Blauer Dollar

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Mehrere blau eingefärbte Dollarscheine (Symbolbild)
Blauer Dollar

Blauer Dollar (dólar blue), Parallel-Dollar (dólar paralelo) oder schwarzer Dollar (dólar negro) sind Euphemismen, die für illegal in Argentinien auf dem Schwarzmarkt erworbene US-Dollar stehen.[1]

Begriff[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Bezeichnung blauer Dollar wird in Argentinien seit 2011 benutzt, als das argentinische Bundesamt für Staatseinnahmen (AFIP) und die argentinische Zentralbank (BCRA) unter der Regierung von Cristina Fernández de Kirchner Beschränkungen für den Kauf von Fremdwährungen einführten. Das Adjektiv blau kommt aus dem Englischen und wird im Zusammenhang mit zwielichtigen, dunklen Geschäften benutzt. Gemäß einigen Zeitungen wird es in Bezug auf den blauen Dollar verwendet, weil die Transaktionen mit dieser Währung auf dem Schwarzmarkt getätigt werden und gegen die Regulierungen des AFIP verstoßen.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Jahr 2011 verursachte die hohe Nachfrage nach US-Dollars seitens der argentinischen Bevölkerung einen starken Rückgang der Devisenreserven der Zentralbank, von geschätzten 52 Milliarden US-Dollar auf 46,3 Milliarden US-Dollar. In jenem Jahr erreichte die Kapitalflucht (Bildung von ausländischen Vermögenswerten, d. h. von Vermögen, das außerhalb des Finanzsystems bleibt oder ins Ausland transferiert wurde) die Marke von 21,5 Milliarden US-Dollar und übertraf beinahe den Rekord von 2008, als mit dem Platzen der Subprime-Blase in den USA etwa 23 Milliarden US-Dollar aus dem argentinischen Finanzsystem abflossen. Im Jahr 2012 sank gemäß der argentinischen Zentralbank die Kapitalflucht aufgrund der Einschränkungen des Kapitalexports auf 4 Milliarden.

Zunächst bestanden die Beschränkungen darin, dass Personen, die Dollars (oder andere Währungen) kaufen wollten, mit einer Eintragung beim AFIP, der Steuerbehörde Argentiniens, Rechenschaft über ihre Einkünfte ablegen mussten. Man nahm an, dass dies Geldwäsche und Steuerdelikte verhindern würde. Ein weiterer Beweggrund für die Beschränkung war die Inflationsrate im Land. Die Absicht der Regierung war es, einen abrupten Wertverlust des Pesos im Verhältnis zum Dollar zu verhindern. Dies sollte kurzfristig zur Erhaltung der Wettbewerbsfähigkeit beitragen, die die Wirtschaft im Falle einer Inflation einbüßt. Gleichzeitig wurde allerdings der Druck, die Preise später anzuheben, erhöht.

Später wurden die Beschränkungen des Kaufs von Dollars gelockert. Am 5. Juli 2012 verbot die argentinische Zentralbank in der Verordnung 5318 A in Übereinstimmung mit der Meinung der Zeitung El Cronista auf unbestimmte Zeit den Kauf von US-Dollars und anderen Fremdwährungen zu Sparzwecken. Ab dem 27. Januar 2014 konnten Privatpersonen, über deren Einkünfte das AFIP informiert war, wieder ausländische Währungen zum Sparen bei Banken und Wechselstuben erwerben – allerdings nur im Wert von höchstens 20 % ihrer monatlichen Einkünfte. Die Voraussetzung für den Zugriff auf das Fremdwährungs-Verkaufssystem ist, dass man mindestens die Summe von zwei Mindestlöhnen verdient. Am 7. Mai 2013 erreichte der Dollar auf dem Parallelmarkt den Kursrekord von 10,47 Pesos, während sich der gleiche Wert auf dem offiziellen Markt auf 5,22 belief. Somit erreichte die Differenz zwischen den beiden Kursen mit 100,6 % den höchsten Wert seit der Einführung der Währungskontrollen im Oktober 2011. Die genannte Differenz wird in Argentinien gemeinhin als brecha cambiaria („Kurskluft“) bezeichnet. Im April 2015 wurde ein US-Dollar auf dem Parallelmarkt zu 12,42 Pesos und auf dem offiziellen Markt zu 8,86 Pesos gehandelt. Die Kluft zwischen dem offiziellen und dem Parallelkurs betrug damit nur noch 40,2 %.

Am 17. Dezember 2015 setzte der im Oktober gewählte Präsident Mauricio Macri den Beschränkungen des Kaufs von Fremdwährungen ein Ende. Dieser Entscheid verursachte eine Abwertung des Pesos von fast 40 % gegenüber dem US-Dollar: Innert 24 Stunden stieg der Kurs von 9,83 auf 13,95.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Währungskrise in Argentinien – Das Geld und der Schwarzmarkt, Süddeutsche Zeitung, 28. Januar 2014