Albrecht von Hanau-Münzenberg

Van Wikipedia, de gratis encyclopedie

Albrecht (Albert) von Hanau-Münzenberg-Schwarzenfels (* 12. November 1579; † 19. Dezember 1635 in Straßburg) war neben dem Erbgrafen, Philipp Ludwig II., der einzige Sohn von Graf Philipp Ludwig I. (* 1553; † 1580) und der Gräfin Magdalene von Waldeck (* 1558; † 1599), der das Erwachsenenalter erreichte.

Vormundschaft[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Da beim Tod seines Vaters im Jahre 1580, dessen Kinder alle noch minderjährig waren, war eine Vormundschaft erforderlich. Sie wurde zunächst von Graf Johann VI., dem Älteren, von Nassau-Dillenburg, Graf Ludwig I. von Sayn-Wittgenstein und Graf Philipp IV. von Hanau-Lichtenberg gebildet und letztendlich erst 1608 endgültig beendet. Philipp IV. ließ sich 1585 als Vormund durch seinen Sohn, Graf Philipp V. von Hanau-Lichtenberg, der im Schloss Babenhausen residierte, ersetzen.

Schon 1581 vermählte sich die Gräfinwitwe Magdalena mit Graf Johann VII., dem Mittleren, von Nassau-Siegen, dem Sohn eines der Vormünder. Dadurch kamen Graf Albrecht und sein Bruder an den Nassau-Dillenburger Hof. Dieser war ein Zentrum der reformierten Glaubensrichtung in Deutschland und eng mit dem ebenfalls reformierten kurpfälzischen Hof verbunden.

Diesem reformierten Einfluss aber widersetzte sich der (lutherische) Mitvormund Philipp IV. und später sein Sohn Philipp V. von Hanau-Lichtenberg, vehement, wenn auch letztendlich vergeblich. Philipp V. versuchte, den ebenfalls lutherischen Herzog Reichard von Pfalz-Simmern in die Vormundschaft zu lancieren, was ihm – trotz eines entsprechenden Mandats des Reichskammergerichts – aber nicht gelang: Die reformierte Mehrheit der Vormundschaft verhinderte die Huldigung der Untertanen gegenüber dem Herzog. Es gelang der reformierten Partei darüber hinaus, den Pfalzgrafen und Kuradministrator Johann Kasimir von Pfalz-Lautern als „Obervormund“ – ein reines Ehrenamt – zu installieren und damit die reformierte Position innerhalb der Vormundschaft weiter zu stärken.

Das Ende der vormundschaftlichen Regierung lässt sich schwer bestimmen. Im Jahr 1600 waren die Vormünder im Streit mit Philipp Ludwig II. aus dessen Vormundschaft geschieden, für Albrecht bestand sie aber bis 1604 weiter, denn Volljährigkeit wurde erst im Alter von 25 Jahren erreicht. Die Abrechnung über die Vormundschaft erfolgte erst im Jahr 1608 auf Drängen des Kurfürsten Friedrich IV. von der Pfalz.

Jugend[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ab 1588 besuchte Albrecht die Tertia Classis des Pädagogicums und schon seit 1585 die Hohe Schule in Herborn[1], wo auch sein Bruder, Philipp Ludwig II., studierte. Ab 1591 studierte er an der Universität Heidelberg, zu deren Rektor er am 20. Dezember 1591 gewählt wurde, ein Amt, das er bis zum 6. Juli 1593 bekleidete.[2]

Politik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Graf Albrecht befand sich lebenslang in heftigem Streit mit seinem Bruder Philipp Ludwig II., dessen Erben, Graf Philipp Moritz (* 1605; † 1638), und der vormundschaftlichen Regentin, Gräfin Katharina Belgica. Der Streit wurde zum Teil gerichtlich, zum Teil auch gewalttätig ausgetragen. Albrecht strebte mindestens eine Sekundogenitur, wenn nicht gar eine Landesteilung an. Philipp Ludwig II. beharrte dagegen auf dem Recht des Hauses Hanau, das mit seinem Primogeniturstatut aus dem Jahr 1375 ihn zum alleinigen Erben erklärte.

Weil sich seine Vormünder im Streit mit Philipp Ludwig II., spätestens aber ab dessen Volljährigkeit, auf die Seite des noch unter ihrer Vormundschaft stehenden Albrecht schlugen, führte das auch zu heftigen Auseinandersetzungen zwischen Philipp Ludwig II. und den Vormündern. Schließlich wurde ein Vergleich ausgehandelt, der Albrecht mit den hanauischen Ämtern Schwarzenfels und Ortenberg, der Kellerei Naumburg und dem hanauischen Anteil an Assenheim ausstattete. Er residierte daraufhin in der Burg Schwarzenfels.

Aber auch dieser Vergleich führte nicht zu einer Beruhigung der Situation, da Albrecht nunmehr darauf bestand, dass er eigene, auf diesem Territorium beruhende Landeshoheit habe, Philipp Ludwig II. dagegen davon ausging, dass die Landeshoheit bei ihm geblieben und Albrecht lediglich die wirtschaftliche Nutzung zugesprochen worden sei.

Albrecht und seine Familie mussten, bedingt durch den Dreißigjährigen Krieg, wohl 1633, Schwarzenfels verlassen, flohen zuerst nach Worms und später nach Straßburg, wo sie mit großen finanziellen Schwierigkeiten zu kämpfen hatten.

Tod[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Graf Albrecht starb am 19. Dezember 1635 im Exil in Straßburg. Eine Leichenpredigt ist überliefert[3].

Erst mit dem Tod des Grafen Albrecht kam es im Hause Hanau-Münzenberg zu einer Beilegung des Streits, da sein Sohn und Erbe, Johann Ernst, darauf verzichtete, landesherrliche Rechte geltend zu machen.

Familie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Albrecht heiratete am 16. August 1604 Gräfin Ehrengard von Isenburg (* 1. Oktober 1577; † 20. September 1637 in Frankfurt am Main), nach anderen Quellen auch „Irmgard“[4]. Sie hatten folgende Kinder:

Grabplatte des Grafen Albrecht (Albert) (1606–1614) in der Andreaskapelle des Klosters Schlüchtern
  • Albrecht (Albert) (* 1606; † 13. September 1614), begraben im Kloster Schlüchtern. Die Bestattung wurde 1938 und 1986 im Rahmen archäologischer Ausgrabungen untersucht und anschließend wieder beigesetzt.[5]
  • Moritz (* 1606; † noch als Kind)
  • Katharina Elisabeth (* vor oder am 14. September 1607; † 14. September 1647), verheiratet mit Graf Wilhelm Otto von Isenburg-Birstein (* 1597; † 1667)
  • Johanna (* 1610; † 13. September 1673 in Delft), verheiratet mit
    • 1.) Wild- und Rheingraf Wolfgang Friedrich von Salm (* 1589; † 24. Dezember 1638) seit September 1637[6]). Die Ehe blieb kinderlos.
    • 2.) Prinz Manuel António von Portugal (* 1600; † 1666) am 14. Dezember 1646. Aus dieser Ehe gingen hervor:
1.) Wilhelmina Amalia (* 1647; † 14. November 1647)
2.) Elisabeth Maria (* 20. November 1648 in Delft; † 15. Oktober 1717 in Vianen), verheiratet am 11. April 1678 mit Oberstleutnant Baron Adriaan von Gent (* 16. Februar 1645 in Den Haag; † 10. August 1708)
Hervorgehoben wird in der Literatur, dass Johanna kaum etwas in die Ehe mitbrachte.[7] Die Linie Hanau-Münzenberg-Schwarzenfels war durch den Dreißigjährigen Krieg sehr verarmt. Bedeutung erlangt Johanna vor allem durch ihre zweite Ehe – eine Verbindung zwischen einer deutschen Adligen reformierter Konfession und einem Mitglied des römisch-katholischen, portugiesischen Königshauses. Manuel António von Portugal war ein Enkel des portugiesischen Thronprätendenten António von Crato aus dem Haus Avis. Nachdem er seinen Thronanspruch nicht durchsetzen konnte, floh die Familie in die Generalstaaten, die nördlichen Niederlande, die vornehmlich reformiert waren. Die südlichen Niederlande, die Spanischen Niederlande (heute: Belgien) waren römisch-katholisch geblieben. Das Leben des Manuel António spielte sich zwischen diesen beiden Polen ab. 1643 befand er sich – nach seiner vierten Konversion – wieder einmal in den Diensten der nördlichen Niederlande. Die Ehe mit der weitläufig mit dem Haus Oranien-Nassau verschwägerten, reformierten Gräfin von Hanau-Münzenberg-Schwarzenfels sollte seine Bindung an die Generalstaaten stärken und ein erneutes Wechseln in den verfeindeten römisch-katholischen Süden verhindern.

Vorfahren[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ahnentafel Graf Albrecht von Hanau-Münzenberg-Schwarzenfels
Urgroßeltern

Philipp II. von Hanau-Münzenberg (* 1501; † 1552)

Juliana zu Stolberg (* 1506; † 1580)

Johann II. von Pfalz-Simmern (* 1509; † 1557)

Beatrix von Baden (* 1492; † 1535)

Heinrich VI. von Waldeck in Wildungen (* 1465; † 1513)

Anastasia von Runkel (* 1477; † 1503)

Salentin VII. von Nieder-Isenburg (* 1492; † 1534)

Elisabeth von Hunolstein († 1538)

Großeltern

Philipp III. von Hanau-Münzenberg (* 1526; † 1561)

Helena von Pfalz-Simmern (* 1533; † 1579)

Philipp IV. von Waldeck (* 1493; † 1574)

Jutta von Isenburg († 1564)

Eltern

Philipp Ludwig I. von Hanau-Münzenberg (* 1553; † 1580)

Magdalene von Waldeck (* 1558; † 1599)

Graf Albrecht

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • A. W. E. Dek: Graf Johann der Mittlere von Nassau-Siegen und seine 25 Kinder. Rijswijk 1962.
  • Reinhard Dietrich: Die Landesverfassung in dem Hanauischen. Die Stellung der Herren und Grafen in Hanau-Münzenberg aufgrund der archivalischen Quellen (= Hanauer Geschichtsblätter 34). Selbstverlag des Hanauer Geschichtsvereins, Hanau 1996, ISBN 3-9801933-6-5.
  • J. L. J. van Kamp: Nog een tak afstammelingen van Willem de Zwijger. In: De nederlandsche Leeuw. Heft LXXIV, 9 (September 1957), Spalte 266 – 287; 306 – 316.
  • Ute Müller-Ludolph: Philipp Ludwig II. von Hanau-Münzenberg (1576 - 1612) – Eine politische Biographie (Quellen und Forschungen zur hessischen Geschichte 83), Darmstadt 1991, ISBN 3-88443-172-3
  • Reinhard Suchier: Genealogie des Hanauer Grafenhauses in: Festschrift des Hanauer Geschichtsvereins zu seiner fünfzigjährigen Jubelfeier am 27. August 1894, Hanau 1894.
  • Reinhard Suchier: Die Grabmonumente und Särge der in Hanau bestatteten Personen aus den Häusern Hanau und Hessen. In: Programm des Königlichen Gymnasiums zu Hanau. Hanau 1879. S. 1–56.
  • Gustav Toepke: Die Matrikel der Universität Heidelberg von 1386 bis 1662. Heidelberg 1884. Bd. 2.
  • K. Wolf: Die vormundschaftlichen Regierungen des Grafen Johann des Älteren von Nassau-Dillenburg in der Grafschaft Hanau-Münzenberg in: Hanauisches Magazin 15 (1936), S. 81–94 u. 16 (1937), S. 1–14
  • Gerd Wunder, Max Schefold, Herta Beutter: Die Schenken von Limpurg und ihr Land = Forschungen aus Württembergisch Franken 20. Sigmaringen 1982.* Ernst Julius Zimmermann: Hanau Stadt und Land, 3. Auflage, Hanau 1919, ND 1978.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Gottfried Zedler u. Hans Sommer: Die Matrikel der Hohen Schule und des Paedagogikums zu Herborn = Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Nassau 5. Wiesbaden 1908, S. 7 (Nr. 74), S. 186 (Nr. 67).
  2. Toepke, Bd. 2, S. 151, 164, 620
  3. Katalog der Leichenpredigten und sonstigen Trauerschriften im Hessischen Staatsarchiv Marburg = Marburger Personalschriften-Forschungen 14, Sigmaringen 1992; Signatur: 81. Regierung Hanau A 38,9 1
  4. Hessisches Staatsarchiv Marburg: O.I.a. 432 vom 4. Juni 1623, Zeile 39
  5. Vgl.: Reinhard Dietrich: Archäologische Untersuchungen in der Andreaskapelle des Klosters Schlüchtern. In: Hanauer Geschichtsblätter 30 (1988), S. 327–334.
  6. Anders Dek, S. 30: 1. Februar 1637.
  7. Kamp, Sp. 273.
  8. Ein kompletter Stammbaum lag nicht vor. Wunder/Schefold/Beutter (S. 46) zeigen nur männliche Mitglieder des Hauses, soweit sie ihnen genealogische Bedeutung zumessen.