkeit einer Klage gegen die Festlegung von Flugrouten über Leipziger Naturschutzgebieten.[16]

Im Februar 2019 reichte die Grüne Liga gemeinsam mit der Deutschen Umwelthilfe Klage gegen den Hauptbetriebsplan des Braunkohletagebaus Jänschwalde (Spree-Neiße) ein, weil benachbarte, besonders geschützte Gebiete wie etwa Moore gefährdet seien. Im August entschied das Verwaltungsgericht Cottbus, dass der Betrieb vorläufig ab September 2019 einzustellen sei, da die Umweltverträglichkeitsprüfung für europäische FFH-Schutzgebiete (Fauna-Flora-Habitat) durch das Landesamt für Bergbau, Geologie und Rohstoffe Brandenburg nicht in der gesetzten Frist durchgeführt werden konnte. Das Verwaltungsgericht lehnte den vom Betreiber LEAG eingereichten Fristverlängerungsantrag ab.[17][18][19]

Am 7. Mai 2021 hob das zuständige Landesamt nach einem Widerspruch der Grünen Liga Thüringen den Zulassungsbescheid für einen bereits erfolgten Straßenbau auf der Werrabahntrasse auf.[20]

Am 29. Juni 2021 lehnte das Verwaltungsgericht Frankfurt (Oder) einen Eilantrag gegen den Probebetrieb des Tesla-Werkes in Grünheide bei Berlin ab, den die Grüne Liga zusammen mit dem NABU vorgelegt hatte.[21]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Satzung der GRÜNEN LIGA. Abgerufen am 4. September 2019.
  2. Neubert, Geschichte der Opposition in der DDR 1949–1989, 2000, S. 750, 812.
  3. Grüne Liga: Mitglied des DNR. DNR, abgerufen am 4. September 2019.
  4. Grüne Liga Facharbeitskreis Braunkohle: Alternativen sind machbar. In: kein-tagebau.de. 24. September 2015, abgerufen am 5. Juni 2023.
  5. Grüne Liga Sachsen e.V.: Denkpause Erneuerbare Energien. In: grueneliga-sachsen.de. 19. Februar 2018, abgerufen am 5. Juni 2023.
  6. Vom Bund anerkannte Umwelt-und Naturschutzvereinigungen. 17. Juni 2019, abgerufen am 4. September 2019.
  7. a b Jahresbericht 2015. Abgerufen am 4. September 2019.
  8. Ökologisch reisen mit der JNA Brückentin. In: grueneliga-berlin.de. GRÜNE LIGA Berlin e.V., abgerufen am 5. Juni 2023.
  9. Jugendnaturschutzakademie Brückentin. Abgerufen am 5. Juni 2023.
  10. Thomas Baumann-Hartwig: Waldschlößchenbrücke: Grüne Liga siegt, Freistaat fühlt sich als Gewinner. In: Dresdner Neueste Nachrichten. 15. Juli 2016, abgerufen am 2. November 2018.
  11. Bundesverwaltungsgericht: Nutzungsverbot für illegal gebauten Radweg in FFH-Gebiet. In: Pressemitteilung Nr. 40/2017. 1. Juni 2017, abgerufen am 2. November 2018.
  12. dpa-infocom GmbH: Grüne Liga setzt sich mit Klage gegen Elster-Radweg durch. In: Die Welt. 1. Juni 2017, abgerufen am 2. November 2018.
  13. dpa: Grüne Liga setzt sich mit Klage gegen Elster-Radweg durch. In: Focus. 1. Juni 2017, abgerufen am 2. November 2018.
  14. Sebastian Kositz: Schonfrist für den Wolf. In: Sächsische Zeitung. 3. November 2017, abgerufen am 2. November 2018.
  15. Tina Soltysiak: Naturschützer klagen gegen Radweg. In: Sächsische Zeitung. 15. November 2017, abgerufen am 2. November 2018.
  16. Bundesverwaltungsgericht: Klage der Grünen Liga Sachsen gegen die Festlegung von Flugrouten über Leipziger Naturschutzgebiete zulässig. In: Pressemitteilung Nr. 40/2017. 1. Juni 2017, abgerufen am 2. November 2018.
  17. Leag beantragt Fristverlängerung für Umweltprüfung. Abgerufen am 4. September 2019.
  18. Redaktion: LEAG beantragt Fristverlängerung. Tagebau Jänschwalde könnte stillstehen - Niederlausitz Aktuell. Abgerufen am 4. September 2019 (deutsch).
  19. berlin.de: Vorerst letzte Schicht im Braunkohle-Tagebau Jänschwalde. 31. August 2019, abgerufen am 4. September 2019.
  20. Nach Widerspruch der GRÜNEN LIGA Thüringen: Thüringer Landesamt erklärt Bau der Kreisstraße K 530 auf Werrabahntrasse für rechtswidrig. 18. Mai 2021, abgerufen am 20. Oktober 2022.
  21. tag24.de: Naturschützer scheitern vor Gericht mit Eilantrag gegen Tesla. 29. Juni 2021, abgerufen am 29. Juni 2021.