Archenhold-Sternwarte

Van Wikipedia, de gratis encyclopedie

Archenhold-Sternwarte (2022)

Die Archenhold-Sternwarte ist eine Ende des 19. Jahrhunderts eingerichtete Volkssternwarte im Treptower Park im Berliner Ortsteil Alt-Treptow, Adresse Alt-Treptow 1. Sie beherbergt den Großen Refraktor, das längste bewegliche Fernrohr der Welt (auch Himmelskanone genannt), das Ursache für ihre Errichtung war.[1][2] Die Einrichtung erhielt 1946 ihren Namen nach Friedrich Simon Archenhold, ihrem Gründer und ersten Direktor. Sie gilt als größte Volkssternwarte Deutschlands und als eine der ältesten.[3] (Die älteste ist die Urania, die bereits 1889 eröffnet wurde, heute aber nicht mehr als Sternwarte existiert.)

Die geografischen Koordinaten der Volkssternwarte betragen 52° 29′ 9″ N, 13° 28′ 35″ OKoordinaten: 52° 29′ 9″ N, 13° 28′ 35″ O nördliche Breite, die Höhe 41 m über NN.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Für die Berliner Gewerbeausstellung von 1896 entsteht eine Sternwarte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Riesenfernrohr auf der Berliner Gewerbeausstellung 1896

Die Archenhold-Sternwarte entstand aus einer vorübergehenden Installation um das Riesenfernrohr zur Berliner Gewerbeausstellung[4] 1896, die aus Anlass des 25-jährigen Jahrestags der Erhebung Berlins zur Reichshauptstadt stattfand. Nach den Vorbildern der Weltausstellungen von London 1851 und Paris 1889 wollten nun auch deutsche Industrielle die Welt in ihre (neue) Hauptstadt zu einer Weltausstellung einladen. Diese „Weltausstellung“ sollte auch dazu dienen, den Wert deutscher Produkte positiv darzustellen, da bis dahin das Label „made in Germany“ für sehr schlechte Qualität stand. Mit den neuen Möglichkeiten der überregionalen Zusammenarbeit und weniger Zöllen nach der Reichseinigung sollte dies jetzt anders werden. Industrie, Wirtschaft und Handel wollten daher besonders prestigeträchtige Objekte auf dieser Ausstellung zeigen. Kaiser Wilhelm legte jedoch sein Veto ein; er wollte die Ausstellung nicht. Um dennoch die wirtschaftlichen Ziele zu erreichen, wurde die Ausstellung nicht „Weltausstellung“ genannt, aber dennoch besondere Leistungen deutscher Industrie vorgeführt.[4] Ein Riesenfernrohr der Superlative, aus deutscher Herstellung stammte, passte daher ins Konzept der Ausstellung.

So wurden die Planungen für ein großes Forschungs-Fernrohr, die Friedrich Simon Archenhold ab 1893 ausgearbeitet hatte, hinzugezogen. Auf der Gewerbeausstellung sollte es dazu dienen, durch Eintrittsgelder die Herstellungs- und Aufstellungskosten sowie die geplante Verlagerung des Instrumentes nach der Gewerbeausstellung finanzieren zu können. Auf Betreiben von Wilhelm Foerster und Max Wilhelm Meyer sollte die Einrichtung eine Schau-Attraktion auf der Ausstellung sein – nicht nur durch seine imposante Größe ein Hingucker, sondern auch wissenschaftliche astronomische Erkenntnisse einer breiten Öffentlichkeit vermitteln.

Riesenfernrohr[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Archenhold-Sternwarte, 2004

Die Größe und die technische Auslegung des Instruments waren stark umstritten. Laut der Geschichte der Sternwarte von Dieter B. Herrmann hat Archenhold bei seinem Crowd-Funding damit geworben, dass man ein größeres Fernrohr brauche, um neue Gasnebel mit fotografischen Methoden zu entdecken.[2] Dabei sei weniger Geld zusammengekommen als für den ursprünglichen Plan benötigt und Archenhold habe damit geworben, dass man für die Bestätigung von Fotografien wie seine des California-Nebels[5] im Sternbild Perseus ein größeres Fernrohr brauche.[5] Das scheint aber ein Marketingtrick gewesen zu sein, denn Archenholds Fotografie des Califonia-Nebels entstand bei Tests mit kurzbrennweitigen Objektiven,[5] wohingegen das Riesenfernrohr ja besonders lang werden sollte.

Das Fernrohr wurde im Treptower Park auf einem erschütterungsfreien Postament errichtet und mit einem hufeisenförmigen Holzgebäude umgeben, das über Ausstellungsräume und einen Vortragssaal verfügte. Der Holzbau hatte historisierende Formen und trug eine durch Zinnen abgeschlossene Plattform. Die am 1. Mai 1896 eröffnete Gewerbeausstellung zeigte zwar das Riesenteleskop, das jedoch erst im September des gleichen Jahres funktionsfähig war.[2] Dieses Linsenfernrohr besitzt eine Öffnungsweite von 70 Zentimetern (seit einem Muschelbruch am Rand, der bei Wartungsarbeiten entstanden war, abgeblendet auf 68 cm) und eine Brennweite von 21 Metern. Das Gesamtgewicht beträgt 130 Tonnen und ist durch seine Konstruktion in jeder Richtung und Höhe frei beweglich.[6]

Durch die verspätete Fertigstellung fehlten die Einnahmen, um das Instrument wie vereinbart nach der Ausstellung abzubauen. Ende 1896 entschied die Stadtverordnetenversammlung auf Antrag, dass das für die Gewerbeausstellung installierte Ensemble weiter dort stehen bleiben dürfe. Archenhold erhielt für seine Forschungen im Treptower Park keinerlei staatliche oder kommunale Zuwendungen, lediglich Spenden halfen ihm, u. a. von der damaligen Gewerkschaft. So machte er aus der Not eine Tugend und betrieb das Institut als Volkssternwarte. Im Jahr 1896, mit der Eröffnung der Sternwarte, hatte sich der Verein Treptow-Sternwarte e. V. gegründet. Er übernahm unter dem Vorsitz von Archenhold die Führung der Sternwarte und der zugehörigen Ausstellungen und organisierte Vortragsveranstaltungen. Die erste Ausstellung bestand aus den Themenbereichen Geschichte der Astronomie, Erde und Mond, Sonne und Planeten, Kometen und Sternschnuppen, Sterne und Sternhaufen, Instrumentenkunde und Optik.

Astronomische Beobachtungen von Standardobjekten (freiäugig sichtbare Planeten, Messier-Objekte etc.), Mondfinsternissen, Kometen wurden durchgeführt, auch zahlreiche Beobachtungen für die Öffentlichkeit. Im Jahr 1897 kamen etwa 23.000 Besucher und bis 1899 stieg die Zahl der Besucher auf über 60.000. Diese Anzahl blieb bis Mitte der 1930er Jahre in etwa gleich.[7]

Forschung der Familie Archenhold[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die ersten Forschungen von Friedrich Archenhold, für die er von Wilhelm Foerster beauftragt worden war, galten der Entwicklung der photographischen Methode. Foerster war selbst kein Beobachter, aber geschickter Wissenschaftspolitiker: Er beauftragte seine Assistenten mit Erprobungen neuer Techniken. Archenhold testet eine neue, kurzbrennweitige Astro-Kamera zuerst an der Ostsee, dann in einer eigens für die Test eingerichteten Station in Berlin-Halensee.[5] Dabei gelang ihm ein weiterer photographischer Nachweis des Nebels bei ξ Persei[5] (heute „California-Nebel“ genannt). Nach dem Bau des Riesenfernrohrs setzte er seine technischen Tests (mit Fotografien und Bewegtbildern) und astronomischen Beobachtungen in Treptow fort.

Forschungsberichte und Fachartikel wurden zu den Kometen Perrine 1897[1] und Halley 1910[4], einer Feuerkugel[8] und leuchtenden Nachtwolken[9][10][11] publiziert. Die Beteiligung an der Beobachtungskampagne der Nova Persei 1901[12][13] ist dokumentiert, was an frühere ähnliche Beobachtungen anschloss[14]. Die Ursache von Novae (Oberflächeneruptionen in kataklysmischen Doppelsternen) war damals noch unverstanden. Novae (unvorhersagbar ausbrechende Sterne) und Veränderliche Sterne bzw. die Untersuchungen von ihren Perioden waren damals eines der wichtigsten und aktuellsten Forschungsgebiete.

Eine Publikation entstand 1912 nach Beobachtungen des Großen Roten Flecks auf Jupiter durch das Riesenfernrohr.[3] Der Sohn des Sternwarten-Gründers, Günter Archenhold, publizierte vor allem zur Sonnenforschung[15][16][17][18] und zum Halo-Phänomen[19]. Nur seine erste Fachpublikation 1930 (und zuvor mit seinem Vater) signierte er mit der Affiliation „Treptow-Sternwarte“.

Umbau und Weiterbetrieb[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Schild an der Saaltür des Einstein-Saals an der Archenhold-Sternwarte Berlin.

Im Jahr 1908 wurde das nur für die Gewerbeausstellung gedachte Holzgebäude durch einen Neubau ersetzt, den die Architekten Konrad Reimer und Friedrich Körte geplant hatten. Die Eröffnung des neuen Gebäudes, im Stil des Klassizismus und ebenfalls mit einem hufeisenförmigen Grundriss und einer Besucherterrasse,[6] fand am 4. April 1909 statt. Am 2. Juni 1915 hielt Albert Einstein in der Sternwarte seinen ersten öffentlichen Vortrag über die Allgemeine Relativitätstheorie. 1931 trat Friedrich Simon Archenhold als Direktor der Sternwarte zurück, und sein Sohn Günter Archenhold übernahm die weitere Leitung. Wegen seiner jüdischen Abstammung musste Günter Archenhold auf Druck der Nationalsozialisten Ende 1936 sein Amt niederlegen. Schließlich gab die Familie Archenhold ihr Lebenswerk, die Sternwarte in Treptow, auf und emigrierte. Einige Angehörige kamen auch in Konzentrationslager. Die Verwaltungs-Leitung der Sternwarte wurde einem astronomisch unkundigen Beamten übertragen und die Einrichtung der Hauptschulverwaltung Berlins angegliedert. Die wissenschaftliche Leitung übernahm Richard Sommer. In diesen Jahren kamen die Deutsche Arbeitsgemeinschaft für Sonnenforschung (DARGESO) und die Berliner Astronomische Vereinigung (BAV) an die Sternwarte, die sich schließlich zur Himmelskundlichen Arbeitsgemeinschaft zusammenschlossen.[20] Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs erhielt die Sternwarte einen Bombentreffer im Südwestflügel, wobei das Riesenfernrohr ohne schwere Beschädigungen blieb.

Schon am 1. Juli 1945 zur Sonnenfinsternis fanden wieder Beobachtungen statt. Edgar Mädlow (1921–2012) leitete kommissarisch die Sternwarte unter Mithilfe von Herbert Pfaffe.

Die Sternwarte erhält 1946 den Namen ihres Begründers[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Teilnehmer der III. Weltfestspiele besichtigen im August 1951 die Archenhold-Sternwarte in Berlin-Treptow.

Aufgrund des Vorschlags des Stadtrats für Volksbildung, Otto Winzer, erhielt die Sternwarte am 17. August 1946 den Namen Archenhold-Sternwarte.[20] Die Kriegsschäden am Gebäude wurden bis 1948 beseitigt, wobei einige bauliche Vereinfachungen vorgenommen wurden.[6] Zum 1. Juni 1948 berief der Berliner Magistrat als Eigentümer der Sternwarte Diedrich Wattenberg, der schon mit Archenhold zusammengearbeitet hatte, zum Direktor. Die Besucherzahlen stiegen von 1946 jährlich um etwa 8.000 und erreichten 1949 25.000 Personen. Im Jahr 1958 wurde der große Refraktor wegen technischer Defekte stillgelegt, blieb aber als technisches Denkmal erhalten.

Aus- und Anbauten für Bildungszwecke[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ab 1959 diente die Sternwarte verstärkt Unterrichtszwecken in Physik und Astronomie, wozu in den 1960er Jahren zwei weitere Kuppelbauten für Refraktoren und Teleskope auf dem Gelände entstanden. Auch ein Hörsaal mit 48 Plätzen, das Sonnenphysikalische Kabinett mit der Möglichkeit der Projektion eines Sonnenabbildes von 80 Zentimeter Durchmesser und eines Sonnenspektrums von anderthalb Meter Länge, wurde 1966 eingerichtet. Es war ein Erfindung von Edwin Rolf (Rathenow), eine Weiterentwicklung des Jensch-Coelostaten für didaktische (Schau-)Zwecke.

Archenhold-Büste
Sigmund Jähn vor der Büste von Juri Gagarin im Garten der Archenhold-Sternwarte, 1981

Im Jahr 1961 wurde vor dem Eingang zur Sternwarte eine vom Bildhauer Theo Balden aus Granit geschlagene Archenhold-Büste aufgestellt. An den Auftritt von Albert Einstein erinnert eine von Jenny Mucchi-Wiegmann geschaffene Bronze-Büste, die im Garten der Anlage ihren Platz erhielt.[6] Sie war zwischenzeitlich zwölf Jahre verschollen,[21] wurde aber 2003 von einer Freien Mitarbeiterin in einem Potsdamer Antiquariat wiedergefunden.

Am 12. März 1982 erhielt die Sternwarte ein Kleinplanetarium mit nunmehr 90 statt 60 Sitzplätzen. Das 1958 außer Betrieb genommene Riesenfernrohr konnte ab 1977 rekonstruiert werden und war ab 1983 wieder einsetzbar. In den 1980er Jahren betrug die jährliche Besucherzahl etwa 70.000. Im Jahr 1987 wurde ein, schon von Archenhold angeregtes, Zeiss-Großplanetarium im Ernst-Thälmann-Park in Berlin-Prenzlauer Berg errichtet. Es bildete bis 2013 eine gemeinsame Einrichtung mit der Archenhold-Sternwarte.

Forschung (1972–1991)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1972 wurde eine Forschungsabteilung für die Geschichte der Astronomie in der Sternwarte eingerichtet,[22] die von Mitgliedern einer eigenen Arbeitsgemeinschaft bereichert wurde. Ihr Abteilungsleiter war bis 1976 Dieter B. Herrmann. Nach seiner Habilitation 1986 lehrte er auch an der Universität und betreute gelegentlich Doktorarbeiten. Durch zahlreiche Publikationen zu astronomiehistorischen Arbeiten bestand auch ein Schriftentausch mit anderen Forschungseinrichtungen. Nachdem Archenholds ursprüngliche, umfangreiche Bibliothek im Krieg verschollen war, wurde durch den Schriftentausch wieder eine neue stattliche Sammlung kreiert.

Am 1. November 1976 schied nach 28 Jahren Diedrich Wattenberg als Direktor aus und auf seinen Vorschlag wurde Dieter B. Herrmann zum neuen Direktor der Sternwarte berufen. Die Forschung zur Astronomiegeschichte wurde von Jürgen Hamel geleitet, der 1978 bis 1991 an der Archenhold-Sternwarte arbeitete.

Fachdidaktische Arbeiten, Schulbücher für das Fach Astronomie und astronomische Themenkapitel in Schulbüchern verschiedener Naturwissenschaften wurden vom Direktor Herrmann und von seinen Mitarbeitern verfasst, federführend von den studierten Astronomie-Lehrern Dietmar Fürst und Oliver Schwarz (letzterer erhielt später eine Professur für Fachdidaktik Physik an der Universität Siegen und leitete den Arbeitskreis „Astronomiedidaktik“/ Bildungsausschuss der Astronomischen Gesellschaft).

Seit 1972 hat die Sternwarte ein eigenes, für den Standort in Treptow berechnetes astronomisches Jahrbuch herausgegeben („Blick in die Sternenwelt“). Autor und Herausgeber war 1972 bis 2014 der Technische Direktor Eckehard Rothenberg; nach 2014 übernahmen Mitglieder des Fördervereins diese Arbeit.

Die Einrichtung im wiedervereinigten Berlin[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Video der Bewegung des Großen Refraktors

Nach der Vereinigung der beiden deutschen Staaten und dem Zusammenwachsen der Berliner Verwaltungen 1990 gelangte die Sternwarte in die städtische Schulverwaltung. Am Großen Refraktor wurden 1989/1990 1995 erhebliche Reparaturen ausgeführt. Das Instrument ist seither wieder funktionsfähig und steht zu nächtlichen Beobachtungen zur Verfügung (Stand Januar 2019). Die gesamte Sternwarte mit ihren Bauten wurde 1995/1996 grundsaniert. Die Ausstellungen wurden neu gestaltet.

Von Mitte 2002 bis Juni 2016 war die Sternwarte dem Deutschen Technikmuseum Berlin zugeordnet. Der langjährige Direktor Dieter B. Herrmann ging 2005 in den Ruhestand. Die Leitung übernahm für einige Zeit der Leiter der Abteilung Astronomie des Deutschen Technikmuseums Klaus Staubermann. Im Jahr 2009 wurde Felix Lühning neuer Leiter der Archenhold-Sternwarte im Deutschen Technikmuseum.

Seit dem 1. Juli 2016 gehört die Archenhold-Sternwarte, neben dem Zeiss-Großplanetarium und dem Planetarium am Insulaner, mit der Wilhelm-Foerster-Sternwarte zur Stiftung Planetarium Berlin. Damit gehört sie in den Verantwortungsbereich der Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie.[8]

Weitere Aktivitäten in Forschung und Lehre seit 1996[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach der Wiedervereinigung wurden die Forschungsabteilungen der Sternwarte aufgelöst und Sternwarte und Planetarium kämpften ums Überleben.[23] Die Gründung eines Fördervereins[24] zur Bindung engagierter Hobby-Astronomen ermöglichte neue Aktivitäten. Der Physiker und Hobby-Astronom Jürgen Rose (PTB Berlin) baute verschiedene Instrumente für nicht-optische Astronomie auf; darunter zum Beispiel ein Radioteleskop auf dem Dach der Sternwarte, eine Funkenkammer, Magnetometer und ein Geigerzählteleskop zur Erforschung der kosmischen Höhenstrahlung.

Für Schau-Zwecke wurde auch ein Foucault-Pendel im Einstein-Saal aufgestellt und ein funktionsfähiges, bewegliches Modell des Großen Refraktors in der Dauerausstellung platziert.

Im Jahr 2000 wurde die Schriftenreihe der Archenhold-Sternwarte mit einer publizistisch-wissenschaftshistorischen Arbeit „Griechische Nächte“ wiederbelebt und seitdem in unregelmäßigen Abständen die Arbeiten der Mitglieder des Fördervereins zu verschiedenen Themen der Astronomie publiziert. Zum gleichen Thema (Griechische Nächte) wurde 2002 auch ein astronomisches Theaterstück fürs Zeiss-Großplanetarium vom Förderverein entwickelt. Der Verein hatte eine Gruppe von Amateurschauspielern unter Leitung einer professionellen Regisseurin engagiert und das Stück wurde im Februar 2003 uraufgeführt.

2004 war die Archenhold-Sternwarte Gründungssitz der Vereinigung für Jugendarbeit in der Astronomie (VEGA e.V.), einer Fachgruppe der Vereinigung der Sternfreunde (VdS e.V.), die überregional Jugendarbeit betreibt und insbesondere das Astronomische Sommerlager organisiert. 2004–05 hatte die VEGA e.V. ihre Postanschrift in der Sternwarte, aber unter dem neuen Leiter war sie Ende 2005 nicht mehr erwünscht und musste ausziehen.

Ausstattung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Großer Refraktor der Archenhold-Sternwarte

Großer Refraktor[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Große Refraktor wurde 1896 für die Berliner Gewerbeausstellung gebaut. Mit einer Objektöffnung von 68 Zentimetern, einer Brennweite von 21 Metern und einer beweglichen Masse von 130 Tonnen ist er eine technische Meisterleistung. Die Linsen fertigte die Firma C. A. Steinheil & Söhne aus München. Der Refraktor steht seit 1967 unter Denkmalschutz.

Zeiss-Kleinplanetarium[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Kleinplanetarium befindet sich in einer acht Meter großen Kuppel und bietet 38 Sitzplätze. Es wurde 1959 als das erste Zeiss-Kleinplanetarium der DDR eröffnet. 1982 wurde es durch das modernere Zeiss-Kleinplanetarium vom Typ ZKP-2 ersetzt. 1994 wurde der Planetariumsraum neu gestaltet.

Sonnenphysikalisches Kabinett[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Auf dem Freigelände der Sternwarte steht das Sonnenphysikalische Kabinett. Es wurde 1965 von Diedrich Wattenberg und Edwin Rolf konzipiert und fertiggestellt. Ein Jensch-Coelostat fängt das Licht der Sonne ein und lenkt es in das Gebäude. Dort zerlegen vier 60°-Prismen das Sonnenlicht in seine Spektralfarben. Mittels des H-alpha-Filters lassen sich auch Protuberanzen und aktive Zonen der Sonne beobachten.

Weitere Teleskope[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die 1962 auf dem Freigelände nördlich des Hauptgebäudes eröffneten zwei Beobachtungskuppeln mit fünf und drei Metern Durchmesser sind mit einem Cassegrain-Teleskop von Zeiss (500 mm Öffnung, 7500 mm Brennweite) sowie einem Coudé-Refraktor (150 mm Öffnung, 2250 mm Brennweite) ausgestattet. Zwei weitere Kuppeln am Dach des Hauptgebäudes beherbergen einen Astrografen (120 mm Öffnung, 600 mm Brennweite) sowie den historischen Urania-Refraktor von 1888, der aus der Berliner Urania umgesetzt wurde. Weiterhin befinden sich in je einer Rolldachhütte auf dem Hauptgebäude ein Kometensucher (Öffnung 250 mm, Brennweite 1620 mm) sowie ein Newton-Teleskop (Öffnung 250 mm, Brennweite 1970 mm).

Wirkungsstätte bekannter Astronomen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Diedrich Wattenberg: Die Archenhold Sternwarte Berlin-Treptow. Berlin 1956.
  • Diedrich Wattenberg: 75 Jahre Archenhold-Sternwarte. Festgabe. Berlin-Treptow 1971 (Archenhold-Sternwarte Berlin-Treptow. Vorträge und Schriften 41).
  • Dieter B. Herrmann: 100 Jahre Archenhold-Sternwarte. 2. Auflage, paetec Gesellschaft für Bildung und Technik, Berlin 1996, ISBN 3-89517-314-2.
  • Dieter B. Herrmann: Sterne über Treptow – Geschichte der Archenhold-Sternwarte. (herausgegeben vom Rat des Stadtbezirks Berlin-Treptow, Abteilung Kultur) Heimatgeschichtliches Kabinett, Berlin 1986.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Archenhold-Sternwarte – Album mit Bildern und Videos
Commons: Archenhold-Sternwarte – Sammlung von Bildern und Videos

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Dieter B. Herrmann: Blick in das Weltall die Geschichte der Archenhold-Sternwarte. 1. Auflage. Berlin 1994, ISBN 978-3-89517-304-2.
  2. a b c Dieter B. Herrmann: 100 Jahre Archenhold-Sternwarte die Geschichte der Archenhold-Sternwarte. 2., erg. Auflage. Berlin 1996, ISBN 978-3-89517-304-2.
  3. a b Benjamin Mirwald: Volkssternwarten Verbreitung und Institutionalisierung populärer Astronomie in Deutschland 1888 - 1935. 1. Auflage. Acta Historica Astronomiae, Nr. 55. Akademische Verlagsanstalt, Leipzig 2014, ISBN 978-3-944913-47-6.
  4. a b c Alexander C. T. Geppert: Berlin 1896: Wilhelm II, Georg Simmel and the Berliner Gewerbeausstellung. In: Fleeting Cities. Palgrave Macmillan UK, London 2010, ISBN 978-1-349-30721-0, S. 16–61, doi:10.1057/9780230281837_2.
  5. a b c d e F. S. Archenhold: Ein ausgedehnter Nebel bei ξ Persei. In: Astronomische Nachrichten. Band 129, Nr. 11, 1892, S. 153–158, doi:10.1002/asna.18921291102.
  6. a b c d Institut für Denkmalpflege (Hrsg.): Die Bau- und Kunstdenkmale der DDR. Hauptstadt Berlin-II. Henschelverlag, Berlin 1984, S. 368/369.
  7. 1926, Fotos der Sternwarte. Abgerufen am 5. Juni 2020.
  8. a b Threeme Distribution: Home. Abgerufen am 27. April 2018.
  9. F. S. Archenhold: NOCTILUCENT CLOUDS AND UNPUBLISHED MEASUREMENTS OF THEIR VELOCITY. In: Monthly Weather Review. Band 56, Nr. 7, 1. Juli 1928, ISSN 1520-0493, S. 278–280, doi:10.1175/1520-0493(1928)56<278:NCAUMO>2.0.CO;2 (ametsoc.org [abgerufen am 24. Januar 2024]).
  10. Günter Archenhold: Leuchtende Nachtwolken. In: Astronomische Nachrichten. Band 266, Nr. 13-14, Januar 1938, ISSN 0004-6337, S. 227–228, doi:10.1002/asna.19382661311 (wiley.com [abgerufen am 24. Januar 2024]).
  11. Gunter Archenhold: Letter to the Editor. In: Quarterly Journal of the Royal Meteorological Society. Band 64, Nr. 277, Oktober 1938, ISSN 0035-9009, S. 611–611, doi:10.1002/qj.49706427706 (wiley.com [abgerufen am 24. Januar 2024]).
  12. F. S. Archenhold: Beobachtungen der Nova (3. 1901) Persei. In: Astronomische Nachrichten. Band 155, Nr. 15, 1901, S. 235–238, doi:10.1002/asna.19011551505.
  13. F. S. Archenhold: Beobachtungen der Nova (3. 1901) Persei. In: Astronomische Nachrichten. Band 155, Nr. 15, Januar 1901, ISSN 0004-6337, S. 235–238, doi:10.1002/asna.19011551505 (wiley.com [abgerufen am 24. Januar 2024]).
  14. Ralph Copeland: Über den neuen Stern in Auriga. In: Astronomische Nachrichten. Band 129, 1892, S. 75C (harvard.edu [PDF]).
  15. Günter Archenhold: Über eine Ursache des unerwarteten Verhaltens der Streustrahlung in der Nähe des Sonnenrandes. In: Astronomische Nachrichten. Band 237, 1930, S. 335.
  16. G. H. Archenhold: The Influence of the Variability of the Mean Latitude of Sunspots on the Recurrence Tendency of Magnetic Disturbances. In: Monthly Notices of the Royal Astronomical Society. Band 99, Nr. 9, 1. Juli 1939, ISSN 0035-8711, S. 723–729, doi:10.1093/mnras/99.9.723 (oup.com [PDF; abgerufen am 24. Januar 2024]).
  17. G. H. A. Archenhold: Some Problems Concerning the Distribution of Sunspots Over the Sun's Disc. In: Monthly Notices of the Royal Astronomical Society. Band 100, Nr. 8, 1. Juni 1940, ISSN 0035-8711, S. 645–655, doi:10.1093/mnras/100.8.645 (oup.com [abgerufen am 24. Januar 2024]).
  18. G. H. A. Archenhold: The Birth Distribution of Sunspots on the Sun's Disc. In: Monthly Notices of the Royal Astronomical Society. Band 101, Nr. 2, 1. April 1941, ISSN 0035-8711, S. 66–69, doi:10.1093/mnras/101.2.66 (oup.com [abgerufen am 24. Januar 2024]).
  19. G. H. Archenhold: A Solar Halo Phenomenon. In: Nature. Band 154, Nr. 3909, September 1944, ISSN 0028-0836, S. 433–433, doi:10.1038/154433a0 (nature.com [abgerufen am 24. Januar 2024]).
  20. a b Chronik Berlin vom 17. August 1946 auf landesarchiv-berlin; abgerufen am 23. Nov. 2014.
  21. Marcel Gäding: Zwölf Jahre verschollen. In: Berliner ZEitung. Berliner Zeitung, 27. September 2003, abgerufen am 22. Januar 2024.
  22. Dietmar Fürst, Eckehard Rothenberg (Hrsg.): Wege der Erkenntnis: Festschrift für Dieter B. Herrmann zum 65. Geburtstag (= Acta Historica Astronomiae. Nr. 21). 1. Auflage. Deutsch, Frankfurt am Main 2004, ISBN 978-3-8171-1744-4.
  23. Dieter B. Herrmann: Astronom in zwei Welten: Autobiographie. Mitteldeutscher Verlag, Halle 2008, ISBN 978-3-89812-557-4.
  24. Förderverein AStW und ZGP Berlin e. V. Abgerufen am 11. Februar 2024.