Bolschoje Issakowo

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Siedlung
Bolschoje Issakowo
Lauth

Большое Исаково
Föderationskreis Nordwestrussland
Oblast Kaliningrad
Rajon Gurjewsk
Gegründet 1263
Frühere Namen Lawte (1263), Lauthe (1303),
Lavtin (1379), Lauth (1448 bis 1947),
Issakowo (1947 bis 1997)
Fläche 2,28 km²
Bevölkerung 6877 Einwohner
(Stand: 1. Okt. 2021)[1]
Bevölkerungsdichte 3016 Einwohner/km²
Höhe des Zentrums 20 m
Zeitzone UTC+2
Telefonvorwahl (+7) 40151
Postleitzahl 238311
Kfz-Kennzeichen 39, 91
OKATO 27 209 000 013
Geographische Lage
Koordinaten 54° 43′ N, 20° 36′ OKoordinaten: 54° 43′ 6″ N, 20° 36′ 0″ O
Bolschoje Issakowo (Europäisches Russland)
Bolschoje Issakowo (Europäisches Russland)
Lage im Westteil Russlands
Bolschoje Issakowo (Oblast Kaliningrad)
Bolschoje Issakowo (Oblast Kaliningrad)
Lage in der Oblast Kaliningrad

Bolschoje Issakowo (russisch Большое Исаково, bis 1997 offiziell Issakowo, deutsch Lauth) ist ein Ort in der russischen Oblast Kaliningrad. Er liegt im Rajon Gurjewsk und gehört zur kommunalen Selbstverwaltungseinheit Munizipalkreis Gurjewsk.

Geographische Lage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bolschoje Issakowo liegt fünf Kilometer östlich von Kaliningrad (Königsberg) und zehn Kilometer südlich von Gurjewsk (Neuhausen) an dem östlich gelegenen und bis 1946 so genannten Lauther Mühlenteich. Im Westen grenzt das Dorf an den Leningrader Rajon der Stadt Kaliningrad. Durch den Ort verläuft die östliche Umfahrungsstraße der Oblasthauptstadt, eine direkte Bahnanbindung besteht nicht.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Ort wurde im Jahre 1263 als Lawte gegründet.[2] 1299 verlieh der Komtur von Königsberg, Berthold von Brühaven, den Bürgern der Stadt Wiesen in dem großen Werder der Pregel (russisch: Pregolja), dazu noch Wiesen bei dem Dorf Lauth als Gemeindewiese von der Brücke hinab bis zur Stadtfreiheit[3].

Im Jahre 1874 wurde Lauth in den neu errichteten Amtsbezirk Liep[4] (russisch: Oktjabrskoje) eingegliedert. Er gehörte bis 1927 zum Landkreis Königsberg (Preußen) im Regierungsbezirk Königsberg der preußischen Provinz Ostpreußen und wurde – nach Einbeziehung von Liep in die Stadt Königsberg (Preußen) – im Jahre 1927 in „Amtsbezirk Lauth“ umbenannt. Am 1. April 1939 verlor auch Lauth seine Eigenständigkeit und wurde in die Stadt und den Stadtkreis Königsberg eingemeindet[5]. Der Amtsbezirk wurde aufgelöst.

Im Jahre 1945 kam Lauth mit dem nördlichen Ostpreußen zur Sowjetunion und erhielt 1947 die russische Bezeichnung Issakowo.[6] Gleichzeitig wurde der Ort in den Dorfsowjet Saosjorski selski Sowet eingeordnet. Im Jahr 1954 wurde Issakowo der Verwaltungssitz des Bolscheissakowski selski Sowet. Daneben war Issakowo seit 1947 faktisch und von 1953 bis 1960 offiziell der Verwaltungssitz des Rajons Gurjewsk, weil sich in der Stadt Gurjewsk Militär einquartiert hatte und dort keine Zivilbehörde duldete. Im Jahr 1997 wurde Issakowo in Bolschoje Issakowo umbenannt.[7][8] Im Jahr 2008 wurde Bolschoje Issakowo Sitz einer Landgemeinde. Nach deren Auflösung im Jahr 2013 gehörte der Ort zum Stadtkreis Gurjewsk und seit 2022 zum Munizipalkreis Gurjewsk.

Einwohnerentwicklung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Jahr Einwohner
1885[9] 774
1910[10] 864
1933[11] 1.827
2002[12] 2.499
2010[13] 3.187
2021[14] 6.877

Amtsbezirk Lauth[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Am 2. Dezember 1927 wurde der bisherige Amtsbezirk Liep (russisch: Oktjabrskoje) in „Amtsbezirk Lauth“ umbenannt[4] und Lauth wurde Amtsdorf im Landkreis Königsberg (Preußen) im Regierungsbezirk Königsberg der preußischen Provinz Ostpreußen. Dieser Amtsbezirk bestand aus den beiden Landgemeinden Lauth und Palmburg (russisch: Pribreschnoje). Nur elfeinhalb Jahre währte die Amtszeit, bis Lauth in die Stadt Königsberg (Preußen) eingemeindet und der Amtsbezirk aufgelöst wurde.

Bolscheissakowski selski Sowet/okrug 1954–2008[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Dorfsowjet Bolscheissakowski selski Sowet (ru. Болыпеисаковский сельский Совет) wurde im Juni 1954 eingerichtet.[15] Seine Orte gehörten vorher zum Saosjorski selski Sowet. Der Verwaltungssitz des Dorfsowjets war der Ort Issakowo, der 1997 in Bolschoje Issakowo umbenannt wurde.[7][8] Nach dem Zerfall der Sowjetunion bestand die Verwaltungseinheit als Dorfbezirk Bolscheissakowski selski okrug (ru. Болыпеисаковский сельский округ). Im Jahr 2008 wurde der Dorfbezirk in eine Landgemeinde umgewandelt.

Ortsname Name bis 1947/50 Bemerkungen
Issakowo (Исаково) Lauth Der Ort wurde 1947 umbenannt und 1997 in Bolschoje Issakowo umbenannt.
Malo-Issakowo (Мало-Исаково) (Krug) Lauth Der Ort wurde 1947 umbenannt und 1997 in Maloje Issakowo umbenannt.
Wassilkowo (Васильково) Neudamm (Dorf) Der Ort wurde 1947 umbenannt.

Bolscheissakowskoje selskoje posselenije 2008–2013[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Lage der Landgemeinde Bolscheissakowskoje selskoje posselenije im Rajon Gurjewsk

Die Landgemeinde Bolscheissakowskoje selskoje posselenije (ru. Большеисаковске сельско поселение) wurde im Jahr 2008 als Nachfolgerin des Dorfbezirks Bolscheissakowski selski okrug eingerichtet.[16] Zu ihr gehörten drei jeweils „Siedlung“ (russisch: possjolok) genannte Ortschaften auf einer Fläche von 4,8 km² mit 10.257 Einwohnern (Stand 2010). Im Jahr 2013 ging die Gemeinde im Stadtkreis Gurjewsk auf.

Ortsname deutscher Name
Bolschoje Issakowo (Большое Исаково) Lauth
Maloje Issakowo (Малое Исаково) Krug Lauth
Wassilkowo (Васильково) Neudamm

Mühle Lauth[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Lauth war vor 1945 ein bekannter Mühlenort[3], wovon noch heute der Lauther Mühlenteich zeugt. Die Mühle Lauth hatte eine wechselvolle Geschichte. 1460 befahl der Hochmeister Ludwig von Erlichshausen dem Komtur zu Ragnit (heute russisch: Neman), mit Feuerschiffen bei der Mühle Lauth zu ihm zu stoßen, um Wehlau (Snamensk) anzugreifen. 65 Jahre später hielt Herzog Albrecht bei der Mühle Lauth ein blutiges Strafgericht über aufständische Bauern, und der Winter 1554 war so kalt, dass alle Teiche in der Umgebung zufroren und fast alle Mühlen stillstanden. Korn und Salz mussten daher zur Mühle Lauth gefahren werden. 1566 wurde die Mühle von der Herzogin Anna Maria, der Gemahlin Herzog Albrechts an die „Los- und Kuchenbäcker“ der drei Städte Königsbergs verliehen.

Später kam noch eine Sägemühle hinzu, die im Jahre 1583 vom Markgrafen Georg Friedrich ebenfalls an Königsberg verliehen wurde. Die Königsberger Bäcker nutzten die Lauthener Mühle mehr als hundert Jahre.

Nach dem Ende des Krieges 1806/07 kamen die Mühlen zur Versteigerung gegen Höchstgebot. Die Mühle Lauth wurde von Friedrich Wilhelm Lehmann für 33.300 Reichstaler ersteigert. Danach hatte die Mühle noch viele Besitzer, als deren letzter Kurt Käswurm genannt wurde, der sie 1894 übernahm.

Kirche[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bis 1945 war die meist evangelische Bevölkerung Lauths in das Kirchspiel Neuhausen (russisch: Gurjewsk) eingegliedert, das zum Kirchenkreis Königsberg-Land II innerhalb der Kirchenprovinz Ostpreußen der Kirche der Altpreußischen Union gehörte. Heute sind die meisten Einwohner, soweit sie konfessionell gebunden sind, russisch-orthodox. Bezüglich der evangelisch-lutherischen Kirchenstrukturen liegt Bolschoje Issakowo im Einzugsbereich der evangelisch-lutherischen Auferstehungskirche in Kaliningrad (Königsberg) der in den 1990er Jahren neu entstandenen Propstei Kaliningrad[17] der Evangelisch-lutherischen Kirche Europäisches Russland.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Таблица 1.10 «Численность населения городских округов, муниципальных районов, муниципальных округов, городских и сельских поселений, городских населенных пунктов, сельских населенных пунктов» Программы итогов Всероссийской переписи населения 2020 года, утвержденной приказом Росстата от 28 декабря 2021г. № 963, с данными о численности постоянного населения каждого населенного пункта Калининградской области. (Tabelle 1.10 „Bevölkerungsanzahl der Stadtkreise, munizipalen Rajons, Munizipalkreise, städtischen und ländlichen Siedlungen [insgesamt], städtischen Orte, ländlichen Orte“ der Ergebnisse der Allrussischen Volkszählung von 2020 [vollzogen am 1. Oktober 2021], genehmigt durch die Verordnung von Rosstat vom 28. Dezember 2021, Nr. 963, mit Angaben zur Zahl der Wohnbevölkerung jedes Ortes der Oblast Kaliningrad.)
  2. Ortsinformationen Bildarchiv Ostpreußen: Lauth
  3. a b Schadwinkel, Das Dorf und die Mühle Lauth
  4. a b Rolf Jehke, Amtsbezirk Liep/Lauth
  5. wiki-genealogy.net
  6. Durch den Указ Президиума Верховного Совета РСФСР от 17 ноября 1947 г. «О переименовании населённых пунктов Калининградской области» (Erlass des Präsidiums des Obersten Rats der RSFSR vom 17. November 1947: Über die Umbenennung der Orte der Oblast Kaliningrad)
  7. a b Durch den Beschluss der Oblastduma vom 22. Mai 1997, Nr. 38 "Об упорядочении учета сельских населенных пунктов области" (Über Regelungen der Erfassung der ländlichen Orte der Oblast)
  8. a b Allerdings wurde der Ort schon in der Административно-территориальное деление Калининградской области 1989 (Die administrativ-territoriale Einteilung der Oblast Kaliningrad 1989 (mit Stand von 1988), herausgegeben vom Sowjet der Oblast Kaliningrad) mit Bolschoje Issakowo bezeichnet.
  9. Gemeindelexikon für das Königreich Preußen, I. Provinz Ostpreußen, Berlin 1888
  10. Uli Schubert, Gemeindeverzeichnis, Landkreis Königsberg
  11. Michael Rademacher: Stadt und Landkreis Königsberg. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  12. Allrussische Volkszählung von 2002
  13. Allrussische Volkszählung von 2010
  14. Allrussische Volkszählung von 2021
  15. Durch den Указ Президиума Верховного Совета РСФСР от 16 июня 1954 г. № 744/54 «Об объединении сельских советов Калининградской области» (Erlass des Präsidiums des Obersten Sowjets der RSFSR vom 16. Juni 1954, Nr. 744/54: Über die Vereinigung von Dorfsowjets der Oblast Kaliningrad)
  16. Durch das Закон Калининградской области от 30 июня 2008 r. № 254 «Об организации местного самоуправления на территории муниципального образования "Гурьевский городской округ"» (Gesetz der Oblast Kaliningrad vom 30. Juni 2008, Nr. 254: Über die Organisation der lokalen Selbstverwaltung auf dem Territorium der kommunalen Bildung "Stadtkreis Gurjewsk")
  17. Evangelisch-lutherische Propstei Kaliningrad (Memento vom 29. August 2011 im Internet Archive)

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]