Appell (Kommunikation)

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Ein Appell ist in der Linguistik und der Psychologie eine Funktion der zwischenmenschlichen Kommunikation. Die Aufforderung kann auf Handeln oder Nichthandeln ausgerichtet sein. Dabei können analoge oder digitale Botschaften auf verbaler oder nonverbaler Ebene eingesetzt werden. Ein nonverbaler Appell, der situativ eindeutig wirkt, kann z. B. das Winken eines Hilfesuchenden mit dem Arm sein.

Arten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Es gibt drei Arten von Appellen:[1]

Diese Einteilung geht auf Aristoteles zurück, der diese Arten in seinem Werk Rhetorik als rhetorische Überzeugungsmittel mit „Logos“, „Pathos“ und „Ethos“ bezeichnete.[2]

Appelle dieser Art sind häufig auch Gegenstand der politischen Kommunikation.

Linguistik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach Karl Bühler (vgl. Organon-Modell) zählt die Appellfunktion zu den Axiomen der Sprachwissenschaft. Er ist an einen oder mehrere Empfänger gerichtet und soll bei diesen eine Einstellungs- oder Verhaltensänderung bewirken. Der Appell beinhaltet eine Aufforderung zum Handeln oder Nichthandeln. Die appellative Textfunktion dominiert typischerweise in Textklassen wie zum Beispiel in der Werbung. Der Appell kann dabei mehr oder weniger offen bzw. verdeckt erfolgen.

Die verschiedenen Formen des Appells sind:

Literaturwissenschaft[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In der Literaturwissenschaft beginnt die Beschäftigung mit der Appellfunktion von Texten in jüngerer Zeit mit Roman Jakobsons Textfunktionslehre und setzt sich in Wolfgang Isers Wirkungsästhetik explizit fort.

Appell-Ebene bei Friedemann Schulz von Thun[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In dem Vier-Seiten-Modell (auch „Kommunikationsquadrat“ oder „Vier-Ohren-Modell“) der Kommunikation von Friedemann Schulz von Thun ist der Appell eine Ebene jeglicher Mitteilung bzw. beim Empfänger einer der vier Aspekte, auf die beim Hören geachtet wird. Die vier Seiten können sich gegenseitig überlagern, so dass beispielsweise der Inhaltsaspekt oder die Handlungsaufforderung weitgehend hinter mitschwingenden Emotionen der Botschaft verschwindet.

Von Thun beschäftigt sich mit mehreren Problemkategorien: So kann ein Appell grundsätzlich auf Ablehnung stoßen, auch wenn er inhaltlich berechtigt ist, solange die Beziehungsebene von Sender und Empfänger eine Befolgung dessen nicht zulässt, z. B. weil es die Freiheit oder Ehre des Empfängers verletzten würde. Er beschreibt in diesem Zusammenhang die komplexe Abwehrreaktion der Reaktanz. Weiter können Appelle keine „tiefgreifenden“ Veränderungen herbeiführen (z. B. man rät einem Freund, mit dem Rauchen aufzuhören), in den meisten Fällen seien „gut gemeinte“ Ratschläge sogar schädlich.[3]

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Linguistik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Karl Bühler: Die Axiomatik der Sprachwissenschaften. In: Kant-Studien 38. Frankfurt, 1933. S. 19–90.

Literaturwissenschaft[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Wolfgang Iser: Die Appellstruktur der Texte. Unbestimmtheit als Wirkungsbedingung literarischer Prosa. In: R. Warning (Hrsg.): Rezeptionsästhetik. München 1975.
  • H. Link: ‚Die Appellstruktur der Texte‘ und ein ‚Paradigmenwechsel in der Literaturwissenschaft‘? In: Jahrbuch der deutschen Schillergesellschaft 17, 1973. S. 532–583.

Psychologie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Siegfried J. Schmidt, Handbuch Werbung, 2004, S. 101 ff.
  2. Aristoteles/Christof Rapp: Rhetorik. 2002, 1356a2 – 20.
  3. Friedemann Schulz von Thun: Miteinander reden 1 – Störungen und Klärungen. Allgemeine Psychologie der Kommunikation. Rowohlt, Reinbek 1981, ISBN 3-499-17489-8, S. 209–253.