Archäologisches Nationalmuseum Neapel

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Archäologisches Nationalmuseum Neapel

Das Archäologische Nationalmuseum Neapel (italienisch Museo archeologico nazionale di Napoli – MANN) beherbergt eine der bedeutendsten archäologischen Sammlungen der Welt, insbesondere römischer Kunst, aber auch griechischer Kunst aus Sizilien und altägyptischer Kunst.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Archäologische Museum in Neapel wurde 1787 gegründet. Die Ausstellung wurde in einem 1615 für die Universität von Neapel errichteten Gebäude untergebracht. Die Sammlung besteht aus Artefakten aus römischer Zeit, aus Funden antiker griechischer Städte und Beispielen aus vorrömischen Kulturen Süditaliens, die zur Zeit der Bourbonen gefunden wurden. Statuen, Fresken, Mosaiken und Keramiken bilden den Hauptbestandteil.

1822 wurden die reichen Sammlungen des Königshauses Bourbon-Sizilien in das Museum integriert. Sämtliche Fundstücke aus den beiden Großgrabungen in Pompeji und Herkulaneum – mit allerdings reichlicher Ausnahme von gestohlenem Gut − waren seit Mitte des 18. Jahrhunderts im Königspalast Portici zusammengetragen worden. Dieser war zwar kein offizielles Museum, doch auf Empfehlung und Anmeldung Interessierten zugänglich; zahlreiche Reisende hatten die Fundstücke dort besichtigt, darunter 1787 Goethe, der darüber in seinem Buch Italienische Reise berichtet:[1]

„… jenes Museum ist auch das Α und Ω aller Antiquitätensammlungen; da sieht man recht, was die alte Welt an freudigem Kunstsinn voraus war, wenn sie gleich in strenger Handwerksfertigkeit weit hinter uns zurückblieb.“

„In das Museum traten wir wohl empfohlen und wohl empfangen. Doch war auch uns irgend etwas aufzuzeichnen nicht erlaubt. Vielleicht gaben wir nur desto besser acht und versetzten uns desto lebhafter in die verschwundene Zeit, wo alle diese Dinge zu lebendigem Gebrauch und Genuß um die Eigentümer umherstanden. Jene kleinen Häuser und Zimmer in Pompeji erschienen mir nun zugleich enger und weiter; enger, weil ich sie mir von so viel würdigen Gegenständen vollgedrängt dachte, weiter, weil gerade diese Gegenstände nicht bloß als notdürftig vorhanden, sondern durch bildende Kunst aufs geistreichste und anmutigste verziert und belebt den Sinn erfreuen und erweitern, wie es die größte Hausgeräumigkeit nicht tun könnte.“

Goethe: Italienische Reise, Einträge des 1. Juni und des 18. März 1787

Hinzu kamen mehrere bedeutende, vormals private Sammlungen (wie die Sammlung Farnese), die schon seit der Renaissance bestanden hatten und an das neapolitanische Königshaus gelangt waren.

Ausstellungsgebäude, Räume und Sammlung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Herkules Farnese

Das im Renaissancestil ausgestattete Gebäude ist in vier Ausstellungsbereiche unterteilt. Die Exponate sind wie folgt thematisch geordnet:

  • Erdgeschoss:
    Sammlung Farnese, griechische und römische Skulpturen aus Kampanien
  • Untergeschoss:
    Ägyptische Sammlung, Inschriften
Alexandermosaik (Detail)
  • Zwischengeschoss:
    Geheimes Kabinett, Mosaiken, Münzen und Medaillen
  • Obergeschoss:
    Villa dei Papiri, Neapolitanische und griechische Funde aus der Bucht von Neapel, prähistorische Funde, Ausgrabungen oder Kopien aus Pompeji, Isistempel aus Pompeji, Bilder des Vesuv.
Venus Kallipygos
Ägyptische Sammlung

Das Museum beherbergt die drittgrößte ägyptische Sammlung Italiens (nach dem Museo Egizio in Turin und dem Museo Gregoriano Egizio der Vatikanischen Museen).

Geheimes Kabinett (Gabinetto Segreto)
Atlas Farnese

Im geheimen Kabinett (Gabinetto Segreto) gibt es in einer eigenen Ausstellung eine umfangreiche Sammlung antiker römischer erotischer Fresken, Vasen und Gegenstände, die im Wesentlichen aus den Ausgrabungen in Pompeji stammen. Diese Sammlung war jahrzehntelang nur eingeschränkt zu besichtigen.

Bronzeskulpturen aus der Villa dei Papiri

Bei den Ausgrabungen der bei Herkulaneum gelegenen Villa dei Papiri wurden zahlreiche außergewöhnlich gut erhaltene Bronzeskulpturen entdeckt, die in einer eigenen Sammlung im Museum gezeigt werden.

Bekannte Exponate[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weithin bekannte Exponate sind unter anderem der Herkules Farnese, der Atlas Farnese, die Skulpturengruppe der Tyrannenmörder sowie die Venus Kallipygos. Bekannte Mosaiken sind das Mosaik der Alexanderschlacht aus dem Haus des Fauns in Pompeji, die Blaue Vase aus Pompeji und die sogenannte Perservase.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Da Palazzo degli Studi a Museo Archeologico. Mostra storico-documentaria del Museo Nazionale di Napoli. Neapel 1977
  • Enrica Pozzi u. a.: Das archäologische Nationalmuseum Neapel. Federico Garolla, Mailand 1986
  • Alfonso de Franciscis: Das Archäologische National-Museum von Neapel. Ditta Vincenzo Carcavallo, Neapel 1992
  • Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland (Hrsg.): Meisterwerke der Antike aus dem Archäologischen Nationalmuseum Neapel. Wienand, Köln 1995, ISBN 3-87909-419-5

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Archäologisches Nationalmuseum Neapel – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Text Goethe, Italienische Reise, Eintrag vom 23. März 1787.

Koordinaten: 40° 51′ 12,2″ N, 14° 15′ 1,7″ O