Bromismus

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Klassifikation nach ICD-10
F13 Psychische und Verhaltensstörungen durch Sedativa oder Hypnotika
G92 Toxische Enzephalopathie
T42 Vergiftung durch Antiepileptika, Sedativa, Hypnotika und Antiparkinsonmittel
ICD-10 online (WHO-Version 2019)

Bromismus ist die Bezeichnung für ein Syndrom, das aus einer längeren Einnahme von Bromiden wie beispielsweise Carbromal oder Lithiumbromid resultiert.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bromismus war früher sehr verbreitet und verantwortlich für etwa 5 bis 10 % der psychiatrischen Krankenhausaufnahmen. 1928 wurde eins von fünf Rezepten in den USA für bromhaltige Medikamente ausgestellt.[1] Seit der Abkehr von bromidhaltigen Wirkstoffen in Arzneimitteln, beginnend Mitte der 1980er Jahre, nachdem diese 1978 rezeptpflichtig wurden,[2] nahmen die Vergiftungen rasch ab, wodurch das Krankheitsbild zunehmend in Vergessenheit geriet. Ähnliche Suchtprobleme gab es auch bei anderen Beruhigungsmitteln (z. B. Barbiturate, Benzodiazepine).[3]

Symptome[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Brom-Akne

Hohe Dosen von Bromiden stören die Membranen der Neuronen, wodurch es zu Somnolenz, Psychose und Krampfanfällen kommen kann.[4][5]

Die neurologische und psychiatrische Symptomatik ist variabel ausgeprägt. Dabei können Hyperexzitabilität, Irritation, Ataxie, Tremor, Benommenheit, Halluzinationen, Psychose, Schwäche, Stupor und Koma eintreten.[4] Darüber hinaus können gastrointestinale Symptome wie Erbrechen und Appetitlosigkeit[4] und Hauterscheinungen wie „Brom-Akne“,[6] Abszesse und Erytheme vorkommen.[4][7]

Diagnose[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Diagnose erfolgt durch den Nachweis von höheren Mengen von Bromiden im Blut oder Urin. Zusätzlich sind bei Bromismus häufig die Elektrolyt-, Glukose- und Kreatininwerte gestört. Ein Röntgen des Abdomens kann wegen der Röntgenopazität von Brom hilfreich sein.

Therapie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Es sind keine spezifischen Antidote bei einer Bromidvergiftung bekannt; die Gabe von Chlorid kann den Körper jedoch dabei unterstützen, das Brom schneller aus dem Körper auszuscheiden. Furosemid kann Patienten mit renalen Komplikationen oder bei schwerem Bromismus helfen.[4]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Hans Bangen: Geschichte der medikamentösen Therapie der Schizophrenie. Berlin 1992, ISBN 3-927408-82-4, S. 22.
  2. Bromismus. In: Deutsches Ärzteblatt. 91, Heft 49, 9. Dezember 1994, S. A3444.
  3. Hans Bangen: Geschichte der medikamentösen Therapie der Schizophrenie. Berlin 1992, ISBN 3-927408-82-4, S. 22.
  4. a b c d e Kent R.Olson: Poisoning & drug overdose. 4. Auflage. Appleton & Lange, 2003, ISBN 0-8385-8172-2, S. 140–141 (google.co.uk).
  5. Marc Galanter, Herbert D. Kleber: The American Psychiatric Publishing Textbook of Substance Abuse Treatment. 4. Auflage. American Psychiatric Publishing, Washington u. a. 2008, ISBN 978-1-58562-276-4, S. 217 (google.co.uk).
  6. Die Online-Enzyklopädie der Dermatologie, Venerologie, Allergologie und Umweltmedizin: Abszesse & Erythema; Akne, Brom-Akne
  7. M. Lewandowsky: Praktische Neurologie für Ärzte. (= Fachbücher für Ärzte. Band 1). Springer-Verlag, 2013, ISBN 978-3-642-99259-9, S. 17. (online)