Chlorpyrifos-methyl

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Strukturformel
Strukturformel von Chlorpyrifos-methyl
Allgemeines
Name Chlorpyrifos-methyl
Andere Namen
  • O,O-Dimethyl-O-(3,5,6-trichlorpyrid-2-yl)thiophosphat
  • Thiophosphorsäure-O,O-dimethyl-O-(3,5,6-trichlor-2-pyridyl)ester
  • Chlorpyriphos-methyl
  • Reldan
  • Zertell
Summenformel C7H7Cl3NO3PS
Kurzbeschreibung

farbloser, kristalliner Feststoff[1]

Externe Identifikatoren/Datenbanken
CAS-Nummer 5598-13-0
EG-Nummer 227-011-5
ECHA-InfoCard 100.024.556
PubChem 21803
ChemSpider 20493
Wikidata Q2964145
Eigenschaften
Molare Masse 322,54 g·mol−1
Aggregatzustand

fest

Dichte

1,67 g·cm−3[2]

Schmelzpunkt

45,5–46,5 °C[1]

Siedepunkt

zersetzt sich vor dem Sieden bei 175 °C[2]

Dampfdruck

3·10−3 Pa (20 °C)[2]

Löslichkeit

praktisch unlöslich in Wasser (2,74 mg·l−1 bei 20 °C)[2]

Sicherheitshinweise
GHS-Gefahrstoffkennzeichnung aus Verordnung (EG) Nr. 1272/2008 (CLP),[3] ggf. erweitert[1]
Gefahrensymbol Gefahrensymbol

Achtung

H- und P-Sätze H: 317​‐​410
EUH: 208
P: 261​‐​280​‐​284​‐​304+340+311​‐​342+311​‐​403+233[4]
Toxikologische Daten
Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet. Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen.

Chlorpyrifos-methyl ist ein synthetischer Pflanzenschutzmittelwirkstoff mit insektizider und akarizider Wirkung aus der chemischen Familie der Phosphorsäureester. Es handelt sich um das Methyl-Derivat von Chlorpyrifos (Chlorpyrifos-ethyl).

Gewinnung und Darstellung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Chlorpyrifos-methyl (3) wird industriell durch Umsetzung von 3,5,6-Trichlor-2-pyridinol[5] (TCPy) (1) mit O,O-Dimethylchlorthiophosphat (2) in Gegenwart von Natronlauge unter Abspaltung von Salzsäure hergestellt:[6]

Industrielle Synthese von Chlorpyrifos-methyl
Industrielle Synthese von Chlorpyrifos-methyl

Eigenschaften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Chlorpyrifos-methyl ist ein farbloser, kristalliner Feststoff mit einem leichten Geruch nach Mercaptan. Es ist nahezu unlöslich in Wasser, kann aber in den meisten organischen Lösungsmitteln gelöst werden. In Anwesenheit von Wasser hydrolysiert Chlorpyrifos-methyl mit einer Halbwertszeit von 9,4 bis 22,7 Tagen bei 25 °C im pH-Bereich von 4,2 bis 8,0.[7] Im Boden konnten Halbwertszeiten zwischen 1,4 und 12,5 Tagen beobachtet werden.[2]

Wirkung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Wirkungsweise von Chlorpyrifos-methyl entspricht der anderer Phosphorsäureester. Es inhibiert in den Nervenzellen das Enzym Acetylcholin-Esterase. Dies bewirkt eine Störung der Reizweiterleitung des Nervensystems, wodurch die Muskelfunktionen zum Erliegen kommen können. Lähmungen bis hin zum Atemstillstand und letzten Endes der Tod können die Folge sein.

Chlorpyrifos-methyl ist ein Insektizid und Akarizid mit breitem Wirkspektrum. Es wirkt sowohl als Kontaktgift als auch als Fraßgift und kann auch zum Ausräuchern verwendet werden.[8]

Verwendung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Wirkstoff wird bereits seit längerer Zeit erfolgreich im Obst-, Gemüse- und Getreideanbau gegen eine Reihe von Schädlingen eingesetzt. Zu den Organismen, gegen die es angewandt wird, zählen unter anderem Schild- und Blattläuse, Raupen, Fliegen, Termiten und Schaben.[2][9]

Zulassung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

EU[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Chlorpyrifos-methyl wurde in der Europäischen Union 2006 zugelassen. Die Zulassung lief bis zum 31. Januar 2020. Die Mitgliedstaaten mussten spätestens am 16. Februar 2020 ihre Zulassungen für Pflanzenschutzmittel, die Chlorpyrifos-methyl als Wirkstoff enthalten, widerrufen. Etwaige Aufbrauchfristen endeten spätestens am 16. April 2020.[10] In vielen EU-Mitgliedstaaten waren Präparate mit dem Wirkstoff bis zuletzt zugelassen, nicht jedoch in Deutschland.[2][11]

Schweiz[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In der Schweiz entschied das Bundesamt für Landwirtschaft im Mai 2019, allen Pflanzenschutzmitteln mit den Wirkstoffen Chlorpyrifos-methyl und Chlorpyrifos die Bewilligung zu entziehen und sie schrittweise von Markt zu nehmen.[12] Laut Bundesverwaltungsgericht waren acht Beschwerden gegen diesen Entscheid eingegangen; gemäß Greenpeace und WWF Schweiz u. a. von Dow AgroSciences, Syngenta und Sintrago.[13] Heute sind keine Pflanzenschutzmittel mehr mit Chlorpyrifos-methyl zugelassen.[14][11]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c d e Eintrag zu Chlorpyrifos-methyl in der GESTIS-Stoffdatenbank des IFA, abgerufen am 14. Mai 2019. (JavaScript erforderlich)
  2. a b c d e f g Eintrag zu Chlorpyrifos-methyl in der Pesticide Properties DataBase (PPDB) der University of Hertfordshire, abgerufen am 14. Mai 2019.
  3. Eintrag zu Chlorpyrifos-methyl im Classification and Labelling Inventory der Europäischen Chemikalienagentur (ECHA), abgerufen am 14. Mai 2019. Hersteller bzw. Inverkehrbringer können die harmonisierte Einstufung und Kennzeichnung erweitern.
  4. Datenblatt Chlorpyrifos-methyl bei Sigma-Aldrich, abgerufen am 14. Mai 2019 (PDF).
  5. Externe Identifikatoren von bzw. Datenbank-Links zu 3,5,6-Trichlor-2-pyridinol: CAS-Nummer: 6515-38-4, EG-Nummer: 229-405-2, ECHA-InfoCard: 100.026.733, PubChem: 23017, ChemSpider: 21541, Wikidata: Q6593915.
  6. Thomas A. Unger: Pesticide Synthesis Handbook. William Andrew, 1996, ISBN 0-8155-1853-6, S. 313 (englisch, eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  7. 325. Chlorpyrifos-methyl (WHO Pesticide Residues Series 5). Abgerufen am 15. Mai 2019.
  8. Hill, Dennis S., 1934-: Agricultural insect pests of temperate regions and their control. Cambridge University Press, Cambridge [Cambridgeshire] 1987, ISBN 0-521-24013-1 (englisch, eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  9. Eintrag zu Chlorpyrifos-methyl in der Hazardous Substances Data Bank (via PubChem), abgerufen am 14. Mai 2019.
  10. Durchführungsverordnung (EU) 2020/17 der Kommission vom 10. Januar 2020 zur Nichterneuerung der Genehmigung des Wirkstoffs Chlorpyrifos-methyl gemäß der Verordnung (EG) Nr. 1107/2009 des Europäischen Parlaments und des Rates über das Inverkehrbringen von Pflanzenschutzmitteln und zur Änderung des Anhangs der Durchführungsverordnung (EU) Nr. 540/2011 der Kommission
  11. a b Generaldirektion Gesundheit und Lebensmittelsicherheit der Europäischen Kommission: Eintrag zu Chlorpyrifos-methyl in der EU-Pestiziddatenbank; Eintrag in den nationalen Pflanzenschutzmittelverzeichnissen der Schweiz, Österreichs und Deutschlands, abgerufen am 6. April 2023.
  12. Bund will schädliches Pestizid verbieten. In: naturschutz.ch. 12. Juni 2019, abgerufen am 13. Juni 2019.
  13. Pestizid-Verbot: Agrochemie wehrt sich. In: schweizerbauer.ch. 19. Juli 2019, abgerufen am 12. August 2019.
  14. Suche nach: Chlorpyrifos-methyl. In: psm.admin.ch. Abgerufen am 26. Januar 2021.