Algirdas

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Darstellung Algirdas des Chronisten Alexander Guagnini
Siegel des litauischen Großfürsten Algirdas in ruthenisch „Ольгер печатьки (Siegel des Olger)“

Algirdas (polnisch Olgierd belarussisch Альгерд deutsch Olgerdt;[1] * 1296 oder 1304[2]; † 24. Mai 1377) war als Sohn des Gediminas ab 1345 Großfürst von Litauen.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ursprünglich war er nur ein Teilerbe seines Vaters. Er entmachtete aber seinen jüngeren Bruder, den Großfürsten Jaunutis in Wilna. Dabei arbeitete er mit einem anderen Bruder, Kęstutis, zusammen, der die Grenze zum Deutschen Orden verteidigte und ebenfalls mit Jaunutis Herrschaft unzufrieden war. Für den Rest seines Lebens blieb die Zusammenarbeit erhalten.

Algirdas dehnte die Grenze seines Staates auf Kosten der ruthenischen Fürstentümer und ihrer Oberherren, der zerfallenden Goldenen Horde aus. 1362 schlug er drei Tartarenfürsten in der Schlacht an den Blauen Wassern am Bug und fügte Kiew endgültig seinen Besitzungen hinzu. Damit erstreckte sich sein Staatsgebiet im Westen über Wolhynien, im Süden über Kiew und im Osten bis zur Grenze des Großfürstentums Moskau. Algirdas führte auch drei Kriege gegen den emporstrebenden Moskauer Großfürsten Dmitri Donskoi, die zweimal erst vor der Kremlfestung endeten.

Algirdas’ politisches Programm lag in der Vereinigung der Fürstentümer der früheren Kiewer Rus unter seiner Führung.

Im Krieg gegen den Deutschen Orden war er weniger erfolgreich. 1348 wurden die Litauer an der Streva schwer geschlagen und auch die Folgezeit brachte keine Erleichterung, 1362 zerstörte ein Ordensheer die Burg von Kaunas. Ein von Algirdas und Kęstutis geführtes Invasionsheer erlitt 1370 in der Schlacht bei Rudau unweit Königsbergs eine schwere Niederlage.

Algirdas Nachfolger wurde sein Sohn Jogaila, der sich in schweren Kämpfen gegen seinen Onkel Kęstutis durchsetzte.

Nachkommen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Algirdas war in erster Ehe mit Maria von Witebsk (bis 1346) und in zweiter Ehe mit Uljana von Twer (1350–1377) verheiratet.[3] Aus den Ehen gingen zahlreiche Söhne und Töchter hervor.

Die Reihenfolge der Kinder ist nicht immer klar.[4]

Als Söhne sind bekannt[5]
von Maria

  • Andrej (1325–1399), Fürst von Polozk (1342–1387), Herrscher von Pskow (1342–1348), Regent von Nowgorod (1394)
  • Dmitrij (1327–1399). Fürst von Brjansk (1356–1379, 1388–1399), Perejaslawl-Rjasan (1379–1388)
  • Konstantin (?–vor 1390), Fürst von Tschartorysk
  • Wladimir (?–ab 1398), Fürst von Witebsk (bis 1367), Kiew (1362/67–1394), Kopyl, Słuck
  • Fiodoras, (?–ab 1394), Fürst von Rylsk (1379–?), Ratno (1377/87–1394), Brjansk (1393)

von Uljana

  • Skirgaila (um 1354–1394), Fürst von Witebsk (um 1373–1381), Trakai (1382–1392), Polozk (1387–1394), Kiew (1394), Regent im Großfürstentum Litauen (1386–1392)
  • Dmitrij Korybut (um 1355–vor 1404), Fürst von Nowgorod-Sewerskij (1386–1392/93)
  • Lengvenis (um 1356–ab 1431), Fürst von Mstislawl (1390–1431), Regent von Nowgorod (1389–1392)
  • Jogaila (um 1362–1434), Großfürst von Litauen (1377–1381, 1382–1392), König von Polen (1386–1434)
  • Karigaila (um 1364/67–1390), Fürst von Mstislawl
  • Minigaila (um 1365/68–1382)
  • Vygantas (um 1372–1392), Fürst von Kernavė
  • Švitrigaila (um 1373–1452), Großfürst von Litauen (1430–1432), Fürst von Wolhynien (1437–1452)

Töchter

  • Fiedora, Ehefrau von Swjatoslaw von Karatschew
  • unbekannt (?–nach 1370), Ehefrau von Fürst Iwan Nowosilski
  • Agrippina (ab 1342–1393), Ehefrau von Boris von Susdal
  • Kenna (um 1350–1368), Ehefrau von Kasimir IV. von Pommern-Słupsk
  • Euphrosina (um 1352–1405/06), Ehefrau von Großfürst Oleg von Rjasan
  • Helen (um 1357/60–1438), Ehefrau von Wladimir Chrobry
  • Maria (um 1363–?), Ehefrau von Vaidila und Dawid von Gorodez
  • Wilheida (Katharina) (um 1369/74–1422), Ehefrau von Johann II. von Mecklenburg-Stargard
  • Alexandra (um 1368/70–1434), Ehefrau von Siemovit IV. von Masowien
  • Jadwiga (um 1375–nach 1407), Ehefrau von Jan III. von Oświęcim

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Klaus Conrad: Litauen, der Deutsche Orden und Karl IV. 1352–1360. In: Zeitschrift für Ostforschung. Band 21, 1972, S. 20–41 (doi:10.25627/19722112707).
  • Rasa J. Małzeika: The relations of Grand Prince Algirdas with eastern and western Christians. In: La cristianizzazione della Lituania. Atti del Colloquio internazionale di storia ecclesiastica in occasione del VI centenario della Lituania cristiana. Roma, 24–26 giugno 1987. (= Pontifico Comitato di scienze storiche. Atti e documenti. 2). Città del Vaticano, 1989, S. 63–84.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Algirdas, Grand Duke of Lithuania – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Anmerkungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Karl Friedrich Pauli: Allgemeine Preußische Staats-Geschichte, Vierter Band, Verlag und Druck Christoph Peter Franckens, Halle 1763.
  2. Andrzej Nowak: Polen und Russland. Eine Nachbarschaft der Freiheit und des Despotismus 10.–21. Jhd. Polska Fundacja Humanistyczna, Krakau 2023, ISBN 978-83-7553-376-7, S. 61.
  3. Außerdem wurde eine Ehefrau Anna erwähnt. T. Wasilewski (1990) nimmt eine dritte Ehefrau an, T. Tęgowski (1999) eine Identität mit Maria
  4. Neuere Forschungen zu diesen Themen sind: Tadeusz Wasilewski: Synowie Giedymina W. ks. Litwy a następstwo tronu po nim. In: Annales Universitatis Marie Curie-Sklodowska. Sectio F. Historia. Band 45, 1990, S. 124–137; Jan Tęgowski: Pierwsze pokolenia Giedyminowiczów. Poznań/Wrocław 1999 und Jarosław Nikodem: Synowie Giedymina. Próba ustalenia kolejności urodzeń. In: Genealogia. Studia i Materiały Historyczne. Band 13, 2001, S. 7–30.
  5. Die Aufzählung folgt Josef Wolff: Ród Gedimina. Dodatki i poprawki do dzieł K. Stadnickiego: «Synowie Gedymina», «Olgierd i Kiejstut» i «Bracia Władysława Jagiełły». Kraków 1886, eine z. T. andere Reihenfolge schlägt J. Tęgowski (1999) vor.
VorgängerAmtNachfolger
JaunutisGroßfürst von Litauen
1345–1377
Jogaila