Doris Leuthard

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Doris Leuthard (2016)
Doris Leuthard auf dem offiziellen Bundesratsfoto, 2017

Doris Leuthard (bürgerlich Doris Leuthard Hausin;[1] * 10. April 1963 in Merenschwand; heimatberechtigt in Sarnen und Merenschwand) ist eine Schweizer Politikerin (CVP). Von 1999 bis 2006 war sie Nationalrätin, von 2004 bis 2006 Parteipräsidentin der CVP und von 2006 bis 2018 Mitglied des Schweizer Bundesrats.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Leuthard wuchs als ältestes von vier Geschwistern auf. Ihr Vater Leonz Leuthard war viele Jahre Gemeindeschreiber von Merenschwand und sass im Grossen Rat des Kantons Aargau. Nach Abschluss der obligatorischen Schulzeit in Merenschwand und Muri besuchte sie die Kantonsschule Wohlen. Sie studierte Rechtswissenschaft an der Universität Zürich, machte Studienaufenthalte in Paris und Calgary, erlangte 1989 ein Lizenziat und 1991 das Rechtsanwaltspatent und arbeitete bis 2006 als Rechtsanwältin in Wohlen und Muri. 1999 heiratete sie den Chemiker Roland Hausin, der eine leitende Funktion bei der zum Chemiekonzern Dow Chemical gehörenden Dow Europe GmbH innehat.

Ihre politische Karriere begann 1993, als sie zur Schulrätin des Bezirks Muri gewählt wurde. 1997 folgte die Wahl in den Grossen Rat des Kantons Aargau. 1999 kandidierte sie sowohl für den Nationalrat als auch für den Ständerat. Ihr Wahlkampf sorgte für Aufsehen, da der damalige Parteisekretär der CVP Aargau, Reto Nause, Tausende von Duschmittel-Beuteln mit ihrem Porträt bedrucken und verteilen liess. Die Aargauer Zeitung kreierte die Schlagzeile «Duschen mit Doris», die zum inoffiziellen Wahlkampfspruch wurde.[2] Zwar reichte es nicht für die Wahl zur Ständerätin, doch erreichte Leuthard bei der Wahl in den Nationalrat eines der besten kantonalen Ergebnisse.

2000 gab sie ihre Mandate als Schul- und Grossrätin ab und wurde Vizepräsidentin sowohl der Kantonalpartei als auch der CVP Schweiz. Im Nationalrat gehörte sie der Kommission für Wirtschaft und Abgaben an. Von 2002 bis 2006 sass sie im Verwaltungsrat der Neuen Aargauer Bank und der Elektrizitätsgesellschaft Laufenburg. Nach dem Rücktritt von Parteipräsident Philipp Stähelin leitete Leuthard die Partei interimistisch während einiger Monate, bis sie am 18. September 2004 zur Parteipräsidentin der CVP gewählt wurde.

Bundesrätin[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bei der Bundesratswahl 2006 am 14. Juni 2006 wurde Leuthard bei der Nachfolgewahl für Joseph Deiss in einer Einzelkandidatur mit 133 von 234 gültigen Stimmen in den Bundesrat gewählt. Ihr Nachfolger im Nationalrat war Markus Zemp, das Parteipräsidium übernahm Christophe Darbellay. Von 2006 bis 2010 war Leuthard Vorsteherin des Eidgenössischen Volkswirtschaftsdepartements (EVD), ab 2010 stand sie dem Eidgenössischen Departement für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation (UVEK) vor.[3]

Am 10. Dezember 2008 wählte die Vereinigte Bundesversammlung Leuthard mit 173 von 198 gültigen Stimmen zur Vizepräsidentin für das Jahr 2009. Am 2. Dezember 2009 wurde sie mit 158 von 183 gültigen Stimmen zur Bundespräsidentin des Jahres 2010 gewählt.[4] 2016 war sie erneut Vizepräsidentin des Bundesrats, 2017 Bundespräsidentin. Am 27. September 2018 gab Leuthard ihren Rücktritt per 31. Dezember bekannt.[5]

Unter Leuthards Vorsteherschaft im Volkswirtschaftsdepartements wurde das Freihandelsabkommen mit China vorbereitet, das ihr Nachfolger abschliessen konnte. Zudem leitete sie im Bundesrat nach der Nuklearkatastrophe von Fukushima 2011 den schrittweisen Atomausstieg ein und gilt als Initiantin der Energiewende.[6]

Auslandbesuche als Bundespräsidentin 2010[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Datum Ort Hauptgrund
11. bis 13. Februar Vancouver (Kanada Kanada) Teilnahme an der Eröffnungsfeier der Olympischen Winterspiele und Besuch von Wettkämpfen
22. Februar Madrid (Spanien Spanien) Treffen mit dem spanischen König Juan Carlos I. und Ministerpräsident José Luis Rodríguez Zapatero
25. und 26. Februar Paris (Frankreich Frankreich) Teilnahme am OECD-Agrarministertreffen
25. und 26. März Wien (Osterreich Österreich) Treffen mit Bundespräsident Heinz Fischer und Vizekanzler Josef Pröll
12. und 13. April Washington, D.C. (Vereinigte Staaten Vereinigte Staaten) Teilnahme am Nuklearen Sicherheitsgipfel
23. April Berlin (Deutschland Deutschland) Treffen mit Bundeskanzlerin Angela Merkel
6. und 7. Mai Rom (Italien Italien) und Vatikanstadt Vatikanstadt Teilnahme an der Vereidigung der Rekruten der Päpstlichen Schweizergarde sowie Audienz bei Papst Benedikt XVI. und Treffen mit dem Staatssekretär des Vatikan, Tarcisio Bertone, sowie dem italienischen Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi
27. und 28. Mai Paris (Frankreich Frankreich) Teilnahme an einer Sitzung des OECD-Rats auf Ministerebene
8. Juni Berlin (Deutschland Deutschland) Teilnahme an der Eröffnung der Internationalen Luft- und Raumfahrtausstellung gemeinsam mit Bundeskanzlerin Angela Merkel
11. Juni Johannesburg und Vanderbijlpark (Sudafrika Südafrika) Treffen mit südafrikanischen Regierungsvertretern, Besuch des Eröffnungsspiels der WM 2010 sowie Besuch im Trainingscamp der Schweizer Fussballnationalmannschaft
6. bis 8. Juli Jakarta und Surabaya (Indonesien Indonesien) Staatsbesuch; Treffen mit Präsident Susilo Bambang Yudhoyono und weiteren indonesischen Regierungsvertretern
9. Juli Singapur Singapur Treffen mit Präsident Sellapan Ramanathan und weiteren Regierungsvertretern
19. Juli Brüssel (Belgien Belgien) Treffen mit dem Präsidenten des Europäischen Rats Herman Van Rompuy und dem Präsidenten der Europäischen Kommission José Manuel Barroso
21. Juli Paris (Frankreich Frankreich) Treffen mit Präsident Nicolas Sarkozy
10. bis 14. August Chongqing, Shanghai und Peking (China Volksrepublik Volksrepublik China) Treffen mit Vertretern der chinesischen Regierung und Behörden sowie Vertretern der Schweizer Wirtschaft, Besuch der Expo 2010 sowie Treffen mit dem chinesischen Präsidenten Hu Jintao und dem Vorsitzenden des Volkskongresses Wu Bangguo in Peking
26. August Sotschi (Russland Russland) Treffen mit dem russischen Präsidenten Dmitri Medwedew
6. September Vaduz (Liechtenstein Liechtenstein) Treffen mit dem liechtensteinischen Regierungschef Klaus Tschütscher und Erbprinz Alois
23. September New York City (Vereinigte Staaten Vereinigte Staaten) Teilnahme an der Generalversammlung der Vereinten Nationen
3. Oktober Doha (Katar Katar) Treffen mit dem Emir von Katar, Hamad bin Chalifa Al Thani und Premierminister Hamad ibn Dschasim ibn Dschabir Al Thani
4. und 5. Oktober Amman (Jordanien Jordanien) Treffen mit König Abdullah II. und Premierminister Samir Rifai sowie Besuch eines Flüchtlingslagers
14. und 15. Oktober Oslo (Norwegen Norwegen) Staatsbesuch; Treffen mit König Harald und Premierminister Jens Stoltenberg
1. November Lübeck (Deutschland Deutschland) Teilnahme am Treffen der deutschsprachigen Staatsoberhäupter
8. und 9. Dezember Cancún (Mexiko Mexiko) Teilnahme an der UNO-Klimakonferenz

Auslandbesuche als Bundespräsidentin 2017[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Datum Ort Hauptgrund
6. April Brüssel (Belgien Belgien) Treffen mit dem Präsidenten der Europäischen Kommission, Jean-Claude Juncker
10. April Tallinn (Estland Estland) Treffen mit Präsidentin Kersti Kaljulaid und Premierminister Jüri Ratas
18. bis 20. April Buenos Aires (Argentinien Argentinien) Treffen mit Präsident Mauricio Macri und weiteren Regierungsvertretern
21. April Lima (Peru Peru) Treffen mit Präsident Pedro Pablo Kuczynski
25. April Zagreb (Kroatien Kroatien) Treffen mit Präsidentin Kolinda Grabar-Kitarović und Premierminister Andrej Plenković
5. und 6. Mai Rom (Italien Italien) und Vatikanstadt Vatikanstadt Treffen mit dem italienischen Ministerpräsidenten Paolo Gentiloni; Teilnahme an der Vereidigung der Rekruten der Päpstlichen Schweizergarde sowie Audienz bei Papst Franziskus und Treffen mit Erzbischof Paul Gallagher
13. bis 15. Mai Peking (China Volksrepublik Volksrepublik China) Treffen mit Präsident Xi Jinping und Teilnahme am OBOR-Gipfel
31. Mai Leipzig (Deutschland Deutschland) Treffen mit den Verkehrsministern des Güterverkehrskorridors Rotterdam-Genua
12. Juli Accra (Ghana Ghana) Treffen mit dem ghanaischen Präsidenten Nana Addo Dankwa Akufo-Addo
13. Juli Cotonou, Abomey-Calavi und Ouidah (Benin Benin) Treffen mit dem Präsidenten Benins, Patrice Talon, und Teilnahme an der Eröffnung einer mit Schweizer Unterstützung errichteten Schule
16. Juli London (Vereinigtes Konigreich Vereinigtes Königreich) Besuch des Wimbledon-Finalspiels zwischen Roger Federer und Marin Čilić
18. Juli Paris (Frankreich Frankreich) Treffen mit Präsident Emmanuel Macron und Premierminister Édouard Philippe
7. August Kopenhagen und Ilulissat (Danemark Dänemark) Treffen mit Ministerpräsident Lars Løkke Rasmussen sowie Besuch des Swiss Camps auf Grönland
11. August Astana (Kasachstan Kasachstan) Treffen mit Präsident Nursultan Nasarbajew sowie Besuch der Expo 2017
31. August und 1. September Neu-Delhi (Indien Indien) Staatsbesuch; Treffen mit Präsident Ram Nath Kovind und Ministerpräsident Narendra Modi
18. bis 20. September New York City (Vereinigte Staaten Vereinigte Staaten) Teilnahme an der Generalversammlung der Vereinten Nationen
27. September Luxemburg (Luxemburg Luxemburg) Teilnahme am Treffen der deutschsprachigen Staatsoberhäupter
2. November Sofia (Bulgarien Bulgarien) Treffen mit Staatspräsident Rumen Radew und Premierminister Bojko Borissow
16. November Bonn (Deutschland Deutschland) Teilnahme an der UNO-Klimakonferenz
27. November Wien (Osterreich Österreich) Teilnahme an der 17. Generalkonferenz der UNIDO sowie bilaterale Treffen mit dem österreichischen Bundespräsidenten Alexander Van der Bellen und Bundeskanzler Christian Kern
28. und 29. November Lissabon (Portugal Portugal) Treffen mit dem portugiesischen Präsidenten Marcelo Rebelo de Sousa und Ministerpräsident António Costa
4. Dezember Tiflis (Georgien Georgien) Treffen mit dem georgischen Präsidenten Giorgi Margwelaschwili und Premierminister Giorgi Kwirikaschwili
12. Dezember Paris (Frankreich Frankreich) Teilnahme am One Planet Summit

Nach dem Rücktritt aus dem Bundesrat[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Seit 2019 ist sie im Verwaltungsrat von Coop (seit 2021 Vizepräsidentin) und Bell Food Group (seit 2020 Vizepräsidentin). Weitere Verwaltungsratsmandate hat sie bei der Coop Mineraloel, der Stadler Rail und bei der Transgourmet Holding. Sie ist im Stiftungsrat der ETH Zürich Foundation, der Stiftung Swiss Digital (Präsidentin) und der Ulrico Hoepli-Stiftung (Präsidentin). Ausserdem ist sie Co-Präsidentin des Europa Forum in Luzern und Jury-Präsidentin des Umweltpreises der Wirtschaft in Luzern.[7][8]

Im Mai 2019 wurde Leuthard Ehrenbürgerin von Sarnen im Kanton Obwalden, wo die Familie ihres Mannes herstammt.[9]

Trivia[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Dokumentation[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Doris Leuthard – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Eidgenössische Bundeskanzlei: Der Bund kurz erklärt. S. 71, erschienen 2008.
  2. Das Dilemma der Doris Leuthard. In: NZZ Online. 29. April 2006, abgerufen am 14. April 2011.
  3. Präsidialjahr 2017. In: admin.ch. Archiviert vom Original am 28. Januar 2017; abgerufen am 1. Januar 2017.
  4. Doris Leuthard zur Bundespräsidentin gewählt. In: NZZ Online. 2. Dezember 2009, abgerufen am 14. April 2011.
  5. Der emotionale Auftritt von Doris Leuthard. Abgerufen am 27. September 2018.
  6. Doris Leuthard tritt spätestens im Herbst 2019 ab. In: SRF 4 news. 31. Juli 2017, abgerufen am 2. Mai 2019.
  7. Doris Leuthard Hausin bei Bell Food Group, abgerufen am 16. Juli 2022.
  8. lic. iur. Doris Leuthard Hausin In: Moneyhouse, abgerufen am 16. Juli 2022.
  9. Alt Bundesrätin Doris Leuthard ist nun doppelte Sarnerin. In: Obwaldner Zeitung, 7. Mai 2019.
  10. 20 Minuten Online: Doris Leuthard für ihren Humor ausgezeichnet, abgerufen am 10. Dezember 2012.
VorgängerAmtNachfolgerin
Joseph DeissMitglied im Schweizer Bundesrat
2006–2018
Viola Amherd