Gaudenz Meili

Van Wikipedia, de gratis encyclopedie

Gaudenz Meili (1978)

Gaudenz Meili (* 22. Juli 1937 in Chur) ist ein Schweizer Filmregisseur, Produzent und Drehbuchautor.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Geboren 1937 in Chur (Kanton Graubünden), wuchs Gaudenz Meili in Trogen (Kanton Appenzell Ausserrhoden) auf und besuchte dort die Kantonsschule. Nach dem Abschluss mit dem Handelsdiplom zog er nach Zürich, wo er ein Kunststudium an der Universität Zürich begann, das er mit Schauspielunterricht und einem Volontariat als Regieassistent von Oskar Wälterlin am Schauspielhaus Zürich ergänzte.

Nach dem Tod seines Mentors wechselte er 1961 vom Theater in die Filmbranche und realisierte für das Schweizer Fernsehen (SF DRS) Kulturberichte und umfangreiche Dokumentarfilme über Schweizer Persönlichkeiten wie Henry Dunant, Karl Stauffer-Bern, Gottlieb Duttweiler, Alois Carigiet und Alex Sadkowsky.

Als junges Talent beim ZDF aufgefallen, bekam Meili 1972 die Gelegenheit, für «Das kleine Fernsehspiel» den Film Der kopflose Falke nach Truman Capotes Novelle The Headless Hawk mit Aufnahmen in New York und im Studio Hamburg zu inszenieren, nachdem er für denselben Sender vorher schon Wir Geometer…, den Dokumentarfilm über Kunstwerke von Geisteskranken, gestaltet hatte.

Mit dem Gewinn des SF-DRS-Wettbewerbs «Verfilmung epischer Schweizer Literatur»[1] konnte Gaudenz Meili 1976 den Spielfilm Der Stumme nach dem Roman von Otto F. Walter realisieren. Der Film mit internationaler Besetzung durch Hanna Schygulla und Wolf Kaiser traf in Europa auf grössere Beachtung als in der Schweiz. Für Gaudenz Meili resultierte eine Einladung als Gastregisseur zum Fernsehen der damaligen DDR (Deutscher Fernsehfunk), wo er 1977 den Fernsehfilm Die arge Legende vom gerissenen Galgenstrick nach der gleichnamigen Novelle von Franz Werfel in Szene setzte.

In der Folge distanzierte sich Meili immer mehr von der auf Gesellschaftskritik fokussierten Schweizer Filmszene der 1970er und 1980er Jahre[2] und wandte sich ab Mitte der 1980er Jahre stärker dem Genre Kunstfilm zu, in dem er über Künstler wie Giovanni Segantini, Markus Raetz, Johann Heinrich Füssli und den Schweizer Kurator Harald Szeemann international gezeigte Kunstfilme drehte und produzierte. Wichtig war ihm immer eine Synthese von Bild und Musik. Ähnlich wie sein Vorbild Stanley Kubrick versuchte er mit dem Einsatz adäquater und sorgfältig ausgesuchter Musik dem Bild eine dramatische Wirkung zu geben.

1988 schrieb der Journalist und spätere Chefredaktor des SZ-Magazins Christian Kämmerling: «Gaudenz Meili, der interessanteste Aussenseiter unter den Schweizer Filmregisseuren.»[3]

Der Gewinn des in der Schweiz damals kaum wahrgenommenen Grand Prix 1989 für Der Neapelfries (Markus Raetz) beim weltweit wichtigsten Kunstfilmfestival, dem Festival international du film sur l’Art (FIFA) im kanadischen Montréal, bildete den Höhepunkt in der Kunstfilmografie von Meili.

Gaudenz Meili war verheiratet mit Regina Meili-Egli (1937–2012), ist Vater von drei Söhnen und lebt heute in Zürich und in der Toskana (Sinalunga), wo er sich der Produktion von Olivenöl und Wein widmet.

Filmografie (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bis 1970 diverse Dokumentarfilme und Kulturberichte für das Schweizer Fernsehen.

Auszeichnungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • 1965 – Auszeichnung Silberner Pharao für Matterhorn-Story, Alexandria
  • 1969 – Bronze-Löwe beim Cannes Lions International Festival of Creativity für den TV-Spot «Rowenta», Cannes
  • 1972 – 1. Preis Internationales Industrie Film Festival für Auftragsfilm Mannesmann Rohre, Barcelona
  • 1976 – Qualitätsprämie Eidgenössisches Departement des Innern für Der Stumme, Bern[15]
  • 1981 – Diplom Travel & Sportfilm-Festival für den Werbefilm St. Moritz, London
  • 1982 – Diplom Festival Internazionale del Film Turistico für den Werbefilm St. Moritz, Venedig
  • 1983 – 1. Preis Wirtschaftsfilmtage Sparte Video für Auftragsfilme, JVC-Video-Equipment, Graz
  • 1987 – Einladung zum Wettbewerbsprogramm des 30. Internationalen Leipziger Dokumentarfilmfestivals für Os Garimpeiros, Leipzig
  • 1989 – Grand Prix 7e Festival international du film sur l’Art 1989 für Der Neapelfries, Montréal[16][17]
  • 1989 – Goldenes Einhorn für Der Neapelfries als besten Experimentalfilm an der Alpinale, Bludenz
  • 1991 – Wettbewerbsbeitrag Giovanni Segantini am 9e Festival international du film sur l’Art, Montréal
  • 1992 – Diplom & Mention Spéciale für Der Neapelfries am Festival international du film sur l’art Fifart, Lausanne
  • 1995 – Werksemester in England der Zuger Kulturstiftung Landis & Gyr, London[18]
  • 1996 – Jury-Mitglied im Verband Swiss Film and Video Producers (SFVP) für den EDI-Wettbewerb «die besten Auftragsfilme»

DVDs[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Zum Wettbewerb «Epische Schweizer Literatur» (Memento vom 24. Juni 2018 im Internet Archive). Schweizer Fernsehen (Medienmitteilung; PDF; 65 kB).
  2. Martin Schlappner: Sind Literaturverfilmungen schlechtere Filme? In: Neue Zürcher Zeitung. 8. Oktober 1976, Nr. 236, S. 77.
  3. Christian Kämmerling: Sisyphos im Urwald, Gespräch mit Gaudenz Meili. In: Tele. Juni 1988, S. 10–11.
  4. Von allen geehrt… Der Leidensweg des Menschenfreundes Henri Dunant – mehr als eine Biografie. In: Kinorium. 2. November 1964 (zum Henri-Dunant-Film).
  5. Von allen geehrt… Der Leidensweg des Menschenfreundes Henri Dunant – mehr als eine Biografie Daten zum Film auf avclub.com.
  6. 14. Juli 1965: Direktübertragung einer Matterhornbesteigung. Schweizer Fernsehen, 20. Juli 1965 (Medienmitteilung; PDF; 52 kB).
  7. Bitterer Sieg: Die Matterhorn Story (1965). Schweizer Fernsehen, 13. März 2015 (Videostreaming), abgerufen am 2. Oktober 2016.
  8. Bitterer Sieg: Zeitdokumente erzählen die Matterhorn Story (1965). Mountaineering and Climbing Films MNTNFilm, abgerufen am 12. November 2023.
  9. Wihr Geometer wollen unseren Lohn. In: Der Spiegel. Nr. 40, 30. September 1969.
  10. Der Stumme bei IMDb.
  11. os Garimpeiros in Swissbib.
  12. Georges Ammann: Zum 100. Todestag (18.9.1899) von Giovanni Segantini. Sehnsucht nach einer Gesamtschau des Seins. In: infos und akzente. 2/99, S. 28–30 (archiviert auf der Website der Pädagogischen Hochschule Zürich; PDF; 131 kB).
  13. Harald Szeemann in context Screenings. Verzauberung auf Zeit di Gaudenz Meili e Hans-Joachim Müller (Memento vom 6. Januar 2016 im Internet Archive). Istituto Svizzero di Roma, 8. November 2011.
  14. Georges Waser: «Genie und Wahn» und das innere Auge – Gaudenz Meilis Hommage an J. H. Füssli. In: Neue Zürcher Zeitung. 12./13. April 1997, Nr. 84.
  15. Filmförderung. Encouragement du cinéma. In: Ciné-Bulletin. Nr. 18, März 1977, S. 1 (PDF; 4,4 MB).
  16. Festival-Preise (Memento vom 5. März 2016 im Internet Archive). In: Ciné-Bulletin. Nr. 163, April 1989, S. 4 (PDF; 7,8 MB).
  17. Lyne Crevier: Le festival des géants. In: Revue d’art contemporain ETC. Nr. 8, 1989, S. 70–71 (PDF; 408 kB).
  18. Gaudenz Meili in Alumni Acme Artist Studios. Landis & Gyr Foundation Awards 1995.