Cohors I Raetorum (Raetia)

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Das Militärdiplom des Mogetissa vom 30. Juni 107 n. Chr. (CIL 16, 55)

Die Cohors I Raetorum (deutsch 1. Kohorte der Räter) war eine römische Auxiliareinheit. Sie ist durch Militärdiplome, Inschriften und Ziegelstempel belegt.

Namensbestandteile[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • I: Die römische Zahl steht für die Ordnungszahl die erste (lateinisch prima). Daher wird der Name dieser Militäreinheit als Cohors prima .. ausgesprochen.
  • Raetorum: der Räter. Die Soldaten der Kohorte wurden bei Aufstellung der Einheit aus dem Volk der Räter auf dem Gebiet der römischen Provinz Raetia rekrutiert. Die Hilfstruppeneinheiten der Räter wurden laut Tacitus zu zwei verschiedenen Zeitpunkten aufgestellt: nach der Eroberung Raetiens um 15 v. Chr. sowie um 70 n. Chr. in Folge des Helvetieraufstands.[1]
  • pia fidelis: loyal und treu. Der Zusatz kommt möglicherweise in einer Inschrift[2] und auf einem Ziegel[3] vor.

Da es keine Hinweise auf die Namenszusätze milliaria (1000 Mann) und equitata (teilberitten) gibt, ist davon auszugehen, dass es sich um eine Cohors quingenaria peditata, eine reine Infanterie-Kohorte, handelt. Die Sollstärke der Einheit lag bei 480 Mann, bestehend aus 6 Centurien mit jeweils 80 Mann.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Kohorte war in der Provinz Raetia stationiert. Sie ist auf Militärdiplomen[4] für die Jahre 107 bis 167/168 n. Chr. aufgeführt.[1][5][6][A 1]

Die Kohorte wurde vermutlich um 70 aufgestellt.[1] Der erste Nachweis der Einheit in Raetia beruht auf einem Diplom, das auf 107 datiert ist. In dem Diplom wird die Kohorte als Teil der Truppen (siehe Römische Streitkräfte in Raetia) aufgeführt, die in der Provinz stationiert waren. Weitere Diplome, die auf 116 bis 167/168 datiert sind, belegen die Einheit in derselben Provinz.

Standorte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Standorte der Kohorte in Raetia waren möglicherweise:

  • Kastell Schirenhof: eine Inschrift[7] und ein Ziegel[8] mit dem Stempel der Einheit wurden hier gefunden. Die Einheit war vermutlich von den 160ern bis zum Fall des Limes um 254 in Schirenhof stationiert.[1]
  • Kleinkastell Freimühle: in diese nahe von Schirenhof gelegene Anlage, die von der Cohors I Raetorum errichtet wurde, könnte auch eine Abteilung dieser Kohorte detachiert worden sein.

Angehörige der Kohorte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Folgende Angehörige der Kohorte sind bekannt.[1][5]

Kommandeure[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Sonstige[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Cohors I Raetorum (Raetia) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Farkas István Gergő: The Roman Army in Raetia, Dissertation, University of Pécs Faculty of Humanities 2015 (PDF)
  • Emil Ritterling, Edmund Groag: Die kaiserlichen Beamten und Truppenkörper im römischen Deutschland unter dem Prinzipat. Seidel & Sohn, Wien 1932, S. 205–206.
  • John Spaul: Cohors² The evidence for and a short history of the auxiliary infantry units of the Imperial Roman Army, British Archaeological Reports 2000, BAR International Series (Book 841), ISBN 978-1-84171-046-4

Anmerkungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Das hier angegebene Szenario geht von drei Kohorten aus: der Cohors I Raetorum (Germania), die in der Provinz Germania inferior stationiert war, der Cohors I Raetorum (Moesia), die in den Provinzen Moesia, Cappadocia und Asia stationiert war und der Cohors I Raetorum (Raetia), die in der Provinz Raetia stationiert war.
  2. a b Das Diplom ist nur unvollständig erhalten. Der Kommandeur und der entlassene Soldat gehörten entweder der Cohors I Raetorum oder der Cohors II Raetorum an.
  3. a b c d e Die genaue Zuordnung zu einer der drei Einheiten mit dem Namen Cohors I Raetorum ist nicht möglich bzw. umstritten.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c d e Farkas István Gergő, The Roman Army in Raetia, S. 158–159, 244–259, 421–423, 462–463, 464–466.
  2. Inschrift mit pia fidelis (CIL 3, 11924).
  3. Ziegel mit pia fidelis (IBR 00505).
  4. Militärdiplome der Jahre 107 (CIL 16, 55), 117 (RMD 4, 229), 128/133 (AE 2005, 1150), 138/140 (RMD 2, 94), 139 (RMD 5, 386), 139/141 (RMD 1, 59), 147 (CIL 16, 94), 151/170 (RMD 1, 51), 154/161 (CIL 16, 117, RMD 3, 175), 156 (CIL 16, 183), 157 (RMD 3, 170, RMM 00038), 160 (RMD 4, 278), 162 (CIL 16, 118), 166 (CIL 16, 121) und 167/168 (RMD 1, 68).
  5. a b John Spaul, Cohors², S. 274–278.
  6. Jörg Scheuerbrandt: Exercitus. Aufgaben, Organisation und Befehlsstruktur römischer Armeen während der Kaiserzeit. Dissertation, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg im Breisgau 2003/2004, S. 160 Tabelle 4 (PDF).
  7. Inschrift aus Schirenhof (CIL 3, 11924).
  8. Ziegel aus Schirenhof (IBR 00505).