Council for a Democratic Germany

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Der Council for a Democratic Germany (Rat für ein demokratisches Deutschland, CDG) war eine deutsche Exilorganisation in den USA.

Gründung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Gründung des CDG erfolgte am 2. Mai 1944[1] in New York als Reaktion auf die Gründung des Nationalkomitees Freies Deutschland (NKFD) in Moskau im Juli 1943. Einige Initiatoren brachten Erfahrungen von vorausgegangenen Bündnisversuchen wie dem Lutetia-Kreis mit. Der Council verstand sich als Repräsentanz des deutschen Volkes[2]. Mitglieder waren Linkssozialisten, Sozialdemokraten, Kommunisten, bürgerliche Demokraten, ehemalige Angehörige des Zentrums, Schriftsteller, Künstler, und Wissenschaftler. Dieser „Exilrat“ sollte als Plattform für politische Meinungsbildung und Einflussnahme wirksam werden. Vorsitzender war Paul Tillich, evangelischer Theologe am Union Theological Seminary in New York. Er hat dem CDG sein besonderes politisch-theologisches Gepräge gegeben. Ein vergleichbar breites Spektrum hatte, was Politik und Kultur angeht, keine andere Exilgruppe.

Gründungsaufruf „Council for a Democratic Germany“, New Yorker Staatszeitung und Herold, 1944

Als entscheidend für seinen Erfolg wird die Balance zwischen den verschiedenen Denktraditionen innerhalb des CDG angesehen. Man trat ihm nicht bei, sondern wurde, als Stellvertreter für eine dieser Denktraditionen in ihn berufen.[3]

Arbeit[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Entwicklung von Zukunftsmodellen für den gesellschaftlichen Wiederaufbau nach dem Krieg

Der CDG hatte aktuelle Ereignisse aus dem Kriegsgeschehen und aus der politischen Entwicklung kommentiert. Beispiel dafür ist der „Aufruf des Council for a Democratic Germany nach der Invasion der West-Alliierten in der Normandie am 6. Juni 1944“. In verschiedenen Ausschüssen wurden Detailkonzepte für den gesellschaftlichen Wiederaufbau nach dem Kriege beraten. „In insgesamt sieben Fachausschüssen diskutierten Council-Mitglieder Fragen des Gewerkschaftsaufbaues (Leiter: Jacob Walcher), der Verwaltung, der Wirtschaftsstruktur, des Erziehungssystems, des Gesundheitswesens, des Presse- und Nachrichtenwesens und des Wiederaufbaues des Kulturlebens. Anknüpfend an die Gründungserklärung vom Mai 1944 arbeitete der Council dort praktische Vorschläge für die demokratische Neugestaltung Deutschlands aus, mit denen er Denkanstöße, Konzepte sowie Entscheidungs- und Argumentationshilfen liefern und sich in die laufenden Diskussionen der Deutschlandplanung in den USA einschalten wollte.“

Weltpolitische Hemmnisse

Insgesamt muss festgestellt werden, dass die Deklaration des CDG nicht konform ging mit den sich abzeichnenden weltpolitischen Entwicklungen.

Die CDG -Deklaration forderte:

  1. ein Selbstbestimmungsrecht der Völker, so auch für Deutschland,
  2. „Zusammenarbeit der Westmächte und Russlands“, intellektuell vorpraktiziert im CDG durch die Zusammenarbeit von bürgerlichen und kommunistischen Kräften.

Die weltpolitischen Entwicklungen gegen das CDG-Konzept:

  1. Die alliierte Politik der bedingungslosen Kapitulation war immer deutlicher darauf orientiert, für Deutschland das Selbstbestimmungsrecht vorerst außer Kraft zu setzen.
  2. Der sich abzeichnende Ost-West-Konflikt mit den Vorboten des Kalten Krieges.
Ende des CDG

Unüberbrückbar gewordene Differenzen zwischen bürgerlich und links orientierten Mitgliedern über das Potsdamer Abkommen und seine politisch-wirtschaftlichen Konsequenzen, für ein ursprünglich gemeinschaftlich gefordertes und verteidigtes ungeteiltes Deutschland, bedeuteten faktisch das Ende des CDG im Herbst 1945, nachdem Frank, Hertz und Baerwald ausgetreten waren. Formal wurde der Council nie aufgelöst.

Gründungsmitglieder[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die neunzehn Mitglieder des Initiativ-Komitees waren:

Interessenten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Thomas Mann war in die Planungen des CDG einbezogen gewesen, sagte aber seine Teilnahme ab. Er hielt, trotz Einverständnis mit großen Teilen der Erklärung, die Veröffentlichung für vorzeitig. Er vermisste den kritischen Umgang mit der eigenen Nation und den von Deutschen begangenen Verbrechen.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Claus-Dieter Krohn: Der Council für a Democratic Germany. In: Ursula Langkau-Alex & Thomas M. Ruprecht (Hg.): Was soll aus Deutschland werden? Der Council for a Democratic Germany in New York 1944–1945. Aufsätze und Dokumente. Reihe: Quellen und Studien zur Sozialgeschichte, Band 15, Campus, Frankfurt 1995, S. 47 f.
  • Petra Liebner: Paul Tillich und der Council for a Democratic Germany (1933 bis 1945). Reihe: Europäische Hochschulschriften Reihe 3, Band 902. Peter Lang, Frankfurt am Main 2001.
  • Karl O. Paetel: Zum Problem einer deutschen Exilregierung. (PDF; 5,0 MB) In: Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte (VfZ) 3/1956, S. 286 f.
  • Volkmar Zühlsdorff: Deutsche Akademie im Exil. Der vergessene Widerstand. Ernst Martin, Berlin 1999, 2. Aufl. 2001.
  • Maximilian Scheer, Archiv und Bibliothek, 28 lfm., 650 Bde. Werkmanuskripte epischer und publizistischer Arbeiten; Unterlagen zum französischen und amerikanischen Exil, Sachgebiet deutsche und internationale Geschichte, zahlreiche fremdsprachige Titel, insbesondere aus den Jahren des Exils: Belletristik amerikanischer und französischer Schriftsteller; Bücher aus Exilverlagen; Zeitschriften; Sammlung von Primärliteratur: Archiv der Akademie der Künste, Berlin
  • Siegfried Mielke (Hrsg.) unter Mitarbeit von Marion Goers, Stefan Heinz, Matthias Oden, Sebastian Bödecker: Einzigartig – Dozenten, Studierende und Repräsentanten der Deutschen Hochschule für Politik (1920–1933) im Widerstand gegen den Nationalsozialismus. Berlin 2008, ISBN 978-3-86732-032-0, S. 346–383.
  • Mario Keßler: Westemigranten. Deutsche Kommunisten zwischen USA-Exil und DDR. Böhlau Verlag Köln, Göttingen, 2019, ISBN 978-3-412-50044-3, S. 144ff

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Die sehr unterschiedlichen Versionen des Gründungsaufrufs, schließlich publiziert unter diesem Datum in Deutsch und in Englisch, werden dargestellt in: Paul Tillich, Main works. Hauptwerke, Band 3: Writings in social philosophy and ethics. Sozialphilosophische und ethische Schriften. Hg. Erdmann Sturm. de Gruyter, Berlin 1998, ISBN 3110115379, S. 503ff. (=Kap. 17). Die Texte stammen stets von Tillich, sie sind in google books und im online-Handel lesbar. Eine deutsche Fassung des Anfangs (=Version C in der Sturm-Ausgabe) bietet der Scan der Staatszeitung in diesem Lemma; nur in der .jpg-Version (anklicken!) in einer lesbaren Auflösung. Eine vollständige englische, leicht greifbare Fassung bietet Exil in den USA, Hg. Eike Middell, Reclam, Leipzig, 2. erw. und verb. Aufl. 1983, S. 637–644 (=Anm. 69), mit der kpl. Liste der Unterzeichner; entnommen aus: Mit dem Gesicht nach Deutschland. Eine Dokumentation über die sozialdemokratische Emigration Hgg. Friedrich Stampfer, Erich Matthias und Werner Link. Droste, Düsseldorf 1968, S. 649f. - Eine ausführliche Bewertung gibt es in dem Middell-Band, S. 215–221, u. a. eine Darstellung, warum Thomas Mann nicht mitwirkte, sowie über weitere Pro- und Gegen-Stimmen
  2. Paetel 1956, S. 290
  3. Paetel 1956, S. 291