Erwin Geldmacher

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Erwin Geldmacher (* 28. November 1885 in Wetter an der Ruhr; † 16. Januar 1965 in Köln)[1] war Professor für Betriebswirtschaftslehre an der Universität zu Köln. Er beschäftigte sich vorzugsweise mit der Kostenrechnung.

Biographie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Geldmacher studierte Handelswissenschaften an der Kölner Handelshochschule, wo er 1912 Mitglied des Corps Rheno-Franconia wurde[2] und sein Diplom erhielt sowie später auch zum Dr. rer. pol. promoviert wurde. Er war in Krefeld und danach Bremen berufstätig, bevor er für vier Jahre als Soldat im Ersten Weltkrieg diente. 1920 erhielt er einen Lehrauftrag an der Universität Köln. Zwei Jahre danach habilitierte er in Köln. 1924 erhielt er einen Ruf an den neu errichteten Lehrstuhl für Allgemeine Betriebswirtschaftslehre und Betriebswirtschaftslehre der Industrie und wurde Direktor des Industrieseminars, welches er 1920 gegründet hatte. 1925 reiste er mit 50 Studenten zu einer Studienreise in die USA. Im selben Jahr wurde er bis 1932 Vorsitzender des Prüfungsamtes. Die Reparationszahlungen Deutschlands waren ein Thema, mit welchem er sich intensiv beschäftigte. Dabei zeigte er, dass durch diese Zahlungen nicht nur die Wirtschaft der Zahlenden Schaden nimmt, sondern auch die der Empfänger.

1928 wurde er zum Dekan gewählt und blieb es auch nach 1933, nachdem er zum 1. Mai 1933 in die NSDAP (Mitgliedsnummer 2.130.556)[3] und die SA eingetreten war.[4] Er war bis zum Ende der Zeit des Nationalsozialismus der letzte frei gewählte Dekan. In dieser Position verhinderte er die geplante Zusammenlegung der Universität Köln mit der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn. Im März 1934 wurde er zum Rektor der Universität Köln ernannt. Von 1935 bis 1938 war Geldmacher Leiter des NS-Dozentenbundes im Gau Köln-Aachen[4] und daneben Mitglied der Akademie für Deutsches Recht. 1943 wurde er innerhalb der SA zum Sturmführer befördert.[4]

Geldmacher war Vorsitzender der Kommission für das Wirtschaftsprüferexamen im Rheinland. Auf die Gestaltung des Aktien- sowie GmbH-Rechts nahm er über seine Mitgliedschaft in den entsprechenden Ausschüssen der Akademie für Deutsches Recht Einfluss. 1926 wurde er Mitherausgeber der Zeitschrift für handelswissenschaftliche Forschung und blieb es bis 1933.

Trotz seiner NS-Vergangenheit wurde Geldmacher im Entnazifizierungsverfahren 1949 als "entlastet" eingestuft. Er beantragte daraufhin seine Emeritierung, die ihm gewährt wurde, weil er auf sein Recht verzichtete, weiterhin an der Universität tätig zu sein.[5]

Geldmacher war seit 1918 mit der Diplomhandelslehrerin Catharina Albertina Paula Jüsten verheiratet. Er starb im Alter von 79 Jahren in seiner Wohnung in Köln-Lindenthal.[1]

Werk[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In seinen Aufsätzen Bilanzsorgen[6] wies er auf die Problematik der Erfassung von Anschaffungswerten statt von Wiederbeschaffungswerten hin und löste bereits damals eine breite wissenschaftliche Diskussion aus. Er kritisierte in seinem 1929 erschienenen Aufsatz[7] die bis dahin unzureichende Einheitlichkeit der Fachsprache in der Betriebswirtschaftslehre. Dort schlug er unter anderem die noch heute gültige Unterscheidung und Abgrenzung der Grundbegriffe wie Leistung, Aufwand, Erlös, Ertrag, Kosten und Erfolg vor.[8]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Hans H. Hohlfeld: Mitteilungen – Erwin Geldmacher als Forscher und Lehrer. In: ZfhF 1955, S. 546–550.
  • Adolf Heese: Mitteilungen – Erwin Geldmacher zum Gedenken. In: ZfhF 1966, S. 6–71.
  • Frank Golczewski: Kölner Universitätslehrer und der Nationalsozialismus. Personengeschichtliche Ansätze (= Studien zur Geschichte der Universität zu Köln; 8), Böhlau, Köln 1988, insbes. S. 260–270.
  • Michael Grüttner: Biographisches Lexikon zur nationalsozialistischen Wissenschaftspolitik (= Studien zur Wissenschafts- und Universitätsgeschichte. Band 6). Synchron, Heidelberg 2004, ISBN 3-935025-68-8, S. 57.
  • Peter Mantel: Betriebswirtschaftslehre und Nationalsozialismus: Eine institutionen- und personengeschichtliche Studie. Gabler, Wiesbaden 2010, ISBN 978-3-8349-8515-6, S. 697 f.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Sterbeurkunde Nr. 159 vom 18. Januar 1965, Standesamt Köln Lindenthal. In: LAV NRW R Personenstandsregister. Abgerufen am 20. September 2023.
  2. Erwin Willmann (Hrsg.): Verzeichnis der Alten Rudolstädter Corpsstudenten. (AH. Liste des RSC.), Ausgabe 1928, Nr. 1299
  3. Bundesarchiv R 9361-IX KARTEI/10610534
  4. a b c Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945. Fischer Taschenbuch Verlag, Zweite aktualisierte Auflage, Frankfurt am Main 2005, S. 178.
  5. Universität zu Köln: Erwin Geldmacher - Rektor 1934-1935. In: Rektorenportraits. Abgerufen am 5. September 2017.
  6. Erwin Geldmacher, Bilanzsorgen, Berliner Industrie- und Handelszeitung, 1920, Nr. 57–63
  7. Erwin Geldmacher, Grundbegriffe und systematischer Grundriss des betrieblichen Rechnungswesens, in: ZfhF, 1929, S. 1–27
  8. Erwin Geldmacher, Grundbegriffe und systematischer Grundriss des betrieblichen Rechnungswesens, in: ZfhF, 1929, S. 6–7